Hin und wieder wurde hier ja auch mal ein Blick auf das Synchronschaffen unserer Nachbarn geworfen. Gerade im Zeitalter der DVD, die bisweilen fremdsprachige Fassungen mit ins Haus liefert, finde ich das zuweilen sehr interessant und lohnenswert. Zufällig habe ich quasi das spanische Gegenstück zur "Kaul-Datenbank" gefunden:
Auch hier kann man nach Filmtiteln, Originalschauspielern und Synchronsprechern suchen; Soundsamples der Sprecher hören und in einem Forum diskutieren. Die Datenbank ist sehr übersichtlich und komfortabel aufgebaut und hat an sich nur die einzige Schwäche, daß bisweilen nicht immer herauszulesen ist, wann die jeweilige Synchro produziert wurde. Wobei noch erwähnt werden sollte, daß in Spanien im wesentlichen zwei große Landessprachen miteinander rivalisieren: Spanisch und Katalanisch. Von daher mögen auch aus diesem Grund manchmal zeitgleich verschiedene Fassungen produziert worden sein und nicht zwangsläufig Neusynchros vorliegen. Auf deutschen DVDs findet man üblicherweise die katalanische Fassung. Von den DVDs die ich kenne, scheinen jedenfalls die spanischen Fassungen alter Klassiker ähnlich sorgfältig und hochwertig produziert worden zu sein, wie unsere guten alten deutschen Synchros aus den 50ern.
THE WIZARD OF OZ z.B. hat eine wunderschöne spanische Fassung, deren stimmliche Besetzung sogar weitaus näher an den Stimmen der deutschen Synchro liegt als am englischen Original. Ich würde schätzen, daß die Synchro auch um 1950 entstanden sein dürfte. Wenn der Zauberer Dorothy und ihre Freunde in seinem Schloß empfängt glaubt man gar, tatsächlich einen spanischen Thomalla zu hören. Auch Judy Garland und Margaret Hamilton liegen sehr nah an den deutschen Stimmen. Insgesamt wird aber das Bemühen deutlich, in allen Sprachen eine möglichst adäquate und Kongeniale Umsetzung zu finden. Hier erfährt man auch die Besetzungen etwa von AN AMERICAN IN PARIS, MY FAIR LADY oder den Marilyn-Monroe-Filmen. Von SINGIN IN THE RAIN gibt es zwei Synchros in Spanien (Welche ist da wohl auf der DVD ? Die DVD-Synchro ist jedenfalls sehr alt und sehr schön und muß aus den frühen 50ern stammen), von CASABLANCA sogar vier ! Vivien Leigh, Katharine Hepburn und Doris Day haben dieselbe Standarstimme, und bei den klassischen Cary-Grant-Filmen müssen die Spanier scheinbar fast ausschließlich mit Neusynchros aus den 70ern leben. Auch spanische Stimmen z.B. für Heinz Drache oder Karin Dor kann man hier entdecken.
Gerade bei liebgewonnen Klassikern, die man schon zig-fach gesehen hat und quasi im Schlaf kennt, kann es wirklich Laune bringen neben dem Original auch mal eine fremdsprachige Synchronisation anzusehen. Selbst wenn man die Sprache nicht oder nur mäßig vesteht, hört man trotzdem auf den ersten Ton, ob eine Synchro etwas taugt oder nicht, alt oder neu ist. Und Spanisch, Französisch und Italienisch sind ja sehr wohlklingende Sprachen die einfach Spaß beim Zuhören bringen. So kann man neue Facetten an seinen Lieblingsfilmen entdecken und für interessante Abwechslung bei schon sehr oft gesehenen Titeln sorgen. Für den Start empfehle ich einfach mal eine fremdsprachige Synchro von einem alten MGM-Film zu gucken. Die sind meist sehr gut und es lohnt sich ! THE WIZARD OF OZ ist da eine gute Wahl. Wer hat ähnliche Erfahrungen mit ausländischen Synchros gemacht ?
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
ich glaube, Du verwechselt castillianisch mit katalanisch. Katalanisch ist eine in Barcelona gesprochene eigenstaendige Sprache, die mit dem Spanischen nicht verwandt ist (Boese Ueberraschung fuer Spanisch Lernende). Da Spanisch auch in Suedamerika gesprochen wird, aber sich natuerlich Eigenheiten herausbilden, wird in Spanisch aehnlich wie bei Portugisisch beim Unterricht eine klare Trennung gemacht.
Gruss Elisabeth <<<<~~ Mein Leben? Nein, mein Leben ist ein Katastrophengebiet. ~~>>>>
da habe ich sicher was durcheinander gebracht. Ein Freund aus Spanien hatte mir zwar mal vor Zeiten die Unterschiede zwischen Spanisch und Katalanisch erklärt, aber wie es letztlich genau war habe ich mir scheinbar nicht richtig gemerkt...
Gruß, Christoph
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
darf ich Euch beide ein wenig korrigieren? "castillianisch" heißt eigentlich auf deutsch kastilisch und ist ein Synonym für spanisch. Es ist die Übersetzung des spanischen Wortes castellano für eine der vier Landessprachen Spaniens. Castellano wiederum ist ein Synonym für español, also „spanisch“. (Aus Gründen von politcal correctness wird in der spanischsprachigen Welt teilweise der vermeindlich neutralere Begriff castellano verwendet, da ihm, anders als bei español, nicht direkt ein Staat zugeordnet werden kann.) Die weiteren Landessprachen sind Galicisch, Katalanisch (beide sehr wohl SEHR ENG mit dem Spanischen verwandt) und Baskisch, was völlig andere Wurzeln aufweist. Katalanisch und ein Dialekt des Katalanischen, das Valencianisch werden nicht nur in Barcelona, sondern ganz Katalonien und der Autonomen Gemeinschaft Valencia gesprochen und sind neben dem Spanischen in den betreffenden Regionen offizielle Amtssprachen.
In Antwort auf:„ [...] daß in Spanien im wesentlichen zwei große Landessprachen miteinander rivalisieren: Spanisch und Katalanisch. Von daher mögen auch aus diesem Grund manchmal zeitgleich verschiedene Fassungen produziert worden sein und nicht zwangsläufig Neusynchros vorliegen.“
Das ist soweit sachlich richtig. Vielleicht sollte dazu gesagt werden, dass bis zum Tode Francos 1975 Galicisch, Katalanisch (nebst seinen Dialekten) und Baskisch offiziell verboten waren, es also mit Sicherheit vor dieser Zeit keine Synchronisationen für diese Sprachen gibt.
Nichts für ungut, hoffe das kommt nicht Ober-Schlaumi-mäßig rüber
Ich habe mal bei der "Spur des Falken" etwas in die spanische Synchro reingehört, habe sie allerdings nicht ganz gesehen. Soweit ich das beurteilen kann, hatte Humphrey Bogart aber auch hier eine passende Stimme. Da du gerade von spanischen Synchros redest: Mir ist dort eine Eigenart aufgefallen. Es wird immer der Originalvorspann benutzt und der spanische Filmtitel wird immer drübergequatscht (macht man übrigens auch bei Serien so; incl. dem Folgentitel): http://www.koolfiles.com/files/falcon.mp3
Generell ist es bei Warner-DVDs von alten Hollywood-Klassikern häufig so, dass man die deutsche, englische und spanische Version auf die DVD packt. Das ist ja auch bei "Die Abenteuer des Robin Hood", "Casablanca" und "Tote schlafen fest" so.
Bei "Casablanca" ist ja auch so, dass man kein internationales Tonband hatte. Der Tonqualität nach zu urteilen, dürfte die Synchro aber schon früher entstanden sein, als die uns bekannte TV-Fassung von 1975. Übrigens habe ich mal in einem Radio-Beitrag eine Anekdote gehört: "Das spanische Publikum etwa war in der Franco-Zeit sittlich so gefährdet, dass man aus dem Liebespaar in CASABLANCA in der Synchronisation kurzerhand ein Geschwisterpaar machte". (Quelle: Die geliehene Stimme - Synchronsprechen im Film / Scala - Aktuelles aus der Kultur, WDR 5, 17.02.2005)
In Antwort auf:"Das spanische Publikum etwa war in der Franco-Zeit sittlich so gefährdet, dass man aus "dem Liebespaar in CASABLANCA in der Synchronisation kurzerhand ein Geschwisterpaar machte".