GB, 1972/73 Regie: Fred Zinnemann Drehbuch: Kenneth Ross, nach dem Roman von Frederick Forsyth Musik: Georges Delerue Produktion: Warwick Films/Universal Deutscher Verleih: CIC
Deutsche Fassung:
Berliner Synchron GmbH Dialogbuch: Fritz A. Koeniger Dialogregie: Dietmar Behnke
Deutsche Erstaufführung: 11. Oktober 1973
Am 3. Jänner 1975 lief der Film in der DDR an. Ob es eine eigene Fassung gab, entzieht sich meiner Kenntnis.
Zum Film:
Fred Zinnemann hat Forsyths Bestseller großartig verfilmt. Die Mischung aus Fakten und Fiktion ist glaubwürdig und vor allem hochspannend. Zinnemann verweigert sich politischen Ambitionen und läßt die Dinge für sich stehen, er ist nur an der detaillierten Rekonstruktion des Geschehens interessiert. Der Film kommt, anders als das eigentümliche Remake, nahezu gänzlich ohne Actionszenen aus und entwickelt den Spannungsbogen mit bemerkenswerter und wirkungsvoller Ruhe. Michael Caine war ganz wild auf die Hauptrolle, Zinnemann wählte aber den damals nahezu unbekannten Edward Fox, um die namenlose Figur ohne Star-Identifikation gestalten zu können. In England hatte der sehr erfolgreiche Film ein Nachspiel: die einfachen Zugangsmöglichkeiten zu Dokumenten im Somerset-House wurden gesetzlich schärfer geregelt, da nach dem Kinostart die laxe Handhabung mit Daten auf großes Interesse stieß.
Die Liste bei Arne und in der Synchronkartei listet bereits einige Namen, aber beinhaltet auch Fehler. So wird Terence Alexander nicht von Siegmar Schneider gesprochen und Donald Sinden nicht von F. W. Bauschulte. Die Fehler habe ich korrigiert und die Sprecherliste erweitert. Einige Schauspieler haben keine Rollenbezeichnung, bei manchen davon führte auch die Bildersuche im Internet zu keinem Ergebnis. Somit sind ein paar Lücken vorhanden, die man kaum schließen wird können, da es im Film von Minirollen wimmelt, die mit unbekannten Schauspielern besetzt sind.
Es spielen und sprechen:
Edward Fox ("Der Schakal") Hartmut Reck
Michael Lonsdale (Lebel) Stefan Wigger
Alan Badel (Minister) Edgar Ott
Timothy West (Berthier) F. G. Beckhaus
Delphine Seyrig (Colette) Dagmar Altrichter
Michel Auclair (Colonel Rolland) Heinz Petruo
Maurice Denham (General Colbert) Wilhelm Borchert
Cyril Cusack (Gozzi) Siegmar Schneider
Eric Porter (Colonel Rodin) Horst Keitel
Derek Jacobi (Caron) Joachim Kemmer
Donald Sinden (Mallinson) Kurt Waitzmann
Jean Martin (Woleski) -nur Laute, aber synchronisiert-
Ronald Pickup (Fälscher) Arne Elsholtz
Terence Alexander (Lloyd) Toni Herbert
Anton Rodgers (Bernard) Lothar Blumhagen
David Swift (Montclair) Joachim Nottke
Jean Sorel (Bastien-Thiry) ???
Bernard Archard (Detective, Special Branch) ???
Tony Britton (Inspector Thomas) F. W. Bauschulte
Vernon Dobtcheff (Verhör-Leiter) Gerd Martienzen
Jacques Francois (Pascal) ???
Olga Georges-Picot (Denise) Almut Eggert
Edward Hardwicke (Charles Calthrop) Hans Nitschke
Denis Carey (Casson) Heinz Giese
Raymond Gerome (Flavigny) ???
Barrie Ingham (St. Clair) Friedrich Schoenfelder
Robert Favart (Minister) ???
Max Faulkner (Detective, Special Branche) ???
David Kernan (Per Lundquist) / Adrien Cayle-Legrand (de Gaulle) / Nicole Desailly (Madm. de Gaulle) - kein Text
Nicholas Young (Passkontrollor, Flughafen) Lutz Riedel
Roger Lumont (Hotel-Portier) Heinz Palm
Howard Vernon (Staatssekretär) -nur unverständlicher Text-
Colette Berge (Mdm. Lebel) Maria Körber
Edmond Benard (hoher Beamter) Friedrich Schoenfelder
Gerard Buhr (Geheimdienstoffizier) H. W. Bussinger
Maurice Teynac (Anwalt) Heinz Palm
Jacques Brunet (Geheimdienstoffizier) Claus Jurichs
Genau, Hardwicke - das ist Hans Nitschke. Die Stimme hat sich noch nicht ganz eingeprägt dauerhaft.
Die Doppelbesetzung mit Schneider könnte für jene, die ein Ohr dafür haben, zum Trugschluss führen, daß Waffenschmied Gozzi im Haus ist und bald etwas passiert. So genau sieht man den Herrn ja nicht.
Schoenfelder spricht für den sehr gekonnt auf alt hergerichteten Barrie Ingham, der während aller Sitzungen zu hören ist und mit der jungen Dame, die man ihm zugeschanzt hat. Es gibt aber einen hohen Beamten im Vorzimmer von De Gaulle, der auch Schoenfelder als Sprecher hat. Eventuell wurde er wegen dem ähnlichen Äußeren mit Inghams Figur verwechselt und ihm deshalb dieselbe Stimme verpaßt - er ist es jedoch nicht. Der von mir zugeordnete Schauspieler wird unterhalb eines Kinoaushangfotos angeführt.
Ich hoffe, Ihnen hiermit gedient zu haben und verbleibe
Zitat von fortinbras im Beitrag #5Schoenfelder spricht für den sehr gekonnt auf alt hergerichteten Barrie Ingham, der während aller Sitzungen zu hören ist und mit der jungen Dame, die man ihm zugeschanzt hat. Es gibt aber einen hohen Beamten im Vorzimmer von De Gaulle, der auch Schoenfelder als Sprecher hat. Eventuell wurde er wegen dem ähnlichen Äußeren mit Inghams Figur verwechselt und ihm deshalb dieselbe Stimme verpaßt - er ist es jedoch nicht.
Dass Ingham/St. Clair der ältere Herr ist, der mittels einer Spionin ausgehorcht wird, war mir klar. Ich war nur unsicher, wen Schoenfelder sonst noch gesprochen haben könnte und dachte, dass der Teilnehmer der Sitzung vielleicht gar nicht St. Clair war. Auf die Szene im Vorzimmer muss ich beim nächsten Sehen achten.
Zitat von fortinbras im Beitrag #1Die Liste bei Arne und in der Synchronkartei listet bereits einige Namen, aber beinhaltet auch Fehler. So wird Terence Alexander nicht von Siegmar Schneider gesprochen und Donald Sinden nicht von F. W. Bauschulte.
Daneben wird dort (ebenso wie in einer Sprecherliste im alten Forum, die dort im Sommer 2003 kursierte und korrigiert wurde) Wolfgang Draeger als Stimme des Passfälschers angegeben, obwohl es sich natürlich (wie von dir angegeben) um Arne Elsholtz handelt. Die Fehler dürften sicher auf BSG-Listen mit ursprünglich geplanten Besetzungen beruhen, die kurzfristig geändert wurden. Angesichts der vielen kleinen Rollen lassen sich zahlreiche Doppelbesetzungen rechtfertigen. Aber so markante Sprecher wie Friedrich Schoenfelder und Siegmar Schneider in jeweils einer Minirolle zu besetzen, obwohl sie daneben auch größere und identifizierbare Parts haben, wirkt schon sehr irritierend. Aber zumindest gibt es hier (anders als oft bei Brandt und Brunnemann) keine Rolle, die mehrere Stimmen bekam, oder?
"Der Schakal" ist für mich das Paradebeispiel für einen echten Thriller, auch ohne (oder gerade wegen) viel Actionszenen. Die Synchronfassung finde ich perfekt gelungen. Die Besetzung von Hartmut Reck für Edward Fox ist eine gute Wahl gewesen, denn trotz einer gewissen Synchron-Präsenz (inkl. "FBI") war er kein inflationär besetzter Sprecher und deshalb sicher wirkungsvoller, als hätte man Klaus Kindler oder (frühzeitig) Jürgen Thormann besetzt. Auch gibt's die eine oder andere Besetzung abseits des Klischees, so wären Tony Britton oder Terence Alexander typische Schoenfelder-Figuren, aber man gab ihm Barrie Ingham. Auch ein Gentleman, aber etwas naiv. Horst Keitel für den Anstifter Eric Porter zu wählen, ist deutlich einfallsreicher als Petruo oder Marquis es wäre. Siegmar Schneider verleiht Cyril Cusack auch mehr Reiz, als wäre er von Schrader oder Hessling, evtl gar Duwner gesprochen worden. Stefan Wigger für Lonsdale ist großartig - die fast jungenhaft-dünne Stimme für diese stattliche Erscheinung ist wirkungsvoller als jemand wie Kindermann, der sicher in die Ermittlerrolle gut gepaßt hätte. Ebenso gefiel mir sehr, daß Lothar Blumhagen elegant-verhalten den schwulen Bernard (Anton Rodgers) sprechen durfte und kein Gentzen oder Thormann zum Zuge kam. Für mich eine Sternstunde, die ich aber dennoch hier deponiere und nicht dort.
Zitat von fortinbras im Beitrag #5Schoenfelder spricht für den sehr gekonnt auf alt hergerichteten Barrie Ingham, der während aller Sitzungen zu hören ist und mit der jungen Dame, die man ihm zugeschanzt hat. Es gibt aber einen hohen Beamten im Vorzimmer von De Gaulle, der auch Schoenfelder als Sprecher hat. Eventuell wurde er wegen dem ähnlichen Äußeren mit Inghams Figur verwechselt und ihm deshalb dieselbe Stimme verpaßt - er ist es jedoch nicht.
Dass Ingham/St. Clair der ältere Herr ist, der mittels einer Spionin ausgehorcht wird, war mir klar. Ich war nur unsicher, wen Schoenfelder sonst noch gesprochen haben könnte und dachte, dass der Teilnehmer der Sitzung vielleicht gar nicht St. Clair war. Auf die Szene im Vorzimmer muss ich beim nächsten Sehen achten.
Er ist es tatsächlich. Komisch, dass mir das früher nie aufgefallen ist. Allerdings sagt der Beamte in seinem nur wenige Sekunden dauernden Auftritt auch nicht allzu viel.
Zitat von Gast im Beitrag #9Die Synchronfassung finde ich perfekt gelungen. Die Besetzung von Hartmut Reck für Edward Fox ist eine gute Wahl gewesen, denn trotz einer gewissen Synchron-Präsenz (inkl. "FBI") war er kein inflationär besetzter Sprecher und deshalb sicher wirkungsvoller, als hätte man Klaus Kindler oder (frühzeitig) Jürgen Thormann besetzt. Auch gibt's die eine oder andere Besetzung abseits des Klischees, so wären Tony Britton oder Terence Alexander typische Schoenfelder-Figuren, aber man gab ihm Barrie Ingham. Auch ein Gentleman, aber etwas naiv. Horst Keitel für den Anstifter Eric Porter zu wählen, ist deutlich einfallsreicher als Petruo oder Marquis es wäre. Siegmar Schneider verleiht Cyril Cusack auch mehr Reiz, als wäre er von Schrader oder Hessling, evtl gar Duwner gesprochen worden. Stefan Wigger für Lonsdale ist großartig - die fast jungenhaft-dünne Stimme für diese stattliche Erscheinung ist wirkungsvoller als jemand wie Kindermann, der sicher in die Ermittlerrolle gut gepaßt hätte.
Dass ausgerechnet in der Hauptrolle der Münchner Hartmut Reck besetzt wurde, kam mir schon immer sehr merkwürdig vor. War er um diese Zeit öfter in Berlin zu hören? Oder hatte er gerade ein Engagement in der Stadt? Lonsdales Stimme hat mir beim ersten Sehen einiges Kopfzerbrechen bereitet, bevor ich den (mir vorher völlig unbekannten) Namen Stefan Wigger einige Monate später in einer Liste las. Beim Überlegen, wo ich diesen Sprecher schonmal gehört haben könnte, fiel mir als Möglichkeit höchstens Alan Arkin in "Kein Koks für Sherlock Holmes" ein (Jahre später erfuhr ich erst, dass es dort Claus Jurichs gewesen war). Beim Waffenschmied kann ich mir Schrader und Duwner nicht recht vorstellen, da der eine zu gebrechlich und der andere zu comichaft gewirkt hätte. Hessling wäre schon eher denkbar gewesen, wenn er sich sehr zurückgenommen hätte (wie für Jack Kruschen in der Erstsynchro von "Schach dem Mörder"). Dass man Friedrich Schoenfelder trotz einiger naheliegender Möglichkeiten nicht auf der Seite der "britischen" Rollen besetzte, war tatsächlich originell, obwohl er natürlich auch nahe an Inghams Rollenalter war. Edgar Ott als Innenminister war ebenfalls eine gute Wahl - origineller, als z. B. Martin Hirthe zu wählen. Und der Prologtext beweist wieder einmal, wie sehr Danneberg und Kronberg einander gerade in jüngeren Jahren ähnelten!
Ich missbrauche diesen Thread mal für ein Detail, dass mit der Synchronfassung absolut nichts, dafür aber mit dem Film an sich zu tun hat:
Zitat von Gast im Beitrag #1Fred Zinnemann hat Forsyths Bestseller großartig verfilmt. Die Mischung aus Fakten und Fiktion ist glaubwürdig und vor allem hochspannend. Zinnemann verweigert sich politischen Ambitionen und läßt die Dinge für sich stehen, er ist nur an der detaillierten Rekonstruktion des Geschehens interessiert. Der Film kommt, anders als das eigentümliche Remake, nahezu gänzlich ohne Actionszenen aus und entwickelt den Spannungsbogen mit bemerkenswerter und wirkungsvoller Ruhe.
Meinolf Zurhorsts "Lexikon des Kriminalfilms" von 1985 halte ich generell für eher fragwürdig; bei manchen Besprechungen hatte ich den Eindruck, einen völlig anderen Film gesehen zu haben. Den Vogel schießt er allerdings ab, als es um den "Schakal" geht (S. 244f.): "Im Mittelpunkt (des Films) steht die Polizei, und die erscheint (...) als liebenswert und harmlos, einzig darauf bedacht, dem Guten auf die Sprünge zu helfen. Vor allem Inspektor Lebel demonstriert die Harmlosigkeit staatlicher Organe. Derart liebevoll und blauäugig wird die Polizei nicht einmal in ausgesprochenen ´law and order´-Filmen skizziert. Doch darüber machte sich Fred Zinnemann (...) offenbar keine Gedanken. Er inszenierte diese späte Auftragsarbeit europäischer Produzenten routiniert, als einen Thriller ohne Brüche und Widerhaken, bei dem allerdings keine rechte Spannung aufkommen will, weiß man doch, daß de Gaulle ganz friedlich in seinem Bett in Colombey les-deux-Église gestorben ist." Dass Zurhorst diesen Film spannungslos findet, kann man ja noch als seinen persönlichen Eindruck akzeptieren. Aber dass er die Entführung und Folterung eines Zeugen, deren tödlichen Ausgang und die Vertuschung der Folter ignoriert, obwohl dies im Film eindeutig gezeigt wird, lässt sein Urteil sehr merkwürdig erscheinen. Auch jenseits dieser Episode bleibt unverständlich, was er an der Darstellung der Polizeiarbeit als "liebevoll und blauäugig" empfindet. Auf mich wirkt sie schlicht sehr um Realismus und Nüchternheit bemüht, ebenso wie der Film an sich, der trotz seiner betont sachlich-dokumentarischen Erzählweise (auf Musik wird fast vollständig verzichtet) und Überlänge ausreichend Spannung erzeugt, um den Zuschauer zu fesseln.
Vielleicht hatte Meinolf Zurhorst eine exklusive Schnittfassung vorliegen???
Sein "Kriminalfilmlexikon" war tatsächlich sehr eigentümlich. Ist lange her, daß ich es gelesen habe und hatte damals den Eindruck, er habe manche Filme nicht gesehen, bzw Literatur dazu nicht gelesen, die selbst vor dem Internet leicht greifbar waren.
Subjektives Empfinden sei ja gestattet, aber einiges ist hier durchaus kurios. Vor allem der Verweis auf de Gaulles Tod im Bett und sein vermeintliches Ende im Film. Manchesmal fragt man sich schon, was sich solche Autoren dabei denken.
Der Film wertet nicht, sondern zeigt einfach seine Geschichte: mit greifbaren Menschen und sehr realisitisch-naturalistischen Abläufen, also schießt Zurhorsts Kritik meilenweit am Ziel vorbei. Da könnte man ja fast glauben, der Film sei politische Schönfärberei in Staatsauftrag.
De Gaulle im Film umzubringen, das wäre ja idiotisch gewesen und eine reine Verfälschung der Geschichte. Wenngleich der Vorfall sicher nicht so bekannt war wie andere historische Ereignisse, so dürfte zumindest für viele klar gewesen sein, daß der General nicht ermordet wird.
Wenn man sich einen Film ansieht über den Untergang der Titanic, die "Affäre Mayerling" oder das Leben Jesu, weiß man ja auch, wie es ausgeht. Aber trotzdem können die Wege dahin sehr spannend sein, manchesmal natürlich auch mühsam (wenn z. Bsp. James Cameron Schifferlversenken spielt).