Am 5. Juni ist Uwe Paulsen nun leider tatsächlich verstorben. Aufgrund sehr starker Erkrankung hatte er sich schon vor Jahren aus dem Arbeitsleben zurückziehen müssen.
Hier ein paar (subjektiv empfunden) ausgezeichnete Leistungen, die vielleicht nicht jedem bekannt sein dürften: - Er sprach mit Abstand am unauffälligsten zwei Hauptrollen in je einer DEK-Serie. - Er hat uns als Regisseur den unerreicht besten Sprecher für Fisher Stevens bereitet. - Er war die beste je zum Einsatz gekommene Berliner Antwort für George Takei. - Er wäre in den früheren 90er Jahren der perfekte Synchronsprecher für meinen Vater gewesen. - Er hat eine im Original nahezu komplett unlustige Begrüßung einer Person namens Jerry zu einer der witzigsten wiederkehrenden Darbietungen aller Sitcomzeiten gemacht.
Eine sehr traurige Nachricht. Für mich ist Paulsen sicherlich am meisten in seinen Synchronarbeiten für Graham Chapman von Monty Python in Erinnerung geblieben ("Das Leben des Brian" und "Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft"). Eine gegensätzliche, geradezu unheimliche Rolle von ihm, die mir in den letzten Jahren untergekommen ist, war sein Einsatz auf Hywel Bennett als Martin Durnley bzw. Georgie in "Teufelskreis Y" ("Twisted Nerve", 1968) von Roy Boulting.
Es hieß ja schon in einem anderen Thread, dass Uwe Paulsen bereits "vor einiger Zeit" verstorben sei, was sich damit als falsch herausgestellt hat.
Schlimm, dass Herr Paulsen nun doch verstorben ist... Ich gebe zu, dass ich nicht so gut mit seiner Arbeit im Synchronatelier vertraut bin, wie es einige andere in diesem Forum sicher sind, aber seine enorme Bandbreite an Rollen und seine lange Karriere als Schauspieler und Synchronsprecher beeindrucken mich dennoch sehr!
Zitat von VanToby im Beitrag #1 - Er hat eine im Original nahezu komplett unlustige Begrüßung einer Person namens Jerry zu einer der witzigsten wiederkehrenden Darbietungen aller Sitcomzeiten gemacht.
Mach's gut, Nnnewman!
Dem schließe ich mich an und spreche auch mein Beileid den Angehörigen aus.
Oje, nun ist es leider doch soweit. In den DEK-Serien war er schon genial, aber auch allgemein finde ich, dass er seine besten Rollen nach der großen Stimmveränderung hatte. So passte er z.B. auch wunderbar zu Christopher Walken, vor allem in "Gegen die Zeit".
Bemerkenswert, wie viele unterschiedliche Paraderollen hier doch genannt wurden, die allesamt seine enorme Vielseitigkeit und die Bandbreite seiner Einsätze beweisen. Meine Vorlieben decken sich sehr genau mit denen von Tobias: sein Arnie Becker in L.A.LAW, sein Jimmy Berlutti in PRACTICE - DIE ANWÄLTE und sein Newman in SEINFELD gehören für mich zu den Sternstunden der deutschen Synchronsgeschichte. Umso schöner fand ich es, als man Paulsen noch einmal auf Corbin Bernsen bei dessen Gastauftritt in SEINFELD besetzte, obwohl er doch für eine wiederkehrende Figur schon vergeben war.
Und obwohl er leider relativ jung gestorben ist, gehörte Uwe Paulsen doch zu den dienstältesten Synchronsprechern Deutschlands - bereits in den 1950ern war er ein ausdrucksstarker Kindersprecher. Aber nicht nur deshalb machte seine Stimme in dieser langen Karriere so viele Charakterveränderungen durch - genau genommen kenne ich keinen anderen Synchronsprecher, der so viele Stimmbrüche vorzuweisen hat. Und doch höre ich seine Stimme in den Mittneunzigern am liebsten, als sie etwas heiserer und brüchiger wurde.
Ihr habt schon vieles richtiges gesagt, und ich kann mich dem anschließen - insbesondere, dass seine späte, brüchige Stimme die mit Abstand interessanteste war.
Hinzufügen möchte ich noch, dass Paulsen (der ohnhein eine fantastische Begabung für Comedy hatte, siehe Graham Chapmann, Wayne Knight etc.) einer der besten Sprecher für Zeichentrickfiguren war - und das wunderbar nuanciert und ohne in platte Chargen zu verfallen: Stellvertretend, da für mich herausragend, fällt mir sein Dr.Freudlos bei ANIMANIACS ein. Hier hat man die Gelegenheit, ihn als gebürtigen Berliner auf wienerisch zu hören - und dazu noch singend!
Außerdem ist es sehr schade, dass er eher selten Regie führte. Bei der Synchro von ALLEIN GEGEN DIE ZUKUNFT zeigte er, was er in dem Bereich leisten konnte.
Uwe Paulsen - Ein Paradebeispiel dafür, dass man im Synchron nicht zig Hollywoodstars standardmäßig sprechen und bedeutende Filme bearbeiten muss, um überagendes zu schaffen.
Ich kenne viele der scheins "kultigen" Synchron-Auftritte nicht. Ich verbinde ihn vorrangig mit zwei Namen: Martin Shaw und Jim Dale.
Shaw mochte ich in "Die Profis" sehr gerne und Paulsen war fein in der Rolle. Die Kombination Paulsen-Combrinck-Ott bot hier mehr als einmal knisternde Chemie. Ich mochte aber auch die Paulsen-Combrinck-Duette sehr gern, wenn Shaw und Lewis Collins irgendwo lauerten und vor sich hin redeten. Combrinck meist etwas cool und Paulsen nicht selten mit leichter Verzweiflung. In "Der Hund von Baskerville" war er für Shaw natürlich etwas anders, aber das war einfach die ideale Stimme. Auch wenn diese sich veränderte und ich die hervorragenden Leistungen von Bussinger und Kluckert nicht missen möchte, so fand ich es dennoch schade, daß Paulsen nicht für "George Gently" eingesetzt wurde. Shaws Stimme ist auch gealtert und hat sich verändert, aber die selbe "Wellenlänge" wäre sicher noch dagewesen.
In einigen "Carry On"-Filmen war Paulsen schlichtweg kongenial für Jim Dale. Wie genial hört man auch, wenn man Frank Glaubrecht im erfolglosen Retro-Versuch "Mach's nochmal, Columbus" hört. Dale war ein feinsinnigerer Komödiant als manch anderer in dieser Truppe und Paulsen ließ sich nie hinreissen zu hemmungslosem Outrieren oder Übertreiben, wie es vor allem Horst Gentzen so gerne tat. Dale machte einige dieser Filme wieder interessanter, und so auch Paulsen. Vor allem der geplagte Geheimdienst-Kontaktmann in Wien blieb mir in Erinnerung. Paulsens Art "Cafe Mozart, zehn Uhr!" auszusprechen, blieb nachhaltiger in Erinnerung bei mir als manch andere Sequenz.
Ich habe übrigens dreimal versucht, von Paulsen ein Autogramm zu bekommen, leider antwortete er zweimal nicht und einmal kam die Post retour. Mir fiel nur auf, daß er zumindest 1997 die selbe Adresse hatte wie Thomas Danneberg (keine Agenturanschrift). Wohnen da mehrere Synchronsprecher in einem großen Haus? In der Theorie ein amüsanter Gedanke.