Soweit ich weiß gibt es Filme, bei denen die Synchronstudios eine Original-Tonspur mitgeliefert bekommen, die nur die Geräusche und die Musik enthält, aber keine Dialoge. So können es sich die Synchronstudios ersparen, die Geräusche selbst zu machen. Es reicht, wenn sie einfach die deutschen Stimmen drüberlegen.
Aber seit wann ist das technisch möglich? In den 50er/60er Jahren (stelle ich mir vor) ging das noch nicht. Das mussten die deutschen Studios (abgesehen von der Musik) den Ton komplett neu machen.
Und wie ist das heute? Braucht man überhaupt noch Geräuschemacher?
Generell existierte diese Möglichkeit schon seit den 30er Jahren, es haben nur wenige ITs dieser Zeit überlebt; außerdem wurde in Hollywood 1941 - 1943 die Produktion von ITs komplett eingestellt, da der internationale Markt zusammengebrochen war. In ganz seltenen Fällen wurden ITs sogar nachproduziert ("King Kong" von 1933 für die groß angelegte Wiederaufführung 1952). Frühe ITs hört man z.B. in der 49er Synchronfassung von "The Sea Hawk" (1940) oder in mehreren der 69er Fassungen der Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone. Kuriosum am Rande: Die dänische Nordisk-Films stellte 1976 die Produktion von Geräuschbändern ein und lieferte nur noch Musikbänder aus, da der Export ohnehin gen Null tendierte, lediglich für "Die Olsenbande ergibt sich nie" existiert eine Geräuschspur, wie man im direkten Vergleich der beiden Synchronfassungen feststellen kann.
In Antwort auf:außerdem wurde in Hollywood 1941 - 1943 die Produktion von ITs komplett eingestellt, da der internationale Markt zusammengebrochen war.
Hallo,
woher stammt eigentlich diese Information, die ich hier immer wieder lese? Hatte sich die Situation 1944, noch vor der Landung der Allierten in Frankreich, geändert? Bis der europäische Filmmarkt wieder interessant wurde, dauerte es noch ein paar Jahre, die Situation in Asien dürfte ähnlich gewesen sein.
In Hitchcocks DER FREMDE IM ZUG hört man übrigens die ganze Zeit im Hintergrund der Synchro ganz leise den O-Ton, so als ob man die Geräusche übernommen hat, aber eben die Sprache dabei einfach "übertüncht" wurde.
Wofür steht denn IT? Und wie werden ITs überhaupt hergestellt? Ich bilde mir immer ein, dass die Dialoge eines z.B. US-amerikanischen Films am Set aufgenommen werden, zusammen mit den Geräuschen (Schritte, Autoverkehr, alles was es gibt). Wie kann man das von den Dialogen wieder trennen? Oder enthalten ITs nur "Fake"-Geräusche, ich meine Geräusche, die gar nicht bei den Dreharbeiten aufgenommen wurden, sondern aus Archiven kommen?
Oder auch "International Track", lange Zeit wurden die ITs ja nicht auf Magnetband abgespeichert, sondern auf Lichtton-Spur.
Zitat von FuchsIch bilde mir immer ein, dass die Dialoge eines z.B. US-amerikanischen Films am Set aufgenommen werden, zusammen mit den Geräuschen (Schritte, Autoverkehr, alles was es gibt). Wie kann man das von den Dialogen wieder trennen? Oder enthalten ITs nur "Fake"-Geräusche, ich meine Geräusche, die gar nicht bei den Dreharbeiten aufgenommen wurden, sondern aus Archiven kommen?
Viele Geräusche müssen sowieso neu aufgenommen werden, weil sie entweder nicht mit aufgezeichnet wurden (oder zu leise) oder nicht den Vorstellungen der Schöpfer entsprechen. Ohnehin müssen manche Sequenzen auch originalsprachlich nachsynchronisiert werden, weil der O-Ton untauglich ist. Die Geräuschkulissen modernen amerikanischer Filme sind im Original und in der Synchro faktisch identisch (durch die starke Nachbearbeitung), besser kann man die Differenzen nachverfolgen bspw. anhand einiger deutscher Edgar-Wallace-Filme, die auf DVD auch in englischer Synchronfassung vorliegen - die Differenzen, teilweise aber auch die Gleichheiten, denn manche Szenen wurden von vornherein nachsynchronisiert.
Zitat von Fuchs Ich bilde mir immer ein, dass die Dialoge eines z.B. US-amerikanischen Films am Set aufgenommen werden, zusammen mit den Geräuschen (Schritte, Autoverkehr, alles was es gibt).
Stell dir vor, 2 Leute sitzen am Strand und unterhalten sich. Erst wird Person A aufgenommen. Dann wird zum Gegenschuss umgebaut (Kamera, Licht usw.) Am Nachmittag wird Person B aufgenommen. A: "Schatz, ich hab Hunger" - relativ ruhige Atmo, nur ein paar Leute im Wasser. B: "Du denkst nur ans essen" - Schulkinder im Wasser, Flugzeug fliegt vorbei, Hund bellt,
Zitat von GarfieldDas würde sich lustig anhören...
So isses auch, das kann man in alten Filmen, in denen die Technik noch nicht so weit entwickelt war, verfolgen. Besonders häufig passiert es da, daß beim Wechsel der Perspektive der Raumhall des vorher Sprechenden abgeschnitten wird.
Zitat von Garfield Das würde sich lustig anhören...
Ich glaube, heutzutage arbeitet man bestimmt meist mit mehreren Kameras. Wenn die Personen A und B zur selben Zeit aufgenommen werden, gibt´s wohl kaum solche Probleme, wie du sie schilderst.
Noch eine Frage: Wird heutzutage den Synchronstudios bei jedem Film das IT mitgeliefert? Falls ja, bräuchte man ja wirklich keine Geräuschemacher mehr (?)
Ich glaube, heutzutage arbeitet man bestimmt meist mit mehreren Kameras. Wenn die Personen A und B zur selben Zeit aufgenommen werden, gibt´s wohl kaum solche Probleme, wie du sie schilderst.
Ja, und da man heutzutage auch mit unsichtbaren Kameras und Kameramännern arbeitet, gibt es auch überhaupt keine Probleme, wenn sich die beiden Personen gegenübersitzen.
Wird heutzutage den Synchronstudios bei jedem Film das IT mitgeliefert? Falls ja, bräuchte man ja wirklich keine Geräuschemacher mehr (?)
In der Regel ja, Ausnahmen sind z.B. eben die dänischen im Direkttonverfahren aufgenommenen Filme oder auch mal Erst-/Neusynchros alter Filme. Bei Hollywood-Filmen ist es Normalität. Allerdings fehlen auf den ITs ab und an Geräusche oder ein Stück ist nicht brauchbar, weil es z.B. fehlerhafterweise doch noch ein Stück Dialog enthält. In diesen Fällen sind dann doch wieder die Geräuschmacher oder sonstig Kreative gefragt.
Wird heutzutage den Synchronstudios bei jedem Film das IT mitgeliefert? Falls ja, bräuchte man ja wirklich keine Geräuschemacher mehr (?)
Ja, aber es gibt immer mal wieder bestimmte Geräusche und Effekte, die auf dem IT fehlen. Die Cutterin prüft deshalb auch in der Anfangsphase der Bearbeitung das mitgelieferte IT ganz genau (sie hört dazu alles extra laut ab, damit ihr auch nix entgeht), ob auch wirklich alles drauf ist oder ob etwas fehlt. All das trägt sie dann in eine IT-Liste ein, und die entsprechend fehlenden Sachen werden dann entweder aus dem Archiv genommen oder müssen vom Geräuschemacher nachgemacht werden.