Originaltitel: "Ten Rillington Place"
Großbritannien, 1970
Regie: Richard Fleischer
Drehbuch: Clive Exton, nach der Reportage von Ludovic Kennedy
Musik: John Dankworth
Produktion: Filmways
Verleih: Columbia
Deutsche Fassung:
Berliner Synchron GmbH
Dialogbuch: Fritz A. Koeniger
Dialogregie: Hans-Dieter Bove
Deutsche Erstaufführung: 5. März 1971
Zum Film:
Formell wurde John Christie nur wegen der Ermordung seiner Frau angeklagt und hingerichtet. Dies genügte zwangsläufig, um alle anderen Taten zu sühnen. Der biedere, bescheiden und gutmütig auftretende Engländer hatte zwischen 1943 und 53 laut eigenem Geständnis sieben Frauen ermordet. Hinzukommen dürfte ein Kleinkind und vermutlich drei bis vier weitere Opfer. Christie lockte sie mit der Hilfsbereitschaft in bestimmten Dingen zu sich, betäubte sie mit Gas, verging sich an ihnen und erdrosselte sie dann. Bis heute wird er häufig als nekrophil bezeichnet, was aber nicht stimmt. Der Ehemann eines seiner Opfer wurde mit Christie als Hauptzeugen unschuldig zum Tode verurteilt und erst Jahre später posthum rehabilitiert. Dass dieser Justizirrtum auch durch die inkompetente und vorurteilsbeladene Arbeit der Polizei und Justiz begünstigt wurde, beschäftigte das Parlament insgesamt fast 20 Jahre.
Ludivic Kennedys Reportage in Buchform war Ende der 60er ein Bestseller, ein hervorragend recherchiertes Werk, klassischer guter Journalismus. Clive Exton schrieb das Drehbuch daraus und benutzte nach Möglichkeit originale Gesprächsprotokolle. Der Naturalismus des Filmes ist beachtenswert. Er funktioniert auf drei Ebenen: als Psychogramm des Triebtäters John Christie, als Plädoyer gegen die Todesstrafe und als Darstellung des kargen Lebens einfacher Leute im wirtschaftlich desaströsen England der Nachkriegsjahre.
Richard Fleischer wurde zuallererst als Regisseur engagiert, weil er "Der Frauenmörder von Boston" gedreht hatte, damals ein bombastischer Erfolg. Doch hier inszenierte er in ganz anderem Stil, so wie es die Geschichte erforderte. Intensiv und eindringlich, niemals sensationslüstern. Man fühlt sich dauernd wie ein Beobachter mitten in der Szenerie.
Ausserhalb der subtilen, atonalen Titelmusik John Dankworths gibt es kaum eine musikalische Untermalung. Diese hätte die reportagenhafte Atmosphäre wohl gestört.
Richard Attenborough sagte zu, den Film zu machen, hatte sich aber einen oberflächlichen Reisser erwartet. Christie zu spielen fiel ihm sehr schwer, vor allem die Szenen rund um den Kindermord. Er verabscheute diesen Menschen zutiefst, weswegen ihn die Rolle sehr mitnahm. Seine schauspielerische Leistung ist fantastisch, man vergisst ganz, dass hier ein Profi die Wirklichkeit imitiert, weil es so echt wirkt. John Hurt als dummer, aufschneiderischer Analphabet ist ein weiteres darstellerisches Highlight des Filmes.
Damals war der Streifen ein bescheidener Erfolg, aber kein Flop. Mittlerweile hat er stark an Reputation gewonnen, ist aber vor allem hierzulande noch immer eher unbekannt. Dabei hat es der Film in sich, auch wenn er schwer verdaulich ist.
Die Synchronfassung ist von hoher Qualität und das Spiel der Sprecher steht den Originalen in nichts nach. Bauschulte und Brückner beherrschen jede Nuance ihrer Charaktere. Bleibt anzumerken: trotzdem es typische englische Charaktere im Film gibt, darf Friedrich Schoenfelder einen einfachen, brummigen Möbelhändler sprechen!
Zu den vier Namen bei Arne lassen sich noch einige hinzufügen.
Es spielen und sprechen:
Richard Attenborough (John Christie) F. W. Bauschulte
John Hurt (Timothy Evans) Christian Brückner
Judy Geeson (Beryl Evans) Traudel Haas
Pat Heywood (Ethel Christie) Tilly Lauenstein
Isobel Black (Alice) ?
Phyllis MacMahon (Miss Gady, das erste Opfer) Inge Landgut ?
Ray Barron (1. Arbeiter) Joachim Kerzel
Douglas Blackwell (2. Arbeiter) ?
Gabrielle Daye (Mrs. Lynch, Tims Tante) Ursula Krieg
Jimmy Gardner (Mr. Lynch) ?
Edward Evans (Det. Inspector) Konrad Wagner
Tenniel Evans (Det. Sergeant) Heinz Giese
Andre Morell (Richter Lewis) Kurt Mühlhardt ?
Robert Hardy (Malcolm Morris) Edgar Ott
Geoffrey Chater (C. Humphries) Klaus Miedel
Basil Dignam (Gutachter) ?
Edward Burnham (Gutachter) ?
Norman Henry (Gutachter) ?
Norma Shebbeare (Frau im Cafe, Opfer) ?
Sam Kydd (Möbelhändler) Friedrich Schoenfelder
Rudolph Walker (farbiger Mieter) ?
Edward Cast (Constable, der Christie verhaftet) ?
Arthur Gross (Mann im Pub) F. G. Beckhaus
Fred Hugh (Mann im Pub) ?
Howard Lang (Mann im Pub) Franz Nicklisch
Tony Thawnton (Det. Sergeant am Protokolltisch) Joachim Nottke