Es gibt einige in der Branche tätige SchauspielerInnen, viel mehr: gab es, um deren Leben und Arbeit alles irgendwie mysteriös ist und zu denen zumindest ich bislang laum brauchbare Informationen gefunden habe.
Ich hoffe, es gibt nicht schon einen ähnlichen Thread (was bei tausenden ja sehr gut möglich ist).
Ich würde hier gerne ein paar dieser "Synchrongespenster" zusammensammeln und zentralisieren. Beim Herumforschen im Forum sind mir zahlreiche Einzelbeiträge in verschiedenen Threads untergekommen, die es vielleicht wert wären, zusammengesammelt zu werden. Vieles davon geschieht in Threads zu einem einzelnen Schauspieler, wo man meist nur dann hinkommt, wenn man sich gerade für den interessiert!
Hierbei geht es keineswegs um Leute, die sich rar machen oder deren Berufs-/Privatleben trotz Beendigung der Synchrontätigkeit nachvollziehbar ist. Für manche SynchronsprecherInnen möchte ich wirklich die Bezeichnung "Phantom" oder "Gespenst" nehmen, denn sie sind kaum greifbar.
Ich hoffe, daß sich hier einige dieser mysteriösen Stimmen zusammensammeln lassen und vielleicht manches ans Tageslicht kommt.
Zunächst mein ganz persönliches "Synchronphantom":
Ernst Schlott ---------------
geb. ist er angeblich 1878. Ein Sterbedatum habe ich bislang nicht gefunden, das ich wirklich auf diesen Schauspieler anwenden könnte. Biografisch gibt es wenig Bekanntes. Ich stellte mir bereits die Frage, ob es möglich wäre, dass es einen Ernst Schlott gab, der mit dem u. a. bei Wikipedia eingetragenen nichts als den Namen teilt.
Ich kenne seine Stimme u.a. für Joseph Cotten in "Das Haus der Lady Alquist". Da muss er zum Zeitpunkt der Synchronisation Ende 60 gewesen sein. Gut 25 Jahre Altersunterschied zu Joseph Cotten.
In dem Film "Die Frauen der Ärzte" war er zu hören, aber ich weiss nicht mehr, wen er da sprach, ich hab den Film einmal gesehen im Fernsehen vor vielen Jahren. Diese Synchronisation war so 1966/67 würde ich sagen. Möglicherweise für John Colicos. Jedenfalls einen Arzt in den 40ern. Der Film war im Columbia Verleih.
Vom selben Verleih wurde 1968 "Die Bestie mit dem Skalpell" synchronisiert. Für den Film kann man Peter Cushings Alter mit 54 angeben, so alt war er während des Drehens 1967-Schlott muss da jedoch zum Zeitpunkt der Synchronisation (die rasch nach dem englischen Filmstart kam) 90 gewesen sein. Oder ganz knapp davor. NEUNZIG Jahre alt-wenn man sich das im Film anhört, ist das schwer zu glauben!
Da es mit Schlott innerhalb seiner relativ wenigen Synchronrollen noch Arbeiten bis etwa 1974 gibt, muss er mit 96 (!!!) Jahren noch im Synchronstudio gestanden haben. Also--- a) sind die biografischen Daten falsch, oder b) es gibt zwei Ernst Schlott, oder c) der war wirklich so alt und eine Ausnahmeerscheinung.
Seine Stimme hat sich zwischen den späten 40ern und den späten 60ern vergleichsweise wenig verändert.
Und nun warte ich sowohl auf Informationen, als auch auf eure "Synchronphantome".
Für mich ein Phantom: Manfred Schmidt. Immerhin mit 78 Rollen in der "synchronkartei" aufgelistet (davon 20 Jahre lang die Stimme von "Q" Desmond Llewelyn"), und hier gibt es sogar Geburts- und Todestag: 30.8.1921 bis 1.9.2008.
Darüberhinaus aber finde ich NICHTS. Kein Eintrag in den Kurzporträts, keiner bei Wikipedia, wobei hier immerhin ein Nachrichtensprecher gleichen Namens erwähnt wird. Das wird wohl derselbe sein. Liegt es am Allerweltsnamen, dass sich nichts finden lässt? Denn mit dem Party-Veranstalter bzw. mit dem Comiczeichner wird er ja wohl nicht identisch sein... Herr Schmidt war wohl bevorzugt in München tätig. Wenn er da auch Nachrichtensprecher war, wäre er das ja wohl beim Bayerischen Rundfunk gewesen. Aber auch da gehen sowohl meine Erinnerungen auch als meine Nachfragen ins Leere. Mindestens 78 mal wurde dieses "Phantom" gehört und aufgelistet, war also fast schon ein Stammgast im Synchronstudio. Weiß jemand mehr?
fortinbras
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gelöscht
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Beiträge:
27.05.2013 11:51
#3 RE: Die Phantome der Dunkelkammer-mysteriöse SynchronsprecherInnen
Hallo Reineck! Manfred Schmidt ist ein sehr gutes Beispiel für so ein Phantom! Noch zu Lebzeiten wollte ich ihn des Öfteren kontaktieren, aber das ging ins Leere. Ein Brief über eine Agentur kam zurück, einer an eine Synchronfirma mit Bitte um Weiterleitung ebenso, da seine Privatadresse nicht bekannt sei-dafür bekam ich jene der o.g. Agentur! Jemand meinte mal, vielleicht sei es ein Pseudonym für wen anderen.
Lange war ja auch Helmo Kindermann ein "Phantom", der für totgehalten wurde und dabei noch sehr lange am Leben war. Bei Thomas Eckelmann gab es Ähnliches.
Ein weiteres, wenn auch nicht so bedeutendes Phantom: Helo Gutschwager. Ein formidabler junger Synchronschauspieler, der u.a. in "16 Uhr 50 ab Paddington" zu hören war oder in "Schloß des Schreckens". Als Jugendlicher schien er auch sonst gut im Geschäft zu sein, spielte auch in der Serie "Forellenhof" den Piccolo. Vielleicht schaffte er wie viele den Sprung nicht, als Erwachsener im Geschäft zu bleiben. In zahlreichen Synchronisationen zeigte er jedenfalls, daß männliche Jugendliche auch von gleichaltrigen Jungs synchronisiert werden können, nicht wie häufig von jungen Frauen.
Zitat Manfred Schmidt ist ein sehr gutes Beispiel für so ein Phantom!
"Phantom" ist nun wirklich übertrieben; Manfred Schmidt, der ja schon vor einigen Jahren im hohen Alter verstorben ist, war zu seiner Zeit (die nunmal vor der Internet-Zeit war) gar nicht so schlecht in München beschäftigt, meist mit kleinen und mittleren Synchronrollen.
Meines Wissens war Manfred Schmidt durchaus sein richtiger Name und nicht "Pseudonym für einen anderen".
Ich habe ihn als einen sehr angenehmen und kollegialen Profi in Erinnerung.
Gruß
Erik
fortinbras
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gelöscht
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Beiträge:
27.05.2013 13:08
#7 RE: Die Phantome der Dunkelkammer-mysteriöse SynchronsprecherInnen
Irre ich mich, oder höre ich hier einige unterschwellige Vorwürfe?
Das Wort "Phantom" ist nicht abwertend oder negativ gemeint, sondern Ausdruck für etwas Rätselhaftes. Dass Manfred Schmidt gut im Geschäft war, wurde ja auch zum Ausdruck gebracht. Es ging hier ausschliesslich darum, eine etwas wenig greifbare Existenz ausserhalb des Synchronstudios gewesen zu sein! Und das trifft mit Sicherheit zu. Und da er seine Arbeit offensichtlich ausgesprochen gut gemacht hat und deshalb auch Menschen da sind, die sich für ihn interessieren, ist eine Diskussion dieser Art wohl auch ein Kompliment.
Ich freue mich, dass er ein angenehmer Kollege war, an solche Menschen erinnert man sich ja besonders gern!
keine Vorwürfe - ich bin mir sicher, dass die Intention dieses Threads in keiner Weise gehässig oder sonstwie negativ ist - ich kann aber nicht ein gewisses Befremden verhehlen.
Dass sich über jemanden, der inzwischen 90 - 100 Jahre alt wäre, im Internet nichts findet, ist völlig normal; das dürfte bei den meisten Menschen dieser Generation der Fall sein (sofern sie nicht prominent waren). Und dass - damals wie heute - nicht jeder sein Privatleben öffentlich/im Kollegenkreis/gegenüber Fans ausbreitet, finde ich auch nicht außergewöhnlich; ich kenne sogar junge Leute aus der Branche, über die sich nichts bzw. nur beruflich notwendige Angaben im Internet finden und die gegenüber Anfragen "von außen" äußerst reserviert sind.
Deshalb sind aber all diese Leute keine Geisterwesen oder Phantome (wie z. B. B. Traven oder andere, die bewusst Spuren verschleiern), sondern ganz normale Synchronschaffende.
Es ist also kein persönlicher Vorwurf oder Angriff, sondern eher ein allgemeines Erschrecken darüber, dass vielen nicht bewusst ist, dass es die heute selbstverständliche Informationsflut zu Zeiten vor dem Internet nicht gab. Das fällt mir in diesem Forum immer wieder auf, auch z. B. bei harscher Kritik wegen fehlender Besetzungs-Kontinuität in Synchronisationen, die vor den 90er Jahren enstanden sind.
Gruß
Erik
fortinbras
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gelöscht
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Beiträge:
27.05.2013 20:21
#9 RE: Die Phantome der Dunkelkammer-mysteriöse SynchronsprecherInnen
Hallo Erik! Zunächst mal Verzeihung, wenn mein Tonfall weiter oben etwas sehr kühl war. Man sollte nicht im Forum schreiben, wenn man gereizt ist...! Das war jetzt auf mich bezogen!
Ich möchte auf jeden Fall sagen, dass mein persönliches Interesse an Schauspielern/Schauspielerinnen sich primär auf das Berufliche konzentriert. Manchmal verwischt sich das ein wenig, das lässt sich nicht vermeiden. Natürlich ist man im heutigen Zeitalter vom Übermaß an Informationen verwöhnt. Gut, ich bin nicht prominent, aber ausserhalb dieses Forums im Internet so gut wie nicht vorhanden. Weil nicht jeder alles wissen muss.
Ins Leben gerufen habe ich diesen Thread, um über gewisse Menschen ein paar Informationen zu sammeln. Da gehören natürlich Lebensdaten auch dazu, im Falle von Manfred Schmidt ja vorhanden. Manchmal sorgt ein privates Detail dafür, dass jemand auch als Mensch "greifbar" wird und das rundet ein Portrait immer ab. Jetzt rede ich gar nicht von aufregenden Details, sondern netten Anekdoten. Und natürlich: hat er/sie vielleicht Theater gespielt? Film-Fernsehen gemacht? Hörspiele? Es gibt eben Menschen, die einen warum auch immer interessieren. Und um über diese ein wenig Biografisches zu sammeln, habe ich es mit diesem Thread versucht. Den Begriff "Phantom" kann man sicher hinterfragen, er war keinesfalls beleidigend gemeint, sondern sollte ausschliesslich ein markantes, wirksames Wort für "Unbekanntes" sein.
In diesem Sinne hoffe ich, dass mein Thread nicht "stirbt", sondern eine kleine Plattform bietet, um manche Synchronschaffende zu würdigen und beruflich greifbarer zu machen.
Ob er noch lebt, da habe ich keine Ahnung. In einer schon älteren Ausgabe von "Die Bühne" von 1980 ist er zwar nicht abgebildet, aber namentlich erwähnt. Er scheint in einem Beitrag über die Unmengen kleiner Theatergruppen in Berlin auf-da werden einige Schauspieler aufgelistet, die nur innerhalb dieser Bühnen und ihrer Anhänger eine Art kleine Berühmtheit sind. Mehr weiss ich persönlich gar nicht, ohne deine Erwähnung hätte mir der Name nichts gesagt. Ich habe Herrn Osterloh bisher, offen gesagt, noch gar nicht wirklich zur Kenntnis genommen. Ohne deinen Beitrag wär mir der Name gestern bei der Suche nach etwas anderem wohl nicht aufgefallen.
Wenn auch vielleicht nicht ganz passend, aber Hallgard Bruckhaus ist für mich ein kleines Phantom. Man kennt zwar ihren Ehemann und wo sie wohnt, aber ansonsten ist mir nichts weiter über sie bekannt. Es schwebte immer ein großes Geheimnis, für mich, über der Person hinter der Stimme.
So ähnlich geht es mir auch mit Katrin Zimmermann. Anscheinend gibt es ja auch kaum Informationen über sie - aber vielleicht habe ich sie bis jetzt auch einfach nicht gefunden
Danke für die Info über Ingo Osterloh in Bezug auf "Löwenzahn!...auf Youtube kann man sich ein kurzes Video über ihn ansehen!...Hatte nicht gewusst,dass er dort mitspielt!