Wer kann mir etwas über die Besetzung der Defa-Synchronisation dieses Filmes sagen? Im Synchronlexikon wir nur die West-Deutsche Besetzung aufgelistet. Auf der DVD befindet sich die Defa-Synchronisation ( die meiner Meinung nach auch gelungener ist, da man in den Genuß von anderen Sprechern kommt, und nicht immer die üblichen Stimmen, wie z.B. Klaus Kindler hat, bei dem man sowieso immer an Eastwood denken muß). Leider wurden nicht beide Sprachfasssungen auf die DVD gepackt. Die westdeutsche Fassung wird nur sehr selten im TV gezeigt (zum Glüch habe ich sie auch). Also, wer weiß etwas über die Sprecher der Defa-Synchro?
Die Anfrage ist zwar schon etwas älter, aber ich poste trotzdem mal die Angaben aus Vor- und Abspann der ostdeutschen Fassung. Zur besseren Orientierung schreibe ich die Sprecher der ARD-Fassung von 1977 in Klammern dahinter.
Deutsche Fassung: DEFA Studio für Synchronisationen Dialog der deutschen Fassung: Egon Sartorius Regie: Horst Schappo Schnitt: Christina Fischer, Christel Decho Ton: Hannes Schreier, Ralph Kollowa
Ich möchte hinzufügen, dass ich einmal einen Ausschnitt im Fernsehen gesehen habe (wahrscheinlich im Vorfeld der Wiederaufführung), in dem seltsamerweise Banionis von Walter Wickenhauser gesprochen wurde. Darüberhinaus legt die Sprecherwahl nahe, dass die vorliegende Fassung erst für die Wiederaufführung 1989 produziert wurde. Daraus ergibt sich für mich die Frage - war die alte DDR-Kinofassung gekürzt oder teilweise verlorengegangen?
Zufällig bin ich auf dieses alte Thema gestoßen und habe dazu nochmal eine Frage an die Kenner:
Ist es wirklich sicher, dass der Film zweimal in der DDR synchronisiert wurde? Ist denn irgendwann in den letzten 16 Jahren (als dieses Thema hier mal eröffnet wurde), vielleicht doch mal irgendwelche Material diesbezüglich aufgetaucht (Pressehefte, Defa-Unterlagen, ect)?
Über die Neusynchro, die für die Wiederaufführung (1989) angefertigt wurde, sind die Sprecher ja schon aufgelistet worden, aber über die (vermeintliche) Erstsynchro weiß man (immer noch) gar nichts?
Wenn der Film schon Anfang der 70er in der DDR gezeigt wurde, wäre es möglich, dass er vielleicht nur in der russischen Originalfassung mit Untertiteln lief? Wenn allerdings Stefan sicher ist/war, er hätte den Film (ausschnitthalber) schon mal mit anderen Sprechern im TV gesehen, scheint es ja wohl tatsächlich eine ältere DDR-Synchro zu geben?!
Und die Frage steht ja immer noch im Raum: warum wurde überhaupt eine DDR-Zweitsynchro angefertigt (die für mich alten Wessi übrigens genauso klingt, als wäre sie in den frühen Siebzigern entstanden ;-). Dass sie so "neu" ist, habe ich erst hier erfahren, ich selber wäre gar nicht darauf gekommen, denn sie klingt für mich in keinster Weise "modern", sondern eben nach "klassischer OST-Synchro - im guten wie im schlechten Sinne)? Es bleib einfach immer noch etwas rätselhaft, das Ganze.
Ich persönlich muß mich aber dem Jörn anschließen: mir gefällt die DDR-Version auch besser. Auch wenn die Dialoge teilweise (für meinen Geschmack) etwas sperrig und hölzern rüberkommen, wirkt die Atmosphäre dieser Synchro auf mich doch irgendwie "mysteriöser" und somit auch passender zum Film. Die BRD-Fassung ist routiniert gesprochen, aber sie entbehrt für mich diese besondere, teils unheimliche, geheimnisvolle Stimmung, die der film vorgibt. Und die Sprecher Kindler, Haas und Pampel halte ich für eine glatte Fehlbesetzung. Allerdings möchte ich Peter Fitz da ausnehmen: er paßt (und spricht) wunderbar für Juri Jarwet und bringt die Figur (und deren Ironie) hervorragend rüber. Wurde die West-Synchro eigentlich für`s Fernsehen angefertigt, oder für`s Kino (mein Eindruck tippt auf`s Erstere).?
Sollte tatsächlich eine frühere DDR-Synchro existieren, dann drücke ich fest die Daumen, dass sie vielleicht doch eines Tages noch in irgendeinem Archiv auftaucht!
Interessant - ich dachte, ich hätte in einem anderen Thread bereits Weiteres zu diesem Thema geschrieben, aber offenbar habe ich mich da getäuscht und es nur in privaten Diskussionen oder Mails geäußert ... Ich bin nach wie vor davon überzeugt, Wickenhauser für Banionis in einem Ausschnitt gehört zu haben (Fritzsche hätte ich vielleicht mit Bellmann verwechseln können, doch nicht mit Wickenhauser, der mir seit frühesten Kindertagen vertraut ist), ABER ... Der FBJ gibt an, "Solaris" sei OmU gelaufen - das ist insofern logisch, als die 1989 gezeigte Kinosynchronisation ganz eindeutig nicht 1974 entstanden ist. Von der Besetzung, die altersmäßig ganz anders ausgesehen hätte (in jedem Fall ohne Dagmar Dempe), bis zum hörbar fehlenden Speed-Up und wenn ich nicht irre, wird auch im FBJ das Synchronjahr 1988 oder 1989 angegeben. Außerdem wurde in anderen Fällen ("Agonie", "Andej Rubljow") die damalige Synchronisation wieder eingesetzt (die natürlich verloren sein könnte, aber das ist eher unwahrscheinlich). Und im DFF 2 lief der Film sowieso OmU, das war das übliche Format auf dem Sendeplatz "für Freunde des russischen Sprache". Was ich aber gesehen haben könnte, wäre ein Trailer, der bereits synchronisiert worden war, bevor Progress einen Rückzieher machte und den Film bewusst OmU herausbrachte, um die Zuschauerzahlen aus politisch motivierten Gründen zu minimieren. Die DEFA-Stiftung gibt nur das Anlaufdatum 1974 an und eine Bearbeitung durch die DEFA, aber das trifft auch auf Untertitelungen zu und es gibt ja auch eine Kinosynchronisation, nur eben eine spätere. Auf dem Originalplakat kann man allerdings klein, aber deutlich lesen "Originalfassung/deutsch untertitelt". Zumindest eines kann ich mit Sicherheit sagen: den Ausschnitt sah ich in einer Sendung, die kommende Kinokinofilme bewarb (eine monatliche Sendung des DDR-Fernsehens, deren Titel mir leider entfallen ist), was die Version eines damaligen synchronisierten Trailers (sowas gab es auch in der DDR, wie das leider unrühmliche Beispiel "Das Superhirn" auch heute noch beweist) unterstützt.
Eine Frage noch: du sprichst vom "hörbar fehlendem Speed-Up" bei der `89 Kinoversion. Worauf bezieht sich das denn genau? Bedeutet das etwas, dass der Ton des Films bei allen Ausstrahlungen (Kino, TV), aber auch auf allen Medien (DVD,Blu-Ray), zu langsam bzw. zu tief klingt?
Ab Mitte 1984 synchronisierte die berliner DEFA auf 25 b/s, ab wann es beim leipziger Studio war, kann ich nicht genau sagen, aber es wird wohl um die gleiche Zeit gewesen sein, vielleicht sogar früher ("Die drei, die den Westen erschütterten" von 1981 klingt sehr danach). Folglich wären DVD und TV die korrekte Abspielgeschwindigkeit - wie es bei der BR ist, weiß ich nicht, aber was ich an Icestorm-BR-Rips gesehen habe, wurde der Ton offenbar bewusst auf 25 b/s belassen (und demzufolge nicht zu tief). Das ist - ich betone das extra - nichts, was ich schriftlich belegen kann, ich habe dafür nur meine Ohren. Allerdings (darauf habe ich schon mehrfach hingewiesen) ist der Geschwindigkeitsunterschied bei den beiden 1984 fürs Kino synchronisierten Olsenbande-Filmen (mit textgleichen Szenen) mehr als deutlich zu hören, so dass die Umstellung zeitlich sehr genau einzugrenzen ist (wie gesagt: was das berliner Atelier betrifft).
Danke Stefan. Ich bin froh zu hören, dass die Solaris-DVD dann scheinbar die korrekte Tonhöhe hat. Obwohl ich schon bei mir dachte, als ich deinen Hinweis darauf las, dass vielleicht eine falsche Tonhöhe (bzw Abspielgeschwindigkeit), die, für mein Empfinden, etwas "lahme" Sprechweise der Defa-Synchro erklären könnte ;-). Doch das ist ja scheinbar ganz bewußt so gewollt.
Russische Filme haben generell einen etwas anderen Rhythmus, auch im Schauspiel. Da stellt sich immer die Frage: bedienen oder ausgleichen (nach mitteleuropäischem Geschmack)? Eine perfekt Lösung gibt es da nicht. Bei der DEFA hat man sich häufig dafür entschieden, diese andere Ästhetik zu respektieren und sich ihr anzupassen. Allerdings muss ich bei DEFA-Synchros seit den späten 70ern ohnehin konstatieren, dass sich ein gewisser Hang zur reduzierten Intensität generell eingeschlichen hatte. Von dem schmetternden Klang, wie ihn die DEFA-Fassungen bspw. der späten 60er hatten, ist da nur noch wenig zu finden. Bei diversen TV-Synchros ergänzte sich das mit den fehlenden ITs oft sehr unvorteilhaft, was zu diesem berüchtigten sterilen Klang bei diversen Italostreifen führte.
Danke Stefan für die Einblicke, denn DEFA-Synchros sind für mich (doch recht alten Synchronhasen), immer noch relatives Neuland. Schön, wieder mal ein paar (für mich) neue Facetten zum Thema Synchron zu entdecken :-).
Nein, hat er nicht. Die Veröffentlichungen von "Solaris" und "Stalker" im Januar 2025 sind die ersten, die beide Synchro beinhalten werden (und über deutlich verbesserte Bildqualität verfügen werden).