Dies ist der Stiefbruder-Thread zum offiziellen Oscar-Thread, wo wir Oscar-gekrönte Synchronsprecherleistungen dokumentieren.*
Der US-amerikanische Filmpublizist und –kritiker Danny Peary, der mit seinen Büchern (Cult Movies 1-3, Cult Movie Stars [eines der besten Filmbücher überhaupt], Guide For The Film Fanatic) seit jeher mit Leidenschaft und großer Sachkenntnis gegen elitäre (meist akademische) „Filmexperten“ und ihre Kanonisierungsbestrebungen anschreibt, hat sich in seinem Buch „Alternate Oscars“ auch die Academy vorgeknöpft. Darin unternimmt er den Versuch, für die Jahre 1927/28 bis 1991 die drei wichtigsten Oscar-Kategorien (Bester Film, Bester Darsteller, Beste Darstellerin) kritisch unter die Lupe zu nehmen – und kommt in fast 90% der Fälle zu anderen (m.E. auch besseren) Entscheidungen.
Ausgehend von den üblichen Einwänden gegen die Oscars: prestigeorientierte Steuerungsversuche seitens finanzpotenter großer Studios (durch aggressive Werbekampagnen), Gefälligkeitsvotierungen (zugunsten langgedienter, altehrwürdiger Künstler für schwache Leistungen), Wiedergutmachungspreise (für Personen, die in den vorangegangen Jahren übergangen worden waren) etc., legt er für jede der drei Hauptkategorien Jahr für Jahr ausführlich und argumentativ dar, warum der tatsächlich Ausgezeichnete (Winner) den Preis nicht, sein Alternivvorschlag (The Best Choice) ihn sehr wohl verdient habe. Auch seine Nominierungslisten (runners-up) weichen deutlich von den tatsächlichen Nominierungen ab.
* die Abweichungen bei den Jahresangaben ergeben sich dadurch, dass ich mich in der offiziellen Liste am Austragungsjahr der Oscar-Show, hier mit Peary am Erstaufführungsjahr der Filme orientiere.
OSCAR-WÜRDIGE SYNCHRONSPRECHERLEISTUNGEN – Die 1930er und 1940er
1931: GÜNTHER STRACK für Edward G. Robinson in DER KLEINE CÄSAR 1932: PETER EICHBERGER für Paul Muni in SCARFACE statt: Fred Maire für Fredric March in DR. JERKYLL UND MR. HYDE und ??? für Wallace Beery in DER CHAMP 1933: ALEXANDER GOLLING für Charles Laughton in DAS PRIVATLEBEN HEINRICHS VIII (entspricht der offiziellen Entscheidung) 1934: HOLGER HAGEN für John Barrymore in NAPOLEN VOM BROADWAY statt: Norbert Langer für Clark Gable in ES GESCHAH IN EINER NACHT 1935: (---) W. C. Fields in MAN ON THE FLYING TRAPEZE [bislang keine deutsche Fassung] statt: Eduard Wandrey für Victor McLaglen in DER VERRÄTER 1936: --- CHARLES CHAPLIN in MODERNE ZEITEN [Chaplin hat hier keinen Sprechtext] statt: O. E. Hasse für Paul Muni in LOUIS PASTEUR 1937: NORBERT LANGER für Cary Grant in DIE SCHRECKLICHE WAHRHEIT statt: Michael Chevalier für Spencer Tracy in MANUEL 1938: WOLFGANG DRAEGER für James Cagney in CHICAGO - ENGEL MIT SCHMUTZIGEN GESICHTERN statt: Fitz Ley für Spencer Tracy in TEUFELSKERLE 1939: ??? für Robert Donat in AUF WIEDERSEHEN, MR. CHIPS (entspricht der offiziellen Entscheidung)
1940: RANDOLF KRONBERG für Henry Fonda in FRÜCHTE DES ZORNS statt: Hans Nielsen für James Stewart in DIE NACHT VOR DER HOCHZEIT 1941: LOTHAR BLUMHAGEN (1973) bzw. HARTMUT RECK (1982) für Gary Cooper in DIE MERKWÜRDIGE ZÄHMUNG DER GANGSTERBRAUT SUGARPUSS statt: Hartmut Reck für Gary Cooper in SERGEANT YORK 1942: WOLFGANG DRAEGER für James Cagney in YANKEE DOODLE DANDY (entspricht der offiziellen Entscheidung) 1943: PAUL KLINGER (1952) bzw. JOACHIM KEMMER (1975) für Humphrey Bogart in CASABLANCA statt: ??? für Paul Lukas in DIE WACHT AM RHEIN 1944: PETER PASETTI für Charles Boyer in DAS HAUS DER LADY ALQUIST statt: Axel Monje für Bing Crosby in DER WEG ZUM GLÜCK 1945: CHRISTIAN MARSCHALL für Boris Karloff* in DER LEICHENDIEB statt: Paul Klinger für Ray Milland in DAS VERLORENE WOCHENENDE 1946: GÜNTHER DOCKERILL für James Stewart in IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN? statt: O. E. Hasse für Fredric March in DIE BESTEN JAHRE UNSERES LEBENS 1947: AXEL VON AMBESSER für Charles Chaplin** in MONSIEUR VERDOUX statt: O.E. Hasse für Ronald Colman in EIN DOPPELLEBEN 1948: ERNST FRITZ FÜRBRINGER für Anton Walbrook in DIE ROTEN SCHUHE statt: Peter Lühr für Laurence Olivier in HAMLET 1949: CARL RADDATZ für Kirk Douglas in ZWISCHEN FRAUEN UND SEILEN statt: O. E. Hasse für Brorderick Crawford in DER MANN, DER HERRSCHEN WOLLTE
Fortsetzung folgt…
Auf die Synchros bezogen, kommen für die 30er/40er viele lustige Auffälligkeiten zum Vorschein. So ist z.B. O.E. Hasse bei Peary der ganz große Verlierer: sprach er offiziell vier Mal Oscar-gekrönte Rollen, geht er in der Alternativliste völlig leer aus (als ob Peary sich weniger an den Darstellerleistungen als vielmehr an den Synchronleistungen orientiert hätte ). Nun ist die Liste viel ausgewogener, wobei Draeger dank Cagney leicht die Nase vorne hat. (Durch die Alternativliste wird nun auch endlich klar, warum BALL OF FIRE eine zweite Spätsynchro spendiert bekommen hat: Hartmut Reck bestand darauf, eine Oscar-Rolle für Cooper zu sprechen, nachdem Peary ihm den Gewinn für SERGEANT YORK aberkannt hatte. )
* diese Würdigung freut mich besonders, da Karloff - als Horrorschauspieler stigmatisiert - nie die Anerkennung seitens der Kritik bekommen hat, die er verdiente (von Filmfans glücklicherweise sehr wohl) ** dies ist bereits der vierte Peary-Oscar für Chaplin, nach DER ZIRKUS (1927/28) und CITY LIGHTS (1930/31)
fortinbras
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11.08.2013 22:45
#3 RE: Oscar-würdige Synchronsprecherleistungen - Die 1930er und 1940er
Eine hochinteressante Liste, wenngleich ich mich nicht in allen Fällen anschließen kann.
Die Nennung von Boris Karloff freut mich besonders-weil es ein Horrorstar ist. Und die Leistungen solcher Genre-Stars wurden niemals ausreichend gewürdigt. Ich finde es schon längst überfällig, daß Christopher Lee einen Ehrenoscar bekommt und zugleich welche für Peter Cushing, Vincent Price und Karloff mitkriegt.
Ich fand es auch immer schade, daß man die SchauspielerInnen der Bond-Filme überging.
Einige meiner Privat-Oscars:
* Vincen Price (Hans Bayer-knurr!)-Schock
* Bela Lugosi (Erich Fiedler)-Abbott und Costello treffen Frankenstein
* Peter Finch (Wolf Eichberger)-Panzerschiff Graf Spee
* Peter Cushing (Erich Schellow)-Dracula
* Dirk Bogarde (Herbert Stass)-Teufelskreis
* Lotte Lenya (Alice Treff)-Liebesgrüße aus Moskau
* Gert Fröbe (dito)-Goldfinger
* Ian Bannen (Herbert Stass)-Ein Haufen toller Hunde
* Adolfo Celi (Martin Hirthe)-Feuerball
* James Mason (Wilhelm Borchert)-Anruf für einen Toten
* Vincent Price (Lukas Ammann)-Der Hexenjäger
* Ilse Steppat (dito)-Im Geheimdienst Ihrer Majestät
* Sean Connery (GGH)-Sein Leben in meiner Gewalt
* Christopher Lee (Herbert Weicker)-Die drei Musketiere
* Albert Finney (Claus Biederstaett)-Mord im Orientexpreß
* Peter Sellers (Jürgen Thormann)-Willkommen, Mr. Chance
* Curd Jürgens (dito)-Der Spion, der mich liebte
* Frank Langella (Norbert Langer)-Dracula
und viele mehr. Statt-Namen kann ich keine mitliefern...
Du hast zwar nicht aufgefordert, so eine private Liste aufzuführen, aber ich konnte nicht widerstehn...
Ach, solange wir in einem bestimmten Jahr nicht plötzlich 4 Gewinner haben… Denn Peary macht es sich etwas schwerer und geht nicht ex post von den besten Leistungen eines bestimmten Schauspielers aus (wie ich es wohl auch machen würde), sondern vergleicht jeweils innerhalb eines Filmjahres die jeweiligen schauspielerischen Leistungen und ermittelt so den vergleichsweise überzeugenderen Gewinner. So kommt es bei ihm vor, was er auch bedauernd zugibt, dass ein Weltklasse-Schauspieler wie Burt Lancaster leer ausgehen muss, weil die Leitungen der Konkurrenz in den entsprechenden Jahren zu mächtig sei.
Ein Teil deiner Liste deckt sich sogar mit Pearys Jahres-Nominierungen. In seinem Parallel-Universum wird z.B. Albert Finney 1961 für SAMSTAGNACHT BIS SONNTAGMORGEN (Brandt), 1967 für ZWEI AUF GLEICHEM WEG (Biederstaedt) und 1982 für DU ODER BEIDE (Kerzel) nominiert und gewinnt für einen anderen Film.
James Mason wird 1962 für LOLITA (Schoenfelder) und 1967 für ANRUF FÜR EINEN TOTEN (Borchert) nominiert.
Peter Sellers wird 1964 für EIN SCHUSS IM DUNKELN (Thomalla), 1968 für DER PARTYSCHRECK (Gruner) und 1979 für WILLKOMMEN MR CHANCE (Thormann) nominiert und gewinnt für einen anderen Film.
Dirk Bogarde wird 1964 für DER DIENER (Martienzen) und 1967 für ACCIDENT - ZWISCHENFALL IN OXFORD (Roth) nominiert
Vincent Price wird 1968 für DER HEXENJÄGER (Ammann) nominiert.
Und Connery wird 1964 für GOLDFINGER, 1966 für SIMSON IST NICHT ZU SCHLAGEN und 1975 für DER MANN DER KÖNIG SEIN WOLLTE nominiert und gewinnt für einen anderen Film. Ich hätte Connery den Oscar aber auf jeden Fall für GOLDFINGER oder FEUERBALL gegeben. Denn es wird meist übersehen, dass es eine immense schauspielerische Herausforderung war, so eine Rolle wie Bond, für die es so gut wie keinen filmischen Vorläufer gab und die so durch und durch körperlich ist, so überzeugend und massenattraktiv zu entwerfen und so locker, nonchalant und doch so konzentriert zu spielen. Sidney Lumet war schon damals in den 1960ern einer der wenigen, die das gesehen haben (weswegen Connery auch mit keinem anderen Regisseur so oft zusammengearbeitet hat).
fortinbras
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12.08.2013 10:54
#5 RE: Oscar-würdige Synchronsprecherleistungen - Die 1930er und 1940er
Da hab ich's mir sicher einfacher gemacht beim groben Abriss meiner Auszeichnungen. Connery hätte sich für Bond 3 oder 4 sicher einen verdient. Es ist tatsächlich unglaublich, wie er das trägt und macht. Ich finde es oft absolut lächerlich, wenn manche mit der Behauptung aufkreuzen, er habe erst mit "Der Name der Rose" seine wirkliche Schauspielkunst unter Beweis gestellt. Abgesehen davon, daß er vorher schon ausgezeichnete Filme machte, oft mit Darstellungen, die "Der Name der Rose" weit überlegen waren (Ein Haufen toller Hunde/Sein Leben in meiner Gewalt/Der Mann der König sein wollte), so wird definitiv sein Bond-Spiel unterschätzt. Er wäre allerdings der einzige 007-Darsteller, dem ich dafür einen Oscar geben würde. Fand es auch stets bedauerlich, daß keine Bond-Filmmusik je einen Oscar bekam. "Feuerball" wäre hier ein Top-Kandidat, der hat einen irren Soundtrack, vor allem wegen der subtilen Leitmotife und dem furiosen Finale (die Actionmusik ist einfach "geil"-und dynamischer als David Arnolds computerisiertes bummbummbumm). "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" hätte ich auch einen Musik-Oscar verpaßt. Und dem Film selbst einen als "Bester Film" (trotz Lazenby, den ja viele nicht mögen). Zurück zum Thema: ich bin auf die Fortsetzung schon sehr gespannt. Und es freut mich, daß jemand offensichtlich mit viel Hintergedanken sich eines solchen Themas annimmt. Wenn man auch ab und an kritische Stimmen hört, ist vieles irgendwie "unantastbar". Persönlich würde ich etwa Katherine Hepburn zwei ihrer Oscars wieder wegnehmen. Daß Richard Burton, James Mason und Deborah Kerr nie einen bekamen (den Entschuldigungs-Oscar für Letztere mal beiseitegeschoben) ist auch ein dunkles Kapitel. Ebenso der posthume Oscar für Peter Finch in "Network", der hätte ihm viel früher gehört. Wie gesagt-bin gespannt, was noch kommt!
Doch, doch... Trotz meiner relativen Abneigung gegen ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE finde ich, dass John Barrys Soundtrack dafür sein bester nach THUNDERBALL und YOU ONLY LIVE TWICE ist - und für alle drei hätte ich ihm ohne mit der Wimper zu zucken jeweils den Musik-Oscar gegeben. Ein Großmeister seines Fachs, der für jeden Bondfilm deutlich distinkte und stimmungsvolle Sachen geschrieben hat. Und im Gegensatz zu einigen Nörglern kann ich dem furiosen Actionfinale von THUNDERBALL auch nicht das Geringste vorwerfen, weil es in Kombination mit Barrys Musik zum Atemberaubendsten gehört, was das Actionkinos zu bieten hat. Man muss es mal im Kino gesehen haben, wo es noch heute geradezu ultramodern wirkt - es ist geradezu ein eigenständiges Kunstwerk in sich. Überhaupt ist es eine Schande, dass man auch andere Mitglieder der Stammmanschaft der frühen Bonds wie Maurice Binder, Ted Moore, Ken Adam usw. nie für ihre Bond-Arbeiten mit Oscars bedacht hat.
OSCAR-WÜRDIGE SYNCHRONSPRECHERLEISTUNGEN – Die 1950er
1950: O. E. HASSE für Spencer Tracy in VATER DER BRAUT statt: Carl Raddatz für José Ferrer in DER LETZTE MUSKETIER 1951: HEINZ KLEVENOW für Alastair Sim in EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE und ERIK ODE für Robert Walker in DER FREMDE IM ZUG statt: Wolfgang Lukschy für Humphrey Bogart in AFRICAN QUEEN 1952: HEINZ ENGELMANN für John Wayne in DER SIEGER statt: Wolfgang Lukschy für Gary Cooper in ZWÖLF UHR MITTAGS 1953: DIETRICH HAUGK für Montgomery Clift in VERDAMMT IN ALLE EWIGKEIT statt: Heinz Engelmann für William Holden in STALAG 17 1954: HARALD JUHNKE für Marlon Brando in DIE FAUST IM NACKEN (bleibt) 1955: DIETMAR SCHÖNHERR für James Dean in …DENN SIE WISSEN NICHT, WAS SIE TUN statt: Walter Richter für Ernest Borgnine in MARTY 1956: ??? für Laurence Olivier in RICHARD III statt: Klaus Miedel für Yul Brynner in DER KÖNIG UND ICH 1957: Lukas Ammann für Andy Griffith in EIN GESICHT IN DER MENGE statt: E. W. BORCHERT für Alec Guinness in DIE BRÜCKE AM KWAI 1958: HANS HESSLING für Alec Guinness n DES PUDELS KERN statt: Friedrich Schoenfelder für David Niven in GETRENNT VON TISCH UND BETT 1959: GEORG THOMALLA für Jack Lemmon in MANCHE MÖGEN’S HEISS statt: E. W. Borchert für Charlton Heston in BEN HUR
fortinbras
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12.08.2013 23:45
#8 RE: Oscar-würdige Synchronsprecher – Die 1950er
Diese Liste ist wirklich hochinteressant!!! Bin gespannt, was noch für Überaschungen kommen!
Zu "Feuerball":
ich habe den Film mal im Kino gesehen bei einer Bond-Nacht. WOW!!! Da war er heftig, ganz anders als im Fernsehen, wo mir der Film phasenweise recht schwerfällig erscheint. Er ist nicht mein Bond-Favorit, aber ein Glanzstück. Barrys Musik ist ein Paradebeispiel, wie ein Actionfilm klingen kann-vielleicht sogar soll. Und dabei ist die Musik nicht nur Lärm, sondern ausgesprochen subtil und verleiht allem eine immense Wirkung. Beim Anhören des Soundtracks staune ich immer wieder, wie genial das durchkomponiert ist. Ich finde es nur schade, daß man Barrys eigene großorchestrale Schlußmusik mit dem Bond-Thema aus der Retorte ersetzt hat, das ist ein starker Bruch. Maurice Binders Vorspänne waren immer ein Film für sich. Ich schimpfe gerne über die neuen Bond-Filme und erwecke oft den Eindruck, als wäre ich sehr konservativ-aber dennoch... Mir fehlt die Kreativität von Binder in den Vorspännen, die sind nur Imitationen, die man heute sieht. Und die 100%ige Digitalisierung wirkt auf mich "billig", so wie viele Digitaleffekte auf mich ähnlich künstlich und billig wirken wie die alten Rückprojektionen. Binder fehlt mir, und Ken Adam, die echten Bösewichter... Schade, daß man nie einen von John Gardners Romanen verfilmte.
Zurück zu den Oscars:
ähnlich wie bei Connery (den Oscar für "The Untouchables" sehe ich auch eher als typischen Höflichkeitspreis, also beiseite geschoben), fand ich's auch schade, daß Cary Grant und Rock Hudson nie einen bekamen, besonders letzterer wurde ja auch bei Nominierungen vollkommen ignoriert. Cary Grant-wenn er in "Charade" mit Gewand duschen geht oder den Orangentanz macht, tut er das mit einer Selbstverständlichkeit, als würde er dies ständig machen. Die Art, wie er ganze Filme trägt, Pointen ausspielt und viel Spielraum seinen Partnern gibt, das nimmt oft gar nicht so als Schauspielkunst wahr. Rock Hudson war m. E. ein sehr unterschätzter Schauspieler, heute noch ist es eher sein Glamour und sind es die biederen Komödien die ihn "am Leben erhalten"-und sein Ende. In seinen guten Komödien hatte er perfektes Timing und konnte einen ganz schön überraschen. Die Souveränität, mit der er in "Eisstation Zebra" den Film trug, sehr nüchtern, absolut beherrscht und glaubwürdig konsequent, das war nicht ohne-vor allem war er das Bindeglied zwischen Patrick McGoohan und Ernest Borgnine, deren Rollen nach Außen wesentlich interessanter wirken und viel mehr hergeben. Aber ohne Hudsons bodenständige Mitte wäre deren Wirkung nie so verblüffend gewesen. Wirklich gut im klassischen Schauspielersinn war er in "Der Mann, der zweimal lebte". In "Mord im Spiegel", besonders am Ende, war er auch hervorragend-unaufdringlich, sensibel, glaubhaft.
Interessante Liste. Und der x-te inoffizielle Bond-Thread.
Früher mochte ich "Feuerball" überhaupt nicht. Die Unterwasserszenen fand ich dröge und langweilig. Heute gehört er neben "Im Geheimdienst ihrer Majestät", "Diamantenfieber" und "Man lebt nur zweimal" zu meinen Favoriten. Und der John Barry-Score ist grandios. Ja, besonders im Finale - da stimme ich zu. Das gleiche Thema hört man ja nochmal im Finale von "Diamantenfieber" - find ich aber beim "Feuerball" viel wirkungsvoller.
Und "Im Geheimdienst ihrer Majestät". Allein wegen dem fantastischen Winteraufnahmen und dem Score mein Favorit.
Frage eines PASSION-Abonnenten - werden die Frauen auch berücksichtigt? Grade Susan Harrison - samt unbekannter Sprecherin - hat in "Dein Schicksal in meiner Hand" eine furiose Leistung geboten, die ihresgleichen sucht.
Zitat von Silenzio im Beitrag #9Und der x-te inoffizielle Bond-Thread.
Hat sich etwa dieser erbsenzählende Threadstarter bei dir beschwert? Er soll sich mal nicht so anstellen.
Zitat von Silenzio im Beitrag #9Frage eines PASSION-Abonnenten - werden die Frauen auch berücksichtigt?
Hier hat bestimmt Elisabeth dich dazu angestiftet. Jawohl, werden sie. in seiner Mitgliederstruktur ist das Forum zwar ein Chauvihaufen (wenn ich nur an die ständigen anzüglichen Fotokommentare gewisser poster denke), wir sind aber auch dort politisch korrekt, wo es sich gehört.
Zitat von fortinbras im Beitrag #8 Rock Hudson war m. E. ein sehr unterschätzter Schauspieler, heute noch ist es eher sein Glamour und sind es die biederen Komödien die ihn "am Leben erhalten"-und sein Ende. In seinen guten Komödien hatte er perfektes Timing und konnte einen ganz schön überraschen. Die Souveränität, mit der er in "Eisstation Zebra" den Film trug, sehr nüchtern, absolut beherrscht und glaubwürdig konsequent, das war nicht ohne-vor allem war er das Bindeglied zwischen Patrick McGoohan und Ernest Borgnine, deren Rollen nach Außen wesentlich interessanter wirken und viel mehr hergeben. Aber ohne Hudsons bodenständige Mitte wäre deren Wirkung nie so verblüffend gewesen. Wirklich gut im klassischen Schauspielersinn war er in "Der Mann, der zweimal lebte". In "Mord im Spiegel", besonders am Ende, war er auch hervorragend-unaufdringlich, sensibel, glaubhaft.
Dafür, dass er zuvor nur in Melodramen reüssierte und von der Universal als Beefcake aufgebaut wurde, war seine Besetzung in BETTGEFLÜSTER sehr ungewöhnlich - und er hat hier demonstriert, was für ein begnadeter Schauspieler er war. So bieder finde ich die Filme im Übrigen gar nicht, sein hedonistischer Lebemann ist das perfekte Gegenstück zu der altjüngferlichen, ihre Sexualität unterdrückenden Doris Day. Die Doppelrollen, die er dabei spielte, hätten nicht viele so überzeugend verkörpern können. Großartig finde ich ihn in EIN PYJAMA FÜR ZWEI und EIN GOLDFISCH AN DER LEINE (wo er und Paula Prentiss die Rollenschablonen aus den Doris Day-sex comedies spiegelverkehrt ausfüllen). Im dramatischen Fach hat er in DER MANN, DER ZWEIMAL LEBTE mit Sicherheit seine beste Leistung erbracht (und hat sich bei der Werbekampagne für den Film so sehr engagiert, wie sonst bei keinem anderen Film) - dafür hätte er m.E. den Oscar verdient. EISSTATION ZEBRA mag ich auch, aber in erster Linie nicht so sehr als Schaupsieler-Film (ich finde sogar, dass der polternde Borgnine wie häufig auch hier den Film beinahe runiert), wohl aber hinstichlich des Spannungsaufbaus und der technisch-ästhetischen Seite (die Kameraarbeit, Michel Legrands superbes Leitmotiv). Nur in einem Genre fand ich Hudson durchgehend fehlbesetzt: in Western - das war einfach nicht sein Fall.
fortinbras
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13.08.2013 10:25
#12 RE: Oscar-würdige Synchronsprecher – Die 1950er
über zwei Themen kann man immer offiziell oder inoffiziell reden---
* James Bond-Filme
* Erik Ode für Cary Grant
Zu Rock Hudson:
Die Doris Day-Filme meinte ich nicht mal mit bieder, sondern viele seiner anderen Komödien. In allen drei Arbeiten mit Doris Day war er ein begnadeter Komödiant, wobei mein Favorit "Schick mir keine Blumen" ist-was sein Spiel anbelangt. Da Western recht selten auf meiner Speisekarte stehen, kann ich da wenig mitreden, aber das ist ein Genre, das ich mit Hudson keinesfalls verbinde. Ich vergesse es fast immer, daß er auch welche gemacht hat. "Eisstation Zebra" ist ein sehr gut gemachter Film, von der ganzen Struktur her und die Musik ist wirklich toll. Aber ich finde ihn durchaus auch wegen der Schauspieler interessant und der Aura, die sie verströmen-auch wenn ich dir recht geben muß, daß es kein "Schauspielerfilm" im üblichen Sinne ist. Borgnine neigte schon des öfteren zum Chargieren, was er auch hier macht. Aber er ist auf rabiate Art sehr präsent. Patrick McGoohans frostig-mysteriöser Mr. Jones ist das Gegenstück. Hier finde ich dann Hudson interessant, der meiner Meinung nach der perfekte Ausgleich ist.
Zu hypothetischen Oscar-Preisträgerinnen:
natürlich gibt's viele tolle Leistungen auch bei Frauen und sämtliche Schauspielerinnen und ihre superben Rollen wurden weit unterschätzt. Leider ist die Oscar-Jury bei der Vergabe des Preises an Frauen oft noch blinder gewesen. Da hätte ich auch mehrere Kandidatinnen bei den James Bond-Filmen für einen Nebenrollen-Oscar:
* Lotte Lenya * Luciana Paluzzi * Ilse Steppat * Barbara Carrera
Zitat von fortinbras im Beitrag #8Die Souveränität, mit der er in "Eisstation Zebra" den Film trug, sehr nüchtern, absolut beherrscht und glaubwürdig konsequent, das war nicht ohne-vor allem war er das Bindeglied zwischen Patrick McGoohan und Ernest Borgnine, deren Rollen nach Außen wesentlich interessanter wirken und viel mehr hergeben. Aber ohne Hudsons bodenständige Mitte wäre deren Wirkung nie so verblüffend gewesen.
Bisher kenne ich den Film noch nicht, weiß aber, dass man dort Michael Chevalier auf Hudson und GGH stattdessen auf McGoohan besetzt hat. Stört dich das nicht?
fortinbras
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13.08.2013 12:14
#14 RE: Oscar-würdige Synchronsprecher – Die 1950er
Seltsamerweise störte mich diese "Stammsprecher spricht Gegenpart"-Situation nie. Warum GGH hier auf McGoohan besetzt wurde, ist mir zwar rätselhaft-aber das kann viele Gründe haben. McGoohan war sehr populär damals und Hudson trotz guter Filme nicht mehr so ganz der große Kassenmagnet. Geheimagenten waren "in", McGoohan war als solcher berühmt, spielte einen und GGH war DIE Agentenstimme schlechthin. Vielleicht hat er aber auch in den Langfolgen von "Danger Man"-die man etwas vor diesem Film machte, GGH gehabt. Egal-es störte mich nie. Chevalier passte ausgezeichnet zu Hudson. Ich fand das sehr harmonisch. Und GGH war für McGoohan auch sehr gut-weniger smart wie bei den üblichen Agenten oder Bond. Er brachte das Kühle und Geheimnisvolle der Rolle/Darstellung sehr gut rüber.
OSCAR-WÜRDIGE SYNCHRONSPRECHERLEISTUNGEN – Die 1960er
1960: ECKART DUX für Anthony Perkins in PSYCHO statt: Wolfgang Lukschy Für Burt Lancaster in ELMER GANTRY 1961: GERT GÜNTHER HOFFMANN für Paul Newman in HAIE DER GROSSSTADT statt: Maximilian Schell für Maximilian Schell in DAS URTEIL VON NÜRNBERG 1962: SEBASTIAN FISCHER für Peter O’Toole in LAWRENCE VON ARABIEN statt: Martin Hirthe für Gregory Peck in WER DIE NACHTIGALL STÖRT 1963: HORST GENTZEN für Jerry Lewis in DER VERRÜCKTE PROFESSOR statt: Herbert Weicker für Sidney Poitier in LILIEN AUF DEM FELDE 1964: FRIEDRICH SCHOENFELDER/SIEGMAR SCHNEIDER/HARRY MEYEN für Peter Sellers in DR SELTSAM ODER: WIE ICH LERNTE; DIE BOMBE ZU LIEBEN statt: Friedrich Schoenfelder für Rex Harrison in MY FAIR LADY 1965: GERT GÜNTHER HOFFMANN für Sean Connery in EIN HAUFEN TOLLER HUNDE statt: Wolfgang Lukschy für Lee Marvin in CAT BALLOU - HÄNGEN SOLLST DU IN WYOMING 1966: HOLGER HAGEN für Richard Burton in WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? statt: Helmo Kindermann für Paul Scofield in EIN MANN ZU JEDER JAHRESZEIT 1967: KLAUS W. KRAUSE für Orson Welles in FALSTAFF – GLOCKEN UM MITTERNACHT statt: Martin Hirthe für Rod Steiger in IN DER HITZE DER NACHT 1968: KLAUS KINDLER für Steve McQueen in BULLIT statt: Jürgen Thormann für Cliff Robertson in CHARLY 1969: Herbert Stass für Dustin Hoffman in MIDNIGHT COWBOY statt: Arnold Marquis für John Wayne in DER MARSHALL
In dieser Version ist Lukschy der Verlierer der 60er, GGH der Gewinner - was völlig gerechtfertigt ist, denn die Sechziger waren SEIN Jahrzehnt.
Am ungewöhnlichsten scheint der Oscar für Jerry Lewis, aber da dies sein bester Film ist, er darin seine beste Darstellerleistung (Doppelrolle) bringt und auf seine sonst übliche sentimentale Larmoyanz verzichtet, ist er nicht nur für sich schon verdient, sondern erst recht im Vergleich mit der Routineleistung Poitiers, deren Auszeichnung wohl eher politisch motiviert war.
Am meisten bedauere ich die Aberkennung des Oscars für Lancaster, aber da er in anderen Filmen wesentlich besser und Perkins hier geradezu bahnbrechend war (mir fällt sonst nur Peter Lorre für M ein), geht die Entscheidung für mich mehr als in Ordnung.
Nicht einverstanden bin ich mit dem Alternativ-Oscar für Hoffman, den ich generell für ziemlich überschätzt halte - John Wayne war hier eindeutig besser. Außderdem hätte ich um nichts in der Welt auf die Überreichung seines Gewinns durch Barbra Streisand und seine schöne Dankesrede verzichten mögen.