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Vielleicht könnte mal jemand kurz zusammenfassen, was da so gezeigt und gesagt wurde?
Um das Thema Synchronisation ging es in der Doku insgesamt 08:09 min, hab' mir das schon mal zusammen geschnitten. Im Netz hab' ich mal eine Abschrift der Sendung gefunden - zum Thema Synchro folgendes:
09.06
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Humphrey Bogart, oh, in den war ich ja so verknallt. Aber das war auch mit Gary Grant, den liebte ich ja auch zärtlich. Mit der Doris Day hat der auch zwei Filme oder mehr gemacht. Und das weiss ich noch, wenn der da oben in Grossaufnahme war, und ich musste mit dem da spielen da oben, dann war ich immer besonders schlecht, damit dann immer wiederholt werden musste. Da konnte ich nicht genug kriegen, wenn der mich da oben in den Arm nahm.»
09.44
«Die Vögel, Tippi Hedren. Ja, der Hitchcock hatte ja auch immer den gleichen Typ.»
09.49
Zu den grossen Filmstars, denen Edith Schneider die deutsche Stimme geliehen hat, zählen auch Katharine Hepburn, Ingrid Bergman, Sophia Loren, Ava Gardner, Deborah Kerr und Joan Crawford.
Ausschnitt aus dem Film «Die Vögel», Regie Alfred Hitchcock, 1963
Tippi Hedren: Ich sagte ja, es war unfreiwillig!
09.59
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«So gute Schauspieler zu synchronisieren, das ist eine Wonne. Ich hab mich schon in diese Person hineinversetzt. Und ich glaube, dann habe ich auch etwas anders gesprochen, wie ich normalerweise spreche. Wie jetzt die Maggie Smith, der bin ich ja verfallen.»
10.16
Ausschnitt aus dem Film «Der Duft von Lavendel» von Charles Dance:
Maggie Smith: Was schleichst Du denn so rum?
Judi Dench: Ich schleiche überhaupt nicht rum! Ich hab nur...
Maggie Smith: Deutsche Grammatik. Ich rede mit ihm.
Judi Dench: Was, jetzt?
Maggie Smith: Ja.
Judi Dench: Aber vielleicht schläft er?
Maggie Smith: Tja, falls er das tut, werd ich es lassen.
10.30
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Und da muss ich mich natürlich auch mit der Sprache verändern, wie wir alle beim Synchron, wenn man gut sein will.»
10.39
Ausschnitt aus dem Film «Der Duft von Lavendel» von Charles Dance:
Judi Dench: Er hat das Wort polnisch benutzt.
Maggie Smith: Warum erzählst Du mir das erst jetzt?
10.43
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Man kriegt doch alles vom Bild da oben: da kriegt man ein Gesicht, einen Ausdruck und das steckt doch an, das ist wie eine Ansteckung, dann kann man das auch nachvollziehen.»
10.59
Ausschnitt aus der Arbeit an der Synchronisation einer Szene aus dem Film «Das Leben ist ein Wunder» von Emir Kusturica:
11.12 Stefan Gossler: Ein langes Gesicht, was meinst du damit?
11.15 Heinz Freitag: Er hat zu wenig weinen drin gehabt.
11.17 Stefan Gosslar: Ach, der weint doch gar nicht.
11.18 Heinz Freitag: Darum musst du es noch mal machen. Man muss noch spüren, dass er geweint hat.
11.24 Stefan Gossler: Ein langes Gesicht, was meinst du damit? --- War zu breit, nicht?
11.28 Heinz Freitag: Der Einstieg war zu brutal.
11.32 Stefan Gossler: Ein langes Gesicht, was meinst du damit?
11.35 Heinz Freitag: Kann man nehmen. Dafür bedanken wir uns.
11.40
Statement Heinz Freitag, Regisseur, Übersetzer, Autor:
«Die guten Schauspieler verfügen über so viel Routine, Fantasie und Kreativität, dass sie die Rolle mit ihren Mitteln, wie sie sie gespielt hätten, hier nachspielen.»
11.51
Ausschnitt aus der Arbeit an der Synchronisation einer Szene aus dem Film «Das Leben ist ein Wunder» von Emir Kusturica:
Wolfgang Cornelius: Jetzt spielen wir eine Partie, und wenn es mich das Leben kostet. Nein, nein! Verdammte Sch...!
12.00
Statement Heinz Freitag, Regisseur, Übersetzer, Autor:
«Wir erarbeiten die ja nicht wie auf der Bühne über Monate. Und da ist es mir wichtiger, dass jemand geistig und emotional so eine Rolle nachempfinden kann und dann auch ganz original und authentisch ist. Das so tun als ob ist unfair den Originalkollegen gegenüber.»
12.19
Ausschnitt aus der Arbeit an der Synchronisation des Trailer zum Film «Das Leben ist ein Wunder» von Emir Kusturica.
12.20 Stefan Gossler: Wie könnte ich mich jemals wieder von dir trennen?
12.22 Tanja Geke: Willst du dich denn von mir trennen?
12.25 Stefan Gossler: Wie könnte ich mich jemals wieder von dir trennen?
12.28 Tanja Geke: Willst du dich von mir trennen?
12.35
Statement Heinz Freitag, Regisseur, Übersetzer, Autor: "Das ist ein ganz grosses Werk, nicht nur von der künstlerischen Qualität, sondern auch von der Quantität. Für uns sind es 12 Tage, 12 Ateliertage. Das sind über 3000 Takes, ein normaler Film hat so im Schnitt 800, 900, 1000 Takes. Das ist schon ein gigantisches Werk."
13.00
Statement Stefan Gossler, Schauspieler:
«Hier im Synchron ist es nur bei grossen Sachen, wie jetzt bei dieser hier, wo ich wirklich schwanger gehe mit der Geschichte dann ein paar Tage. Wenn ich Serienrollen spreche tagsüber, in verschiedenen Ateliers – wir fahren ja manchmal morgens und mittags woanders hin und sprechen irgendeine 20 oder 30-Takerolle – dann ist es sicher nicht so. Dann geht die Tür auf, dann guck ich mir den an und dann sprech ich das, und danach ist es weg.»
13.21
Stefan Gossler sprach auch schon Michael Keaton oder Tom Berenger. Am bekanntesten dürfte er aber als Synchronstimme von Jackie Chan sein.
13.29
Statement Stefan Gossler, Schauspieler:
«Ich spreche nur wie Jackie Chan, wenn ich Jackie Chan bin. Und viele Leute fragen mich, wenn sie verschiedene Rollen oder Charaktere, die ich spreche, von mir hören, dass sich meine Stimme so anders anhört. Und das ergibt sich meiner Ansicht nach automatisch, das wird also auch nicht technisch irgendwie verfremdet, sondern ich spreche Jackie Chan natürlich anders als diesen Kollegen aus Serbokroatien. Und es ergibt sich einfach durch das Hineinfühlen, dass sich die Stimme eigentlich automatisch verändert.»
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23.51
Ausschnitt aus «Der Mann, der zuviel wusste», Regie: Alfred Hitchcock, 1956 "Che sera....."
23.57
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Singen tut sie gut.»
24.04
«Zu Anfang in "Der Mann, der zuviel wusste", da fand ich sie fabelhaft, hab mich furchtbar gefreut. Und dann "Ein Hauch von Nerz" war auch noch schön, aber dann kamen nur noch diese.... Die brauchte nur zu sagen: Gib mir mal die Stiefel her. Gib mir mal die Stiefel her!! Da war doch immer alles auf Hundert. Das ärgert mich heute so.»
24.30
Ausschnitt aus «Der Mann, der zuviel wusste», Regie: Alfred Hitchcock, 1956
Doris Day: Weswegen sind Sie in Marrakesch und womit handeln Sie jetzt?
24.34
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Aber da spricht sie noch wie ein Mensch.»
24.38
Statement Heinz Freitag, Regisseur, Übersetzer, Autor:
«Die ideale Stimme, na der ideale Schauspieler ist der, der so gut ist wie der Originale.»
24.44
Ausschnitt aus der Arbeit an der Synchronisation des Trailers zum Film «Das Leben ist ein Wunder» von Emir Kusturica:
Wolfgang Cornelius: Komm runter, ich will mit dir reden.
24.48
Statement Heinz Freitag, Regisseur, Übersetzer, Autor:
«Also der, der das schafft, was der Originalschauspieler geschafft hat, dass man sagt, Donnerwetter, das ist genauso, wie es von denen, die den Film gedreht haben, gedacht war.»
24.59
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Vielleicht hätte ich was anderes machen können bei der Doris Day… Aber wenn das im Gesicht so steht, und das spritzt so aus den Augen; ich glaub nicht, dass man da viel hätte ändern können … Die hätte ich ja nicht so sprechen können, weich und voll und so. Das wäre doch gar nicht möglich gewesen … na, ja.»
25.25
Ausschnitt aus der Arbeit an der Synchronisation des Films «Das Leben ist ein Wunder» von Emir Kusturica:
Stefan Gossler: Komm wir gehen
25.28
Statement Heinz Freitag, Regisseur, Übersetzer, Autor:
«Viele Filme gewinnen dadurch, dass man synchronisiert, weil sprachlich eben viele Nuancen da sind, die man mit Untertitel nicht rüberbringen kann, weil man die Zeit nicht hat.»
25.37
Ausschnitt aus der Arbeit an der Synchronisation des Films «Das Leben ist ein Wunder» von Emir Kusturica:
Tanja Geke: Dann bliebe ich so hier sitzen
Stefan Gossler: Was hast Du denn? Wer würde mir denn mein Leben lang zuhören?
Heinz Freitag: Gut.
25.49
Statement Heinz Freitag, Regisseur, Übersetzer, Autor:
«Aber Manches, gerade eben wenn es einen dokumentarischen Charakter hat, würde ich sagen, sollte man auch original lassen. Aber vieles gewinnt, wenn man es seriös macht.»
25.58
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Ich leb ein braves Leben, ich hatte einen wundervollen Ehemann, mit dem ich glücklich war. Ich habe ein Kind, das habe ich gross gezogen. Das Leben, mein Leben, ging immer schön glatt und war glücklich und zufrieden. Und da fehlte vielleicht das, was ich auf der Bühne gesucht habe, das Abenteuer, was ich auch brauche, was vielleicht jeder Mensch braucht. Und das wollte ich aber nicht im Leben haben, sondern das habe ich dann auf der Bühne oder beim Synchron gehabt.»
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29.21
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Die Stimme hat mir keine Problem gemacht, da waren sie immer alle zufrieden damit. Und als ich älter wurde, war auch die Stimme älter; nun ja, dann ist es ja gut, dann passt es ja.»
29.33
Ausschnitt aus dem Film «Der Duft von Lavendel» von Charles Dance:
Maggie Smith: Oh, jetzt mach Dich bitte nicht lächerlich.
29.38
Statement Edith Schneider Horbacher, Schauspielerin:
«Es gibt ja dann auch keine älteren Schauspieler. Diese Maggie Smith ist ja noch eine von den Wenigen, die man im Alter noch wundervoll findet. Sonst gibt es doch gar keine mehr. Kennen Sie eine tolle Alte? … die ich noch synchronisieren könnte?»
Wolfgang Condrus wurde fälschlicherweise Wolfgang Cornelius genannt. Aber sonst war's schon gut, ich hätte mir nur auch das eine oder andere Statement von Condrus und Tanja Geke gewünscht. Die Wiederholung gibt's, wie gesagt, am Sonntag Morgen auf VOX.
Gruß,
Jan
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"28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten, 12 Sekunden. Dann ist das Ende der Welt gekommen." (Donnie Darko)
"Und was wäre, wenn Du in die Vergangenheit reisen und alle schmerzhaften und dunklen Stunden durch etwas Besseres ersetzen könntest?" (Donnie Darko)
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