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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 835 mal aufgerufen
 Synchronschaffende
fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2013 10:20
Hans von Borsody (1929-2013) Zitat · antworten

Hans von Borsody ist im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Kiel gestorben.

Der gebürtige Wiener, Sohn des zur NS-Zeit nicht unumstrittenen Regisseures Eduard von Borsody, wurde zunächst populär durch Heimat- und Schlagerfilme ("Der Meineidbauer", "Kaiserjagd im Salzkammergut", "Im schwarzen Rössel"). Sein gutes Aussehen war oft hinderlich für Charakterrollen, die eher erst in späteren Jahren kamen. Allerdings konnte er das durchaus kompensieren am Theater, wo er neben den Klassikern auch im guten Boulevard zu sehen war.

In den 60ern spielte er häufiger in Abenteuerfilmen und hatte seinen größten Erfolg mit der amüsant-spannenden Krimiserie "Cliff Dexter". Borsody war aber auch als "Robin Hood" zu sehen.

Vor der Kamera war der Schauspieler bis zuletzt aktiv. Er war in erster Ehe mit Rosemarie Fendel verheiratet und ist der Vater von Suzanne von Borsody.

Im Synchronstudio war er nicht hyperaktiv, aber immer wieder mal zu hören. Er hatte eine sanft maskuline Stimme, die ganz schön hart werden konnte, aber häufig etwas Jungenhaftes an sich hatte. Borsody war u.a. für Daniel Gelin zu hören in "Karthago in Flammen", in zwei Folgen "Raumschiff Enterprise", Lee Majors sprach er in "Starflight One", Omar Sharif lieh er seine Stimme in "Mayerling" (eine gesamt etwas eigentümliche Synchronisation). Eine schöne Synchronrolle hatte er für Michael Lonsdale in "Der Schakal" und mit viel Ironie hörte man ihn in "Casino Royale" für Terence Cooper als den neuen James Bond.
Im Abneteuerfilm "Die goldene Göttin vom Rio Bene" wurde er allerdings selbst synchronisiert - von Niels Clausnitzer!

"Cliff Dexter" hat nun seine Aufträge alle erfüllt.

VanToby
Forumsleiter

Beiträge: 41.680

06.11.2013 10:27
Hans von Borsody (1929-2013) Zitat · antworten

Hans von Borsody

* 20. September 1929
+ 04. November 2013

Hans von Borsody dürfte wohl das vielleicht einmalige Kuriosum darstellen, dass er als auch vor der Kamera recht erfolgreicher Schauspieler immer noch häufiger anderen seine Stimme lieh als sich selbst in seinen fremdsprachigen Produktionen zu synchronisieren. Häufig ließ er sich von prägnanteren Kollegen vertreten. Trotzdem hat man es immer wieder geschafft, ihn doch einmal vor das Mikrofon zu locken. Oft waren das Rollen, die durch ein ganz besonders hohes Maß an Ernsthaftigkeit gezeichnet waren - gezeichnet in dem Sinne, dass sie einem fast schon leid tun konnten. Vielleicht wusste er, dass er für die allgemeine Breite des Synchrons etwas zu eigen war. Aber für diese unerbitterliche, in sich selbst gefangene Seriösität war er ein Volltreffer. Die (subjektive) Alternativlosigkeit eines häufig damit verbundenen wie einprogrammierten Handlungsstrebens brachte er dank Verzicht auf stimmliche Effekthascherei auf zweifache Weise bedrückend herüber: Bedrückt war man ob der zur Interaktion verurteilten anderen Figuren, bedrückt war man aber auch seiner Rolle selbst wegen. (Der Begriff "Hardcore-Realität" wurde an ganz anderer Stelle für diese Art von Darstellung einmal geprägt.)

Seine erste Frau, die im März verstorbene Rosemarie Fendel, war ebenfalls und häufiger vor dem Mikrofon aktiv, die gemeinsame Tochte Susanne von Borsody auch schon einige Male.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2013 10:41
#3 RE: Hans von Borsody (1929-2013) Zitat · antworten

Für Omar Sharif in "Mayerling" klang Borsody oft unfreiwillig komisch. Wenn er auch immer so einen leicht österreichischen Spracheinschlag hatte, hier musste er ein sehr gekünsteltes Mischmasch aus Hochdeutsch und Schönbrunner-Wien sprechen. Den meisten anderen Synchronisateuren in dem Film ging's auch nicht besser.

Sehr gerne mochte ich ihn für Michael Lonsdale in "Der Schakal", da war er sehr ernsthaft und ruhig, passte gut zu Lonsdales verstarrtem Gesicht.

In "Casino Royale" war er hinreissend für Terence Cooper, federleicht und voll Ironie - vielleicht auch wie eine Selbstparodie auf seinen "Cliff Dexter", der immer als "Westentaschen-James Bond" bezeichnet wurde.

Er hatte zweifellos eigene Stimmcharakteristika, die einem breiteren Einsatz im Wege standen, bzw war er doch auch immer sehr beschäftigt. In einem Interview zum 80er sagte er, daß er gerne synchronisiert habe, aber nicht immer die Zeit dazu fand.

Persönlich hörte ich ihn immer gerne, wenn es auch nur vergleichsweise wenige Rollen sind, die er synchronisierte. Ich hätte ihn gerne mal für den jüngeren Cary Grant gehört...

berti


Beiträge: 17.495

06.11.2013 11:00
#4 RE: Hans von Borsody (1929-2013) Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #3
Sehr gerne mochte ich ihn für Michael Lonsdale in "Der Schakal", da war er sehr ernsthaft und ruhig, passte gut zu Lonsdales verstarrtem Gesicht.

War das nicht Stefan Wigger?
http://www.synchrondatenbank.de/movie.php?id=13122
https://www.synchronkartei.de/?action=sh...e=film&id=11665

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

06.11.2013 11:11
#5 RE: Hans von Borsody (1929-2013) Zitat · antworten

Ja, das ist möglich. Die Stimmen klingen allerdings durchaus ähnlich. Muß wieder mal reinhören. Wenn ja, dann gebührt das Lob natürlich Stefan Wigger und nicht Hans von Borsody.

Ich hatte Borsody allerdings mal auf einer Liste stehen eben in dieser Rolle, noch bevor ich ihn von selbst erkannte. Das kann die Sicht natürlich trüben.

Interessant übrigens, daß Borsody selbst auch schon von Holger Hagen synchronisiert wurde. In "Die Nibelungen" spielte er zwar als Volker den Erzähler und gab allem den Rahmen, aber es war sicher gut, ihn hier bedeutungsschwer von Christian Rode synchronisieren zu lassen. Borsodys eigene Stimme hätte diese Stimmung nicht dermaßen gut umgesetzt.

So quer durchs Feld geschaut, sind auf Borsodys Liste mit Omar Sharif, Daniel Gelin, Charles Drake, Brad Harris, Lee Majors, Peter Graves, Martin Landau, Nehemia Persoff, Brett Halsey oder Barry Atwater einige tolle Schauspieler angesammelt, die er synchronisierte.

Die in der Synchrondatenbank gelisteten Filme "Alle guten Landsleute" (für Waldemar Matuska) und "Der erste Tag der Freiheit" (für Mirczylav Kalenik) dürften jene Filme sein, über die Borsody mal sagte, die haben ihm besonders Freude gemacht - "das waren interessante Filme aus der Tschechoslowakei und Polen, mit so ganz anderen Gesichtern".

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 14.847

06.11.2013 23:50
#6 RE: Hans von Borsody (1929-2013) Zitat · antworten

Lonsdale in "Der Schakal" war definitiv Wigger.

Gruß
Stefan

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

07.11.2013 00:42
#7 RE: Hans von Borsody (1929-2013) Zitat · antworten

Danke, das habe ich mittlerweile sogar selbst herausgefunden (und den "Schakal" wieder mal gesehen so nebenbei). Peinlich, daß ich ausgerechnet in einem Nachrof so einen Irrtum verbreite.

Nochmal zu Borsody:

Ich empfand Typen wie ihn immer als eine Bereicherung, eben weil er Eigentümlichkeiten hatte und dann und wann erfrischend war - weil man nicht dieselben Standards hörte.

Auf der "Straßenfeger"-Box "Cliff Dexter" ist übrigens ein langes Interview mit ihm. Synchronisation ist darin (leider) kein Thema, aber es ist sehr amüsant und voller netter Anekdoten. Borsody reisst das Ruder angenehm an sich und rettet die Lage wie einst Cliff Dexter, weil (alle seine Ruhmestaten in Sachen Film und Fernsehen in Ehre) Arild Rafalzik einer der schlechtesten Interviewer ist, die's da gibt.

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