Über den Beitrag eines anderen Forums kam bei mir eine reichlich kuriose Frage auf, die mir jetzt im Kopf rum schwirrt. Wir alle sind ja anscheinend recht glücklich darüber, wenn große Schauspieler eine feste Stimme bekommen. Dass es nicht immer dazu kommt, dazu gibt es ja unterschiedliche Gründe. Wie aber verhält es sich, wenn Stammsprecher aus persönlichen Gründen nicht mehr ihre Stammrolle sprechen wollen oder können, beispiel Stephan Schwartz (Scientologie) oder Randolf Kronberg, der angeblich behauptet haben soll, Eddie Murphy aufgrund der schwierigen Stimmlage nicht mehr sprechen zu können/wollen. Könnte ein Arne Elsholtz einfach frei entscheiden, Tom Hanks abzugeben ? Gibt es da hin und wieder auch vertragliche Verpflichtungen oder wird wirklich alles von Film zu Film separat entschieden ?
Zitat von EdigriegWie aber verhält es sich, wenn Stammsprecher aus persönlichen Gründen nicht mehr ihre Stammrolle sprechen wollen oder können, beispiel Stephan Schwartz (Scientologie) oder Randolf Kronberg, der angeblich behauptet haben soll, Eddie Murphy aufgrund der schwierigen Stimmlage nicht mehr sprechen zu können/wollen.
In Bezug auf Schwartz handelt es sich um eine Legende, die hier im Forum schon mehrfach korrigiert wurde. Dass Kronberg die Synchronisation von Eddie Murphy zunehmend stressig fand und von dessen neueren Filmen nichts hielt, hat er selbst in einem Radio-Interview gesagt, dass in irgendeinem Thread verlinkt wurde.
Oft wurde (und wird), sich bei diesem Thema sehr willkürlich verhalten. Ich habe schon öfters versucht, im Laufe der Jahre ein Schema zu erkennen, an dem man die Besetzung (oder Umbesetzung)eines Stammsprechers nachvollziehen kann; Leider vergeblich.
In erster Linie hängt die Besetzung von der Entscheidung des Verleihs und /oder des Synchronstudios ab. In Fällen, wo der Verleih sich nicht einmischte (weil es ihm egal war), entscheidet das Synchronstudio und die dort Verantwortlichen. Das kann sich positiv auswirken (wenn man dort großen Wert auf Kontinuität legt, auch wenn das manchmal etwas mehr kostet), oder auch nicht (wenn man möglichst schnell und günstig sein möchte).
Ein Beispiel, wo nur das Synchronstudio entschied und wo man wirklich von einer Fehlentscheidung sprechen kann, ist die Umbesetzung von Klaus Sonnenschein auf Wiliam Shatner (Kirk) in STAR TREK II und III. Gert G. Hoffmann (Shatners Stammsprecher) HÄTTE nach eigenen Aussagen, damals zur Verfügung gestanden. Warum wurde er nicht genommen? Das weiß heute keiner mehr! Erst als sich der Verleih einschaltete, wurde ab ST:IV vertraglich geregelt, daß Hoffmann alleine auf Kirk besetzt werden durfte.
Bei einem anderen Beispiel, hat der Verleih die Entscheidung getroffen und damit nichts Gutes bewirkt: Für die neuen STAR WARS-Filme wollte das Synchronstudio für die Rolle des C-3po wieder Joachim Tennstaed besetzen (der die Rolle ja auch schon in den alten Filmen sprach). Aber da hatte der Verleih andere Vorstellungen und bestannt darauf, daß ein Anderer den Droiden sprechen sollte. Das war natürli Fatal, den C-3po ist einer der wenigen Charactäre, die in BEIDEN Trilogien auftaucht und da hätte natürlich auch eine Kontinuität des Sprechers absolut Sinn gemacht. Außerdem klingt C-3po mit dieser neuen Stimme nur noch wie eine weinerliche Tunte!
Also kurz gesagt: Sowohl der Verleih, als auch die Synchronstudios können keine sichere Kointinuität von Stammsprechern garantieren (aus welchen Gründen auch immer!
Gruß,
Jörn
P.S.: Ach ja, eines ist mir aber bisher schon aufgefallen: Bei Synchronisationen, die für das Fernsehen gemacht werden, wird doch öfters darauf geachtet, daß ein Schauspieler seine "gewohnte" Stimmer erhält, als in Kino-Produktionen (vor allem, wenn der Schauspieler DURCH eine Fernsehserie bekannt geworden ist). Beispiele sind Richard Thomas (Die Waltons), der in Fernseh-Serien und Filmen oft von Hans-Georg Panczak gesprochen wird, in Kinofilmen aber so gut wie nie, sondern von wechselnde Sprecher Auch Robbie Coltrain (bekannt durch FÜR ALLE FÄLLE FITZ), hat in Fernseh-Synchros oft Wolfgang Hess als Sprecher, in Kino-Produktionen aber ebenfalls fast immer andere Sprecher. Zu Schluß noch Donald Sutherland: Der wird in Synchros, die für das Fernsehen angefertigt werden, oft mit Rolf Schultbesetzt (der ihn auch schon in seinen ersten, großen Kino-Erfolgen sprach). In aktuellen Kino-Filmen, bekommt er aber immer wieder neue Sprecher!
Alles in Allem ist man hier beim Fernsehen wohl etwas unabhängiger was die Synchron-Besetzung (und das Einhalten einer Kontinuität) angeht, als bei Kino-Produktionen (wo die Verleiher wohl das letzte Wort haben, was die Besetzung von Sprechern angeht. Kontinuität scheint bei denen aber nicht immer eine wichtige Rolle zu spielen, sondern eher der Preis, bzw Zeitdruck oder sogar Unkentniss).
Deine Antwort war ja ziemlich ausführlich, Jörn, hatte aber leider nichts mit der Frage des Threaderstellers zu tun ;)
Dazu wiederum: Davon, was ich hier im Forum gelesen habe, ging ich immer davon aus, dass Synchronarbeit ein relativ schlecht bezahlter Job sei (verglichen mit anderen Schauspiel-Arten), weswegen eine Besetzung als Stammsprecher für einen Synchronsprecher doch vermutlich der Jackpot ist (ich glaube das war die Wortwahl von Sandra Schwittau hinsichtlich ihrer Besetzung auf Bart Simpson), und derjenige/diejenige schön blöd wäre, soetwas auszuschlagen.
Ja eben nicht. Is ja wohl klar das man als Sprecher (der nix oder kaum was anderes macht) nicht so viel Geld verdient (derzeit). Wenn's den Leuten also um's Geld geht, sollten sie sich nen Job suchen der mehr abwirft.
Interessant ist es doch immer dann, wenn ein Sprecher über längere Zeit als Stammsprecher auftritt, dann plötzlich für einige Filme nicht mehr auf "seinem" Schauspieler zu hören ist und dann später kehrt er doch wieder zurück!! Ich nenne hier als Beispiel einfach die Kombination Nicolas Cage/Martin Kessler!! Zwei Jahre lang hörte man plötzlich Ronald Nitzschke (2002-2003), bei der Rückkehr der Tempelritter war dann Kessler wieder da!! Wenn ein Stammsprecher mal einen Film verpasst - OK, das kommt vor!! Aber gleich mehrere hintereinander??? Ich denke, da steckt dann manchmal doch mehr dahinter!! Es muss natürlich nichts zu bedeuten haben und kann tatsächlich reiner Zufall sein, aber Spekulationen wird so natürlich Tür und Tor geöffnet!!
Mücke
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.10.2007 21:00
#9 RE: Stammsprecher - Pflicht oder freie Entscheidung ?
Zufall bestimmt nicht. Manchmal entscheidet sich halt selbst bei Leuten wie Nic Cage einer um, aber genau das ist Willkür, die ärgerlich ist. Aber, da sowohl Regisseure, als auch Verleihe mit solchen Entscheidungen anzutreffen sind, gibt es niemanden, der versuchen könnte, unterbindend einzuwirken. Ich finde es generell bedauerlich, dass einzelne Leute über die Umbesetzungen bei Schauspielern entscheiden können. So was sollte ab einer bestimmten Dauer der Kombi untersagt und vorher zumindest mit Einfluss aller Beteiligten (Verantwortliche für den entsprechenden Film [u.a.(!!) Supervisor], dem Schauspieler selbst [zumindest bei Stars] und vor allem denen, die am meisten Ahnung haben, nämlich den Verantwortlichen im auserwählten Synchronstudio] abgestimmt werden. Wenn ich lese "ein (1) Supervisor hat entschieden, dass..." wird's mir übel... vor allem, wenn dann an's Licht kommt, dass das Studio nichts machen konnte, aber umgekehrt ist's bei Fällen, wo die Macher des Films nicht genügend Interesse zeigen, ja auch immer wieder mal das gleiche. ---und mehr als drei Leute haben ihre Finger halt sicher meist nicht im Spiel, wenn überhaupt.
Eben solche Sachen wie die N.Cage Geschichte sind es, die mich verwirren. Denn wenn ich dran denke, dass man z.B. "Geschenkt ist noch zu teuer" bloß nachsynchronisiert hat, um Elsholtz auf Hanks hören zu können*, begreife ich die Sachlage als Ganzes nicht. Es gibt ja auch 'ne Menge Beispiele, wo man auf Kontinuität Wert gelegt hat. An anderer Stelle wird wieder völlig anders gehandelt, was auch nicht immer mit dem Berlin/München Konflikt erklärt werden kann. Wahrscheinlich laufen da mitunter hinter verschlossenen Türen Dinge ab, die uns gar nicht in den Sinn kommen.
* wenn hier eine Rechtegeschichte vorliegt, habe ich nichts gesagt.
Roger Thornhill
(
gelöscht
)
Beiträge:
24.10.2007 00:02
#11 RE: Stammsprecher - Pflicht oder freie Entscheidung ?
Zitat von EdigriegWahrscheinlich laufen da mitunter hinter verschlossenen Türen Dinge ab, die uns gar nicht in den Sinn kommen.
Da werden hinter verschlossenen Türen ausschweifende Orgien gefeiert, bei denen >>Die Verantwortlichen<< süffisant lächelnd mit dem Sektglas in der Einen und der Besetzungsliste in der Anderen, Umbesetzungen aushecken, die die Welt nicht braucht. Ja, Leute, so geht's ab beim Synchron, glaubt's mir ruhig. *
* Die dargestellte Schilderung ist absolut übertrieben und unwahrscheinlich. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten in der Synchronbranche sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
In Antwort auf:Bei einem anderen Beispiel, hat der Verleih die Entscheidung getroffen und damit nichts Gutes bewirkt: Für die neuen STAR WARS-Filme wollte das Synchronstudio für die Rolle des C-3po wieder Joachim Tennstaed besetzen (der die Rolle ja auch schon in den alten Filmen sprach). Aber da hatte der Verleih andere Vorstellungen und bestannt darauf, daß ein Anderer den Droiden sprechen sollte.
^^ Hmm das kenn ich anders: Joachim Tennstedt war, als SW I synchronisiert wurde, beschäftigt. Das Studio wollte in Episode II besetzen, aber der Verleih wollte _dann_ nicht mehr, weil Episode I bis III zusammengehören, daher bestanden sie das Wolfgang Ziffer in Ep II wieder C3PO wird, weil er es in Episode I war...