Ein Tipp für Kurzentschlossene in Berlin und Umgebung:
Das Filmmuseum Berlin veranstaltet heute und morgen im Kino Arsenal im Sony-Center am Potsdamer Platz ein Kolloquium »Filmsynchronisation«. Moderation: Rolf Giesen.
Das Programm:
Freitag, 18.6.: 13:00: Begrüßung (H.-H. Prinzler) 13:15: »Lob des Originals« (M. Koerber) 14:30: »Lob der Synchronfassung« (J. Garncarz) 15:30: »Stimme im Akkord« (mit Gästen) 17:30: »Wahrnehmungspsychologische Aspekte der Synchronisation« (F. Schätzlein) 19:00: »Casablanca« (USA 1942, Michael Curtiz [deutsche Fassung von 1952]) 21:00: »L'auberge espanole - Barcelona für ein Jahr« (F 2002, Cedric Klapisch [Liliput-Preis des BV Kommunale Filmarbeit 2004 für die beste Synchronisation])
Samstag, 19.6.: 11:00»Synchron-Nation Deutschland« (C. Wahl, D. Nawroth) 13:30»Der Synchronsprecher - Die Stimme im Dunkeln« (Ch. Brückner, F. Glaubrecht, K. Nottke, Th. Dopheide) 15:00 Filmbeispiele 16:30»Casino« (USA 1995/96, Martin Scorsese [OF/DF]) 20:00 Verleihung des bundesweiten Kinopreises des Kinematheksverbundes mit anschließender Filmvorführung
Und nach erneuter Begutachtung von »Harry Potter and the Prisoner of Azkaban« steht fest: Alan Rickman kann man nicht adäquat synchronisieren.
Leute, Ihr koennt einem auch den Tag vermiesen, noch kurzfristiger gings wohl nicht?! Ich waere ja gekommen, haette ich ein paar Tage eher Bescheid gewusst. Schluchzzzzzzzzz!!!!!!!!!!!!!!!
Verwelkende Blume <<<<~~ Mein Leben? Nein, mein Leben ist ein Katastrophengebiet. ~~>>>>
Bin nur bei der Veranstaltung mit Brückner/Nottke/Dopheide gewesen, kann also über den Rest nichts sagen. Aber dieser Teil war ganz nett. Glaubrecht konnte kurzfristig nicht kommen, aber die beiden anderen plauderten über ihre »dienende Arbeit im Dunkeln«. Nichts Weltbewegendes, das Synchron-Freaks wie uns nicht im Wesentlichen schon bekannt gewesen wäre. Aber beide erzählten ein bisschen über ihr Selbstverständnis als »unbekannte Stars« und ihre unterschiedliche Art zu arbeiten, wie sich die Sprache im Laufe der Zeit ändert und daher z.B. alte Western eine ganz eigene Art Sprache haben, die es nirgendwo sonst gibt (Brückner), oder wie man Ertrinkende spricht ohne sich Wasser in den Ausschnitt zu kippen oder bestimmte Filme trotzdem synchronisieren kann, obwohl wenn man kein Blut sehen kann (Nottke). Und es gab ein paar nette Anekdoten z.B.: - über die Reaktionen, die Frau Nottke jedesmal erfährt, wenn sie das erste Mal bei Kunden auftaucht und eben nicht wie Michelle Pfeiffer aussieht; - wie sie nach 10 Minuten »8 Frauen« das Kino verlassen hat, nicht nur weil die meisten der sprechenden deutschen Promis (Riemann, Elsner, Kubischek, Tabatabai etc.) gar nicht synchronisieren können, sondern auch weil sie sie ständig vor Augen hatte, und das vom Film ablenkte; - über Arnold Marquis , der seine Kollegen mit seiner Unart aus der Fassung brachte, bis zum letzten Moment vor dem Take zu quatschen und dann übergangslos vom privaten Smalltalk in seine Rolle überzuwechseln; - oder Ulrich Gressiecker , der von einem »seiner« Stars eine Autogrammkarte mit der Widmung »To my German voice« bekam und diesem prompt seine eigene Karte mit der Widmung »To my American body« zurückschickte, u.s.w.
Autor und Regisseur Theodor Dopheide (»Delicatessen«, »Sex and the City« u.v.m.) berichtete ebenfalls von seiner Arbeit, von den Schwierigkeiten, chinesische Filme zu übersetzen, von miserablen Synchronbüchern (die der anderen natürlich) und hervorragenden Synchronschauspielern (die Anwesenden natürlich), der allgemein schlechten Lage (in die Kerbe hauten sie alle), und dass man für's Synchronisieren bestimmte Voraussetzungen (Musikalität, schnelle Auffassungsgabe, die Bescheidenheit, sich der Rolle unterzuordnen) mitbringen muss, weswegen gute Schauspieler noch lange keine guten Synchronschauspieler sind und man in bestimmten Bereichen (z.B. Herren über 70) auch immer die gleichen hört: Es gibt eben keine anderen.
Der Moderator war ziemlich offensichtlich kein Rhetoriker (äh...äh...), Nottke wirkte aufgeräumt und fröhlich, Brückner bei manchen Fragen ein wenig genervt (vermutlich musste er die schon zu oft beantworten), und Dopheide redete alle anderen an die Wand.
- - - - - - - - - - - - - - - Alan Rickman kann man nicht adäquat synchronisieren.