Wir nehmen Abschied von Claus Biederstaedt, der am Donnerstag, den 18. Juni, kurz vor seinem 92. Geburtstag verstorben ist.
Die Liste seiner wunderbaren Synchronarbeiten ist lang, auch seine charismatischen Auftritte in Film und Fernsehen sind unvergessen.
Streiflichter: Synchron: Brando. Columbo. Rockford. TV: Derrick. Der Alte. Schwarzwaldklinik. Film: Drei Männer im Schnee, mit Paul Dahlke, bis heute meine liebste Kästner-Verfilmung. Bühne: Boulevard, erfolgreich.
Die Ostfront mit 16 knapp überstanden, alle Mitschüler gefallen. Schauspieler geworden. Optisch als junger Liebhaber zum Leading Man gereift, später der Grandsegnieur. Ein Mann mit Charme, Charisma und viel Augenzwinkern.
Ich habe ihn sehr geschätzt und wünsche ihm eine tiefe Ruhe.
Hoffe er hatte wenigstens einen angenehmen Ruhestand gehabt. Aus dem Synchron hatte er sich ja schon länger aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Ein absoluter Traum für James Garner. Seine Stimme hatte immer das gewisse etwas.
Kenne ihn vor allem natürlich von "Detektiv Rockford". Als ich noch ein Kind war hatte ich eine ziemlich ausschweifende Krimi-Phase gehabt und hatte entsprechend eine ganze Menge älterer Krimiserien mir rein gehauen. So hatte sich auch Biederstaedt für mich zu einer meiner Stimmen aus Kindheitstagen eingeprägt.
Vor allem in den 1970ern sprach er in vielen Produktionen, in denen Ruth Scheerbarth Regie führte. Mit dabei waren auch viele andere damalige und spätere bekannte Synchronsprecher, wie z.B. Mathias Einert, Klaus Sonnenschein oder Oliver Rohrbeck.
Besonders empfehlen kann ich "Der 35. Mai" nach Erich Kästner vom Label Ariola von 1975.
Angesichts seines hohen Alters und der Tatsache, dass er schon seit vielen Jahren gesundheitliche Probleme hatte, ist es natürlich keine wirkliche Überraschung. Aber trotzdem ist nun ein weiterer Vertreter dieser Schauspiel-Generation von uns gegangen. Synchronmäßig hat er sich für mich in erster Linie durch Claude Rains in "Casablanca" eingeprägt; eine sehr dankbare Rolle (für mich die beste und interessanteste im ganzen Film), die ihm die Möglichkeit bot, ungeheuer charmant zu sein. Hier hat Wolfgang Schick wirklich originell besetzt (Klaus Miedel wäre viel naheliegender gewesen). Als Schauspieler fand ich ihn besonders interessant in dem Fernsehspiel "Zwei Tote im Sender" (in dem auch einige andere Synchronsprecher vor die Kamera traten) und in seinen beiden Auftritten in der Serie "Sonderdezernat K1".
Ich habe ihn auch sehr auf Garner gemocht, und für Peter Falk als "Columbo" fand ich ihn gar nicht so übel. Ausgesprochen großartig und eindrucksvoll fand ich ihn als deutsche Stimme von als "Erzähler"in "Die Waltons" und "Aguirre" bzw. seine dortige Synchronrolle, wo ich ihn ebenfalls recht passend besetzt fand. Abgesehen davon mochte ich ihn als Filmschauspieler auch. Zudem konnte und kann ich ihn in der alten Fernsehserie "Die seltsamen Methoden des Franz-josef Wanninger" erleben.
Als Kind (und sicher noch später) habe ich ihn auf einer Tonbandkassette gehört, wo er aus dem Buch "Das Schwein beim Frisör und andere Geschichten" von Erich Kästner, Gedichte vortrug und man ihn in dramatisierten Kurz-Erzählungen (inkl. der titelgebenden Geschichte) als Erzähler hören konnte. Zwischendurch unterhielt er sich da mit einem anderen "Schwein", dessen chargierende Stimme mir bis heute unbekannt geblieben ist.
Ich weiß noch, dass ihm vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen ein großer Teil seiner Zunge entfernt werden musste - hoffentlich konnte er seine letzten Jahre dennoch in einer relativ guten Lebensqualität verbringen...