Ein kleiner, überschaubarer Thread zu einem Schauspieler, den nur sehr wenige kennen dürften. Eles wurde in Budapest geboren, seine Eltern starben im Krieg und er lebte in verschiedenen staatlichen Einrichtungen. 1956 floh er während des Ungarn-Aufstandes über Österreich nach England. Er lernte schnell die Sprache und interessierte sich für die Schauspielerei. Am Theater hatte er bald Erfolge und fasste auch Fuß im Fernsehen, zumeist in Theater-Adaptionen. Häufig sah man ihn als "Exoten", zumeist spielte er Franzosen. Auch der Film ließ nicht lange auf sich warten-denn optisch war der schmale, dunkle Ungar als junger Liebhaber oder hinterlistiger Upperclass-Tunichtgut ideal. Seltsamerweise kam seine Filmkarriere nie richtig in Gang. Während er jahrzehntelang erstklassige Theaterkritiken bekam, populär vor allem für Tschechow- und Gorki-Stücke war (auch in Fernsehadaptionen) und für seine Intensität gelobt wurde, sah man in den meisten Filmen wenig davon. Er war als Liebhaber vor der Kamera unbrauchbar-denn hier waren Liebesszenen intensiver und anders, oft auch freizügiger als auf der Bühne in Stücken, wo es meist nur angedeutet wurde. Eles gehörte zu jenen Homosexuellen, die körperliche Nähe zu Frauen ab einem gewissen Grad nur schwer ertrugen (erzählten u.a. Stephen Fry und John Fraser). Hatte er dann eine so freizügig-fordende Partnerin wie Ingrid Pitt, dann wurde er zu einem steifen, nahezu ausdruckslosen Lackaffen, der farblos und fast lächerlich wirkte. Er war auch jemand, der einen wirklichen Regisseur brauchte-bei Freddie Francis, der nahezu alles den Akteuren überließ, war er verloren. Und bot in "Frankensteins Ungeheuer" eine nahe zur Parodie gewordene Darbietung eines naiven jungen Helden. Andererseits waren Rollen wie in "Ein Mann geht seinen Weg" als affektierter junger Schmarotzer. In "Tödliche Ferien" wirkte er unheimlich und undurchsichtig. Sein eiskalter KGB-Offizier in "Scorpio" war glaubhaft genug, um die Angst seiner Untergebenen nachzuvollziehen. Auch als eleganter Ganove im "Haus am Eaton Place" wußte er zu überzeugen. In England war er auch wegen seiner Mitwirkung in der Seifenoper "Crossroads" beliebt. 1996 war er an einem Bartok-Opernprojekt mit den Berliner Philharmonikern beteiligt. Der als fröhlich, gesellig aber nicht langfristig bindungsfähig beschriebene Schauspieler lebte sehr einzelgängerisch-darum dauerte es nahezu drei Wochen, bis man ihn vermisste. Er lag tot in seiner Wohnung, Herzinfarkt während eines Manuskriptstudiums.
Danke für eventuelle Ergänzungen der überschaubaren Liste!
1961: * Der Rebell - * Ein Mann geht seinen Weg - Wolfgang Draeger * One Step Beyond (Serie, 1 Ep) 1962: * Flucht aus dem Dunkel - 1963: * Frankensteins Ungeheuer - Claus Wilcke 1964: * Versuch's mal auf französisch - * Mit Schirm, Charme und Melone (Serie, 1 Ep)- 1966: * Danger Man (Serie, 1 Ep) * Der Baron (Serie, 2 Ep)- * The Magnificent Two 1965 bis 68: * Simon Templar (Serie, 2 Ep) - Eckart Dux / Tommi Piper 1967: * Mit Schirm, Charme und Melone (Serie, 1 Ep)- Erwin Schastok 1969: * Spezialauftrag (Serie, 1 Ep)- * Der Brief an den Kreml - 1970: * Timeslip (Serie, 6 Ep) * Tödliche Ferien - Ronald Nitschke * Comtesse des Grauens - Elmar Wepper * Department S (Serie, 1 Ep)- Thomas Danneberg 1971: * Jason King (Serie, 1 Ep)- Christian Brückner * 1000 Convicts and a Woman 1972: * Gene Bradley in geheimer Mission (Serie, 1 Ep)- * Z Cars (Serie, 1 Ep)- 1973: * Ein Fall für Scotland Yard (Serie, 1 Ep)- * Scorpio, der Killer - Norbert Langer * Das Haus am Eaton Place (Serie, 1 Ep)- Wolfgang Draeger 1975: * Die letzte Nacht des Boris Gruschenko - 1977: * The Assignement 1978: * Der große Grieche- * Die Profis (Serie, 1 Ep)- Wolfgang Pampel 1981: * Das Geheimnis der 7 Zifferblätter - 1984: * Vorsicht, Hochspannung! (Serie, 1 Ep)- 1990: * Making News (Serie, 1 Ep) * Gezinktes Spiel - 1991: * Sherlock Holmes and the Leading Lady 1993: * Down to Earth (Serie, 7 Ep) 1996: * Mein Mann Picasso -
Den fande ich in "Tödliche Ferien" ziemlich beeindruckend. Noch bis zuletzt dachte man, dass... nein, ich höre auf zu faseln - für die Leute, die den sehenswerten Film noch irgendwann anschauen sollten. Kam auch mit Ronald Nitschke ziemlich cremig rüber (um ein Dubber-Wörtchen zu benutzen).
Freut mich, daß du "Tödliche Ferien" kennst (hast ja auch einen Thread dazu ins Leben gerufen)-ein wirklich feiner, kleiner Psycho-Horror, der seine Wirkung nicht verfehlt. Nitschke passte auch sehr gut!