Ich finde früher war da auf jeden Fall was dran. Wenn mir dahingehend eins einfach auffällt, dann ist es die Tatsache, dass ein B-Film aus den 50ern als solcher wesentlich liebenswerter sein kann - und das gerade in der Synchro - als es B-Filme heutzutage sind. Damit meine ich jetzt von der Stange produzierte Filme, die von Anfang an auf nichts anderes als Low Budget mit größtmöglichem Gewinn angelegt sind und nicht Filme, die scheitern und dadurch B-Kategorie werden.
Im Grunde war Randolph Scott
mit seinen Filmen zu seiner Zeit eigentlich nicht groß was anderes, als es Chuck Norris später sein sollte und trotz dass der Scott'sche Pathos-Schmonzes mit einer Frau und einem Revolver genauso unerträglich ist, wie die Norris'schen Ballerorgien, die für unfreiwillige Komik aber immerhin noch reichlich Potenzial bieten würden, würde ich einen Scott-Film immer bevorzugen, weil die deutschen Stimmen einfach was hermachen, selbst wenn das Hirn auf Sparflamme fährt. Bei Norris hilft es nichts, die Augen zu zu machen, bei Scott schon und das ist der Knackpunkt dieses eigenartigen Beispiels.
(Und das meine ich nur der Sprache nach, unabhängig von der Ballerei.
)
Ich höre mich an klassichen Synchronsprechern wesentlich langsamer satt, als an modernen, obwohl es von den Oldies logischerweise wesentlich mehr Einsätze zu verbuchen gibt. Ich habe noch nie das Gefühl gehabt: "Och, schon wieder GGH!", obwohl der echt extrem viele Hauptrollen sprach. Wenn ich seinen "Nach-Doubler" Erich Räuker in nur zwei, drei Filmen nacheinander höre, könnte ich allerdings schon an die Decke gehen, wenn die Rollen nicht wenigstens passen.
Der einzige Klassiker, an dem ich mich satt gehört habe ist Arnold Marquis, was aber auch an vielen Rollen liegt, die er ein Stück weit kaputt chargierte und mit Ironie versah, die zum Teil irgendwie überheblich wirkt.
GGH aber konnte einfach aus jedem was machen, ohne dabei die "Contenance" zu verlieren, genau wie zum Beispiel auch E.W. Borchert, Heinz Engelmann und zum größeren Teil auch Curt Ackermann. Andere Leute sind als Typecast auch einfach so gut gewesen, dass man ihnen nicht böse sein kann (wie Herbert Weißbach oder meistens auch Gerd Martienzen), ein Phänomen, dass es heute wirklich kaum noch gibt. Ich habe bei vielen Filmen heute einfach das Bedürfnis mir den OTON anzusehen, auch nachdem ich die Synchros kenne. Bei alten Filmen höre ich nach Abstinenz fast immer am liebsten zuerst die Synchro, bei neueren Sachen besteht für mich beim zweiten Ansehen nur in einem von vielleicht drei Fällen der Anreiz die Synchro nochmal "aufzuwärmen".
Die Würde, die manche klassische Sprecher in Filme injizierten, die man heutzutage als "Video-Produktion" rausgeben würde, ist erstaunlich und wertet die Originale zum Teil erheblich auf.
Heutzutage wird Scheiß auch meistens scheiße und in, durch die Sterne gesprochen, S****-Studios synchronisiert, unter S****
-Regie etc.pp. Dem war früher nicht so und das ist stark.
Ob man über Auf- und Abwertung einzelner(!) Schauspieler durch Synchros diskutieren muss, halte ich für fraglich. Ich finde, man sollte sowas über nen Gesamtfilm oder ne Gesamtserie betrachten. Im Endeffekt interessiert das Individuum innerhalb des Konsens als separate Essenz eigentlich wenig. Wie sagte ich schonmal: Ein Film lebt durch Schauspieler in Rollen und nicht durch die Rollen selber... und die Betonung liegt eben auch auf der Mehrzahl.
Ein anderer User hat hier auch schonmal geschrieben, dass Schauspieler in Filmen ja dem jeweiligen Konzept gewissermaßen "untergeordnet" sind und das ist an sich auch richtig, wobei ich da halt hinzufüge, dass ein Schauspieler auch innerhalb eines Konzepts wiederum nur richtig funktioniert, wenn er nicht mit einer Typecast-Synchro zum Abziehbild gemacht wird, außer wenn die Rolle nicht daran krankt (vor allem bei lustigen Parts durchaus möglich).
Eine Synchro an sich kann man aber letztlich nur als Gesamtes bewerten, individuelle Leistungen zwar auch einzeln beurteilen, aber die sind nur ein Faktor, den man nicht wirklich rausziehen kann. Denn: Wenn einer briliert und der Rest ablosed ist die Synchro trotzdem Mist. Ist eine Frage des Verhältnisses und dadurch Gesamtsache.
Ein Sprecher mag ein Kapitel sein, aber ein dickes Buch wird dadurch nur selten zum Meisterwerk.