Gibt es Filme, in denen derselbe Dialog zweimal unterschiedlich synchronisiert wurde, um für die eine Fassung eine niedrigere Altersfreigabe zu erreichen?
Das klingt merkwürdig, wäre aber eine gute Alternative gewesen, um einen Dialogschnitt zu vermeiden, indem man einfach in der einen Synchro den Dialog "entschärft", in der anderen aber originalgetreu umsetzt.
Wie ich darauf komme? Ich habe ganz dunkel in Erinnerung, mal eine Version von "Saturday Night Fever" gesehen zu haben, in der durch eine Dialogänderung eine Szene mit erotischem Inhalt umschifft wurde.
Ich wüsste spontan nur ein Beispiel: "Lasst uns töten, Companeros", der in der ersten Fassung um zehn Minuten gekürzt und mit heftig-deftiger Brandt-Synchro ab 18 freigegeben wurde. Ein paar Jaare später lief der Film ungekürzt unter dem Titel "Zwei Companeros" mit einer milderen Synchro (auch von Brandt), und wurde von der FSK als "ab 16" eingestuft. Falls es dich interessiert: Hightower hat in seinem Thread "Italowestern-Synchronvergleiche" Ausschnitte aus beiden Fassungen aneinander geschnitten.
Danke, berti, habe ich in der Tat schon angeschaut. Aber das war es nicht, was ich meinte, denn das sind ja zwei komplett verschiedene Synchros mit unterschiedlichen Sprechern. Was ich meine, sind zwei Versionen derselben Synchro mit denselben Sprechern, zur selben Zeit hergestellt, nur eben an manchen Stellen mit "harmloseren" Dialogen für eine 16er oder 12er-Freigabe.
Es würde mich interessieren, ob es dafür Beispiele gibt.
Bei "Saturday Night Fever" (bilde ich mir jedenfalls ein) gab´s das. Es gibt da die Szene, in der Travolta mit einem Mädchen an der Disko-Bar sitzt und sie darüber reden, ob sie gemeinsam an dem Wettbewerb teilnehmen. Da kommt einer von Travoltas Freunden, der eine Autonummer machen will und beschwert sich, dass ein anderer "schon ewig mit 'ner Braut im Auto sei" und nicht fertig werde. In der 16er Fassung sagt Travolta darauf: "Siehst du, ohne den Boss läuft hier gar nichts" und man geht zusammen zum Parkplatz, wo man dann dem Schluss der Nummer lauscht. In der 12er Fassung sagt Travolta hingegen sowas ähnliches wie "Na und, dann ist er eben schon ewig im Auto, was macht das schon?", die Parkplatzszene ist rausgeschnitten (weil für ab 12 zu deutlich) und es folgt unmittelbar die Tanzszene in der Disko. Da ist nach meiner Erinnerung auch nichts nachsynchronisiert (Dannebergs Stimme klingt in beiden Versionen gleich jung). Also wurden da wirklich zwei verschiedene Synchros für diesselbe Szene hergestellt.
Ich glaube, bei der Neusynchro von "Arsen und Spitzenhäubchen" hat man eine sexuelle Anspielung im Dialog (einen Satz des Taxifahrers) entfernt, um den Film als "ab 16" (statt ab 18) durchzubekommen.
In Antwort auf:Das klingt merkwürdig, wäre aber eine gute Alternative gewesen, um einen Dialogschnitt zu vermeiden, indem man einfach in der einen Synchro den Dialog "entschärft", in der anderen aber originalgetreu umsetzt.
Nee, nee. halte ich für gar keine gute Alternative. Wo führt das denn hin? Für jede denkbare Zielgruppe 'ne eigene Synchro? Ich weiß, ich übertreibe, aber ich denke, 'ne Synchro sollte einen Ausgangsfilm so gut wie nur irgend denkbar in der neuen Sprache repräsentieren. Und ich halte nix davon, da irgendwelche Kompromisse zu machen. (Auch wenn es doch der Praxis entspricht.)
Aber wenn ich Dich recht verstanden habe, meinst Du es eher so, dass man das, was in der Praxis sowieso gemacht wird (nämlich zu entschärfen) im Synchro-Prozess gleich dadurch wieder gut macht, dass man für die DVD oder was auch immer 'ne möglichst adäquate Fassung erstellt. Versteh ich Dich so richtig?
Jedenfalls ist das meiner Meinung nach der falsche Weg, das "Problem" der glattgebügelten Synchros zu bekämpfen. Letzlich wird der Druck des Geldes siegen und wenn der Auftraggeber einen eigentlich ab-16-Film auf frei ab sechs haben will, dann wird das wohl auch so umgesetzt. Aber da liegt doch das Problem.
Und mal persönlichst aus meiner Sicht: Schreibe gerade an einer Arbeit über die Potentiale von Synchronfassungen. Und es ist schon schwierig genug, die Daten zusammen zu sammeln. (Mal ganz abgesehen davon, dass oft schon nicht richtig ausgewiesen ist, welche Schnittfassung des Filmes vorliegt, mal von der Synchro ganz zu schweigen.) Ich bin froh, wenn ich alle Daten zusammen habe. Und jetzt müsste ich, um wissenschaftlich korrekt zu sein auch noch angeben, ob das die Synchro von 2007 Version A, B oder C ist…
Zitat von bertiIch wüsste spontan nur ein Beispiel: "Lasst uns töten, Companeros", der in der ersten Fassung um zehn Minuten gekürzt und mit heftig-deftiger Brandt-Synchro ab 18 freigegeben wurde. Ein paar Jaare später lief der Film ungekürzt unter dem Titel "Zwei Companeros" mit einer milderen Synchro (auch von Brandt), und wurde von der FSK als "ab 16" eingestuft. Falls es dich interessiert: Hightower hat in seinem Thread "Italowestern-Synchronvergleiche" Ausschnitte aus beiden Fassungen aneinander geschnitten.
Die erste Fassung stammt von Brunnemann und die unterschiedliche Altersfreigabe hat wohl eher mit dem Titel zu tun als mit der Synchro.
@ Tim: Du hast mich, glaube ich, nicht richtig verstanden. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt (obwohl ich das eigentlich nicht finde).
Ich wollte eigentlich wissen: Gibt es Beispiele für Filme, wo dasselbe Synchronstudio mit denselben Sprechern bei derselben "Aufnahmesession" zwei verschiedene Versionen erstellt hat - eine Fassung (z.B. die ab 12 Jahren) mit "entschärften" Dialogen und die andere Fassung (z.B. ab 16 oder 18) mit originalgetreuen Dialogen?
Ich selbst kenne leider nur das Saturday Night Fever-Beispiel. Aber leider scheint die 12er-Fassung dieses Films (die´s mal auf VHS gab und die auch mal im TV gezeigt wurde) inzwischen vom Markt verschwunden zu sein, so dass ich nicht nachprüfen kann, ob ich mich richtig erinnere.
Von "L.I.S.A - Der helle Wahnsinn" gibt es auch eine Zweitsynchro, die ab und zu auf RTL 2 läuft. In dieser hat der Film den Alternativtitel "Cooler Zauber mit Lisa", die Sprecher sind gleich geblieben, aber vulgäre Dialoge wurden entschärft und ein paar Szenen wurden geschnitten.
EDIT: Inzwischen bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob überhaupt zwei Synchros existieren.
Auch der Film "Red Heat" aus dem Jahr 1988 in hier wohl zu nennen. Es gab hier auch mehrere verschiedene, gekürzte Fassungen. Es gab 16er Fassungen mit einer Laufzeit in PAL von 87 Minuten, aber auch eine von 98 Minuten. Uncut wäre die Laufzeit in PAL 100 Minuten gewesen. Aber nicht nur in Szenen, sondern auch in Dialogen unterscheiden sich die einzelnen Fassungen. In der Uncut erschießt Schwarzenegger den Bösewicht mit mehreren Schüssen in die Brust. Belushi schaut sich die Leiche an und sagt dann: "hübsches Muster, dass sie ihm da verpasst haben!" In der kürzeren 16er Fassung sagt er allerdings nur "Getroffen".. Ob er das in der anderen 16er Fassung auch sagt, weiß ich nicht. Fakt ist aber, dass die jeweils ausstrahlenden Fernsehsender sich ihre eigenen 16er Fassungen gebastelt haben, dort wurde die 18er Synchro übernommen und lediglich Gewalt zensiert. Zumindest war dies bei meiner VHS Aufnahme (Pro 7) Mitte der 90er so. Es wurde vermutlich eine leicht entschärfte Synchro für die Kaufhäuser erstellt, allerdings auch wirklich mit Danneberg und Gressieker für Schwarzenegger bzw. Belushi.