Bei der deutschen Originalversion des wohl bedeutendsten ungarischen Spielfilms handelt es sich um eines der raren Beispiele für eine österreichische Nachkriegssynchronisation. Sie wurde 1948 in Wien hergestellt; in der BRD startete der Film erst 1951. In der Zeitschrift "Der neue Film" steht der Film leider nicht. Es gibt nur ein einziges deutschsprachiges Filmprogramm, den österreichischen IFK Wien Nr.543 vom November 1948 der lediglich Angaben zu Studio und Stab macht, jedoch keine Sprecher nennt. In "Kürschners Theaterhandbuch" wird Erika Berghhöfer als deutsche Stimme von Zsuzsa Bánky in der Rolle der Eva geführt.
Der Film wurde 1984 fürs Kino neu synchronisiert; die Erstausstrahlung dürfte 1990 im ZDF erfolgt sein. Merkwürdiger Weise lief ausgerechnet dieser wichtige osteuropäische und wegen seiner völkerverständigenden Botschaft weltweit gefeierte Film nie in den Kinos der DDR. Erst 1985 gab es eine Ausstrahlung auf DDR 2, womit sich die Frage stellt, ob es hier eine eigene DDR-TV-Synchronisation gegeben hat oder die DDR die West-Synchronisation zur Erstauswertung erhielt.
Für die Neusynchronisation ergibt sich eine bemerkenswerte und außergewöhnliche Besonderheit: Buch und Dialogregie lagen in Händen von Marika von Radvanyi (* 1949). Marika von Radvanyi ist die Tochter des Regisseurs von "Irgendwo in Europa" Géza von Radványi und entstammt dessen Ehe mit der Schauspielerin Maria von Tasnady. Marika von Radvanyi war 35 Jahre alt, als sie für den damals 37 Jahre alten Spielfilm ihres Vaters 1984 die Neusynchronisation erstellte.
Wer hat weitere Angaben über die Synchronfassungen von 1948 und 1984? Wer kann verifizieren, was 1985 auf DDR 2 gesendet wurde?
Irgendwo in Europa
(Valahol Európában)
Ungarn 1947
Deutsche Länge (1951) 2743 Meter = 100’15 (24 B/S) bzw 96’15 (25 B/S) Österreichische Länge (1948) 2717 Meter = 99’18 (24 B/S) bzw 95’20 (25 B/S) Ungarische Länge (1948) 3048 Meter = 111’24 (24 B/S) bzw 106’57 (25 B/S) Ungarische Länge (DVD) 2841 Meter = 103’50 (24 B/S) bzw 99’42 (25 B/S) Diff. ung. DVD zu BRD 1951 98 Meter = 3’35 (24 B/S) bzw 3’26 (25 B/S) Diff. ung. DVD zu Österr. 1948 124 Meter = 4‘32 (24 B/S) bzw 4’21 (25 B/S) Erst-Verleih BRD Nordmark-Film o.H.G., Kiel Verleih Wiederaufführung BRD Neue Filmkunst Walter Kirchner, Göttingen Erst-Verleih Österreich Union-Film, Wien Ungarische Erstaufführung 01.01.1948, Budapest, Nemzeti Apolló Deutsche Erstaufführung 14.09.1951 Österreichische Erstaufführung 19.11.1948 / 28.01.1949 Westdt. TV-Erstausstrahlung 20.05.1957, ARD Westdt. TV-Wiederholung 06.04.1990, ZDF (1. Neusynchronisation) Westdt. TV-Wiederholung 09.03.1994, arte (1. Neusynchronisation) Ostdt. TV-Erstausstrahlung 02.08.1985, DDR 2 (2. Neusynchronisation)
1. Deutsche Bearbeitung Hoe-La-Film, Wien im Auftrag der Union-Film, Wien (1948) Atelier Ateliers der Wien-Film am Rosenhügel, Wien Dialogregie Walter Robert Lach Deutsches Buch Alexander Sacher Masoch und Norbert Kunze Produktionsleitung Walter Hössig Schnitt Elly Nagy Ton Alfred Norkus und Oskar Nekut
2. Deutsche Bearbeitung VOX-Synchron Filmvertonung GmbH, Dachau (1984) Buch und Dialogregie Marika von Radvanyi
3. Deutsche Bearbeitung DEFA Studio für Synchronisation, Berlin oder Leipzig, im Auftrag des Fernsehens der DDR (1984) Deutsches Buch Dialogregie
Rolle Darsteller Deutsche Sprecher (1948) Deutsche Sprecher (ZDF 1984) Deutsche Sprecher (DDR 2 1984)
Piotr Simon, der alte Mann Artúr Somlay Hosszú Miklós Gábor Éva Zsuzsa Bánky Erika Berghöfer Polizeikommissar György Bárdy Kuksi László Horváth István Rozsos László Kemény Ficsur András Rónay (= Abraham Ronai) György Bodó Károly Bicskey András Tollas Endre Harkányi Erzähler ??
Ich bin erst gestern zufällig auf Ihren Beitrag über die Synchronisation des Films "Irgendwo in Europa" meines Vaters Géza von Radványi gestoßen. Ich durfte diese Synchronisation ja damals machen, - Väterchen war in der Nähe, - und hab mich sehr über Ihren Beitrag gefreut. Wobei mir noch nicht ganz klar ist, woher Sie die persönlichen Daten hatten, aber sie sind alle korrekt. Ich habe schon ein paar Jahre früher, 1980, den leider letzten Films meines Vaters synchronisiert, er hieß "Circus Maximus" und wurde auch in Ungarn gedreht. Als mein Vater die deutsche Fassung von "Circus Maximus" sah, bekam ich damals von ihm die "Erlaubnis", als Dialogautorin- und Regisseurin weiterzumachen und so bin ich bis heute in diesem Beruf geblieben, der mir immer noch Spaß macht.
Ich denke "Irgendwo in Europa" war der wichtigste Film meines Vaters und hat auch heute noch eine große politische Aktualität und so freue ich mich ganz besonders, dass ich, wenn auch nur in der Nachbearbeitung, mitmachen durfte. Ich grüße Sie, auch wenn ich Ihren Namen nicht kenne und danke Ihnen für die Zeilen, die Sie auch zu der Synchronisation geschrieben haben.