So, heute traf sie nun also ein - die erste (und vermutlich wohl für lange Zeit einzige) DVD von Warner mit zwei deutschen Synchros. Und die haben es beide in sich. Zumindest die Frage Ackermann oder nicht Ackermann ist nun geklärt. Ansonsten habe ich mir heute abend ganz schön den Kopf zerbrochen. Ich denke mal, das ist eine DVD, die einfach jeder hier aus dem Forum sich zulegen sollte. Daher hoffe ich, daß die Resonanz diesmal etwas größer ausfällt, als leider meist bei den alten Klassikern. Da über die Besetzung der alten Fassung bislang nichts bekannt und also bis zum Erscheinen der DVD Imagination Tür und Tor geöffnet war, habe ich mir diesmal ausnahmsweise erlaubt, an dritter Stelle die mir in den letzten Monaten für die alte Fassung erhoffte Idealbesetzung mit anzuführen. ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN(Arsenic an Old Lace)USA 1941/44
DEUTSCHE ORIGINALVERSION 1957 -----------------------------Erst-Verleih Warner Bros. Continental Films Inc., Frankfurt/Main Dt. Erstaufführung 12.05.1952 (Originalfassung mit deutschen Untertiteln) ??.??.1957 (Synchronfassung) Deutsche Bearbeitung Deutsche Mondial Film GmbH, München (1957) (?) Dialogregie ?? Deutsches Buch ?? ----------------------------- ----------------------------- NEUSYNCHRONISATION 1962 ----------------------------- Erst-Verleih Atlas Film Dt. Erstaufführung 21.12.1962 Deutsche Bearbeitung Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke, Berlin/West (1962) Dialogregie Klaus von Wahl Deutsches Buch Fritz A. Koeniger ----------------------------- ----------------------------- Rolle Darsteller 1957 1962 (Wunsch) ----------------------------- Mortimer Brewster Cary Grant Peter Pasetti Ottokar Runze (Curt Ackermann) Elaine Harper Priscilla Lane Ingrid Pan (*1) Renate Küster (Margot Leonard) Jonathan Brewster Raymond Massey Klaus W. Krause Friedrich Joloff (Friedrich Joloff) Sergeant O’Hara Jack Carson Niels Clausnitzer ?? (Harald Juhnke) Mr Witherspoon Edward E. Horton ?? ?? (Erich Fiedler) Dr. Einstein Peter Lorre Wolfgang Büttner Helmut Ahner (Alfred Balthoff o. Walter Bluhm) Tante Abby Josephine Hull ?? Elfe Schneider (Agnes Windeck) Tante Martha Jean Adair ?? Ursula Krieg (Ursula Krieg) Teddy Roosevelt John Alexander Werner Lieven Alexander Welbat Lt. Rooney James Gleason ?? Hans Hessling Reverend Harper Grant Mitchell ?? Kurt Mühlhardt (?) Polizei Sgt Brophy Edward McNamara Ernst Konstantin Benno Hoffmann Taxifahrer Gary Owen Erich Ebert F.G. Beckhaus (?) Officer Saunders John Ridgely ?? Erich Poremski Richter Cullman Vaughan Glaser ?? Herbert Grünbaum (?) Dr. Gilchrist Chester Clute ?? Paul Esser Reporter ad Standesamt Charles Lane ?? Harry Wüstenhagen Photograph a Standesamt Hank Mann ?? ?? Mr Gibbs Edward Mc Wade ?? Knut Hartwig Standesbeamter Spencer Charters ?? ?? New York Pitcher Sol Gorss ?? ?? Junger a Standesamt Spec O’Donnell kein Dialog kein Dialog Schiedsrichter Lee Phelps ?? ?? Mann id Telefonzelle Leo White kein Dialog kein Dialog Polizist, der Mortimer von den Fesslen befreit Peter Schiff
----------------------------- (*1) Hier bin ich mir ziemlich sicher, kam allerdings nur deshalb darauf, weil ich erst kürzlich den Hörspiel-Vierteiler PETER VOSS DER MILLIONENDIEB (BR 1960) hörte. Ich habe dann nochmal verglichen und die Stimme hat doch etwas sehr Eigenes.
(*2) Es gibt Momente, da ist Offenbach für mich unverkennbar (z.B. ab 47'50). An anderen Stellen klingt die Stimme derart komplett anders, daß man sich fragt, ob hier mehrere Sprecher eingesetzt wurden. Ich dachte manchmal an Erich Kestin; manchmal fühlte ich mich an Ernst Schröder erinnert. In jedem Fall wird die Stimme sehr stark nach oben gepresst und weinerlich verstellt. In anderen Momenten ist sie aber nüchterner und da ist Offenbach für mich eindeutig. Beide Synchros haben sehr gute und witzige Bücher, und es hält sich alternierend die Waage, wer jeweils wann und wo mit dem besseren Dialog gerade die Nase vorn hat. Pasetti und Runze machen genau den gleichen Fehler: sobald es abgedrehter wird, fangen sie an zu "Kiecksen". Pasetti macht es nicht so extrem wie für Bud Abbott in VORSICHT, GESPENSTER ! (DF 1951) ist aber manchmal nah dran. Runze entfernt sich dann doch zu stark von einem glaubhaften Grant, sobald er hysterisch spielt. Wenn sie normal sprechen, kann man beide als Grant akzeptieren, wobei Pasetti dann einen Tick mehr überzeugt; an Ackermann reicht natürlich keiner heran. Für mich sind sie dann nach Lukschy und Klinger jeweils die 4. Wahl. Für Raymond Massey ist Friedrich Joloff in der zweiten Synchro die bessere Wahl, wobei Krause in dieser ungewohnten Rolle seine Sache doch überraschend gut macht. Sowohl Offenbach als auch Ahner versuchen merklich, Lorres Sprechstil aus der Originalfassung zu kopieren, was beiden recht gut gelingt. Obwohl sie damit wohl sogar näher am Original liegen, hätten Balthoff oder Bluhm mehr überzeugt. Die Tanten sind in beiden Versionen treffend und humorvoll besetzt. Werner Lieven und Alexander Welbat sind beide sehr treffend für John Alexander. Jack Carson und Edward Everett Horton geben mir unlösbare Rätsel auf.
Unterm Strich wurde die alte Fassung mit einem Schuß mehr Tempo und Spielfreude inszeniert. Beide sind gelungen dank guter Dialoge, verkaufen sich aber durch die eigenwilligen Besetzungen auch unter Wert. Wäre die Neusynchro mit Ackermann und Balthoff gewesen, hätte sie die alte sicher deutlich getoppt. So aber Sieg nach Punkten für die Fassung von 1957. In der Fassung von 1962 fehlen insgesamt 5 Szenen, in der Erstfassung wurden alle bis auf eine (daß Patienten selbst ihre Einweisung nach "Glückstal" (in der neuen Fassung "Seelenfrieden") unterschreiben empfand die FSK als anstößig) synchronisiert. Darunter auch das unübersetzbare Wortspiel "Crowsbelt", dessen deutsche Lösung aber nicht funktioniert. Warner setzte Pasetti ein Jahr später nochmals in INDISKRET für Grant ein, für Runze blieb es der einzige Einsatz für den Star. Es ist besonders schade und unverständlich, daß trotz zweier Synchros Ackermann ausgerechnet in diesem Film nicht spricht, obwohl BSG idR immer Ackermann für Grant besetzt hat. Ein Jahr später machte das Team Koeniger, von Wahl, Ackermann CHARADE. Man kann also nur mutmaßen, daß man glaubte, da es sich um einen älteren Film mit dem noch jüngeren Grant handelte, der zudem oft sehr abgedreht ist, Ackermann wäre zu tief, zu seriös oder zu alt. Doch wenn man sich Ackermann in ICH WAR EINE MÄNNLICHE KRIEGSBRAUT (DF 1950) oder gerade unter der Dusche albernd in CHARADE in Erinnerung ruft, weiß man, was man bei diesem Film mit seiner Nicht-Besetzung versäumt hat. So, nun hoffe ich doch auf ein paar schöne Beiträge und daß sich die Geheimnisse dieser deutschen fassungen nach und nach noch lüften lassen...
Viele Grüße,
Christoph -----------------------------------------------
BITTE SIGNIERT, FÖRDERT UND UNTERSTÜTZT DIE "QUALITÄTS DVDS DER EDGAR WALLACE KRIMIS" PETITION: http://www.petitiononline.com/EdgarDVD/petition.html Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese". Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
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