Punkto Dustin Hoffman gebe ich dir unbedingt recht, was die Überschätzung anbelangt. In "Midnight Cowboy" finde ich ihn aber noch schlimmer. Zum Einen finde ich es fast skandalös, daß der Film immer als Hoffman-Werk hochgepriesen wird-denn es ist, verdammt noch mal (sorry!), Jon Voights Film-in dem eben auch D.H. mitspielt. Den ganzen Film über versucht er dauernd, Voight die Schau zu stehlen-er ist eine sogenannte "Rampensau" (das ist keine Beleidigung, sondern Schauspieler-Fachjargon!). Und das ist kein sehr netter Zug unter Kollegen...
Sehr hadere ich beim Aberkennen des Oscars für Paul Scofield. Daß Burton schändlicherweise nie einen bekam, ist peinlich-aber er hat damals einige verdammt gute Filme gemacht. Paul Scofield hat ihn sich aber schon verdient...
Ich glaube, daß zwei der Oscars hier, für Maximilian Schell und Sidney Poitier, nicht nur als Auszeichnung für die Schauspielkunst gedacht waren.
Wie oft gesagt, ein John Wayne-Fan bin ich nicht, aber das Goldmännchen hat er sich schon verdient!
Dass Hoffman auch hinter den Kulissen offenbar ein komplexbeladenes Kameradenschwein gewesen sein muss, bestätigt auch William Goldman in seinen Berichten von den Dreharbeiten zu MARATHON MAN und ALL THE PRESIDENT'S MEN. Vor allem den damals infolge einer Krankheit sehr geschwächten und gebrechlichen Olivier soll er bis an die Grenzen des körperlich Erträglichen schikaniert haben, Olivier soll aber stets der höfliche Vollprofi geblieben sein. Warum Hoffman so verunsichert gewesen sein muss, versteht man sehr gut, wenn man sich den Film anschaut - Olivier ist hier absolut brillant.
Ich kann mit dem Oscar für Burton für VIRGINIA sehr gut leben, obwohl DIE NACHT DES LEGUAN meine liebste Burton-Rolle ist.
"Die Nacht des Leguan" ist auch mein Favorit bei Burtons Filmen jener Zeit. Obwohl ich sonst bei ihm sehr auf Hagen fixiert bin, ist GGH hier spitzenklasse. Einer meiner ersten Einträge im Forum bezog sich sogar auf ein Lob für GGH in dieser Rolle, den manche für fehlbesetzt halten. Für mich ist das das auch von allen bekannten Tennessee Williams-Verfilmungen der beste, er schlägt sogar "Die Katze auf dem heissen Blechdach".
Zitat von John Connor im Beitrag #15 1967: ??? für Orson Welles in FALSTAFF – GLOCKEN UM MITTERNACHT
Das war Klaus W. Krause, der Welles schon ein paar Mal sprach. Passte aber nicht recht fand ich.
Zur 60er Liste: Ich kenne "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" nicht, aber fand Holger Hagen/Richard Burton in "Virginia Wolff" großartig, um nicht zu sagen "gut, besser, am besten, bestialisch!"
Dass die aber Hoffman in "Asphalt Cowboy" gegen den ollen, versoffenen Wayne in "Der Marshal" den Vorzug geben, muss man nicht verstehen. Fand seine Leistung sogar ziemlich belanglos - auch gegenüber Jon Voight - aber ich mag den Film selbst auch nicht.
Zitat von fortinbras im Beitrag #16Ich glaube, daß zwei der Oscars hier, für Maximilian Schell und Sidney Poitier, nicht nur als Auszeichnung für die Schauspielkunst gedacht waren.
Bei Poitiert wurde dieser Verdacht hier bereits ausgesprochen. Aber wieso meinst du das bei Schell? Wegen einer symbolischen Ehrung des Films wohl nicht, denn immerhin waren Spencer Tracy, Montgomery Clift und Judy Garland ebenfalls nominiert.
@ berti: im Falle Schells ging es vermutlich darum, nicht irgendeinen Beteiligten von URTEIL VON NÜRNBERG (symbolisch) auszuzeichnen, sondern einen deutschsprachigen Mitwirkenden in einem nichtdeutschsprachigen NS-kritischen Film.
fortinbras
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14.08.2013 13:36
#23 RE: Oscar-würdige Synchronsprecher – Die 1960er
Dem kann ich wenig hinzufügen und es entspricht in etwa dem, was auch Schell einmal dazu gesagt hat. Es sei weniger ein Oscar für seine Leistung gewesen, mehr eine Geste des Handreichens und Verzeihens an die deutsche Nation. Er selbst hätte den Nebenrollen-Oscar an Montgomery Clift vergeben. Und fügte bescheiden hinzu, daß in seinem Fall ein Hauptrollen-Oscar angebrachter gewesen wäre, denn Tracy und Lancaster bestimmen den Rahmen, die anderen haben Nebenrollen und nur er und Widmark hätten eigentliche Hauptrollen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #23Er selbst hätte den Nebenrollen-Oscar an Montgomery Clift vergeben. Und fügte bescheiden hinzu, daß in seinem Fall ein Hauptrollen-Oscar angebrachter gewesen wäre, denn Tracy und Lancaster bestimmen den Rahmen, die anderen haben Nebenrollen und nur er und Widmark hätten eigentliche Hauptrollen.
Aber Schell hat seinen Oscar doch als "bester Haupt-" und nicht als "Nebendarsteller" bekommen.
fortinbras
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14.08.2013 14:57
#25 RE: Oscar-würdige Synchronsprecher – Die 1960er
Wenn dem so war, hat Schell den Unsinn selbst verzapft und ich habe es weiter getragen. Das wäre für Schell aber peinlich, wenn er das vergessen hatte...wobei Peinlichkeit bei ihm ja immer öfters vorkommt. Etwas outriert, widersprüchlich und irrational war er immer, aber so eine Matinee mit ihm vor ein paar Jahre---da machte er mit seinen Geschichten und Ansichten regelrecht Shirley MacLaine Konkurrenz. Allerdings erzählte er auch interessante Dinge, wie etwa daß er sich bei der Synchronisation des "Nürnberg"-Filmes extrem unter Druck gesetzt fühlte, weil er ja nach dem ganzen Drumherum auch deutsch nochmal höchsten Standard bieten mußte (hab ich eh mal wo erzählt). So intensiv befasse ich mich mit den Oscars nicht (der BAFTA ist mir wesentlich sympathischer), also ist es einfach für mich, eine Fehlinformation unbedarft weiterzutragen...
Zitat von fortinbras im Beitrag #23es entspricht in etwa dem, was auch Schell einmal dazu gesagt hat. Es sei weniger ein Oscar für seine Leistung gewesen, mehr eine Geste des Handreichens und Verzeihens an die deutsche Nation.
So sehr ich den Film wegen seiner Ansätze zu einer differenzierten Sicht und eines Verzichts auf ein plumpes schwarz/weiß-Schema schätze: Dass er als Anlass für "eine Geste des Handreichens und Verzeihens" gedient haben soll, überrascht mich dann doch. Zumal der Nutznießer in diesem Fall jemand war, der persönlich in doppelter Hinsicht "unbelastet" war: Einmal durch seine schweizer Staatsbürgerschaft, aber auch durch die Herkunft aus einer Familie, die jeder NS-Sympathie unverdächtig war.
Zitat von fortinbras im Beitrag #25Allerdings erzählte er auch interessante Dinge, wie etwa daß er sich bei der Synchronisation des "Nürnberg"-Filmes extrem unter Druck gesetzt fühlte, weil er ja nach dem ganzen Drumherum auch deutsch nochmal höchsten Standard bieten mußte (hab ich eh mal wo erzählt).
Das glaube ich ihm ohne Weiteres, da es seine erste Synchronarbeit gewesen sein dürfte und sein Tonfall in der deutschen Fassung teilweise lauter und schriller als im Original ist.
Mir war bisher gar nicht bekannt, dass Lukas Ammann synchronisiert hat (gerade aus diesem Forum). Aber immerhin sechs Synchronrollen von ihm sind in der SK aufgelistet. Ihn habe ich in "Graf Yoster gibt sich die Ehre", sowie in der ZDF-Fernsehfassung von "Die zwölf Geschworenen als zwölften Geschworenen gesehen und gehört. Er hat schon eine sehr interessante, sonore Stimme!