Auf der Seite der DEFA-Stiftung las ich gerade, dass vom schwedischen Film "Mein Leben als Hund" auch eine DEFA-Fassung existiere. Auf der einen Seite überraschte mich das etwas, weil bei den meisten westlichen Filmen Ende der 80er die westdeutsche Synchro übernommen wurde und der Film früher in der BRD lief - auf der anderen ist der Film für mich ein typischer DEFA-Kandidat (wenn es so etwas gibt). Und plötzlich packte mich eine Ahnung: Könnte nicht trotz des Monate früheren Starttermins die DEFA-Fassung in westdeutschen Kinos gelaufen sein? Also prüfte ich, was auf der DVD drauf ist. Bingo! Kaspar Eichel zu hören - also eindeutig die DEFA-Fassung. Einziger Schluss: Es gibt nur diese und sie lief früher in der BRD als in der DDR.
Aber es gab ja auch Präzedenzfälle: Sämtliche Kinokopien des Surcouf-Zweiteilers mit Gerard Barray enthalten die DEFA-Synchro, im deutschen Vorspann ist sogar der Omnia-Weltvertrieb genannt, die BRD-Starttermine lagen früher als die in der DDR - absolut kein Zweifel: die Synchro entstand in Co-Produktion mit dem Nora-Verleih.
Das erhöht drastisch die Wahrscheinlichkeit, dass auch bei "Sieben Mann und ein Luder" und "Kampf der Titanen gegen Rom" die DEFA-Fassung lief trotz jeweils früherer Starttermine, da keine andere (mehr?) vorliegt.
Unzweifelhaft ist, dass (warum auch immer!!!) der Tobis-Verleih ab Ende der 70er auch auf die DEFA-Fassung von "Balduin der Trockenschwimmer" zurückgriff.
"Menschenraub" wurde gar NUR in westdeutschen Kinos gezeigt - in der DDR lief der Film (dies dann allerdings früher) nur im Fernsehen. Und schließlich ist es wohl ziemlich unstrittig, dass "Der große Stau" vom Jugendfilm-Verleih ebenfalls in der DEFA-Fassung gezeigt wurde (sonst wäre nicht nur der westdeutsche Vorspann, sondern auch die Synchronfassung auf DVD gelandet, wenn es eine gäbe) und das früher als in der DDR.
Nicht Kino, aber ARD - "Der Richter, den sie Sheriff nannten" landete früher im westdeutschen Fernsehen als in den DDR-Kinos trotz DEFA-Synchro.
Hat jemand noch Beispiele aus dieser Kategorie? (Ich meine jetzt nicht Video- oder TV-Übernahmen, die haben nicht ganz solch einen Seltenheitswert - namentlich wenn es sich um tschechoslowakische Filme und die ARD handelt.)
Noch ein kurioses, ganz anders gelagertes Beispiel zum Schluss: Angeblich (ich hoffe und habe sie bestellt) ist auf der französischen DVD von "Die Novizinnen" die DEFA-Synchro als zusätzliche Tonspur enthalten!! Toi toi toi ...
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #1A Und schließlich ist es wohl ziemlich unstrittig, dass "Der große Stau" vom Jugendfilm-Verleih ebenfalls in der DEFA-Fassung gezeigt wurde (sonst wäre nicht nur der westdeutsche Vorspann, sondern auch die Synchronfassung auf DVD gelandet, wenn es eine gäbe) und das früher als in der DDR.
Da gab es durchaus eine (vergriffene) DVD von JAM Entertainment (die ich allerdings selbst nicht kenne).
Link zur OFDB kann ich leider noch nicht einfügen.
Ich verstehe nicht ganz den Sinn hinter diesem Beitrag: Auf der DVD ist die DEFA-Synchronfassung, die ganz offensichtlich auch in den BRD-Kinos lief. Wo liegt jetzt die Argumentation, dass es eine westdeutsche Fassung gab?
Zitat Unzweifelhaft ist, dass (warum auch immer!!!) der Tobis-Verleih ab Ende der 70er auch auf die DEFA-Fassung von "Balduin der Trockenschwimmer" zurückgriff.
Völlig falsch, Tobis ließ 1976 von Rainer Brandt die (gekürzte) westdeutsche Zweitsynchro mit Gerd Martienzen erstellen, die inzwischen auch auf DVD und BD verfügbar ist. Die (ungekürzte) westdeutsche Erstsynchro von 1968 der Berliner Union Film - ebenfalls mit Martienzen - ist nach wie vor nicht greifbar.
Es wird grundätzlich immer wieder verkannt, dass bei der Erstellung der TV-MAZen bei Kirch Bild und Ton i.d.R. immer getrennt bearbeitet wurden. Bild- und Tonvorlage konnten da oft aus komplett unterschiedlichen Quellen stammen je nachdem, was gerade verfügbar war. Bei internationalen Filmen griff man oft auf Bildmaterial aus dem Ausland zurück und kombinierte es mit dem deutschen Ton von Schnürsenkeln o.ä. So konnte es auch schon mal passieren, dass das Bild einer deutschen Produktion von einer ausländischen Exportkopie genommen wurde, weil sie ggf. in besserem Zustand war (z.B. "Die schwarze Kobra", 1963). Auch kuriose Ergebnisse, wie z.B. eine Bildkopie mit DEFA-Vorspann und West-Synchro bei einem Mantel- und Degen-Film oder ähnliches sind dem geschuldet. Diese Kirch TV-MAZen repräsentieren meist keineswegs das Filmmaterial selbst sondern sind kompilierte Master, die keine brauchbaren Schlüsse in der einen oder anderen Weise zulassen, wie sie oft getroffen werden.
Das Kirch vom Trockenschwimmer in den 80er Jahren für seine TV-MAZ die DEFA-Synchro genommen hat war in der Tat ungewöhlich. Ich vermute das geschah deshalb, weil sie die DDR-Synchro aus irgendeinem Grund im Lager hatten, deren Ton mehr oder weniger vollständig war (bei der Brandt-Synchro fehlen rund 8 Minuten) und die Union-Film-Synchro bei Kirch leider nicht vorlag. Um Synchro/Inhalt hat sich da niemand geschert, es wurde das Längste genommen. So mußte man denn bei diesem Film lange komplett auf Gerd Martienzen verzichten, obwohl es zwei Martienzen-Synchros gibt (Constantin/Berliner Union und Tobis/Brandt genau wie bei "Drei Bruchpiloten in Paris"/"Die große Sause").
Ich weiß um die Brandt-Synchro von 76, aber es wurde bereits bestätigt, dass FILMkopien (nicht eine MAZ) vorliegen/-lagen mit dem vorangestellten Tobis-Logo und der DEFA-Tonspur. Sie stammen wie geschrieben aus den Endsiebzigern.
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #4Um Synchro/Inhalt hat sich da niemand geschert, es wurde das Längste genommen.
Und genau das stimmt eben nicht. Das erste Verfügbare wurde für gewöhnlich genommen, egal, wie vollständig oder gut erhalten es war. Restaurierung oder Respekt vor dem Original war lange Zeit ein Fremdwort. Das ist jetzt vielleicht etwas hart formuliert, aber man muss doch nur die erste WA-Aufführungskopie von "Lasst uns töten, Companeros" als Beispiel heranziehen, wo die Brandt-Brunnemann-Fassung (bevor die seriösere Neusynchro existierte) auf etwas besseres Filmmaterial übertragen wurde und dabei - gekürzt wie sie ohnehin war - noch mehr Federn lassen musste, weil nach der ersten verfügbaren (aber verstümmelten) Kopie gegriffen wurde ODER weiter Laufzeit eingespart werden sollte. Davon kann man sich auf der Doppel-DVD überzeugen, die sowohl eine solche eingescannte WA-Kopie enthält als auch diverse fehlende Schnipsel, die es nicht darauf geschafft haben.
Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #4Auch kuriose Ergebnisse, wie z.B. eine Bildkopie mit DEFA-Vorspann und West-Synchro bei einem Mantel- und Degen-Film oder ähnliches sind dem geschuldet. Diese Kirch TV-MAZen repräsentieren meist keineswegs das Filmmaterial selbst sondern sind kompilierte Master, die keine brauchbaren Schlüsse in der einen oder anderen Weise zulassen, wie sie oft getroffen werden.
Wenn du damit auf "Mein Schwert für den König" mit dem DEFA-Vorspann anspielst - das geschah nicht fürs Fernsehen, sondern für eine frühe VHS-Kassette namens "Der Capitan". Die hielt ich leihweise selbst schon in Händen, ist also kein Hörensagen. Erst viele Jahre später wurde der Film von Kirch-Sendern ausgestrahlt, dazwischen lief er sogar nochmal als ursprüngliche Kinokopie (mit dem IFU-Vorspann und heute fehlenden Szenen) in den Dritten.