Mal ne dumme Frage: Bei Filmen, deren tontechnische Überarbeitung umstritten ist, weil etwa neue Geräusche zugefügt worden sind (Vertigo, Zwei glorreiche Halunken, Im Zeichen des Bösen), kann man doch davon ausgehen, dass die zeitgenössischen Synchronfassungen mit IT-Band der originalen Mischung entsprechen, oder?
Jein. Die Geräuschkulissen und die Musik sind im Prinzip identisch (manchmal wurden Geräusche hinzugefügt, wo das IT eher spärlich ausfiel wie bei den "Sherlock Holmes"-Filmen der Universal oder bei der Serie "Danger Man"), aber in welcher Lautstärke die Spuren abgemischt werden, war wohl Entscheidung des Mixers. Bei der DEFA neigte man z.B. dazu, Geräuschspuren besonders leise einzuspielen, dass sie mitunter eher Andeutung als Sound sind. Besonders wenn nur Lichtton-ITs vorliegen, aber die Synchro auf Magnetton abgespeichert (oder die Kopien entsprechend gezogen) werden sollte, wurde oft das dumpfere IT recht leise dazugeschmischt in dem irrigen Glauben, dadurch die Unterschied etwas zu tarnen - mir fällt es dadurch nur umso stärker auf.
Beim gestern im Rahmen der 3sat-Marianne-Hoppe-Reihe ausgestrahlten Film "Der Mann meines Lebens" (1954) war der Ton erfreulicherweise unverstümmelt, aber beim heute ausgestrahlten Film "Auf Wiedersehen, Franziska" (1941) war der Ton hingegen durchsetzt mit häßlichen Rauschfilter-Rückständen. Man hätte sich die heutige Ausstrahlung wirklich sparen können.
Katastrophal war auch der Ton von "Diamantenfieber" (1971), der vor einigen Wochen auf Kabel1 lief (ausgerechnet auf Kabel1, wo man ansonsten zumeist eine ordentliche Tonqualität geboten bekommt). Da wurden zwei qualitativ völlig unterschiedliche Audio-Ausgangsmaterialien nach der Brechstangenmethode zusammengemixt. Wenn gesprochen wurde, dann klang alles dumpf und beengt. Geräuscheffekte und Soundtrack klangen im Vergleich zu den dumpfen dt. Stimmchen kristallklar und sehr dynamisch, sodass die Synchro in der übrigen Klangkulisse stets wie ein Fremdkörper anmutete (auf die exakt selbe Weise war auch der Ton von "West Side Story" letztes Jahr auf HR verhunzt).
Genau solche Ton-Vergewaltigungen sind auch der Grund, warum ich z. B. bei Disney (die für rücksichtslose Bild- und Tonverfälschungen bei historischen Spielfilmen berüchtigt sind) sehr skeptisch bin, was die Inkludierung der Erstsynchros von "Pinocchio" oder "Schneewittchen" auf DVD/Blu-ray betrifft. Ich würde mir zwar sehnlichst wünschen, dass diese Erstsynchros auf DVD/Blu-ray erscheinen - aber nur, wenn man sie im unmanipulierten Mono-Format raufspielt. Bevor man damit irgendwelche bizarren Upmixes produziert, ist es mir lieber, sie verstauben in den Archiven.
Zitat von MückeIm Falle "Das goldene Schwert" wäre mir das zweifelsohne eine große Hilfe gewesen.
Der Film wird am 16.05. nochmals auf RTL 2 ausgestrahlt (irgendwie habe ich mit einer nochmaligen Ausstrahlung gerechnet, da schon mehrmals alte Universal-Klassiker, die auf den RTL-Sendern in den frühen Morgenstunden liefen, einige Monate später nochmals wiederholt wurden). Bleibt die Frage, ob mit Werbeunterbrechungen oder ohne (mir persönlich ist das bei diesem Film aber egal, da ich irgendwann einmal den RTL 2-Ton an das Bild der Koch-DVD anlegen werde).
Die gestern auf ARD ausgestrahlte Tonspur von "Ich tanz mich in Dein Herz hinein" (1935) war reiner digitaler Datenmüll. Man hat einen unterirdisch schlecht konfigurierten und gleichzeitig auf höchste Filterintensität eingestellten Rauschprofil-Denoiser auf die Tonspur geknallt, sodass Artefakte entstanden, wie man sie in der EXAKT SELBEN FORM von vielen überkomprimierten YouTube Videos/Webstreams kennt (die normale YouTube-Tonqualität ist ja generell katastrophal (im HQ-Modus ist sie besser); während bei YouTube solche digitalen Artefakte aufgrund der geringen Audio-Bitrate nicht verhinderbar sind, hat man in diesem Fall die Tonstörungen MIT VOLLER ABSICHT erzeugt).
Mich würde interessieren, ob der verantwortliche Techniker nicht bemerkt hat, dass an Wortanfängen/Wortenden stets häßliche hochfrequente zwitschernde Filterartefakte erzeugt wurden, dass das Restrauschen in einen hochfrequenten metallischen Brei umgewandelt wurde (ganz so, wie er auch entsteht, wenn man verrauschtes Material als 32kbps Stereo MP3 komprimiert) und dass Atmo-Geräusche (wie z. B. Schritte) von häßlichen blubbernden Verzerrungen durchsetzt waren.
Befindet sich auf der Kinowelt-DVD der selbe Klangbrei? Auf der alten VHS-Kaufkassette von Kinowelt ist der Ton jedenfalls noch unverstümmelt (und daher habe ich die VHS-Tonspur sicherheitshalber auch schon vor einiger Zeit digitalisiert).
Und bei der letztwöchigen ARD-Ausstrahlung von "Charade" (1963) wurde man mit einer überfilterten Tonspur sowie einer neu synchronisierten Schlussequenz bestraft (während bei der ORF-Ausstrahlung, die einige Tage vor der ARD-Ausstrahlung erfolgte, der Ton noch frei von Überfilterung und Neusynchro war).
Positiv war hingegen die ARD-Ausstrahlung von "Marty" (1955) vom 28. April, wo glücklicherweise ein altes Master mit unverstümmeltem Ton ausgestrahlt wurde (die "Marty"-DVD von MGM bietet hingegen einen ungenießbaren überfilterten dumpfen Gießkannenton; hier wäre man gezwungen, den Ton der ARD-Ausstrahlung ans DVD-Bild anzulegen).
Zitat von alpha"Ich tanz mich in Dein Herz hinein" (1935)
Scheiße. Hab ich doch richtig gehört.
In Antwort auf:Positiv war hingegen die ARD-Ausstrahlung von "Marty" (1955) vom 28. April, wo glücklicherweise ein altes Master mit unverstümmeltem Ton ausgestrahlt wurde (die "Marty"-DVD von MGM bietet hingegen einen ungenießbaren überfilterten dumpfen Gießkannenton; hier wäre man gezwungen, den Ton der ARD-Ausstrahlung ans DVD-Bild anzulegen).
Gut zu wissen. Habe mir so gleich eine DVD erstellt. Mache ich ansonsten nicht, wenn es bereits Kauf-DVDs gibt, um wenigstens ein bisschen Platz zu sparen. Das Bild ist im übrigen mehr als gut gewesen. Wenn einem selbst das bei nem alten Film noch nicht reicht, widerspricht sich das eigentlich mit der Anspruchshaltung, die man beim Ton vertritt. M.E. ist es völlig übertrieben, hier noch den Ton an's DVD-Bild zu legen. Das ARD-Bild trägt das Flair locker. Aber wenn man's braucht...
Zitat von alphaDie gestern auf ARD ausgestrahlte Tonspur von "Ich tanz mich in Dein Herz hinein" (1935) war reiner digitaler Datenmüll. Man hat einen unterirdisch schlecht konfigurierten und gleichzeitig auf höchste Filterintensität eingestellten Rauschprofil-Denoiser auf die Tonspur geknallt, sodass Artefakte entstanden, wie man sie in der EXAKT SELBEN FORM von vielen überkomprimierten YouTube Videos/Webstreams kennt (die normale YouTube-Tonqualität ist ja generell katastrophal (im HD-Modus ist sie besser); während bei YouTube solche digitalen Artefakte aufgrund der geringen Audio-Bitrate nicht verhinderbar sind, hat man in diesem Fall die Tonstörungen MIT VOLLER ABSICHT erzeugt).
Mich würde interessieren, ob der verantwortliche Techniker nicht bemerkt hat, dass an Wortanfängen/Wortenden stets häßliche hochfrequente zwitschernde Filterartefakte erzeugt wurden, dass das Restrauschen in einen hochfrequenten metallischen Brei umgewandelt wurde (ganz so, wie er auch entsteht, wenn man verrauschtes Material als 32kbps Stereo MP3 komprimiert) und dass Atmo-Geräusche (wie z. B. Schritte) von häßlichen blubbernden Verzerrungen durchsetzt waren.
Befindet sich auf der Kinowelt-DVD der selbe Klangbrei? Auf der alten VHS-Kaufkassette von Kinowelt ist der Ton jedenfalls noch unverstümmelt (und daher habe ich die VHS-Tonspur sicherheitshalber auch schon vor einiger Zeit digitalisiert).
Auf der DVD befindet sich die ungefilteterte Tonspur und im Gegensatz zur VHS der deutsche Synchrongesang von Rudi Schuricke und Ilse Hülper statt den englischen Songs.
Mücke
(
gelöscht
)
Beiträge:
12.05.2009 20:36
#158 RE: Verstümmelung historischer Synchros d. unsachgemäße technische Nachbearbeitu
Zitat von alphaDiese Bearbeitungen sind vom Niveau her mit dem Schrott aus der "Große Film-Klassiker"-Serie von FOX (wo etliche künstlerisch und filmhistorisch wertvolle Nachkriegssynchros durch haarsträubenden Filtereinsatz zerstört wurden) vergleichbar. Der kulturelle Schaden, der hier verursacht wird, ist enorm.
Oh ja! Ich gucke grad "Topkapi". Da scheint die Synchro zwar ganz brauchbar zu sein (zumindest vergleichsweise), der O-Ton(!) hingegen ist völlig für'n Arsch. Absolut entsetzlich. Das ist fast so schlimm, wie bei "Abbott & Costello unter Piraten" und das von FOX und für so einen Klassiker.
Sich sowas anhören zu müssen, kommt einem ein bisschen vor, als wenn man einen alten, früher schillernden Helden zusammengeschossen im Grabe(n) liegen sieht. Bei Synchros könnte man auf ne TV-Ausstrahlung hoffen, aber bei'm O-Ton wird's schwieriger. Da müsste man wissen, ob ausländische VÖs dasselbe Problem aufweisen...
Oder betrifft das nur die "Filmklassiker"-Reihe und andere Auflagen sind davon verschont geblieben? Das wäre natürlich einigermaßen tröstlich...
Trotzdem: Wer sowas verzapft muss schon sehr bescheuert sein oder an schlimmen Krankheiten leiten, die unter anderem das Hörvermögen gegen Null knallen. Und wer sowas ABNIMMT erst recht...
Zitat von MückeIm Falle "Das goldene Schwert" wäre mir das zweifelsohne eine große Hilfe gewesen.
Der Film wird am 16.05. nochmals auf RTL 2 ausgestrahlt (irgendwie habe ich mit einer nochmaligen Ausstrahlung gerechnet, da schon mehrmals alte Universal-Klassiker, die auf den RTL-Sendern in den frühen Morgenstunden liefen, einige Monate später nochmals wiederholt wurden).
Da hab ich ja extremes Schwein gehabt. Lief tatsächlich nochmal werbefrei. Am Ton war auch nicht rumgespielt worden. Es kam auch keine Neusynchro. Und schwarze Balken hatte man auch nicht drübergelegt, um eine 16:9-Wirkung zu erzeugen.
Zitat von MückeAm Ton war auch nicht rumgespielt worden.
Aber die Qualität war trotzdem saumäßig. Gut, die Synchro ist aus der Mitte der 50er, aber in ARD und DDR-Fernsehen lief seinerzeit eine Kopie mit viel, viel besserem Ton.
Mag sein, wobei ich solches Rauschen bei derartigen Filmen im Grunde sogar mag. Es gab schon Fälle, wo mich eine zu saubere Tonkopie bei 50er-Filmen regelrecht irritierte. So schlecht, dass der Ton verzerrt (wie z.B. bei der Erstsynchro von "Schneewittchen" ) ist's ja nun auch nicht.
Der dt. DVD-Ton von "Die Faust im Nacken" (1954) ist auch zu Tode gefilterter Schrott (dumpf, leicht quäkend, sämtliche "s"-Laute fehlen). Zum Glück lief vor kurzem im ORF ein altes Master mit unverstümmeltem Ton.
Hörbeispiel im Anhang: Sekunde 1-9: DVD-Ton Sekunde 9-18: ORF-Ton
Dateianlage:
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Zitat von MückeMag sein, wobei ich solches Rauschen bei derartigen Filmen im Grunde sogar mag. Es gab schon Fälle, wo mich eine zu saubere Tonkopie bei 50er-Filmen regelrecht irritierte.
Ich meine kein Rauschen, sondern einen erheblich helleren Klang. Die Kopie, welche RTL 2 ausstrahlte und die offenbar auch Grundlage war für die DVD, ist sehr dumpf, S-Laute sind praktisch nicht zu hören. Die ARD-Kopie jedoch hatte einen so hellen Klang, dass ich sie (als Kind) zeitweise für eine Neusynchro hielt.
Zitat von Stefan der DEFA-FanDie ARD-Kopie jedoch hatte einen so hellen Klang, dass ich sie (als Kind) zeitweise für eine Neusynchro hielt.
Wann lief denn der Film zuletzt in der ARD? Viellecht existieren ja noch irgendwo alte VHS-HiFi-Stereo-Aufzeichnungen von den damaligen ausgangsmaterialbedingt tonqualitativ viel hochwertigeren Ausstrahlungen.
Was mich generell interessieren würde: Gibt es irgendwo eine Datenbank, in der alle Filme, die im TV in den letzten 20-30 Jahren liefen, verzeichnet sind? rtv.de und ofdb.de reichen leider nur etwa bis zum Jahr 2000 zurück und die Eintragungen sind dort sehr lückenhaft.
Wurde der John-Ford-Film "So grün war mein Tal" (1941) (dessen dt. DVD-Ton durch Rauschfilter total verhunzt wurde) schon einmal im TV ausgestrahlt?
"Gefahr in Frisco" (1949) (auch bei diesem Film wurde der dt. DVD-Ton durch Rauschfilter zerstört) wurde laut Lex. d. int. Films erstmals 1975 im TV ausgestrahlt. Wann lief dieser Film zuletzt im TV?
Zitat von alphaGibt es irgendwo eine Datenbank, in der alle Filme, die im TV in den letzten 20-30 Jahren liefen, verzeichnet sind?
Es gibt zumindest eine Seite, wo alte TV-Programme archiviert werden. Praktisch sowas wie tvtv.de, nur rückblickend. Das zu durchforsten macht zwar sicher Arbeit, kann aber auch sehr interessant sein.
Ich hab den Link allerdings einmal mehr vergessen. Bilde mir jedoch fast ein, dass hier mal einer schrieb, der an der Seite mitarbeitet.
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