Zitat von mooniz im Beitrag #1 nur ist mir aufgefallen, daß er in letzter zeit sehr oft zu hören ist.
Ich hatte mal für eine Zeit, die Vermutung, dass Flechtner im Synchronstudio wohnt und/oder dass es in Berlin eine Flechtner-Quote gibt. Er spricht ja bis heute in so gut wie jeder Serie zumindest eine Episodenrolle, wenn nicht einen Nebencharakter + unzählige Filme pro Jahr. Ich frage mich eh, wie er das eigentlich so hinbekommt und ob es auch mal leere Tage, bei ihn gibt.
Zitat von mooniz im Beitrag #1 ich hoffe nur, daß keine übersättigung eintritt, oder daß man ihn sich leid hört. kommt mir das nur so vor, oder sieht das jemand auch so???
Obwohl man ihn schon oft hört, ging er mir nie wirklich auf die Nerven oder hat sich satt gehört. Liegt wohl daran, dass er nicht die mega markanteste Stimme hat.
Naja. Also für mich ist Flechtner vielmehr ein Nebenrollensprecher, auch wenn er natürlich auch Hauptrollen spricht. Da geht er einem auch nicht so schnell auf die Nerven wie ein Tobias Kluckert in Hauptrollen diverser Hollywoodfilme.
Positiv ausgedrückt ist Flechtner in der Lage, komplett hinter den Originalschauspieler zurückzutreten und mit Minimalaufwand große Ergebnisse zu erzielen.
Ein echtes Chamäleon, das sich nicht zu wichtig nimmt, sich nicht produzieren will, einfach sauber arbeitet. Ein Synchron-Cleaner. Und wenn man ihn dann für die erste Reihe will, haut er mal so eben einen Dr. Manhattan in "Watchmen" raus, den du nicht mehr vergisst.
Hübscher Vergleich, denn Flechtner kann den Affleck-Macho-Brummton in der Tat auch schön hochpitchen, um dann fast wie ein Danneberg auf John Cleese zu amüsieren.
Als Nachfolger sehe ich ihn nicht. Er sich auch nicht, mutmaße ich mal. Darum geht es ja auch gar nicht. Das Ausnahmetalent des Thomas Danneberg kann man nicht 1:1 nachdichten, die Lebensleistung auf so vielen Topleuten in so vielen Topfilmen und -serien schon gar nicht.
Aber Flechtner stapft durchaus in Sichtweite besagter großer Fußspuren auf eigene Weise auf eigenen Leuten auf eigenem Weg voran, ohne sich auf die Fresse zu packen. Muss man auch erst mal schaffen.
Einen gewissen humorigen Charme hat Flechtner durchaus. Auf entsprechenden Rollen, wo sowas gefordert wird, hat er mir im übrigen auch immer besonders gut gefallen. Ob nun der Sheriff in "Eureka", wo er herrlich unterhaltsam genervt klingen konnte oder auch eine etwas kindliche Freude an den Tag legen konnte oder eben auch für Lupin III. in den Lupin Animefilmen.
Man könnte Flechtners spitzbübischen Humorgespür und Comedytiming auch mit dem vom jungen Danneberg vergleichen, aber Nachfolger wäre für mich auch etwas zu hoch gegriffen.
Bei Filmen wie "Sand Sharks" oder "Sharknado" zeigt Flechtner auch wirklich sein Talent. "Sand Sharks" ist ein unerträgliches Machwerk, aber mit Flechtner hat es trotzdem viel Spaß gemacht. Er kennt wohl, die perfekte Mischung zwischen ernsthaften Spielen, Ironie und Humor. Während alle anderen die Rollen einfach "stumpf" spielen, hört man bei Flechtner immer noch ein gewissen ironischen Unterton heraus. Was viele dieser Filme einfach Unterhaltsam macht. Sein Talent für Comedy zeigt er eigentlich am besten bei "Modern Family".
Puh... Sollte ich der Einzige sein, der Peter Flechtner nichts, aber auch gar nichts abgewinnen kann?
Okay, erwischt: Es gibt einige wenige Rollen, in denen er mir etwas mehr zugesagt hat als üblich (z.B. Sheriff Hopper), und ich gehe soweit mit, dass seine Stimme zu überdurchschnittlich vielen verschiedenen Darstellern passt. Aber was sagt das aus? Die Begeisterungsstürme kann ich nicht nachvollziehen, weder hier noch anderswo im Netz. Es gibt sicherlich schlechtere Sprecher, aber in seiner Generation gefällt mir so ziemlich jeder andere besser. Ich wollte an dieser Stelle erst munter Vergleiche mit anderen Herren anstellen, aber das wäre unfair. Flechtner ist Flechtner, und man kann ihm nicht vorwerfen, dass er z.B. nicht Phillipp Moog oder Andreas Fröhlich ist. Was ich ihm durchaus vorwerfen kann, ist seine Spielweise. Ich empfinde ihn in praktisch jeder Rolle als gekünstelt und verkrampft. Sorry, kann nix dafür. Wahrscheinlich fehlt mir ein Gen oder es handelt sich um einen Fehler in der Matrix.
Aber Leute, nicht traurig sein. Selbst die beliebtesten Synchronlegenden haben ihre Verächter, da kann auch Peter Flechtner einen verkraften. Ich kenne sogar Leute, die z.B. mit Thomas Danneberg oder Michael Chevalier nicht warm werden. Irgendwer muss eben immer aus der Reihe tanzen.
Ich stimme mit dir, was Flechtners Spiel betrifft, ganz und gar nicht überein - er hat für mich von den Sprechern seiner Generation eine der markantesten und interessantesten Stimmen und eine Lockerheit, die weit weg ist vom überzogenen Synchronduktus (wenn irgendwann das Holysoft-Hörspiel "Ivanhoe" offiziell heraus kommt, kann man ihn hier in wunderbarem Zusammenspiel mit Douglas Welbat hören und die Szenen machen mir richtig Spaß).
Aber - ich finde es großartig, dass jemand seine Meinung vertritt, aber NICHT von anderen wie selbstverständlich erwartet, dass sie diese teilen und es auch nicht einfordert.
@Wilkins Ist auch in Ordnung, dass du es anders siehst. Solange du nicht so tust als wäre deine Meinung die einzig richtige und alle anderen hätten keine Ahnung. Klar. Es gibt schon Sprecher die besser sind und nach mehr klingen als Flechtner, aber das macht ihn für mich nicht schlechter.
Zitat von Wilkins im Beitrag #23Okay, erwischt: Es gibt einige wenige Rollen, in denen er mir etwas mehr zugesagt hat als üblich (z.B. Sheriff Hopper) [...]
Interessant, dass du gerade eine Rolle herausgepickt hast, in der ich Flechtner mehr als entbehrlich, um nicht zu sagen fehlbesetzt, fand. Für so einen Brecher wie David Harbour empfinde ich Flechtners Stimme als zu schmächtig - ich war ganz überrascht, dass er sich aufgrund seines Stammsprecher-Status' in diese Hamburger Synchro verirrt hat (bzw. eher über den Status selbst). Was mich an Flechtner inzwischen ein wenig stört, ist seine Überpräsenz. Es mag sein, dass diese inzwischen auch schon wieder abgenommen hat, aber eine Zeitlang gab es keine Serie ohne Flechtner in der Haupt- oder zumindest einer größeren Nebenrolle. Das macht seine Besetzung (nicht seine Leistung) oftmals beliebig, auch wenn er es - wie Stefan schon erwähnt hat - schafft, das immer irgendwie locker (und sympathisch) zu spielen, ohne in einen 08/15-Synchronduktus zu verfallen (wie es aus meiner Sicht z.B. ein Klaus-Dieter Klebsch inzwischen macht). Aber irgendwie fehlt dem Darsteller damit eine Art Alleinstellungsmerkmal, er wirkt nicht mehr so prägnant, sondern eben wie jemand, der die Stimme von vielen hat. Was ich wohl sagen will: Flechtner liefert immer ab, entfaltet die volle Magie aber (oftmals) nur, wenn er punktgenau besetzt wird. Die ganzen Positivbeispiele wurden schon genannt: Lupin III (sein Zusammenspiel mit Tilo Schmitz war einer der Hauptgründe, warum ich mir die Filme als Anime-Muffel angesehen habe), sein Gänsehauterzeugender Dr. Manhattan (die Monologe sind mit einer stoischen Ruhe wahnsinnig gut gespielt) oder eben Phil Dunphy.
Wobei es differiert. Als "Hellboy" hätte ich Flechtner eventuell nicht perfekt gefunden, Kautz mit seiner Gossenratten-Röhre war da typgenau besetzt. Wie einmal durch den Rinnstein gezogen klingt Flechtner nun nicht - Kautz ja schon, der ist die Stimme gewordene Fußball-Umkleidekabine. Flechtner hat was Sauberes, Anständiges, Edles, Kultiviertes.
Harbour als komplett gefickter korrupter, glatt rasierter Cop in "Equalizer", der sich einen zurecht jammert - da hat Flechter wieder ein Kabinettstückchen rausgehauen. Ich würde sagen, wenn Harbour komplett ins Kernig-Kerlige abdriftet, könnte es eng werden.
Gespannt bin ich auf "Black Widow", in dem er einen vollbärtigen russischen Superhelden spielt. Das dürfte ein Raubein sein, das mit Ironie für ein paar derbe Lacher sorgt. Könnte glatt wieder Kautz werden. Wenn Flechtner, wird aber geliefert.
Einen Vorteil hätte Flechter auch noch: Ich weiß nicht mehr in welchem Film, aber irgendwo hat er Russisch gesprochen. Meine damalige russische Freundin lobte die Echtheit.
Auf Ty Burell als "Phil Dunphy" in Modern Family ist er geradezu genial. Ich kann mir niemanden vorstellen, der den Charakter der Rolle besser umsetzen könnte. Zudem hat er eine sehr große Bandbreite, so dass er trotz seiner großen Präsenz in vielen Serien und Filmen nie so heraussticht, dass man seiner Stimme überdrüssig wird.
Beispielsweise ist er mir in "House of Cards" als Stimme von Michael Kelly (Doug Stamper) jahrelang nie bewusst aufgefallen, weil er hier sehr zurückhaltend spricht.