Der MDR zeigt heute Nacht ein über alle maßen lobenswertes Double Feature von "Der Gehetzte der Sierra Madre". Zuerst kommt die Kinosynchro und danach(!) die mit OmU zur Vollständigkeit ergänzte Fassung (die man auch auf der DVD findet), die dieselbe Länge wie die vielerseits verabscheute Neusynchro hat.
Meines Wissens ist bis heute nie richtig geklärt worden, ob das, was heute noch von der Kinosynchro übrig ist, die komplette Kinosynchro ist oder ob die Kinosynchro auch (zumindest annähernd) Originallänge hatte. Es gab mal Leute, die behaupteten, der Film wäre damals hier im Kino auch Originallänge gelaufen. Meines Erachtens widersprechen die Anschlüsse in der Synchro dieser These aber teils. Besonders fiel es mir in der Sequent auf der Hochzeit auf, wo Walter Barnes Lee Van Cleef in der Synchro begrüßt, obwohl sie sich in der eigentlichen Fassung bereits unterhalten haben. "Schön sie zu sehen!" oder sowas Ähnliches kann man zwar auch im Laufe des Gesprächs noch sagen, aber da das an dieser Stelle, denke ich, von der OV abweicht, nehme ich an, dass das Dazwischenliegende da zumindest schon immer hier gekürzt war (bis die unsägliche Neusyncho kam).
Ich find's im übrigen unterhaltsam, dass Randolf Kronberg, der seine Stimme bekanntlich so einsetzen kann, dass man kaum "Alterserscheinungen" merkt, in der Neusynchro auf Lee Van Cleef besetzt wurde und nicht auf Tomas Milian, den er früher mehrmals sprach und m.E. am besten von allen. Auf Van Cleef passt er jedenfalls echt mies. Wohingegen Philipp Moog auf Milian annehmbar war (eigentlich sogar noch origineller als die Italowestern-Allzweckwaffe Klaus Kindler in er Erstsynchro).
So unterschiedlich sind die Geschmäcker: Nach einem ersten Verwundern konnte ich sehr gut mit Kronberg, weil er recht nahe an Heinz Petruo liegt (für mich der Einzige für Lee Van Cleef). Es gibt einige Anzeichen dafür, daß die Kino-Synchro tatsächlich so hammerhart gekürzt war - man betrachte sich die Tonbrüche in der finalen Duell-Sequenz, sie zeigen deutlich, daß die deutsche Fassung so geschnitten war, daß sich trotz des Fehlens des Baron Schulenburg eine logische Abfolge ergibt; außerdem hört man in der Sequenz, in der Corbett vom mexikanischen Offizier verhaftet wird einen blödsinnigen Satz, der gleich zur Gefängnisszene überleitet, obwohl dieser Übergang extrem holprig ist. Übrigens habe ich auch gekotzt, als ich die Neu-Synchro gehört habe - besonders diese blödsinnige, mit völlig falschen Sprechern nachsynchronisierte Schweinestall-Szene (ist die etwa vergessen worden?), die deutlich macht, unter welch enormem Zeitdruck sie entstanden ist - aber ich finde, daß Kronberg und besonders Moog extrem viel rausreißen. Zwar mag ich Kindler auf Milian sehr, aber in der Kinofassung wirkt seine Stimme so dunkel - zu dunkel für den jugendlich-wilden Cuchillo (aber um Längen besser als Fred Maire, egal, wie jener sich achtbar bemühte) - der ewig junge Moog dagegen ist absolut perfekt besetzt (umso schlimmer der "Stimmbruch" in der Stall-Szene - GRRRR!!!)
So unterschiedlich sind die EMPFINDUNGEN: Kronberg hat aus meiner Sicht rein gar gar nichts von Petruos Stimme. Noch weniger als Erich Räuker mit GGH gemeinsam hat.