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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 1.070 mal aufgerufen
 Allgemeines
Hendrik Meyerhof


Beiträge: 6.341

12.10.2005 16:23
Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

Hier ein interessanter Artikel von QUOTENMETER.de (http://www.quotenmeter.de/index.php?newsid=11555):

wie «CSI: Miami» Deutsch lernt


„Unser größtes Kompliment ist es, wenn die Zuschauer glauben, die Serie sei nicht synchronisiert“, Torsten Michaelis (Synchronisations-Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher).

In einem unscheinbaren Gebäude von Berlin wird viel geredet. Denn das ist ihr Job. Diese Leute sind Synchronsprecher und stehen in einem Studio. Was sie sagen und vor allem wie sie es sagen, werden später Millionen von Menschen zu hören bekommen. Dass Synchronsprechen mehr als ein Beruf ist, wollen viele Ungläubige nicht glauben.

Vor der Sprache ist der Text
Dirk Hartung sitzt in seinem Büro, welches direkt in seinem Haus, außerhalb von Berlin integriert ist. Das Büro ist nicht sonderlich groß, es umfasst viele Regale, einen großen Schreibtisch mit zwei Computern und einen Fernseher. Hier werden die deutschen Sätze von Horatio Caine aus «CSI: Miami» geboren, ebenso wie die der neuen ProSieben-Serie «Numb3rs». Hartung hat alle Folgen der aktuellen Staffel bereits etliche Wochen vor Sendestart in seinem Büro.

Ein einfaches Übersetzen gibt es nicht. Die englische Sprache ist wesentlich kürzer als die Deutsche, teilweise müssen Sätze gekürzt oder schneller gesprochen werden. „I rushed tox“ kann nicht mit „Ich habe hier das Ergebnis einer beschleunigten toxikologischen Blutanalyse vorliegen“ übersetzt werden. Der deutsche Satz ist zweieinhalbfach so lang wie das Original. Dabei muss auch darauf geachtet werden, dass die Mundbewegungen synchron sind. Wenn sich im Englischen der Mund schließt, sollte es im Deutschen ebenso sein. Bereits 69 «CSI: Miami»-Episoden übersetzte Dirk Hartung und kennt die Darsteller auswendig.

Nicht nur Krimis übersetzt Hartung. So erzählt er, dass Kinder einen anderen Sprachwortschatz haben. So muss der Übersetzer sich in Lebensstil und Alter hineinversetzen können. Ein Kleinkind sagt nicht, dass jemand „unfair“ war, sondern „fies“ oder „gemein“. Eben diese Kleinigkeiten sind die Raffinesse im Beruf von Dirk Hartung.

Die Schwierigkeiten des Sprechens
„Ich habe von denen das Originalvideo gekriegt. Laut Kamera müsstest du jetzt genau an derselben Stelle stehen wie der Täter“. CSI-Ermittler Ryan Wolfe steht direkt vor der Kamera und ruft diesen Satz zu seiner Kollegin Calleigh Duquesne. Der Synchronsprecher Norman Matt steht in einem schalldichten Raum. Vor einem Stehpult, ein Mirkofon nur wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt. Hinter ihm, durch eine Glasscheibe entfernt, ist der Regisseur Torsten Michaelis, außerdem noch die Aufnahmeleiterin. Michaelis hört man als Wesley Snipes, Martin Lawrence, Sean Bean, Don Cheadle und Chris Tucker reden. Außerdem ist er in einigen Fernsehproduktionen wie von Leander Haußmann zu sehen.

„Ich habe von denen das Originalvideo gekriegt. Laut Kamera müsstest du jetzt genau an derselben Stelle stehen wie der Täter“. Bevor Norman Matt diesen Satz über die Lippen bringt, bereden Regisseur und Sprecher diesen. Charakter Wolfe steht vor der Kamera, seine Kollegin Duquesne aber zirka zehn Meter entfernt. Norman muss den Satz vor dem Mikrofon so sprechen, als ob er ruft. Dabei muss der Sprecher auch die Geschwindigkeit des Originalbildes beibehalten. Klingt ganz einfach…

Alles muss perfekt sein
Wenn der Sprecher zum richtigen Zeitpunkt das Sprechen anfängt, ist schon der erste Schritt getan. Eigenversuche zeigen: Es ist schwerer als gedacht. Allein schon das planmäßige Anfangen erfordert eine gewisse Übung. Hinzu kommt, dass der Text in einer bestimmten Geschwindigkeit über die Lippen gehen muss. Wer dabei noch mal auf den Text schaut, verliert. Der Satz sollte innerhalb weniger Versuche klappen, dabei muss Geschwindigkeit, Tonart und Lautstarke stimmen. Ärgerlich ist es, wenn nach ein paar Versuchen eigentlich alles klappt, aber dann die Cutterin einwirft, dass der Sprecher ein klein wenig früher beginnen hätte müssen.

Torsten Michaelis wird von vielen Synchronsprechern und Branchenexperten als einer der besten Regisseure und Sprecher bezeichnet. Je nach Sprecher ist er im Studio oder im Regieraum. Der Schauspieler, Synchronsprecher und Synchron-Regisseur beherrscht seinen Job. Er kann sich in sekundenschnelle in jede Figur hineinversetzen. Immer wieder greift er seinen Kollegen unter die Arme.

Selbst Lutz Mackensy, der David Caruso schon in «NYPD Blue» und seit 2002 in «CSI: Miami» spricht, erhält kurze Anweisungen von ihm. Zwischen den Takes wird vom Kaffee getrunken, ehe die nächste Szene gesprochen werden muss.

Die Technik muss gelernt sein
Regisseur Torsten Michaelis verweist im Gespräch mit Quotenmeter.de darauf, dass der Beruf des Synchronsprechers gelernt sein muss. Ein Schauspieler, der eine Ausbildung als jener abgeschlossen hat, schafft es am ehesten in eine Figur zu schlüpfen. Dabei ist es wichtig, nicht hinter der Figur zu sprechen und auch nicht davor. Gerne wird Synchronsprechen als künstlerischer Beruf betitelt. Ob jemand eine schöne Stimme hat, ist in diesem Arbeitsgebiet nicht wichtig.

Immer wieder beschweren sich Fernsehzuschauer, meist jüngere Menschen, dass Synchronisationen schlecht seien. In der Branche kennt man diese Anschuldigungen, Serien wie «CSI: Miami» oder «Numb3rs» beweisen aber, wie gut diese Menschen ihre Arbeit tagtäglich machen.

Auch in der Synchronisationsbranche wird gespart, die Fernsehsender oder Verleihfirmen geben nicht mehr als nötig aus, doch wenn hier gespart wird, wird man es zu hören bekommen.

Gruß,

Hendrik
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Beiträge: 6.611

12.10.2005 16:34
#2 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

Hehe, cooler Artikel, aber ganz unrecht haben diese "meist jungen Menschen" nicht mit ihren anschuldigungen, denn sie existieren doch: Die schlechten Synchros

Hendrik Meyerhof


Beiträge: 6.341

12.10.2005 17:04
#3 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

Naja, ich würde es nicht so pauschalisieren. Meist sind es ja einzelne Elemente, die einem subjektiv nicht gefallen, und manche davon sind auch objektiv wirklich schlecht, doch die ganze Synchro muss deswegen noch nicht schlecht sein. Oder welche Synchro bzw. Serien-Synchro, denn darum geht es ja vorderranging in dem Artikel, war deiner Meinung nach wirklich komplett und gänzlich schlecht (egal in welcher Hinsicht)?

Beispiel 24: Solche Sachen wie Paul "Chappelle" Schulze ohne Clemens Gerhard, dafür aber zunächst mit Andreas Müller und Reinhard Scheunemann (jeweils übers Telefon, obwohl die Rolle sogar namentlich angesprochen wurde!), ehe er dann zu Nicolas Cage mutiert, oder aber das berühmt-berüchtigte Ernst Meincke-Debakel sind natürlich einfach nur schlecht und schlampig bearbeitet, da kann sich niemand rauswinden! Aber man hat ja auch viel richtig gemacht und teilweise wirklich sehr gute Besetzungen gemacht (Uli Krohm, Ulrike Stürzbecher, David Nathan, Daniel Fehlow, Marie Bierstedt, Dennis Schmidt-Foss etc.).
Dennoch darf aber die Interopa genauso wenig behaupten, die Cine Entertainment hätte schlampige Arbeit gemacht, in Hamburg wäre die Synchro nur schnell heruntergedreht worden, denn im direkten Vergleich würde die Interopa-Synchro mit den vielen Faux-Pas mindestens genauso gut oder schlecht (je nach dem) abschneiden - keine Frage! (In Wirklichkeit war man doch nur eifersüchtig, weil so eine Prestige-Serie wie 24 nach Hamburg gegeben wurde und nicht ins ach-so perfekte Berlin! )

Fazit: Jede (Serien-)Synchro hat meist gute aber auch schlechte Eigenschaften, weswegen ich denke, dass Pauschalisierungen in keiner Hinsicht den Kern der Wahrheit treffen und auch als konstruktive Kritik wenig nützen, um eine Synchro zu verbessern.

Das, was die QM.de-Leutchen ansprechen, ist ja viel mehr das Synchro-Bashing in diversen Fan-Foren von US-Serien, die die Serie alle schon im O-Ton gesehen haben und die Synchros generell als schlecht gemacht verteufeln.
Und SOWAS ist dann wirklich unfair, um nicht zu sagen fies und gemein.

Gruß,

Hendrik
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neusynchrosmachenalleskaputt


Beiträge: 1.052

12.10.2005 17:16
#4 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

word!

Knew-King



Beiträge: 6.611

12.10.2005 21:51
#5 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

Jo klar hast du recht Hendrik, aber man muss ja nicht immer sooo politisch korrekt sein!
Wenn ich von schlechten Synchros rede, dann hat es im Normalfall etwas mit, ich nenn es mal Lieblosigkeit zu tun.
Und dann kann ich auch die ganzen O-Ton Nerds verstehen.

VanToby
Forumsleiter

Beiträge: 42.597

12.10.2005 22:18
#6 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten
In Antwort auf:
denn ich kann mir O-Ton nur selten antun
DAS verstehe ich dann auch wieder. "Family Guy" finde ich zum Beispiel im Original teilweise unerträglich aufgrund der penetranten Art des Serienschöpfers und Hauptsprechers.

Es ist aber so, dass viele der "meisten jungen Menschen" auch einfach keine Ahnung haben, was eine gute Übersetzung und ausmacht. Da wird dann schon deshalb genörgelt, weil die deutsche Fassung offensichtlich anders klingt und nicht genau das Gleiche wie im Original gesagt wird. Teilweise mag ihre Kritik schon berechtigt sein, aber oft genug kritisieren sie aus den falschen Gründen.

Auf der anderen Seite widert mich auch in letzter Zeit dieses anbiedernde Verhalten u.a. in manch exclusiven Berichten an, bei der Synchros der Studios und Sender, die gerade so freundlich sind, mit einem zu kooperieren, immer als 1a-Sonnenschein-Synchros dargestellt werden, dass es einfach nur lächerlich wirkt. Ein bisschen journalistische Objektivität sollte man sich doch noch behalten.

Gruß,
Tobias

"Cartman's side is right, for the wrong reasons. But we're wrong, for the right reasons."
(Kyle in SOUTH PARK)
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"Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen."

Hendrik Meyerhof


Beiträge: 6.341

13.10.2005 00:26
#7 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

Auf der anderen Seite widert mich auch in letzter Zeit dieses anbiedernde Verhalten u.a. in manch exclusiven Berichten an, bei der Synchros der Studios und Sender, die gerade so freundlich sind, mit einem zu kooperieren, immer als 1a-Sonnenschein-Synchros dargestellt werden, dass es einfach nur lächerlich wirkt. Ein bisschen journalistische Objektivität sollte man sich doch noch behalten.

Sag doch gleich, dass Du die Sünkro-Wörlt meinst.

Gruß,

Hendrik
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Commander



Beiträge: 2.300

14.10.2005 11:04
#8 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

In Antwort auf:
Das, was die QM.de-Leutchen ansprechen, ist ja viel mehr das Synchro-Bashing in diversen Fan-Foren von US-Serien, die die Serie alle schon im O-Ton gesehen haben und die Synchros generell als schlecht gemacht verteufeln.
Und SOWAS ist dann wirklich unfair, um nicht zu sagen fies und gemein.

Stimmt, das find ich auch.
Ich persönlich kann zwar relativ gut Englisch (nicht perfekt aber es reicht), habe aber bei Sitcoms oft Probleme die Witze zuverstehen.
Da guck ich mir lieber die deutsche-fassung an, auch wenn da mal der eine oder andere Witz verloren geht.

mooniz



Beiträge: 7.091

14.10.2005 11:48
#9 RE: Wie "CSI: Miami" Deutsch lernt Zitat · antworten

genauso geht es mir auch!
ich kann zwar ganz gut englisch, aber bei manchen serien/filmen die ich im original gucke,
verstehe ich manchmal die witze auch nicht.
teilweise ist es umgangssprache oder ausdrücke, die man in keinem duden findet und
teilweise nuscheln die schauspieler so sehr, daß man sie gar nicht versteht.

aber ich finde den ton bei amerikanischen serien/filmen sowieso grausam.
da lob ich mir doch eine deutsche 'produktion', wo der ton 'glasklar'
zu hören ist.

grüße
ralf


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