Musicals waren nie die ganz große Stärke der Columbia, von wenigen Technicolor-Spitzenproduktionen mit Rita Hayworth wie „Es tanzt die Göttin“ (1944), "Tonight and Every Night" (1945; in Deutschland nicht im Kino) oder „Down to Earth“ (1947; nicht im Kino) einmal abgesehen. Selbst den beiden s/w-Produktionen mit der Paarung Rita Hayworth - Fred Astaire „You’ll never get Rich“ (1941; nicht im Kino) und „You were never Lovelier“ (1942; 1949 nur im OmU im Kino) fehlte der letzte Pfiff zum wirklich großen Wurf.
Daneben produzierte Columbia in den 40er Jahren kontinuierlich B-Musicals, von denen kaum eines je die deutschen Leinwände oder Bildschirme erblickt hat. „Samba-Fieber“ mutet durch Namen wie Ann Miller, Keenan Wynn, Felix Bressart und Regisseur S. Sylvan Simon auf den ersten Blick wie eine B-Produktion der MGM an. Ann Miller hatte jedoch zu dieser Zeit einen Studiovertrag bei Columbia und sollte erst mit ihrem nächsten Film „Easter Parade“ (1948; nicht im Kino) zu MGM wechseln und damit Gelegenheit für dankbarere Rollen und Tanznummern erhalten als in einer Vielzahl Columbia-B-Produktionen, in denen sie bis dahin zu sehen war. Wynn, Bressart und Simon waren hingegen von MGM ausgeborgt. Mit der Verpflichtung des mexikanischen Sängers und Schauspielers Tito Guízar, der gelegentlich auch in US-Produktionen mitwirkte, und etwas lateinamerikanischem Touch versuchte die Columbia hier mit reichlich Verspätung auf der Welle der „Good Neighbour-Policy-Filme“ mitzuschwimmen, die Centfox mit ihren aufwändigen-Produktionen mit Carmen Miranda, Don Ameche und Co. schon Jahre früher viel überzeugender gestartet hatte.
Eine bisher völlig unbekannte Hauptrolle für Georg Thomalla wäre das letzte gewesen, was ich bei diesem Filmchen erwartet hätte. Die deutsche Synchro kann den flauen Streifen 1949 nur deutlich aufgewertet haben – wer weiß, vielleicht wurde mit guten deutschen Dialogen damals eine ganz unterhaltsame Komödie daraus. Thomalla sprach Keenan Wynn 1950 nochmals in "Broadway Melodie 1950" (USA 1946) und 1951 im Mario-Lanza-Film „Kuss um Mitternacht“ (USA 1949) für MGM. Siegfried Wölffer führte um 1949 in einigen MPEA-Synchros Dialogregie. Ab 1950 leitete er das Theater am Nollendorfplatz in Berlin; anfangs noch zusammen mit seinem Bruder Hans Wölffer; ab 1951 dann allein. Hans Wölffer leitete ab 1950 die Komödie am Kurfürstendamm. Ab 1961 leiteten die Gebrüder Wölffer gemeinsam das Theater des Westens in der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg.
Samba-Fieber
(The Thrill of Brazil)
USA 1946
Erst-Verleih Deutschland MPEA, München Erst-Verleih Österreich MPEA-Film, Wien Deutsche Erstaufführung 31.12.1949 Österreichische Erstaufführung 17.02.1950
Deutsche Bearbeitung MPEA Berlin Synchron-Produktion, Berlin/West (1949) Dialogregie Siegfried Wölffer Deutsches Buch Erwin Bootz, Siegfried Wölffer Produktionsleitung Franz Schröder
Rolle Darsteller *Deutsche Sprecher* (unter Vorbehalt)
Vicki Dean Evelyn Keyes Carola Höhn Steve Farraugh Keenan Wynn Georg Thomalla Linda Lorens Ann Miller Inge Keller John Habour Allyn Joslyn Erich Fiedler Tito Guizar Tito Guízar Clemens Hasse Veloz Veloz Yolanda Yolanda Ludwig Kriegspiel Felix Bressart Ewald Wenck Irikie Bowers Sid Tomack Walter Gross Orchester Enric Madriguera Orchester Enric Madriguera
Nennungsreihenfolge in „Der neue Film“, Zeitschrift 38/39/1949 (Dezember 1949): Georg Thomalla, Carola Höhn, Erich Fiedler, Clemens Hasse, I. Keller, Ewald Wenck, Walter Gross
Bei "I. Keller" kann es sich an sich nur um Inge Keller handeln, die damals in Westberlin unter Boleslaw Barlog am Schlossparktheater engagiert war und später häufig in DEFA-Synchros mitwirkte - möglicher Weise ihr erster Einsatz im Synchronatelier.
Ann Miller und Tito Guízar "Thrill of Brazil“ - selbst in anderen B-Musicals der Columbia durfte Ann Miller mehr zeigen als hier
Keenan Wynn, Evelyn Keyes und Allyn Joslyn – wie klangen diese Dialoge 1949 wohl aus dem Mund von Georg Thomalla, Carola Höhn und Erich Fiedler?