Laut diesem Interview mit einem englischsprachigen Kindersprecher war in den 1960ern und 1970ern das Neumann U87 der Industriestandard. Ob das nur für Italien galt oder auch für Deutschland weiß ich nicht.
Wäre interessant, ob mit dem alten Equipment heutige Synchronisationen besser und weniger künstlich und aufgesetzt klingen würden. Und ob man diesen gewissen damaligen Klang auch heute noch so hinbekommen würde. Das Analoge hatte irgendwie so einen gewissen Charme und eine Seele, die heute oft fehlt.
Ich bezweifle doch sehr, dass der metallische Klang der Mikrofone der 50er und 60er Jahre, der Sprache oft sehr "schnarrend" und hallend klingen ließ, noch zu heutigen Filmproduktionen passen würde. Teilweise war das im Vergleich zu heute unterschiedliche Tongefühl sicher auch auf den Duktus der Sprecher zurückzuführen, die damals manchmal noch sehr nach Theaterschauspiel oder Wochenschau klangen. Aber die schlechteren Mikrofone habe meinens Erachtens ebenfalls dazu beigetragen, dass so manche 50er/60er-Synchro sich heute recht altbacken anhört.
Ob man die heutige technische und sprachliche Umsetzung bei Synchronisation mag, ist eine andere Frage. Für mein Empfinden könnte Sprache oft klarer und im Vergleich zu den Umgebungsgeräuschen und der Musik etwas lauter sein. Weniger Genuschel wäre auch schön. Aber zum einen kann man Sprache an den Soundanlagen heute nach Belieben deutlicher hervorheben, zum anderen ist das kein Problem der Synchronbranche, sondern allgemein ein Trend, auch bei deutschsprachigen Filmproduktionen. Es wird oft und gern sehr schnell und sehr undeutlich gesprochen. Dagegen wirken Produktionen früherer Jahrzehnte sehr behäbig und die Aussprache überbetont deutlich.
Forschungen haben ergeben, dass die Menschen immer schneller sprechen. Wenn man beispielsweise Tonmitschnitte aus früheren Parlamentsdebatten, Radiosendungen oder Talkshows hört, war die Sprache doch sehr viel langsamer als heute, da "jeder" versucht, möglichst viel Text in möglichst wenig Zeit unterzubringen.