Durch den "Billy Cosby"-Thread und da ich in letzter Zeit schon ein Paar mal drüber nachgedacht und diskutiert habe, möchte ich hier mal fragen, was ihr von den Synchronisations-Werken des ZDF haltet. Das ZDF fing ja in den 70ern oder sogar in den 60ern, wenn mich nicht alles täuscht, an Filme szenenweise oder komplett neu zu synchronisieren, legte aber auch Serien mit ->hauseigenen Synchros erstmalig auf, die später dann alle neu synchronisiert worden sind.
Es gibt viele Beispiele, die Serien kann ich gar nicht alle aufzählen und kenne auch keine ZDF-Synchros von Serien wie z.B. der "Cosby"-Show, aber an Spielfilmen hab ich ein Paar Sachen gesehen, die mir im Großen und Ganzen nicht wirklich gefielen:
LAUREL UND HARDY:
In den 70ern legte man die guten alten Filme der beiden zu einem großen Teil neu auf, mit einer Musikuntermalung die meist einfallslos und unpassend war. Von den häufig interessanten Intros mit Theo Lingen abgesehen hat diese ZDF-Arbeit wenig bewirken können, vor allem Fälle wie "Dick und Doof in der Fremdenlegion" werden einem immer wieder in dieser Fassung angeboten und die wesentlich bessere Paulsen/Bluhm-Synchro kursiert nur auf Super 8. Der einzige mir bekannte Film, der in einer ZDF-Synchro besser als in der ursprünglichen Fassung ist, ist "Das Mädel aus dem Böhmerwald", da es da sogar einige Stellen gibt, die musikalisch wirklich klasse sind und da die Sprecher den ersten Teil toppen (Habeck ist nicht nur besser als Pantel, sondern z.B. auch der Adelige am Brunnen kommt mit Hugo Schrader nicht so gut an, wie mit dem ZDF-Sprecher). Gerade "Schrecken der Kompanie" zeigt eindeutig mit wie wenig Sinn fürs Detail die ZDF-Synchros teilweise gemacht worden zu sein scheinen, da Habeck für den rein optisch sichtlich gealterten Oliver Hardy überhaupt nicht passt. Ansonsten finde ich Habeck allerdings eine gute Wahl für Hardy, er ist mit Sicherheit nicht das Problem. Ich schließe mich im Allgemeinen auch nicht "Walter Bluhm viel zu alt"-Fraktion an. Das "zu alt" würde ohnehin nur ziehen, wenn alle Bluhm-Synchros fürs ZDF schlecht wären, das stimmt aber nicht, es scheitert letztendlich in erster Linie an der Sounduntermalung, die das Gesamtbild so einreißt, dass Bluhm dann mehr oder weniger als Sündenbock dargestellt werden könnte, was ich aber für unfair halte.
Dann gibt es noch die Restauration von LOHN DER ANGST:
Hier wurden einige Szenen neu erstellt, die sehr gut gemacht worden sind, mal davon abgesehen, dass Peer Augustinski für Peter van Eyck einer kleinen Katastrophe gleichkommt. Dr. Nowka hat da einen guten Job gemacht.
Dann wäre da noch die Restauration von DER MANN, DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS:
Wobei ich mit den restaurierten Szenen dort wenig anfangen kann. Sie klingen zu sehr nach Studio, blechern und passen nicht.
Auch an Bud Spencer versuchte sich das ZDF zweimal, wobei man da jemals einen Sprecher ausgrub den er vorher noch nie hatte:
In "Sie verkaufen den Tod", wurde ein Film, der vorher nur in 2 gekürzten Fassungen deutsch synchronisert zu sehen war neu und uncut aufgelegt. Ich kenne die Fassung nur in schlechter Tonqualität es reicht aber um zu sagen, dass sie gut gemacht wurde und in jedem Fall besser und vor allem passender als die populärste Synchro "Der Dicke und das Warzenschwein" ist. Die Urfassung hört sich in den 20 Minuten die ich kenne von den Sprechern her auch gut an, ist aber auch gekürzt gewesen. Hier legte das ZDF also einen 113 Minuten langen Film komplett neu auf, der leider aber nur in den 80ern in dieser Fassung zu sehen war. Die Fassung kommt in diesem Jahr allerdings auf DVD. Bud Spencer wurde von Engelbert von Nordhausen synchronisiert, der ihn später noch in "Söhne des Windes" sprach und, meines Erachtens, sehr gut passt. In der 6-teiligen Serie "Big Man" wählte das ZDF dann Karl-Heinz Krolzyk für Bud Spencer, der der Person Carlo Pedersoli (<- bürgerlicher Name Bud Spencers) wohl stimmlich sogar am nächsten kommt, auch diese Synchros wurden gut gemacht.
Insgesamt bin ich der Meinung, dass das ZDF mit viel gutem Willen für zahlreiche Filme in die Bresche gesprungen ist, teilweise aber zu stümperhaft vorging, siehe auch wie an den Sitcoms rumgedoktort worden ist. Auch am Stummfilm versuchte sich der Sender ja und gab da auch alte Meisterwerke wieder. Ehrenwertes Engagement, aber viel verschenkt.
Was haltet ihr von den Synchronisationsarbeiten des ZDF?
+ Die Zwei-Synchro + Raumschiff Enterprise-Synchro - Raumschiff Enterprise-Schnitte + Mein Name ist Hase-Synchro (für Stimmen-Auswahl) und Titellied - für Schnitte und Veränderung des Soundtracks der einzelnen Episoden + ALF + Ein Colt für alle Fälle
Würde jetzt gerne noch Aussagen zu CASABLANCA, DER PATE und anderen Klassikern sagen, mangels Vergleichsmaterial geht das aber nicht. Und mehr fällt mir spontan nicht ein.
Hatte das ZDF bei der Wahl der Synchronstudios eigentlich bestimmte Vorliebe? Spontan würde ich vermuten, dass Münchner Studios häufiger mit der Bearbeitung beauftragt wurden.
Anfang der 90er hatte das ZDF eine Vorliebe für Studio Hamburg - erstellt wurden hier z.B.: "Der Leopard" - eine hervorragende Rekonstruktion, in der noch sehr viele Originalsprecher zu hören waren (nur leider ein völlig überflüssiger Aufwand, da die DEFA-Synchronisation komplett und verfügbar war) "Ludwig II." - auch ordentlich gemacht, nur leider nicht halb so überzeugend wie vorgenannte die Sherlock-Holmes-Fassungen von 1992 müssen quasi auch dazu gezählt werden, da hier immerhin der Aufwand betrieben wurde, die Originalsprecher Niklaus und Köhn aus Leipzig und Berlin heranzuholen, um sich dem Rest der Filme anzupassen (und das, obwohl Köhn nur in den neuen DDR-Fassungen zu hören war).
Man sollte hier aber auch unterscheiden zwischen der Serien- und der Spielfilmredaktion und diese nicht generell in einen ZDF-Topf werfen.
Die Serienredaktion verantwortete einige gravierende Veränderung an Serien, kaufte nur eine Auswahl ein, etc. - obwohl man sagen muss, dass dies auch für die ARD galt und einige Dinge durchaus Kultpotential haben (was heute, wo man auch Zugriff auf die Originale hat, manchmal sogar in die Gegenrichtung umschlägt, indem man sich die veränderten Serien zurückwünscht - siehe "Mein Name ist Hase")
Die Spielfilmredaktion hat, auch wenn auf ihr Konto einige Verirrungen gehen (komplette Neusynchros, der Stümmelcut von "Zwei glorreiche Halunken"...), über Jahrzehnte noch vor dem DVD-Zeitalter dazu beigetragen, dass man viele Filme restauriert und rekonstruiert zu sehen bekam. Die Untertitelungen und Synchronfassungen wurden stets aufwändig und sorgfältig hergestellt.
Ich bin einer von denen, der die Originalsynchronisationen einfach am liebsten mag. Ich denke durchaus, dass viele von denen tatsächlich Kultpotential haben! Für mich sind Neusynchros oft billige Imitationen der alten Bearbeitung, selbst wenn sie das Original eher wiedergeben, zumindest wohl meist. Ja, "Prost, Helmut" gab´s wirklich; ist kein Gerücht!
War der Vorgänger von Köhn als Watson etwa nicht mehr verfügbar? Gruß, Pete!
Zitat von Stefan der DEFA-FanAnfang der 90er hatte das ZDF eine Vorliebe für Studio Hamburg - erstellt wurden hier z.B.: "Der Leopard" - eine hervorragende Rekonstruktion, in der noch sehr viele Originalsprecher zu hören waren (nur leider ein völlig überflüssiger Aufwand, da die DEFA-Synchronisation komplett und verfügbar war) "Ludwig II." - auch ordentlich gemacht, nur leider nicht halb so überzeugend wie vorgenannte die Sherlock-Holmes-Fassungen von 1992 müssen quasi auch dazu gezählt werden, da hier immerhin der Aufwand betrieben wurde, die Originalsprecher Niklaus und Köhn aus Leipzig und Berlin heranzuholen, um sich dem Rest der Filme anzupassen (und das, obwohl Köhn nur in den neuen DDR-Fassungen zu hören war). Gruß Stefan
Danke für die Antwort. Weiß hier jemand, ob es (z. B. für die Neu- und Erstsynchros älterer Filme) auch vor dieser Zeit bestimmte Studios gab, die das ZDF regelmäßig beauftragte?
Es betrifft in diesem Fall zwar nicht die Synchro des Films, aber hatte nicht das ZDF seinerzeit eine erste Restauration des Hitchcock-Streifens "Über den Dächern von Nizza" mit Cary Grant und Grace Kelly erstellen lassen? Soweit ich mich erinnere, hatte das ZDF seinerzeit dafür gesorgt, dass man im TV nicht mehr nur das abgeschnittene Bild hatte (ich habe mich immer gefragt, wo Hitchcock in dem Film denn wohl auftaucht...), sondern ein eigentlich recht gutes neues Master erstellen lassen. Dieses Master wurde dann auch für die ersten DVD Editions verwendet (und wurde nun im Mai 2007 von einem neuen, genialen Neutransfer inkl. echter Restauration abgelöst).
Die Synchro war ja immer die Original-Kinosynchro (die für mich ein 1a Paradebeispiel für eine perfekte Synchronfassung ist - ja, auch MIT den bekannten Änderungen gegenüber dem Original! Die Stimmung, der Klang, die Besetzung, das Buch - alles einfach toll!).
Stimmt das so auch wirklich mit der Restauration durch das ZDF, oder täuscht mich da meine Erinnerung ?
Das stimmt, das ZDF hat den Film für seine Ausstrahlungen neu abtasten und etwas aufpolieren lassen - vor allem, um den Kopf Hitchocks ganz ins Bild zu setzen.
Was die Synchro des Films betrifft, sind wir auch einer Meinung - einer der Filme, an denen ich klassische Synchros schätzen gelernt habe - einfach spitze!
Zitat von berti Weiß hier jemand, ob es (z. B. für die Neu- und Erstsynchros älterer Filme) auch vor dieser Zeit bestimmte Studios gab, die das ZDF regelmäßig beauftragte?
Studio Hamburg wurde vom ZDF auch schon in den 70ern öfters benutzt. Ansonsten kam auch das Münchner Bavaria Atelier zum Einsatz (wurde aber häufiger von ARD beauftragt). In Berlin waren es Werner Peters' Rondo Film (z.B. die Serie "Mit Schirm, Charme und Melone" und zumindest noch bis in die späten 80er auch für Spielfilme) und am allerhäufigsten - schätze ich - Arena Synchron.
Auch einige Erstsynchros von Filmen aus den 1930er und 1940er Jahren sind gut gelungen. Ich habe zwar noch nicht viele gesehen, aber das was ich gesehen habe, hat mir doch gut gefallen. Hier ein paar Beispiele:
Mr. Moto und die Flotte (USA 1938 / ZDF ca. 1983-85) mit Peter Lorre (Horst Gentzen) Buch und Dialogregie: Wolfgang Schick
Die wilden Zwanziger (USA 1939 / ZDF 1977) mit James Cagney (Wolfgang Draeger) und Humphrey Bogart (Gottfried Kramer) Dt. Fassung: Arena Synchron
Haben und Nichthaben (USA 1944 / ZDF 1988) mit Humphrey Bogart (Joachim Kemmer) und Lauren Bacall (Joseline Gassen) Dt. Fassung: Könnte es auch die Arena Synchron gewesen sein ?
Der Hund von Baskerville (USA 1939 / ZDF 1992) mit Basil Rathbone (Walter Niklaus) und Nigel Bruce (Hinrich Köhn) Dt. Fassung: Studio Hamburg
Die Abenteuer des Sherlock Holmes (USA 1939 / ZDF 1996) mit Basil Rathbone (Walter Niklaus) und Nigel Bruce (Hinrich Köhn) Dt. Fassung: Studio Hamburg