Großbritannien, 1967 Regie: Nevill Coghill und Richard Burton Drehbuch: Nevill Coghill / Richard Burton / Wolf Mankowitz nach dem Theaterstück von Christopher Marlowe Musik: Mario Nascimbene Produktion: Oxford University Screen Prod./Venfilm Verleih: Columbia-Bavaria
Deutsche Fassung:
Firma: ?, München Dialogbuch: Dialogregie:
Deutsche Erstaufführung: 12. Jänner 1968
Zum Film:
Christopher Marlowes Version der Faust-Legende, die ich persönlich Goethes Fassung vorziehe, war schon lange ein Wunschprojekt Richard Burtons. In einer gemischt aufgenommenen, aber aufsehenerregenden Bühnenversion am Theater der Universität Oxford gab Burton den Faust. Alle anderen Rollen spielten Studenten der Schauspielklassen, auch Laien waren dabei. Burton wollte von dieser Fassung eine "permanente Version" herstellen und wählte dafür einen Kinofilm. Für diesen fand er Mitproduzenten, er selbst spielte ohne Gage. Gedreht wurde mit der Oxford-Besetzung in Italien, wo man kostspielige Sets errichtete. Der Stoff wurde jedoch auf 90 Minuten gekürzt, Burton und Co-Regisseur Coghill wollten eine vereinfachte und zugänglichere Fassung des Stückes auf die Leinwand bringen. Der selten zu sehende Film ist eine Entdeckung wert, jedoch ist es keineswegs eine ungetrübe Freude.
Die erste Hälfte des Filmes ist sehr stark, sie erinnert stilistisch an die schön gestalteten Hammer-Filme und benutzt Elemente des Schauerkinos. Auch die Bildgestaltung ist sehr reizvoll. In der zweiten Hälfte gibt es einen starken Bruch in der Inszenierung und der Film wirkt wie ein mythologisch angehauchter Sandalenfilm. Auch die sehr hörenswerte Filmmusik von Mario Nascimbene fällt stilistisch in zwei Hälften. Die Slapstickeinlagen in der Vatikan-Szene wollen aber so gar nicht passen.
Neben Burton als Faust brilliert vor allem Andreas Teuber als offensichtlich homosexueller, keine Lust am Bösen empfindender Mephistopheles. Das Gros der Besetzung hat wenig Möglichkeit, sich in den kleinen Rollen zu behaupten. Vielleicht wäre es besser gewesen, eine reguläre Riege an Charakterschauspielern zu bekommen. Andererseits wirkt aber gerade Teuber durch den nicht vorhandenen Bekanntheitsgrad umso mysteriöser, was teils auch auf einige der Darsteller zutrifft. Vollkommen fehl am Platz aber Elizabeth Taylor, die viel zu sehr Hollywood-Diva ist, um in ihren Auftritten als mystische Frau aus der Vergangenheit glaubhaft zu sein.
Der Film wurde von der Kritik gnadenlos verrissen und war ein Flop an der Kinokasse. Trotz aller Schwächen ist diese cineastische Obskurität aber durchaus reizvoll.
Die deutsche Fassung entstand in München und ist hochwertig besetzt. Herbert Weickers kurzer akustischer Auftritt als Luzifer ist ein Glanzstück, er ist Teufel durch und durch. Einige der Schauspieler sind in zwei Rollen zu sehen - hier trennte die deutsche Fassung stimmlich jedoch die Parts. Bemerkenswert: die etwas an Shakespeare erinnernde Sprache ist sehr flüssig übersetzt, ohne den klassischen Touch zu verlieren und wird von allen Beteiligten locker gesprochen und nicht deklamiert.
Bislang existiert noch keine Sprecherliste zur deutschen Fassung.
Es spielen und sprechen:
Richard Burton (Dr. Johann Faust) Holger Hagen Andreas Teuber (Mephistopheles) Rolf Boysen Ram Chopra (Valdes) Reinhard Glemnitz Richard Carwardine (Cornelius) Horst Raspe Patrick Barwise (Wagner) ? Michael Menaugh (Stimme des guten Engels) Manfred Schott Michael Menaugh (Bischof) ? Richard Durden (Stimme des bösen Engels) Werner Uschkurat Richard Durden (Ritter) Norbert Gastell David McIntosh (Luzifer) Herbert Weicker Jeremy Eccles (Belzebub) Horst Sachtleben Gwydion Thomas (die Wollust) ? Jan Marter (der Stolz) Manfred Andrae Jan Marter (Kaiser) Thomas Reiner Nicholas Loukes (Kardinal von Lothringen) ? * Adrian Benjamin (Papst) Leo Bardischewski Elizabeth O'Donovan (Kaiserin) ? Ambrose Coghill (der Geiz) Robert Klupp Richard Heffer (der erste Schüler) Gerhart Lippert Angus McIntosh (Rektor) Klaus W. Krause Renzo Pevarello (der Zorn) Paul Bürks Sebastian Walker (der Narr) Mogens von Gadow N. N. (der zweite Schüler) Horst Raspe
sowie
Elizabeth Taylor als Helena (kein Dialog)
* in seiner zweiten Rolle als "der Neid" hat er keinen Dialog!