Es ist schon etliche Jahre her, da war der Synchronschauspieler Hubertus Bengsch zu Gast bei einem Berliner Radio-Sender. Dabei hat er allgemin über seine Arbeit erzählt und zum Beispiel auch gewisse Probleme erwähnt, die es bei der Synchronisation immer wieder gibt, weil es für bestimmte Wörter oder Formulierungen in US-amerikanischen Filmen bzw. Serien einfach keine adäquate deutsche Übersetzung gibt, die auch lippensynchron ist. Als Beispiel nannte er das immer wieder in US-Filmen verwendete Schimpfwort "pimp", was auf deutsch "Zuhälter" bedeutet. Er erzählte, dass in Studios an dieser Stelle immer wieder auf andere deutsche Schimpfwörter zurückgegriffen wird, weil man keine passende, einigermaßen lippensynchrone deutsche Übersetzung weiß, und man halt nicht das Wort "Zuhälter" draufsprechen kann, weil es einfach überhaupt nicht zur Mundbewegung passt.
Die Zuhörer konnten sich in dieser Radiosendung sogar live beteiligen und Vorschläge für eine passende Übersetzung für "pimp" machen. Ob was Brauchbares dabei rauskam, weiß ich nicht mehr.
Aber jedenfalls hat mich diese Erinnerung auf diesen Thread hier gebracht: Welche Standardprobleme haben deutsche Studios bei der Synchronisation von Filmen und Serien?
Vielleicht können ja hier auch Leute mit Einblick in die Synchronarbeit ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.
Das ist genau dasselbe Problem wie z.B. bei "Bitch" oder "Fuck" für die es auch keine wirklichen Übersetzungsmöglichkeiten gibt; "Schlampe" ist eben zweisilbig und "Fuck" kann viele verschiedene Bedeutungen haben, wobei es ein solch flexibles Wort in der deutschen Sprache nicht gibt. Bei "Bitch" ist es noch ein bißchen einfacher, da man sich für dieses Wörtchen, dass ich jetzt nicht nochmal sage verschiedene Möglichkeiten gibt, z.B. "Tussi" (so erwähnt in einem Bericht über Petra Barthel: http://magazin.zitty.de/1720/magazin_-_titel.html). Bei "Fuck" kann die Übersetzung manchmal ein bißchen komisch klingen wie z.B. in "Pulp Fiction" (Rekordhalter in Sachen "F***"/255 Mal in 149 Minuten): Butch (Bruce Willis): "From the f***in' things she could f***in' forget she forgets my father's watch" "Von den verdammten Dingen die sie verdammt vergessen konnte vergisst sie die Uhr meines Vaters"
Kann es sein, dass sich viele Redewendungen des heutigen deutschen Sprachgebrauchs nur durch Synchros, und deren Zugeständnisse zugunsten der Lippensynchronität eingebürgert haben? Dinge wie das oft genannte "Das macht Sinn" kommen doch mit Sicherheit aus dem englischen "That makes sense", und hat sich durch die regelmäßige Verwendung in Synchronisationen in den alltäglichen Sprachgebrauch gemogelt. Oder etwas moderner (irgendwann aus den 90ern) "What's up?", was im deutschen das gängige "Was geht ab?" oder die Kurzform "Was geht?" erzeugt hat (vermutlich erst nach Budweiser's "What's uuuup?"). Zumindest kann ich mir bei solchen Dingen nicht wirklich eine deutsche Herkunft erkennen...
Mich nervt seit jeher die Synchron-Formulierung in US-Filmen 'Warum machst Du nicht erstmal dies oder das ...' (Why don't You...), das sagt im Deutschen Niemand. Wenn ich Besuch habe, sage ich: 'Macht es euch doch erstmal bequem' und niemals 'Warum macht ihr es euch nicht erstmal bequem'. Keine Ahnung, wie das mit der Lippensynchronität dabei ist, aber das hört sich immer wieder verheerend an.
Oder in französischen Filmen: 'Aber nein' (Mais non) - vielleicht wäre hier 'nein nein' realitätsnäher.
Sicher fallen mir noch ein paar immer wiederkehrende Sachen dieser Art ein...
Im Englischen/US-Amerikanischen wird fast immer die erste Vergangenheitsform benutzt: I went, I saw, usw. Während in der deutschen Alltagssprache immer die 2. Vergangenheit genommen wird: Ich bin gegangen, ich habe gesehen, usw. Aber dafür sind die Lippenbewegungen zu kurz, also nimmt man da auch ständig die erste Vergangenheit: Ich ging, ich sah, ich nahm usw. Das hört sich immer etwas gedrechselt an, weil halt niemand so spricht, aber anders geht´s wohl nicht.