Durch den Thread "Selbe Sprache - mehrere Synchronfassungen" bin ich darauf gekommen, dass es teilweise Filme aus der Schweiz gibt, die bei uns im Kino (oder Fernsehen) laufen und hochdeutsch synchronisiert werden (Originalfassung Schwyzerdütsch). Ich finde es immer irritierend, mir solche Filme anzusehen, weil es ja fast die gleiche Sprache ist; nur ein paar andere Ausdrücke sind vorhanden. Dadurch wirkt es die Filme so, als seien sie asynchron. Beispiele dafür sind z.B. "Die Schweizermacher" mit Emil Steinberger von 1980 oder "Krach im Standesamt" von 1962 (lief 2004 auf 3sat). Wie geht euch das mit solchen Filmen ?
Ich habe noch nie einen Film in Schwyzerdütsch gesehen, (obwohl es sicher lustig wäre) und ich wusste auch nicht dass die Filme synchronisiert werden. Ich kenne das nur bei Reportagen, wo einfach die Erzähler das Schwyzerdütsche übersetzen. Ich dachte immer, nur bei Dialektausdrücken oder unverständlichen Sätzen wird es mit Untertiteln versehen obwohl ich es auch irritierend finde, dass in einem ganzen Gespräch zu untertiteln vorallem bei den Sendungen: 10vor10 oder Tagesschau.
Aber ich habe mal gehört, dass in der Schweiz grundsätzlich mehr auf Schwyzerdütsch synchronisiert wird, als Österreichisch in Österreich. Aber wie ist das mit Filmen oder DVD's in der Schweiz. Gibts da Deutsche, Französische und Italiensiche Versionen?
Es gibt zahlreiche Schweizer Produktionen der Praesens Film aus den 30er und 40er Jahren, wie z.B. FÜSILIER WIPF (1938), KRIMINALKOMMISSAR STUDER (1939), DAS GESPENSTERHAUS (1942) oder MARIE-LOUISE (1944), die in den 80er Jahren hochdeutsch für die dritten Programme der ARD synchronisiert wurden und in diesen Fassungen auch auf Premiere liefen. Da feiert der Stumpfsinn mal wieder fröhliche Urständ, wenn Filme mit bekannten deutschsprachigen Darstellern wie Paul Hubschmid, Heinrich Gretler oder Therese Giehse mit den üblich plärrenden Synchronstimmen, die man sonst nur aus TV-Neusynchros amerikanischer Uralt-Filme kennt, in supersteriler 80er Jahre Klangkulisse daherkommen. Ich habe Streifen wie den frühen Paul Hubschmid-Film WILDER URLAUB (1943) in der Dialektfassung gesehen - die versteht man wunderbar. Die Filme sind scheinbar in den frühen 50er Jahren dann in der BRD teilweise auch in den Dialektfassungen im Kino gezeigt worden, wenn man dem "Lex. des Int. Films" Glauben schenken darf. Anders war es mit der amerikanisch-schweizerischen Co-Produktion SWISS TOUR von 1949, in der u.a. Cornel Wilde, Josette Day und Liselotte Pulver in ihrer ersten winzigen Filmrolle zu sehen waren. Hier wurde 1950 bei der Deutschen London Film in Hamburg eine Synchronfassung mit Georg Thomalla und Antje Weisgerber produziert. Doch ausgerechnet dieser Film lief dann im Fernsehen regelmäßig statt in der alten Synchro EIN SEEMANN IST KEIN SCHNEEMANN stets im amerikanisch-schwyzerdütschen Original mit Untertiteln, die dankenswerter Weise nicht in den Film, sondern in einen dicken fetten schwarzen Klotz eingeblendet werden, der sage und schreibe 1/4 des gesamten Filmbildes unten komplett abdeckt.
Alte Schweizer Filme mit modernen hochdeutschen TV-Synchros - besonders ekelhafte Fälle fürs Kapitel Neusynchros der dummdreisten Art...
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?