Alfred Vohrers Fallada-Verfilmung ist eine solche Fundgrube für Berliner Synchronlegenden, dass sie einen eigenen Thread verdient hat. Es wirken mit (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Carl Raddatz, Martin Hirthe, Peter Matić, Heinz Reincke, Beate Hasenau, Hans Korte, Wilhelm Borchert (wieder mit Hildegard Knef zusammen, wie in "Die Mörder sind unter uns"), Friedrich G. Beckhaus, Dietrich Frauboes, Jacques Breuer, Wolf Goldan, Klaus Miedel, Arnold Marquis, Otto Czarski.
Der Soundtrack kam mir vor wie eine Mischung aus O-Ton mit nachsynchronisierten Passagen, wobei die Genannten sich natürlich selbst sprachen. Zwei Fremdstimmen sind mir aufgefallen: Karl, der zweite Mann von Knefs und Raddatz`Schwiegertochter, wird von Christian Brückner synchronisiert; Heinz Spitzner als Direktor hat die Stimme von Friedrich Schoenfelder. Bei Gerd Böckmann bin ich mir nicht sicher, ob er selbst spricht. Möglich auch, dass einige Nebenrollen "veredelt" wurden. Wen spielte denn Jacques Breuer? Und sprach er selbst?
Danke für die Infos. Borkhausen ist wohl dieser junge Nazi, Tennstedts Stimme ist mir gar nicht aufgefallen. Miedels Rollenname sagt mir nichts, aber er spielt auch selbst mit.
Klaus Miedel spielt schon selbst mit, das ist korrekt. Habe den Film länger nicht mehr gesehen, daher kann ich mich nicht an die Rolle erinnern, aber an Miedels Gesicht auf jeden Fall. Zudem ist auch Michael Tietz zu sehen, um für die obige Aufzählung noch einen Namen zu nennen.
Das Label Fernsehjuwelen bringt den Film am 21. Oktober auf DVD heraus - mit deutschem und englischem(!) Ton. Auf der Homepage gibt es einen neuen Trailer in beiden Sprachen, der einige der genannten Auftritte (Hirthe, Miedel) zeigt; wer den Film noch nicht gesehen hat, sei aber gewarnt, dass es sich im Grunde um eine "Kurzzusammenfassung" des gesamten Films handelt.
hab nun die DVD gesehen und kann Miedel natürlich auch vor der Kamera bestätigen.
Zitat Heinz Spitzner als Polizeichef hat die Stimme von Friedrich Schoenfelder.
Schoenfelder hat also Spitzner gesprochen? Den kenn ich nicht, aber das war dann nicht der Polizeichef, sondern der Direktor der Sargfabrik, der auf der Polizeiwache ist.
Anbei ein Sample von Sylvia Manas, die fremdsynchronisiert wird, meiner Meinung nach ist hier Anita Kupsch zu hören. Von Alexander Radszun habe ich auch mal ein kurzes Sample erstellt, bin mir nicht so sicher, ob er sich hier selbst spricht.
bei Anita Kupsch (für Sylvia Manas) stimme ich Dir zu! Alexander Radszun, der ja später oft und gern auch von Dieter Wedel in seinen TV-Mehrteilern besetzt wurde, spricht sich m. E. selbst.
alles klar. Die Verwechslung ist nicht so ungewöhnlich, weil er eben auf der Polizeiwache das einzige Mal auftritt und mit "Herr Direktor" angesprochen wird...
Da ich den Film gerade nicht zur Hand habe, bleiben vorübergehend ein paar Zuordnungen auf der Strecke.
Es spielen und sprechen:
Hildegard Knef (Anna Quangel)
Carl Raddatz (Otto Quangel)
Sylvia Manas (Trudel Baumann) Anita Kupsch
Martin Hirthe (Escherich)
Peter Matic (Kluge)
Gerd Böckmann (Schröder)
Hans Korte (Obergruppenführer Prall)
Heinz Reincke (Emil Borkhausen)
Rudolf Fernau (Kammergerichtsrat a.D.)
Brigitte Mira (Frau Häberle)
Edith Heerdegen (Frau Rosenthal)
Beate Hasenau (Karla Borkhausen)
Alexander Radszun (Otti Quangel)
Heinz Ehrenfreund (Karl Hergesell) Christian Brückner
Pinkas Braun ("Der Dunkle")
Wilhelm Borchert (Pater Lorenz)
F. G. Beckhaus (Richter)
Dietrich Frauboes (Wachtmeister)
Jaques Breuer (Baldur Borkhausen) Joachim Tennstedt
Klaus Miedel (Josef Millek)
Renate Grosser (Sprechstundenhilfe)
Arnold Marquis (Dolenz)
Otto Czarski (Betriebs-Kontrollor)
Heinz Spitzner (Direktor) Friedrich Schoenfelder
Kurt Buecheler (?)
Michael Tietz (?)
Die Imdb nennt noch als Sprecher:
Claus Jurichs - Atze, der Wirt
Peter Thom - Marschbefehlüberbringer
Inge Wolffberg - Frau Huhn
Es existieren übrigens zwei ältere Verfilmungen:
* von 1962, mit Edith Schultze-Westrum und Alfred Schieske als Ehepaar Quangel, sowie Hartmut Reck, Rudolf Fernau, Hugo Schrader, Werner Peters, Benno Hoffmann und Martin Hirthe als Prall. Diese Rolle spiele 1975 Hans Korte!
* von der DEFA 1970: als Ehepaar Quangel sah man Elsa Grube-Deister und Erwin Geschonnek, weiters waren u.a. Wolfgang Kieling, Fred Düren, Rolf Hoppe, Fred Delmare und Barbara Adolph zu sehen.
Zur 1975er-Fassung eine Anekdote:
Als österreichische Co-Produktion kamen mit Heinz Ehrenfreund und Sylvia Manas zwei populäre Wiener Lieblinge zum Film. Ehrenfreund hatte teilweise keine guten Erinnerungen an die Produktion. Es gab keinerlei Allüren oder Schwierigkeiten, auch war Alfred Vohrer sehr umgänglich. Aber die Aussprache-er sollte "berlinern". Sein auch von Carl Raddatz unterstütztes Statement, warum Hergesell nicht einen österreichischen Anklang haben könne, wies Vohrer von zurück-es sei eine Ur-Berliner Sache. Die Knef, Raddatz selbst (den Ehrenfreund sehr mochte) und jemand vom Team schulten ihn etwas ein. Ganz überzeugend war das nicht, aber er hätte zumindest "deutsch" geklungen. Bei Alexander Radszun schien sich keiner daran zu stoßen, daß der kein echtes Berlinerisch sprach, aber die Rolle war klein. Dann bekam er Bescheid, es müssten einige Passagen nachsynchronisiert werden. Im Tonstudio hatte er die gesamte Rolle einzusprechen und wurde von Vohrer immer wieder gedrillt, da und dort zu "berlinern". Vohrer war zufrieden, aber scheinbar entschied er sich dann doch anders. Ehrenfreund bemerkte bei der Wiener Premiere, daß er fremdsynchronisiert wurde. Besonders in Österreich wurde das bekrittelt, wo man seine Stimme doch sehr gut kannte. Eigenartig fand Ehrenfreund das auch deshalb, weil im Endprodukt keineswegs alle Schauspieler "berlinerten". Vohrer habe ihm einmal gesagt, er würde wie " 'n echta Berliner Jungk" aussehen-was auch immer das sei.