Probleme existieren bereits an jeder Ecke. Um die immer größer werdende Auftragsflut nach bestimmten Standards zu bewältigen, braucht man nicht nur mehr Zeit, sondern auch viele neue Leute in allen Gewerken. Und es ist auch wichtig, Menschen eine Chance zu geben, die nicht unbedingt über jahrelange Erfahrung in der Branche verfügen. Sie sollten an die Hand genommen und Schritt für Schritt eingearbeitet werden, soweit das möglich ist.
Ein Vor- und Nachteil ist, dass sich die deutsche Synchronbranche hauptsächlich in Deutschland niedergelassen hat und aufgebaut hat. Deshalb haben sich in Österreich und der Schweiz auch keine größeren Strukturen gebildet. Und infolgedessen ist man meist auf Deutschland beschränkt. Natürlich gibt es noch die Städte Los Angels und Barcelona, aber die Strukturen dort sind dafür nicht ausgelegt. In Frankreich kann man z. B. auf Belgien ausweichen.
Wir haben bereits einen für unsere Verhältnisse hohe Auftragswelle. Von den Verhältnissen wie beispielsweise in Brasilien sind wir aber noch ein Stück weit entfernt. Das könnte die deutsche Synchronbranche wahrscheinlich nicht stemmen.
Eine temporäre Option wäre eine strategischere Verteilung der Aufträge auf alle großen Synchronstandorte in Deutschland. Dort, wo im Moment der Auftragsverteilung wirklich Kapazitäten frei sind. So dass Berlin etwas entlastet wird. Nicht jedes Projekt muss unbedingt in Berlin bearbeitet werden.
Es ist ja schön und gut zu lesen, dass 10 neue Studios entstehen sollen, aber es braucht auch die vielen Leute, die den alltäglichen Betrieb erst möglich machen. Eine Sache, die dringend gebraucht wird, ist (Fach-)Personal. Und auch davon hängt es mit ab, ob die Branche in Deutschland unter dem Druck zusammenbrechen wird.
Jürgen Kluckert meinte in einen Interview, dass die Branche schonmal zusammengebrochen ist. Leider hat er keinen Zeitraum genannt. Denke wahrscheinlich zu den Anfängen des Privatfernseh.
Zitat von Melchior im Beitrag #2Eine temporäre Option wäre eine strategischere Verteilung der Aufträge auf alle großen Synchronstandorte in Deutschland. Dort, wo im Moment der Auftragsverteilung wirklich Kapazitäten frei sind. So dass Berlin etwas entlastet wird. Nicht jedes Projekt muss unbedingt in Berlin bearbeitet werden.
Es ist ja schön und gut zu lesen, dass 10 neue Studios entstehen sollen, aber es braucht auch die vielen Leute, die den alltäglichen Betrieb erst möglich machen. Eine Sache, die dringend gebraucht wird, ist (Fach-)Personal. Und auch davon hängt es mit ab, ob die Branche in Deutschland unter dem Druck zusammenbrechen wird.
Sehe ich auch absolut so. Es würde den anderen Synchronstandorten auch gut tun, wenn sie auch von der höheren Auftragslast profitieren würden und dortige Studios, Synchronsprecher usw. davon profitieren würden. So könnten auch in anderen Städten wie etwa Leipzig, Stuttgart u.a. neue/größere Strukturen entstehen. Dürfte aber kurzfristig nicht ohne weiteres möglich sein. So fällt mir etwa auf, dass Leipzig recht oft auf Sprecher aus Berlin angewiesen sind. Kurzfristig kann man das nötige Fachpersonal zwar nicht einfach mal so aus dem Hut zaubern, aber mittel- und langfristig sollte entsprechend Investitionen tätigen damit genug Personal vorhanden ist.
Das ginge vielleicht mit Hamburg und Köln, da dort viele Schauspieler beheimatet sind. Ob die Synchron können und wollen, müsste man sehen. Denke aber eher, dass über kurz oder lang nicht mehr alles synchronisiert wird.
Zudem schlagen die aktuellen Entwicklungen auch zeitversetzt im Synchron durch. Ich würde drastische Expansionen ein wenig eindampfen. Netflix schwächelt und drosselt die Produktionsflut, weitere Streamingkanäle werden folgen. So pipi mal Daumen 40 Prozent mehr Kapazität - smart. Mehr - risky.
Zitat von Ozymandias im Beitrag #5Das ginge vielleicht mit Hamburg und Köln, da dort viele Schauspieler beheimatet sind. Ob die Synchron können und wollen, müsste man sehen. Denke aber eher, dass über kurz oder lang nicht mehr alles synchronisiert wird. Zudem schlagen die aktuellen Entwicklungen auch zeitversetzt im Synchron durch. Ich würde drastische Expansionen ein wenig eindampfen. Netflix schwächelt und drosselt die Produktionsflut, weitere Streamingkanäle werden folgen. So pipi mal Daumen 40 Prozent mehr Kapazität - smart. Mehr - risky.
Dem würde ich nicht ganz zustimmen. Netflix lässt nur einen größeren Teil seiner Originals und eingekauften Produktionen ins Deutsche synchronisieren, aber bei weitem nicht alles. Wenn die Zahl der Produktionen jetzt sinkt, wird Netflix wahrscheinlich bestrebt sein, den Großteil dieser Inhalte in andere Sprachen zu synchronisieren, um für die Nutzer attraktiv zu bleiben. Vermutlich werden in Zukunft auch mehr Titel lizenziert und ebenfalls synchronisiert werden. Dies ist derzeit zum Beispiel bei den südkoreanischen Serien zu beobachten. Auch bei HBO MAX in Lateinamerika gibt es zahlreiche Lizenztitel, die von dem Streamingdienst synchronisiert wurden/werden. Was wohl auch die Zukunft von HBO MAX sein wird, wie ich zumindest den aktuellen Meldungen entnehme.
Jüngsten Berichten zufolge hat Disney etwa 500 nicht US-amerikanische Projekte in verschiedenen Produktionsstadien für seine Streamingdienste. Natürlich kommen nicht alle davon nach Deutschland, aber Disney lässt in der Tat eine Menge synchronisieren. Auch Inhalte, bei denen ich nie eine deutsche Synchronfassung erwartet hätte. Das Produktionsvolumen bei den anderen Streamingdiensten wird voraussichtlich konstant bleiben oder geringfügig steigen oder sinken. Die Synchron-Situation für die anderen Streamingangebote ist derzeit jedoch noch nicht ganz absehbar.
Alles korrekt. Deshalb 40 Prozent Kapazitätssteigerung. Wer von 100 Prozent ausgeht und fett in Vorleistung geht, könnte 2024/2025 (je nach Fertigstellung - besser früher, siehe Baukosten) mit Magenschmerzen erwachen. Es sind ja nicht nur die Streamer. Auch die Networks verknappen ihr Portfolio. Die Kalkulationen für die Expansionen erfolgten ja vermutlich vor der aktuellen Krise-in-der-Krise-in-der-Krise-Spirale. Ich wollte es nur - freundschaftlich gemeint - in die Runde gerufen haben.
Kein Problem. Genaue Zahlen für die Zukunft kennt niemand. Und wir können an dieser Stelle nur spekulieren. Eine Goldmine sollte man aber nicht erwarten. Ich würde jedoch Produktionen aus den USA nicht mehr so eine hohe Gewichtung zugestehen wie es einige noch tun. In vielen TV-Landschaften weltweit verlieren sie immens an Zugkraft und werden durch lokale Produktionen oder durch nicht englischsprachige Projekte (z. B. aus der Türkei oder Südkorea) ersetzt. Die TV-Sender hierzulande haben sich ebenfalls dem internationalen Markt immer mehr geöffnet. Wobei wir noch etwas hinter anderen Ländern liegen. Und auch an den weltweiten Trends von Netflix kann man erkennen, dass das Nonplusultra schon längst nicht mehr alleinig "Made in the USA" lautet.