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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 1.243 mal aufgerufen
 Filme: Klassiker
Markus


Beiträge: 2.466

25.03.2010 09:12
Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Ich bin alpha und Co. sehr dankbar, nicht nur, weil sie so tatkräftig gegen die Pfuscherei bei der Restaurierung älterer Tonspuren kämpfen, sondern auch, weil sie detailliert beschreiben, welche Schäden das Material aufweist und welche Verschlimmbesserungsmassnahmen dafür verantwortlich sind. Finde das sehr interessant und lerne hier einiges dazu.

Als Ergänzung möchte ich vorschlagen, in ähnlicher Weise einmal auf DVD/Blu Ray-Tonspuren hinzuweisen, die gut erhalten wie mustergültig restauriert sind und uns damit von der Kraft und Leistung eines alten Mono/Stereo-Tons begeistern können. Damit, bei allem Realismus, der Blick nicht zu trübe bleibt und man auch am guten Beispiel lernt.

Genannt wurden in diesem Zusammenhang bereits Filme, die vom THS-Studio bearbeitet wurden, dessen Mitarbeiter auf diesem Gebiet hervorragende Arbeit leisten (Reihe "Schätze des deutschen Tonfilms"). Auch Imagion ist eine gute Adresse für den verantwortungsvollen Umgang mit älteren Filmen.

Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen!

Gruss
Markus

Schweizer


Beiträge: 1.308

29.03.2010 18:40
#2 RE: Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Ich wäre aber dafür, dass man in diesem Thread auch gelungene Neubearbeitungen in 5.1 auf Basis der Originalsynchro nennt. Denn die gibt es.
Sich jetzt einfach nur auf die wirklich Originalen Mono- Stereo- Spuren zu beschränken finde ich anmassend gegenüber wirlich toll gelungenen Neuabmischungen.

alpha



Beiträge: 312

29.03.2010 21:41
#3 RE: Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Zitat von Schweizer
Ich wäre aber dafür, dass man in diesem Thread auch gelungene Neubearbeitungen in 5.1 auf Basis der Originalsynchro nennt. Denn die gibt es.
Sich jetzt einfach nur auf die wirklich Originalen Mono- Stereo- Spuren zu beschränken finde ich anmassend gegenüber wirlich toll gelungenen Neuabmischungen.


Ich bin selbstverständlich auch dafür, über Mehrkanal-Fassungen zu diskutieren, aber natürlich nur dann, wenn wirkliche Neuabtastungen von ORIGINALEN historischen Mehrkanal-Magnetton-Quellen (für die "El Cid" (1961)-Blu-ray wurde das bei der dt. Klangfassung offenbar gemacht) zur Verwendung kamen.

Upmix-Spielereien, wie z. B. bei den frühen Bond-Filmen oder auch "West Side Story" der Fall (wo von irgendeinem uralten TV-Master übernommene dünne deutsche Mono-Tonspuren zu Tode entrauscht und gewaltsam mit glasklaren internationalen Magnetton-Neuabtastungen zusammengemixt wurden, wodurch eine überdeutliche qualitative Diskrepanz zwischen dt. Dialog und Musik/Effekten besteht), haben rein gar nichts mit RESTAURIERT zu tun und sind daher auch nicht Gegenstand dieses Threads.

Eine weltweite Suche, Neuabtastung und SACHGERECHTE Restaurierung der besterhaltenen Audio-Ausgangsmaterialien würde ich mir bei den frühen Bond-Synchros aber sehr wünschen (ich würde diese Filme nämlich gerne in einer Tonqualität erleben, die möglichst dem entspricht, was zu Premierezeiten in den Kinos zu hören war; und wenn die Filme damals in Mono liefen, muss das natürlich auch beibehalten werden).

hitchcock


Beiträge: 1.118

31.03.2010 22:48
#4 RE: Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Ich zum Beispiel bin total begeistert von der deutschen Tonspur von

ERDBEBEN (Sensurround-Ton?)

und

BEN-HUR.

Viele Grüße
hitch

alpha



Beiträge: 312

09.04.2010 18:16
#5 RE: Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Gut geworden ist die "Letztes Jahr in Marienbad"-Klangbearbeitung von Criterion. Auf der DVD hat man die Auswahl zwischen restauriertem und unrestauriertem Ton. Die unrestaurierte Tonspur weist ständige Knackser sowie einen leichten-mittleren Rauschpegel auf. In der restaurierten Tonspur sind die Knackser allesamt verschwunden, aber das Rauschen ist immer noch recht deutlich hörbar. Man hat also die Knackser sorgfältig herausgeschnitten, aber auf Denoising (das nur unnötige Artefakte erzeugt hätte) wurde weitgehend verzichtet (leichte qualitative Abstriche muss man machen, da, wenn man unter Verwendung eines Kopfhörers in die Tonspur reinhört, in der restaurierten Tonspur im Rauschen leichte Phasing-Effekte wahrnehmbar sind, die wahrscheinlich auf das leichte Denoising zurückzuführen sind).

Völlig schief gegangen ist hingegen die Criterion-Tonbearbeitung von "Vampyr". Hier wurde kräftig entrauscht, wodurch auch das Nutzsignal deutlich beschädigt wurde (alles klingt v. a. beim Soundtrack im Vergleich zum unrestaurierten Ton muffig und eingeengt, weil die hohen Frequenzen des Nutzsignals allesamt durch den Denoiser gelöscht wurden).


Das verdeutlicht nochmals folgende Beobachtung:
Kurze impulsartige Knackser lassen sich HERVORRAGEND und rückstandsfrei entfernen, wenn man bei deren Entfernung sachgerecht vorgeht (wenn jedoch die Knackser überhand nehmen bzw. in ein Prasseln übergehen, wie es z. B. bei diversen schlecht erhaltenen Spätvierziger-Synchros der Fall ist, dann wird der Ton sehr schnell unrestaurierbar, weil Entfernungsversuche unweigerlich heftige digitale Artefakte erzeugen würden). Generell liegt aber in der Knackser-Entfernung die wahre Stärke digitaler Tools. Viele ungefilterte Tonspuren alter TV-Master könnte man zu 100% von Knacksern säubern, ohne dabei die GERINGSTEN Artefakte zu erzeugen (wenn fähige Personen am Werk sind).

Versuche, breitbandiges Lichttonrauschen zu entfernen, sind hingegen abzulehnen, weil solche Filterversuche IMMER mit deutlichen Beschädigungen der Substanz einhergehen (und dass im Rahmen einer Restaurierung die Substanz NICHT beschädigt oder verfremdet werden darf, sollte eigentlich jedem klar sein).

alpha



Beiträge: 312

30.05.2010 20:35
#6 RE: Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Sehr begeistert bin ich von der DVD-Umsetzung der seltenen "Die Tanzmeister" (1943)-Kinosynchro (Fox-DVD). Samtweicher, natürlicher, luftiger Klang, intakt gebliebene Höhen und völlige Absenz jeglicher MP3-ähnlicher Digitalartefakte; den einen oder anderen in Sprechpausen auftretenden Knackser hätte man herausschneiden können, was die Gesamtqualität noch etwas erhöht hätte. Allerdings erfordert die sachgerechte Entfernung solcher Knackser ein hohes Maß an Sorgfalt und angesichts der tontechnischen Schlampereien, die Fox bei etlichen anderen Filmklassiker-DVDs an den Tag gelegt hat, ist es zweifelhaft, ob die Techniker in der Lage gewesen wären, die Knackser auf eine Weise zu entfernen, ohne dass dabei neue Artefakte erzeugt werden (sehr positiv unter den zahlreichen tontechnisch verpfuschten Fox-DVDs sticht übrigens auch der Film "Das Buch Ruth" (1960) hervor, da hier die dt. Kinosynchro ausnahmsweise sachgerecht bearbeitet wurde und daher einwandfrei in Ordnung ist; die neu synchronisierten Stellen sind jedoch in Stereo und stechen heraus, weil sie etwas zu frisch klingen).

Hervorragend umgesetzt wurde auch die seltene "Der Vampir von Notre Dame" (1956)-Synchro (Anolis-DVD). Die Stimmen sind zu 100% frei von synthetischen MP3-ähnlichen Verzerrungen (wie etwa Flanging-Effekten oder üblen Klangverfärbungen am Wortanfang/Wortende) und klingen samtweich und natürlich. Auch Filterartefakte in Form von Rauschfahnen sind nicht vorhanden. Die hochfrequenten Klangdetails wurden NICHT gelöscht.

Willoughby


Beiträge: 1.485

05.01.2011 21:54
#7 RE: Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Zitat von alpha
Völlig schief gegangen ist hingegen die Criterion-Tonbearbeitung von "Vampyr".



Hast Du weitere Informationen zur deutschen Fassung/Synchronisation?

alpha



Beiträge: 312

06.01.2011 02:12
#8 RE: Hören lernen: Hervorragend restaurierte Tonspuren Zitat · antworten

Zitat von Willoughby

Zitat von alpha
Völlig schief gegangen ist hingegen die Criterion-Tonbearbeitung von "Vampyr".



Hast Du weitere Informationen zur deutschen Fassung/Synchronisation?



Im Criterion-Booklet befindet sich ein Text von Martin Koerber, in dem auf die dt. Synchronisation/Sprachfassungen eingegangen wird (Link zum Text).

Zudem wird im Interview mit Nicolas de Gunzburg dieses Thema ebenfalls ganz kurz behandelt (siehe hier, Kapitel Post-production).

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