"Ich merke in den letzten [...] Jahren, dass ich, was dieses Synchrongewerbe betrifft, mit immer älteren, schrulligeren, außergewöhnlichsten älteren Menschen besetzt werde, die mir eine Riesen-Freude machen. ... Ich werde besetzt [...] mit skurrileren, älteren, alten Leuten, die ich sehr gerne spreche, habe aber keinen festen Schauspieler, den ich spreche."
-- Thomas Hailer über sich selbst
Und mir hat er damit auch eine eine Riesen-Freude gemacht. Die kurze Selbstanalyse trifft auf den Punkt, warum ich ihn so gerne hörte: Er stand zum Schluss wie kein anderer für denjenigen Schlag von Synchronschauspielern, die verhindern, dass Synchron zur farblosen Austauschware wird. Für die großen Rollen war er nie geeignet, aber für die kleineren dafür umso stärker mehr als bloßes Stimmfüllmaterial. Zu kurios markant war seine Stimme einfach; und zum Glück gab es Aufnahmeleiter und Regisseure, die - welch aussterbendes Talent! - mit seiner originellen Farbe beim Besetzen pointiert umgehen konnten. Was hat es aber gedauert, bis ich überhaupt seinen Namen herausgefunden hatte ...!
Am vergangenen Freitag ist Thomas Hailer gestorben.
Wer mehr über diesen Mann erfahren möchte, für den wie so oft bei Sprechern von alter Theaterschule Synchron nur ein Teil im Schauspieler-Sein war, möge diesem Interview mit ihm lauschen, aus dem die obigen Zitate entnommen sind.
Tobias
(PS: Und bitte, um das mal allgemein für alle Fälle zu sagen, haltet euch mit inhaltlosen Phrasenreflexen à la "Mein Beileid" und "RIP" zurück ...)
Ach das ist ja schade. Thomas Hailer war jemand, den ich gefühlt schon 400 Mal gehört hatte und immer nur als "diese alte Stimme im Hintergrund" abspeicherte, bis ich ihn dann endlich, mehr oder weniger von einer Sekunde auf die andere, mal mit Namen kannte. Ab da habe ich ihn dann fast nie mehr überhört. Ein sehr schönes Beispiel dafür, dass man auch für kleine Rolle gute Sprecher brauchen kann, die denen mit 2000 Takes in Nichts nachstehen. Wie schon Arnold Marquis sagte: Jeder Take wird deutsch.
Zitat von marakundnougat im Beitrag #2Ach das ist ja schade. Thomas Hailer war jemand, den ich gefühlt schon 400 Mal gehört hatte und immer nur als "diese alte Stimme im Hintergrund" abspeicherte, bis ich ihn dann endlich, mehr oder weniger von einer Sekunde auf die andere, mal mit Namen kannte. Ab da habe ich ihn dann fast nie mehr überhört. Ein sehr schönes Beispiel dafür, dass man auch für kleine Rolle gute Sprecher brauchen kann, die denen mit 2000 Takes in Nichts nachstehen. Wie schon Arnold Marquis sagte: Jeder Take wird deutsch.
Mir ging es mit ihm sehr ähnlich. Ebenso Dirk Müller.
Wie traurig. Thomas Hailer stach als Synchronsprecher wahrhaft aus der Menge hervor. So sehr, dass sogar meinem Bruder, der mit Synchron eher wenig am Hut hat, seine Stimme stets auf Anhieb erkennt. Seine ganzen "skurillen, älteren Herren" haben richtiges Kultpotenzial - Im heutigen Synchrongewerbe ist sowas fast schon eine Ausnahmeerscheinung. Es ist schön zu wissen, dass ihm seine Arbeit solchen Spaß gemacht hat.
Vielen Dank für den Interview-Link. Hier klingt Herr Hailer interessanterweise ein bisschen wie ein ostdeutscher Rolf Jülich.
Ich wußte absolut nicht, wer Thomas Hailer ist (oder war). Bis ich in der Synchronkartei 294 Einträge gefunden habe. Von den vielen Produktionen, in denen er dabei war, habe ich wohl nur fünf oder sechs tatsächlich gesehen.
Aber dann machte es doch irgendwie "Klick": "Six Feet Under". Diese ganz spezielle Stimme, die in einigen Folgen für meist kleine Rollen zu hören war. Bei "Queer as Folk" in der ersten Staffel fiel sie mir damals auch wieder auf - die Serien sah ich abwechselnd.
Ich habe diese Stimme dann wieder vergessen, die so speziell herausstach - wohl, weil ich aktuellen Produktionen meistens aus dem Weg gehe.
Er ist wohl so etwas gewesen wie ein Nachfolger von Herbert Weißbach. Nein, stimmlich war keine Ähnlichkeit da - aber Weißbach war in nahezu dem selben Besetzungsmuster zu finden, wie Thomas Hailer. Daher der Vergleich, und weil auch Herbert Weißbach in all dem Sammelsurium an Stimmen eine kleine Besonderheit darstellte.
Thomas Hailer - vielleicht merke ich mir den Namen jetzt doch noch.
Wenn ich mich recht entsinne, hatte er in X-Faktor: Das Unfassbare einige kleine Nebenrollen. Und dann erinnere ich mich noch an seine Rolle Rejikku aus Dragonball GT.
Das ist eine sehr traurige Nachricht. Ich hatte mehrmals das Vergnügen, ihn im Berliner Kriminaltheater erleben zu können, wo er besonders durch seine Vielseitigkeit herausstach. In dem Stück "Arsen und Spitzenhäubchen" durfte er gleich vier Rollen Leben einhauchen und es war immer eine Freude, ihm dabei zuzusehen. Mein letztes Erlebnis mit Thomas Hailer war die Lesereihe "Blutiger Osten" (auch Kriminaltheater), wo er, zusammen mit Katrin Martin, aus einem Buch der gleichnamigen Reihe las. Im Synchron war er mir vor allem durch EUREKA bekannt, wo er die beiden Zwillinge mit den orangenen (?) Hemden sprach. Auch wenn die meistens nur einen kleinen Satz in der Menge zu sprechen hatten, stach seine markante Stimme immer heraus.