GB, 1971 Regie und Drehbuch: Sidney Gilliat nach dem Roman von Agatha Christie Musik: Bernard Herrmann Produktion: Braywild Verleih: Scotia
Deutsche Fassung (1973): Berliner Synchron GmbH Dialogbuch: Fritz A. Koeniger Dialogregie: Michael Miller
Deutsche Erstaufführung: 28. September 1973
Zum Film:
Agatha Christies Schauerroman ist ganz in der Tradition der "Gothic Novel" und kein Whodunit. Es gibt keinen Poirot und keine Miss Marple. Die Verfilmung ist eine sehr adäquate Umsetzung des Romanes, auch wenn es einige Freiheiten gibt. Eine atmosphärische Schauergeschichte, die auf subtile Weise spannend unterhält und meiner Meinung nach zu Unrecht ein Aussenseiterdasein verübt. Ein gutes Schauspielerensemble, dichte Regie, ein fantastischer Score von Bernard Herrmann und eine schöne Kameraführung. Viele Kritiker und auch Amazon-Renzensenten bemängeln die unfreiwillige Komik der stark zeitbezogenen Elemente - dem möchte ich fehement widersprechen. Die etwas zeitgeistige Architektur des Hauses ist ebensowenig lachhaft wie andere zeitbezogene Details. Es ist ein Film der frühen 70er und er vermischt das sehr gut mit klassischen Schauerelementen.
"Endless Night" war ein solider, aber nicht überragender Erfolg an der Kinokasse beschieden. Er entstand ziemlich genau zwischen den 60er-Christie-Erfolgen (Miss Marple, etc) und dem Revival ab Mitte der 70er. 2013 entstand ein Remake, allerdings wurde daraus ein Miss Marple-Fall...
Zur deutschen Fassung:
diese wurde um einige Minuten gekürzt. Nicht daß dadurch der Sinn der Geschichte verloren ginge, aber mit den paar Details mehr aus Michaels Leben gewinnt seine Figur durchaus an Komplexität. Die deutsche Synchronbesetzung ist grundsolide und bis in kleine Rollen passend. Gaststar George Sanders verstarb am 25. April 1972. Sein letzter Film "Der Frosch" erreichte bereits am 5. Jänner 1973 die deutschen Kinos. In "Mord nach Maß", der erst am 28. September 1973 startete, dürfte Siegfried Schürenberg also im Normalfall seine Abschiedsvorstellung für George Sanders gehabt haben. Es sei denn, der Film lag lange auf Eis.
Bei Arne stehen bislang sechs Namen, in Schauspielerthreads findet sich auch etwas - es lässt sich aber noch ergänzen.
Es spielen und sprechen:
Hywel Bennett (Michael) Andreas Mannkopff
Hayley Mills (Ellie) Dagmar Biener
Britt Ekland (Greta) Almut Eggert
George Sanders (Lippincott) Siegfried Schürenberg
Per Oscarsson (Santonix) Norbert Kollakowsky
Aubrey Richards (Dr. Philpott) Konrad Wagner
Ann Way (Mrs. Philpott) Tilly Lauenstein
Patience Collier (Miss Townsend) Roma Bahn
Peter Bowles (Reuben) Michael Chevalier
Lois Maxwell (Cora) Dagmar Altrichter
David Bauer (Uncle Frank, Reverend) Franz Otto Krüger
Helen Horton (Aunt Beth) ???
Madge Ryan (Michaels Mutter) Inge Landgut
Windsor Davies (Sergeant Reene) Klaus Sonnenschein
Walter Gotell (Mr. Constantine) Heinz Theo Branding
N. N. (Mrs. Constantine) ???
Geoffrey Chater (Untersuchungsrichter) Dietrich Frauboes
David Healy (Jason) - Szenen in der deutschen Fassung geschnitten
Robert Keegan (Inn-Keeper) ???
N. N. (Erster Auktionator) Jochen Schröder
Robert O' Neal (Börsenmakler) Peter Schiff
Mischa de la Motte (Butler Maynard) ???
Leo Genn (Psychiater) Eric Vaessen
Nicholas Courtney (Zweiter Auktionator) Jochen Schröder
Ich finde den Film auch um einiges besser als seinen Ruf, allerdings kann ich mit Mannkopff in der Hauptrolle überhaupt nicht. Zusammen mit Hywel Bennetts wenig einnehmendem Äußeren ergibt sich eine derartige Karikatur eines Antihelden, daß der Film kaum noch funktioniert.
Wieviel (und was) wurde denn da geschnitten? Lohnt sich da der Kauf der DVD?
Ich finde Hywel Bennett sehr passend, auch Andreas Mannkopff. Ist natürlich immer Geschmacksache. Daß kein "schöner" Mann Michael spielt finde ich sogar sehr reizvoll.
An der Handlung ändert sich im Prinzip in der kürzeren Fassung nichts, aber um die Figur des Michael zu verstehen, sind die fehlenden Szenen schon aussagekräftig. Es fehlen Passagen aus seinen Erinnerungen, die ein etwas detaillierteres Bild seiner Kindheit und Psyche ergeben. Weiters wurden Michaels wechselnde, sein Frustpotential erhöhende Arbeitgeber in einigen Szenen mehr gezeigt, so etwa fehlt David Healy ganz in der DF. Michaels Bedürfnis, einmal nicht der Dienerklasse anzugehören, wird so stärker spürbar.
Ob sich deshalb der Kauf der Dvd lohnt, wenn man den Film schon hat - ohje, das kann ich nicht raten oder abraten. Wenn man mal ein bisserl Geld übrig hat ist es keine Fehlinvestition.
Zitat von fortinbras im Beitrag #3Ich finde Hywel Bennett sehr passend, auch Andreas Mannkopff. Ist natürlich immer Geschmacksache. Daß kein "schöner" Mann Michael spielt finde ich sogar sehr reizvoll.
Es stimmt schon, ein Schönling in dieser Rolle hätte vermutlich etwas deplatziert gewirkt. Aber Mannkopff... Andererseits, wer wäre sonst in Frage gekommen? Außer Kronberg oder Panczak ist mir da auf die Schnelle keiner eingefallen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #3An der Handlung ändert sich im Prinzip in der kürzeren Fassung nichts, aber um die Figur des Michael zu verstehen, sind die fehlenden Szenen schon aussagekräftig. Es fehlen Passagen aus seinen Erinnerungen, die ein etwas detaillierteres Bild seiner Kindheit und Psyche ergeben. Weiters wurden Michaels wechselnde, sein Frustpotential erhöhende Arbeitgeber in einigen Szenen mehr gezeigt, so etwa fehlt David Healy ganz in der DF. Michaels Bedürfnis, einmal nicht der Dienerklasse anzugehören, wird so stärker spürbar.
Es sind ja nur knapp 3 Minuten (die man sich aus unerfindlichen Gründen auf der DVD sogar noch separat anschauen kann), aber sie machen schon was aus. Warum man geschnitten hat, ist natürlich klar, häusliche Streitereien in Gegenwart von Kindern sowie doppelzüngige Spießbürger wollte man dem dt. Publikum damals nicht zumuten, heute wäre das ein Fall für's RTL-Vorabendprogramm. Und ich fühle mich erneut bestätigt, der Film ist durchaus eine adäquate Umsetzung des Buches, mit der 70s-Umsetzung muß man sich allerdings arrangieren. Und ich verstehe auch Mrs. Christies Unbehagen angesichts der (herzlich überflüssigen) Sexszene am Schluß, aber das war halt der Zeitgeist. Im Gegensatz zu vielen überflüssigen Änderungen/Ergänzungen bei "Agatha Christie's Poirot" kann ich damit aber leben.
Zitat von fortinbras im Beitrag #3Ob sich deshalb der Kauf der Dvd lohnt, wenn man den Film schon hat - ohje, das kann ich nicht raten oder abraten. Wenn man mal ein bisserl Geld übrig hat ist es keine Fehlinvestition.
Da Filmjuwelen sich endlich zu einer Sammelbox mit allen drei Christies aus ihrem Sortiment durchgerungen hat, konnte ich unbesorgt zugreifen.
BTW: Wie sicher ist die Angabe mit Roma Bahn für Miss Townsend? Mir kam sie eher wie eine zittrige Alice Treff vor (was angesichts der zahlreichen Mehrfachbesetzungen nicht verwundern würde).
Zitat von fortinbras im Beitrag #3Ich finde Hywel Bennett sehr passend, auch Andreas Mannkopff. Ist natürlich immer Geschmacksache. Daß kein "schöner" Mann Michael spielt finde ich sogar sehr reizvoll.
Es stimmt schon, ein Schönling in dieser Rolle hätte vermutlich etwas deplaziert gewirkt. Aber Mannkopff... Andererseits, wer wäre sonst in Frage gekommen? Außer Kronberg oder Panczak ist mir da auf die Schnelle keiner eingefallen.
Ohne den Film zu kennen, würde ich sonst noch Uwe Paulsen sagen. Der hat zumindest in "Teufelskreis Y" AKA "Twisted Nerve" für Hywel Bennett super gepasst.
Roma Bahn hört sich ja sehr ähnlich an wie Alice Treff und auch Tina Eilers. Das ist mitunter ein harter Brocken, aber zumindest beim Anfertigen des Threades war ich mir sehr sicher über den Unterschied Bahn/Treff. Erstere hörte sich damals schon generell deutlich älter an, aber ich werde nochmal reinhören. Ob das mit vorgefertigter Meinung sinnvoll ist, wird sich zeigen.