Wilhelm Meyer-Försters Schauspiel „Alt Heidelberg“ (1901) nach seiner Erzählung „Karl-Heinrich“ (1898) zählt zu den erfolgreichsten deutschen Theaterstücken in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts und zementierte maßgeblich das Image deutscher Studenten und der romantischen Stadt Heidelberg in der Welt. Sigmund Romberg (Musik) und Agnes Donnelly (Text) adaptierten das Stück 1924 zu der ebenfalls überaus erfolgreichen Operette „The Student Prince“ am Broadway.
Der Stoff wurde insgesamt sechs Mal fürs Kino adaptiert; vier Mal in USA, zwei Mal in Japan (!) und zwei Mal in Deutschland:
1909 (USA) Old Heidelberg
Essanay-Kurzfilm
1915 (USA) Old Heidelberg
Regie: John Emerson
Mit Wallace Reid (Prinz), Dorothy Gish (- die Tochter von Lilian Gish; Käthi), Karl Formes (Dr. Jüttner), Erich von Stroheim (Lutz)
1923 (Deutschland) Alt Heidelberg
Regie: Hans Behrendt
Mit Paul Hartmann, Eva May, Werner Krauss, Eugen Burg
1927 (USA) The Student Prince in Old Heidelberg (basierend auf der Operette)
Regie: Ernst Lubitsch, John M. Stahl
Mir Ramon Novarro, Norma Shearer, Jean Hersholt, Edgar Norton
1927 (JAP) Omoide
Regie: Shin Nezu
1930 (JAP) Omoide
Regie: Shun'ichi Takeuchi
1954 (USA) The Student Prince (basierend auf der Operette)
Regie: Richard Thorpe
Mit Edmund Purdom, Ann Blyth, Edmund Gwenn, John Williams
1959 (BRD) Alt Heidelberg
Regie: Ernst Marischka
Mit Christian Wolff, Sabine Sinjen, Gert Fröbe, Rudolf Vogel
Erstaunlich, dass sich der deutsche Tonfilm mit der Verfilmung so lange zurückhielt, wenn auch vor Ernst Marischkas farbenprächtiger Verfilmung mit Produktionen wie „Ein Burschenlied aus Heidelberg“ (1930) oder „Heidelberger Romanze“ (1951) immer wieder ähnliche Sujets auf die Leinwand gelangten.
Die MGM-Musicalversion von 1954 wirkt trotz Cinemascope recht theaterhaft und bisweilen blass wie das undankbare Ansco-Color-Farbverfahren, in dem der Film gedreht wurde. Auf Außenaufnahmen hat man leider fast gänzlich verzichtet, alles spielt sich in einem - wenn auch hübsch ausgestatteten - Atelier-Heidelberg ab. Es hätte dem Film gut getan, wenn man ihm wenigstens ein paar Archivbilder gegönnt hätte um die richtige Einstimmung zu geben und ein gewisses Flair zu erzeugen. Edmund Purdom wirkt für die Rolle schon zu alt und wandelt so stocksteif durch den Film wie ein amerikanischer Gerhard Riedmann. Auch wenn er im Original verblüffend gut auf Mario Lanzas Gesangspartien synchron singt, bleibt er in seiner Rolle weitgehend unsympathisch und hölzern. Daran trägt auch einen guten Teil das schwache Drehbuch Mitschuld, das den Charakteren kaum Tiefe verleiht und sich in Nebensächlichkeiten verliert, so dass einen auch die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Käthi und dem Prinzen letztlich kalt lässt. Unterm Strich bleibt trotzdem eine nette nostaligische Operettenunterhaltung die aber niemals auch nur in die Nähe ernstzunehmender Konkurrenz zu Ernst Marischkas Verfilmung von 1959 gelangt.
Ursprünglich sollte der Streifen ein Mario-Lanza-Film werden. Nachdem er den kompletten Soundtrack eingesungen hatte, überwarf er sich mit dem Regisseur Curtis Berhardt und da MGM nicht bereit war den Regisseur auszutauschen, lief er vom Set. Nach anderen Quellen soll Lanza so starke Gewichtsprobleme gehabt haben, dass auch ein Weiterdrehen mit dem ihm genehmen Richard Thorpe keine Lösung war. Nach langem Hin- und Her einigte man sich schließlich, dass MGM Lanzas Gesangsaufnahmen als Playback für Edmund Purdom verwenden durfte. Von all dem hört man in der deutschen Synchro natürlich nichts, denn die MGM spendierte - passend zu Sujet - eine aufwendige deutsche Gesangssynchronisation bis hin zu den Chorgesängen. Louis Calhern und John Williams in einem Film - wer muß da wohl auf Siegfried Schürenberg verzichten? Man entschied sich nach Rang und Bart und besetzte ihn auf Calhern. John Williams wirkt hier sehr untypisch und ist vom Drehbuch schon völlig unsympathisch gezeichnet, was sich durch Friedrich Joloff noch verstärkt; der für mich auf die Rolle aber keine Idealbesetzung darstellt.
Alt Heidelberg
(The Student Prince)
USA 1954
Format 35 mm; Cinemascope 1:2,55; Anscocolor
Erst-Verleih MGM
Deutsche Erstaufführung 27.05.1955
Österreichische Erstaufführung Mai 1955
Deutsche Bearbeitung MGM, Berlin/West (1955)
Dialogregie
Deutsches Buch
Rolle Darsteller Deutsche Sprecher
Käthie Ann Blyth Renate Danz
Gesang: ?
Prinz Karl-Heinz Edmund Purdom Sebastian Fischer
Gesang: Mario Lanza Gesang: ?
Graf Asterburg John Ericson Gerd Vespermann
König von Karlsberg Louis Calhern Siegfried Schürenberg
Dr. Jüttner Edmund Gwenn Kurt Vespermann
Joseph Rüder S.Z. Sakall Alfred Balthoff
Prinzessin Johanna Betta St. John
Kammerdiener Lutz John Williams Friedrich Joloff
Herzogin Mathilde Evelyn Varden Agnes Windeck
Ministerpräsident John Hoyt Hans Wiegner
Lucas Richard Anderson Ottokar Runze
Von Fischtenstein Roger Alan
Feuerwald Steve Rowland
Richter Chris Warfield
Von Buhler Gilbert Legay
Corpsdiener Archer MacDonald
Hubert Charles Davis Walter Bluhm
Prof. Klauber John Qualen
Prof. Klauber's Assistent Ivan Triesault Hugo Schrader
Student beim Duell Robert Nichols Franz Otto Krüger
Grünwald, Gastwirt Joe Oakie Karl Hellmer
Vielleicht kommen ja noch ein paar Stimmen zusammen, wobei natürlich wiederum die deutschen Synchronsänger die größten Rätsel aufgeben.