Großbritannien / USA, 1968/69 Regie: James Hill Drehbuch: Pip und Jane Baker / R. Wright Campbell nach Motiven von Jules Verne Musik: Walter "Wally" Stott (aka Angela Morley) Produktion: British MGM / Hill Verleih: MGM
Deutsche Fassung:
MGM Synchronisationsatelier, Berlin Dialogbuch: Dialogregie:
Deutsche Erstaufführung: 19. Dezember 1969
DDR-Erstausstrahlung: 15. März 1986 (in der West-Fassung).
Inhalt:
Es ist die Zeit der Sezessionskriege. Während eines Sturmes sinkt ein Schiff. Die sechs Überlebenden werden gerettet von Kapitän Nemo und auf seinem futuristischen U-Boot Nautilus nach Templemere gebracht. In dieser Unterwasserstadt sollen sie ihr neues Leben beginnen. Doch nicht alle wollen hier bleiben...
Zum Film:
"Kapitän Nemo" ist weder eine Vorgeschichte zu "20.000 Meilen unter dem Meer", noch eine Fortsetzung. Aus Motiven des berühmten Jules Verne-Romanes wird eine neue Geschichte gesponnen, wobei die Grundhaltung dieselbe ist und auch einige markante Punkte erhalten blieben. Das utopische Abenteuer ist, wie der Film-Dienst es treffend bezeichnet, ein "angenehmer Zeitvertreib", aufwendig und spannend-unterhaltsam inszeniert und perfektes Entertainment. Einzig die Komikeinlagen sind großteils alles, nur nicht lustig. Robert Ryan ist ein hervorragender Nemo, wenngleich natürlich eine neuerliche Besetzung von James Mason in der Rolle reizvoll gewesen wäre. Die schöne Filmmusik schrieb Walter "Wally" Stott, der nach einer Geschlechtsumwandlung zur Komponistin Angela Morley wurde. MGM hatte ursprünglich John Barry für die Filmmusik haben wollen, er wurde jedoch von James Hill abgelehnt, der Barrys Musik für seinen Hit "Frei geboren" trotz zweier Oscars als Fehlschlag sah und meinte, dem Komponisten fehle der notwendige Ernst für seine Arbeit. Stott hat allerdings auch einen sehr leichten, verspielten Score geliefert.
Jedem der den Film noch nicht kennt, sei jedoch eine Warnung ausgesprochen: Chuck Connors auftoupierte Haare sind nur schwer erträglich!
Die deutsche Fassung ist werkgetreu und sorgfältig umgesetzt und punktet vor allem durch die Stimme Max Eckards für Robert Ryan. Er spielt hervorragend, passt zum zerfurchten Gesicht dieses großartigen Schauspielers und verleiht ihm eine spezielle Aura. Dankenswerterweise gab es hier keine Marquis-Klischeebesetzung.
Die kleinen Listen in der SDB und SK lassen sich noch ergänzen. Bei Arne steht übrigens ohne Rollenbezeichnung Friedrich Joloff für James Mason, offenbar eine Verwechslung - von Mason und Joloff ist im Film nichts zu sehen und nichts zu hören.
Es spielen und sprechen:
Robert Ryan (Kapitän Nemo) Max Eckard Chuck Connors (Senator Robert Fraser) Michael Chevalier Luciana Paluzzi (Mala) Bettina Schön Kenneth Connor (Swallow Bath) Gerd Duwner Bill Fraser (Barnaby Bath) Alexander Welbat Nanette Newman (Helena Beckett) Anneliese Priefert Allan Cuthbertson (Lomax) Gerd Martienzen John Turner (Joab) Heinz Petruo Christopher Hartstone (Phillip Beckett) ? Jan Ramsey (Adam) ? John Moore (Kapitän des Rettungsschiffes) Toni Herbert Ralph Nossek (Ingenieur) ? Vincent Harding (Steuermann) ? N. N. (Schiffskoch) Manfred Grote N. N. (Matrose) Manfred Grote N. N. (Offizier) Norbert Langer N. N. (Kapitän des sinkenden Schiffes) Toni Herbert N. N. (Hilfslehrerin) Evamaria Werth N. N. (Taucher) Norbert Langer N. N. (Lautsprecherdurchsage) Norbert Langer N. N. (Matrose Nautilus II) Norbert Langer
Anmerkung:
Die Darsteller der Seeleute werden teils namentlich genannt, aber trotz Bildersuche war eine Zuordnung nicht möglich, weshalb ich auf N. N. ausgewichen bin. Einige sprechen zwei, drei Worte.
Danke für die Info! Deine Beurteilung ist sicher sehr zutreffend. Aber Walter Niklaus (oder Werner Dissel?) hätte vielleicht doch einen interessanten Nemo abgegeben, an den musste ich denken, als ich mir mit meiner bescheidenen Kenntnis der Ost-Sprecher Gedanken machte, wer hier zu hören hätte sein können.
Ich habe diesen Film gestern aus meinem Video-Archiv hervorgekramt und nach längerer Zeit mal wieder angeschaut. Max Eckards Stimme ähnelte der von Günther Ungeheuer frappierend und ich dachte früher, dass Robert Ryan hier tatsächlich von Ungeheuer gesprochen wurde. Aber der war ja überwiegend in Münchener Synchros tätig.
Die paar Worte für den Schiffskoch wurden ebenfalls von Manfred Grote gesprochen und Norbert Langer sprach neben dem Offizier noch einen Taucher, eine Lautsprecherdurchsage sowie einen Matrosen auf der zweiten Nautilus.
Könnte es evtl. sein, dass Alexander Welbat neben seiner Sprechrolle auch für die deutsche Bearbeitung verantwortlich war oder ist er in dieser Funktion nur für Hamburger Synchros tätig gewesen?
Zitat von Klaus im Beitrag #6Könnte es evtl. sein, dass Alexander Welbat neben seiner Sprechrolle auch für die deutsche Bearbeitung verantwortlich war oder ist er in dieser Funktion nur für Hamburger Synchros tätig gewesen?
Bereits um 1960 hat er bei der Elite in Berlin viele Filme bearbeitet, später kam (ebenfalls in dieser Stadt) noch die Serie "Familie Feuerstein" hinzu.
Danke für deine Informationen! Irgendwie war mir das scheinbar so auf die Schnelle entgangen, sehr aufmerksam von dir!
Eckard und Ungeheuer habe ich auch schon verwechselt, da sind auf jeden Fall Ähnlichkeiten da. Ich dachte immer, Ungeheuer wäre Draculas Stimme in "Die sieben goldenen Vampire", bis ich dann mal Eckard gelesen habe...
Merci euch beiden, ich hoffe, dass ich mich bei Langer nicht dreimal verhört habe... Und Welbat scheint mir jetzt für die deutsche Bearbeitung ziemlich wahrscheinlich zu sein, es sei denn, MGM und er schließen sich gegenseitig aus.
Zitat von Klaus im Beitrag #9Und Welbat scheint mir jetzt für die deutsche Bearbeitung ziemlich wahrscheinlich zu sein, es sei denn, MGM und er schließen sich gegenseitig aus.
Spricht neben seiner bloßen Mitwirkung aus deiner Sicht denn noch etwas dafür? In Haupt- und Nebenrollen war er zu dieser Zeit ja sehr aktiv.
Nein, war nur eine Vermutung von mir, aber bei den vielen Sprechrollen in dieser Zeit scheint es tatsächlich eher unwahrscheinlich zu sein. Also Thread im Thread closed!
Als Kind habe ich diesen Film sehr gemocht, den kannte ich vor Disneys "20.000 Meilen unter dem Meer". Der hat mich dann allerdings total umgehauen und ich fand "Kapitän Nemo" dann irgendwie nicht mehr so toll, der war ja im Fernsehen viel öfters zu sehen.
Jetzt habe ich ihn nach etwa 15 Jahren zum ersten Mal wiedergesehen und er gefiel mir besser als jemals zuvor und ich kann ihn jetzt auch viel klarer vom Disney-Film trennen. Nur der Humor sagt mir nicht so zu, aber der ist teils bei Disney auch nicht viel besser. Aber insgesamt kann sich diese Version der Geschichte durchaus sehen lassen und ist definitiv angenehmer Zeitvertreib.
Man sollte sich auf jeden Fall davon verabschieden, dass der Film irgend was mit Jules Verne gemein hat, dann kann man ihn genießen. Denn er trifft (denke ich) die Atmosphäre vieler utopischer Geschichten der ungefähren Jahrhundertwende (19. - 20.) recht gut, nur wird er vom Anspruch "Nemo" erdrückt.
Zitat von fortinbras im Beitrag #13Als Kind habe ich diesen Film sehr gemocht, den kannte ich vor Disneys "20.000 Meilen unter dem Meer". Der hat mich dann allerdings total umgehauen und ich fand "Kapitän Nemo" dann irgendwie nicht mehr so toll, der war ja im Fernsehen viel öfters zu sehen.
Witzigerweise scheint sich hier etwas umgekehrt zu haben, denn später scheint "20.000 Meilen" deutlich öfter gezeigt worden zu sein; zumindest ab 1995 lief er oft auf Super RTL.