Neulich hatte ich ein interessantes Gespräch über dieses Thema. Heutige Sprecher neigen oft dazu, auch bis in ihre 50er noch recht jung zu klingen. Die Frage, die wir uns gestellt haben, ist: Ist das wirklich ein Vorteil?
Ich möchte mich mal auf die Generation ab den 1980ern konzentrieren, denn da tritt das Phänomen der "ewigen Jugend" so richtig in den Vordergrund. Wobei "ewig jung" natürlich relativ ist, eine gewisse Veränderung der Stimme gibt es schon. Bis Ende 30 klappt das mit dem jugendlichen Klang noch ziemlich gut, aber spätestens ab 40 merkt man, wie es schwieriger wird, passende Rollen zu finden. Einerseits, weil man einfach nicht mehr die richtigen Schauspieler in der Altersgruppe bekommt (bzw. zu viel Sprecher auf zu wenigen Schauspielern), andererseits, weil man nicht mehr so leicht für jüngere Rollen besetzt werden kann. Im realen Bereich sowieso selten, aber auch im Zeichentrick und Anime merkt man zunehmend, dass die Rollen dadurch unglaubwürdiger werden. Das funktioniert dann oft nur noch, wenn der gesamte Cast älter besetzt wurde. Aber selbst dann merkt man manchmal, dass sich bestimmte Sprecher nicht mehr so richtig mit ihren Rollen identifizieren können, vor allem, wenn sie diese nicht schon lange sprechen. Natürlich machen die meisten ihren Job trotzdem professionell, aber wenn man genau hinhört, fallen solche kleinen Details auf.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum einige gerade in den 00er Jahren über präsente Stimmen heutzutage fast gar nicht mehr zu hören sind und sich mittlerweile vermehrt nur noch auf ihre Stammsprecher beschränken oder aufs Buch schreiben und Regie führen.
Ich glaube, dass wir um die Nullerjahre generell zu viele zarte Stimmen unter den Nachwuchsprechern hatten, was mit ein Grund war, das Tobias Kluckert eine ganze Weile so wahnsinnig viel besetzt wurde. Es gab in der Generation zu viele Haspers und Schulzes. Klemm, Kautz, Liebrecht und Co. haben das glücklicherweise wieder geändert, wobei die jetzt auch nicht mehr jung sind. Beim aktuellen Nachwuchs kommt mir das aber auch gut durchmischt vor. Ich würde also gar nicht automatisch von einer Jugendlichkeit sprechen, tiefere Stimmen altern heute, wo die Leute nicht mehr rauchen und saufen, auch nicht mehr so stark wie früher. Man nimmt sie anfangs nur reifer wahr. Die Leute altern aber auch optisch heute ganz anders. Der typische Couch Potato vielleicht nicht, aber wer trainiert und Hautpflegeprodukte nutzt, sieht doch heute auch mit 55 noch aus wie früher jemand mit 32. Ich kenne 40-Jährige, die noch als Student durchgehen.