ich schreibe aktuell eine Facharbeit im Fach Englisch, in der es um Synchronisationsprobleme geht, die durch kulturelle Differenzen zwischen den USA und Deutschland entstehen. Für den Praxisteil wollte ich die Synchronisation eines Films auf solche Problematiken untersuchen. Im moment denke ich an "Man from Earth" oder "Lost in Translation". Fallen euch spontan noch irgendwelche Filme oder spezielle Szenen ein, in denen der kulturelle Kontext für die Synchronisation von Entscheidung ist, sprich in denen eine direkte Übersetzung vom deutschen Publikum eventuell nicht verstanden werden könnte (zB. Anspielungen auf Leute die einem in den USA ein Begriff sind, aber die man in Deutschland nicht kennt)? Hoffe, ich hab mich nicht zu umständlich ausgedrückt und bin dankbar für jede Antwort
Auf Anhieb würde ich Filme des "Black Cinema" wie z.B. Friday hernehmen, da gerade die eine spezielle Ausdrucks- und Sprechweise beinhalten. Sowas ist IMHO im deutschen sehr schwer rüberzubringen. Hatte o.g. Friday mal synchronisiert gesehen, hat für mich überhaupt nicht funktioniert.
Schau dir einfach US Sitcoms an. Ein Großteil der Dialoge können nur Muttersprachler zu hundert Prozent verstehen. Wir deutsche erkennen zwar "Aha, dann sollte jetzt witzig sein", aber richtig darüber lachen werden wir nicht.
Wewegen in den deutschen Fassungen von US-Sitcoms immer mal wieder die Hintergrundlacher zu hören sind, obwohl gar kein richtiger Gag zu erkennen ist. Selbst in der immer so hochgelobten Synchro von "Two And A Half Men" (welche den Umständen entprechend sehr gelungen, aber nicht "lustiger als das Original" ist) fällt den unübersetzbaren Wortspielen in jeder Folge der ein oder andere Gag zum Opfer. Ganz zu schweigen von Serien wie "How I Met Your Mother" oder "The Big Bang Theory".
Zitat Wewegen in den deutschen Fassungen von US-Sitcoms immer mal wieder die Hintergrundlacher zu hören sind, obwohl gar kein richtiger Gag zu erkennen ist.
Bleibt die Frage, ob da in der OF ein richtiger Gag zu erkennen ist. In den meisten Fällen: Nein.
Das vom Tonband eingeblendete Lachen ist für mich sowieso eine abartige Holzhammer-Methode. Die Zuschauer wissen oft nicht, warum sie lachen, aber wenigstens wissen sie an welcher Stelle. Ich halte das für eine fragwürdige Manipulation nach dem Motto: "Dauernd wird gelacht, aha, ich weiß zwar nicht warum, aber es muß wohl lustig sein."
Die Fragestellung von kainzi_walker ('Kulturelle Differenzen') würde ich auch nicht ausgerechnet auf Sitcoms beziehen; über dtsch. Sitcoms lacht im Ausland auch kein Mensch - und nicht wegen schlechter Übersetzungen, sondern es ist zumeist schlichtweg unlustig und zu blöd. Das ist bei amerikanischen Sitcoms nicht anders, da sollte man keine 'Qualität' hineingeheimnissen, die - Ausnahmen bestätigen sicher auch hier die Regel - überwiegend nicht vorhanden ist.
Nichts für ungut an alle Sitcom-Fans (gibt's die?).
Zitat Bleibt die Frage, ob da in der OF ein richtiger Gag zu erkennen ist. In den meisten Fällen: Nein.
Ich rede aus Erfahrung, da ich einige Sitcoms im O-Ton schaue und andauernd Gags erkenne, die auf Deutsch in dieser Form niemals funktionieren können. Genauso erkenne ich in Synchros immer wieder solche Momente, in denen ich merke, welcher Gag sich hinter der unlustigen Übersetzung in Wahrheit verbirgt. Natürlich gibt es Lacher auch bei schlechten Gags zu hören (wobei das natürlich immer im Auge des Betrachters liegt), ich meint aber speziell Fälle, in denen in einem Dialog überhaupt kein Gag zu erkennen ist. Aber gut jetzt, ich glaube das driftet etwas vom ursprünglichen Thema ab.
Zitat Wewegen in den deutschen Fassungen von US-Sitcoms immer mal wieder die Hintergrundlacher zu hören sind, obwohl gar kein richtiger Gag zu erkennen ist.
Bleibt die Frage, ob da in der OF ein richtiger Gag zu erkennen ist. In den meisten Fällen: Nein. Das vom Tonband eingeblendete Lachen ist für mich sowieso eine abartige Holzhammer-Methode. Die Zuschauer wissen oft nicht, warum sie lachen, aber wenigstens wissen sie an welcher Stelle. Ich halte das für eine fragwürdige Manipulation nach dem Motto: "Dauernd wird gelacht, aha, ich weiß zwar nicht warum, aber es muß wohl lustig sein." Die Fragestellung von kainzi_walker ('Kulturelle Differenzen') würde ich auch nicht ausgerechnet auf Sitcoms beziehen; über dtsch. Sitcoms lacht im Ausland auch kein Mensch - und nicht wegen schlechter Übersetzungen, sondern es ist zumeist schlichtweg unlustig und zu blöd. Das ist bei amerikanischen Sitcoms nicht anders, da sollte man keine 'Qualität' hineingeheimnissen, die - Ausnahmen bestätigen sicher auch hier die Regel - überwiegend nicht vorhanden ist. Nichts für ungut an alle Sitcom-Fans (gibt's die?). Gruß, kogenta
*kogentaerschieß*
Muss man dazu noch was sagen? Nein, ich glaube nicht. Aber wenigstens haben wir hier im Forum jetzt auch ein Beispiel für die "ältere Generation" und ihre Anschauungen, auf die ich mich so gerne beziehe.
Zitat von kogentaBleibt die Frage, ob da in der OF ein richtiger Gag zu erkennen ist. In den meisten Fällen: Nein.
Ich würde sagen: Doch. Viele Gags kann man aber oft nicht so gut rüberbringen, weil es an der Betonung hapert, die im deutschen einfach oft nicht funktioniert, obwohl die Serie gut bearbeitet wurde. Es ist eine Kunst so etwas gut zu machen. Andreas W. Schmidt hat es bei "Two and a half man" super hinbekommen. Bei anderen Serien, wie z.B. "King of Queens" beispielsweise sind die Folgen auf englisch einfach toll während ich in der deutschen Fassung denke: "Mmmh ja, ganz nett". Von daher würde ich es eher andersherum sehen.
Zitat von kogentaDas vom Tonband eingeblendete Lachen ist für mich sowieso eine abartige Holzhammer-Methode. Die Zuschauer wissen oft nicht, warum sie lachen, aber wenigstens wissen sie an welcher Stelle.
Das mit dem Lachen vom Band sehe ich ähnlich. Es ist einfach nervig, wenn nach fast jedem Satz ein Lacher kommt. Besonders in schlechten Sitcoms (Geschmackssache), wo man vermutlich versucht, die Serie lustiger erscheinen zu lassen. Ich denke dabei besonders an "Til death".
Zitat von kogenta[...]über dtsch. Sitcoms lacht im Ausland auch kein Mensch - und nicht wegen schlechter Übersetzungen, sondern es ist zumeist schlichtweg unlustig und zu blöd.
Danke michael2 und elef für die Vorschläge! werde mir mal den Film Friday näher anschauen. Zum Thema Sitcoms: Ich schaue gerade Prinz von Bel Air und mir fällt auf, dass die deutsche Version oft darunter leidet, dass die Dialekte nicht übertragbar sind. Ich denke das nimmt dem Medium eine Aussageebene.
Zitat *kogentaerschieß* Aber wenigstens haben wir hier im Forum jetzt auch ein Beispiel für die "ältere Generation" und ihre Anschauungen, auf die ich mich so gerne beziehe.
@Isch
Jetzt will er mich schon erschießen, der Gute! Ist auch dreist von mir, in meinem senilen Alter regelmäßig eine längst überholte Anschauung zu vertreten, die von seiner sprudelnd jugendlichen und natürlich eindeutig richtigen Up-To-Date-Meinung abweicht!
"Toleranz ist eine Tugend, Ignoranz das Recht der Jugend" sagt man im Orient.