Hallo Jürgen,
zunächst einmal meinen Dank, daß Du hier auch einmal einen Film postest, der -auf den ersten Blick- nichts mit Synchronisation zu tun hat, durch die Mitwirkung einer ganzen Reihe von Synchrongrößen jener Jahre aber doch.
Wie Stephen schon im Beitrag zuvor erwähnt hat, ist für deutsche Spielfilme das
http://www.filmportal.de eine gute Adresse. Häufig (aber leider nicht immer) gibt es dort ausführliche Besetzungsangaben. Neuerdings gibt es auch hier und da Angaben zu Synchronsprechern (wo sie die wohl herhaben?). Nützlich ist ab und an auch die HOERZU-Filmdatenbank- wenn sie denn funktioniert.
Zu Besetzung:
Den Generalfeldmarschall von Witzleben spielt Peter Esser (nicht Paul, wie bei imdb fälschlicherweise steht). Peter Esser (lt. Filmportal 1888, imdb nennt 1886, -1970) ist mir ehrlich gesagt, als Schauspieler nicht bekannt. Er wird aber auch im Filmprogramm ("Das neue Filmprogramm") als Darsteller des von Witzleben genannt. Den Hitler treu ergebenen Generalfeldmarschall Keitel ("La-Keitel") spielt Georg Gütlich. Gütlich war auch als Synchronsprecher aktiv; u.a. für Brian Donlevy in COWBOY.
Zu erwähnen noch, daß Erwin Kalser den jüdischen Arzt Dr. Adler spielt (dem beim Abtransport die Brille zerbrochen wird). Charlotte Ander spielt die Ehefrau des Blockwartes Nessel (alias Arno Paulsen). Charlotte Ander hatte ihre Erfolgszeit beim Film zu Beginn des Tonfilmära. Sie spielte neben Hans Albers in einem der ersten deutschen Tonfilme: DIE NACHT GEHÖRT UNS (1929). 1933 spielte sie die weibliche Hauptrolle im einzigen deutschen Spielfilm mit dem Tenor Joseph Schmidt: EIN LIED GEHT UM DIE WELT. Lt. dem filmportal soll irgendwo im Film auch Claus Holm auftauchen: als "Oberleutnant H.".
Erfreulich, daß wir in diesem Film einmal Wolfgang Eichberger sehen dürfen. Neben diesem Film war er ja leider nur selten im Kino zu sehen (aber oft zu hören!). In ALT-HEIDELBERG (1958) hat er einen winzigen Auftritt am Anfang des Films. DU MEIN STILLES TAL (1955) habe ich lange nicht mehr gesehen, groß dürfte sein Auftritt da aber auch nicht sein; beide Filme wurden übrigens auch von Brauners CCC produziert.
Großartig natürlich auch die Leistung von Ernst Schröder (als seine Paladine: Manfred Meurer und Axel Monjé) als skrupelloser SS-Obergruppenführer. Aber auch Erich Schellow (grandiose Stimme!) als evangelischer Pfarrer - Schröder und Schellow haben einen gemeinsamen Auftritt- ist großartig. Leider hat sich auch Schellow auf der Leinwand und im Synchronstudio (das mochte er ja leider nicht so...) viel zu rar gemacht.
Vielleicht noch ein paar Sätze zur Produktion der beiden Filme DER 20. JULI und ES GESCHAH AM 20. JULI. Der Wettlauf zwischen den Produktionsfirmen CCC (Verleih: Herzog; DER 20. JULI) und Ariston (in Co-Produktion mit der Göttinger Arca; Verleih: NF) sorgte im Frühjahr 1955 für Schlagzeilen. Es gab sogar Vermittlungsversuche von Bundestagspräsident Gerstenmaier und einer Kommission der SPIO (Spitzenorganisation der Filmwirtschaft) mit dem Ziel die Produzenten Brauner (CCC) und Jochen Genzow (Ariston) zur Zusammenarbeit zu bewegen. Das mißlang allerdings. Die Witwen und Angehörigen der Widerstandskämpfer wurden in das jeweilige Firmen-Lager gezogen. So wollte die Witwe des Generalobersten Fromm (der im Film von Siegfried Schürenberg bzw. Carl Wery dargestellt wurde)die CCC-Produktion mit einer einstweiligen Verfügung stoppen. Auf der anderen Seite erstattete der Generalmajor a.D. Otto Ernst Remer (ein überzeugter Nazi, der tatkräftig zum Scheitern des Umsturzes beitrug; im Film dargestellt von Peter Mosbacher bzw. Albert Hehn) Anzeige gegen die Ariston-Film. Die Produktionen der beiden Filme standen unter enormen Zeitdruck. CCC-Regisseur Falk Harnack wurde vertraglich verpflichtet, die vorgegebene Drehzeit von 38 Tagen einzuhalten. In den letzten Stunden vor der Uraufführung kam es dann noch zu einem Wettrennen der besonderen Art: Ariston- Produzent Genzow charterte ein Flugzeug, landete (ohne Genehmigung) in Frankfurt/M., raste nach Wiesbaden und erhielt dort knapp vor der CCC die FSK-Freigabe. Er schaffte es dann, die Uraufführung zwei Tage vor der CCC einzurichten: ES GESCHAH AM 20. Juli wurde am 19. Juni 1955 in München uraufgeführt, DER 20. JULI dann am 21. Juni 1955 in Frankfurt/M.
Von den Kritikern wurde DER 20. JULI überwiegend als der bessere Film angesehen. Dem Urteil möchte ich mich anschließen. Die beiden Darsteller des Stauffenberg, Wolfgang Preiss und Bernhard Wicki, haben mich allerdings beide überzeugt. Gespannt bin ich, was ein gewisser Tom C. aus der Rolle macht.
So, daß war jetzt viel OFF-Topic, teilweise weit vom Synchron abschweifend, aber es sei mir vielleicht mal gestattet. Vielen Dank.
Gruß
Peter