Albert Lewins Streifen aus dem Jahr 1945 vermag nur bedingt als Oscar Wilde Verfilmung, dafür aber umso mehr als Spielfilm zu überzeugen. Zuviel der Buchvorlage wurde ausgelassen, anderes hinzugedichtet und der Gehalt des Werks bisweilen doch arg geglättet und verwässert. Das ist umso bedauerlicher, da es andererseits immer wieder Sequenzen gibt, die werkgetreu aus der Vorlage übernommen und kongenial umgesetzt wurden. Stimmige Bilder und das gut gewählte Ensemble werten den Film deutlich auf.
Am meisten profitiert die Produktion durch seine exzellente deutsche Synchronisation. Größte Überraschung ist der damals 27-jährige Heinz Drache für den Hauptdarsteller Hurd Hatfield (der im Film übrigens erst an zweiter Stelle nach George Sanders genannt wird). Drache füllt seine Rolle absolut überzeugend aus und hat den Charme des Unverbrauchten. Sein Debut vor dem Mikrophon hatte er bereits 1946 in der Hörspielbearbeitung des Berliner Rundfunks von Max Frischs NUN SINGEN SIE WIEDER:
http://livelx.ard.de/radio/hoerspiel_sou...d11a0c3549b64fe
Bearbeitung und Regie dieses Hörspiels lagen in Händen von Theodor Mühlen, der in den 50er Jahren als Dialogregisseur und Autor zahlreiche Filme für BSG, Ultra und Rank synchronisierte.
Neben Drache sticht O.E. Hasse als perfektes deutsches Pendant des snobistischen George Sanders hervor.
Auch bei diesem Film hat sich die MGM sehr viel Mühe und Sorgfalt bei der Eindeutschung der Lieder gemacht, die im Original von Angela Lansbury und Doreen Tryden (für Donna Reed) gesungen werden. Bei allen Schwierigkeiten, die Frauenstimmen bereiten, vermag ich für Donna Reed mit einigen Unsicherheiten Gertrud Kückelmann herauszuhören die - wenn sie es denn ist - wohl auch selbst gesungen haben dürfte. Angela Lansbury wird von Gisela Trowe gesprochen, gesungen haben sollte da freilich jemand anders. Bei Hans Christian Blech für Morton Lowry bin ich mir hier absolut unsicher. Größtes Kopfzerbrechen und Neugier bereitet mir die Stimme von Peter Lawford.
Korrekturen und Ergänzungen sind wie immer höchst willkommen !
DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY
(The Picture of Dorian Gray)
USA 1945
Erst-Verleih MGM
Deutsche Erstaufführung 03.02.1950
Deutsche Bearbeitung MGM (1950)
Dialogregie
Deutsches Buch
Dorian Gray Hurd Hatfield Heinz Drache
Lord Henry Wotton George Sanders O.E. Hasse
Gladys Hallward Donna Reed Gertrud Kückelmann(?)
Gesang: Doreen Tryden Gesang: Gertrud Kückelmann (?)
Sibyl Vane Angela Lanbury Gisela Trowe
Gesang: (?)
David Stone Peter Lawford
Basil Hallward Lowell Gilmore Ernst Schröder
James Vane Richard Frazer Axel Monjé
Allen Campbell Douglas Walton
Adrian Singleton Morton Lowry Hans Christian Blech (?)
Sir Robert Bentley Miles Mander
Mrs. Vane Lydia Bilbrook
Tante Agathe (Lady Agatha) Mary Forbes
Sir Thomas Robert Greig
Herzogin Moyna MacGill
Malvolio Jones Billy Bevan
Tierhändler Colin Campbell Walter Bluhm
Straßenprediger Arthur Shields Eduard Wandrey
Pianist im Pub Jimmy Conlin Walter Bluhm
Katharina (Kate) Lilian Bond
Thornton Lumsden Hare Otto Stoeckel
Lady Henry Wotton Lisa Carpenter
Lady Harborough Anita Sharp-Bolster
Sir Geoffrey Clouston Kenneth Hunter
Gibson, Kutscher Gibson Gowland
Erzähler Cedric Hardwicke Alfred Balthoff
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?