Mir ist immer ein Rätsel geblieben, warum der langjährige Stammsprecher von Al Pacino, Lutz Mackensy, Anfang der 80ger Jahre plötzlich von Frank Glaubrecht ersetzt wurde.
Mackensy war meiner Meinung nach Ideal auf Pacino und brachte immer eine ganz besondere Note an Emotionen mit rüber. Leider geht Glaubrecht dieses "besondere Note" völlig ab.
Pacino wirkt auf mich mit Glaubrecht als Sprecher beinahe unsympatisch (zumal ich erwähnen muß, daß mir seine Original-Stimme auch nicht besonders gefällt). Aber das ist ja immer eine Geschmackssache!
Jedenfalls würde mich interessieren, was wohl zu diesem Stimmwechsel geführt haben mag.
Glaubrechts erster Einsatz auf Pacino war 1982?, in dem Film SCARFACE.
Mackensy hatte seinen letzten Auftritt als Pacinos Sprecher 1980 in GERECHTIGKEIT FÜR ALLE und dann noch einmal 1982 in dem Film AUTHOR,AUTHOR (dt. Titel ist mir gerade entfallen). Ich glaube, es handelte sich dabei um eine TV-Synchro (diesem Umstand ist es wohl auch zu verdanken, daß Mackensy nochmal zum Einsatz kam).
Ich kann mir diesen Wechsel nicht erklären. In allen Top-Filmen Pacinos in den 70ern (DER PATE I + II, SERPICO, HUNDSTAGE, BOBBY DEERFIELD, ect.), kam MACKENSY zum Einsatz und hat seine Sache sehr gut gemacht. Außerdem hatte Mackensy ansonsten keinen "Stammschauspieler", für den er verpflichtet war, also kann es keinenfalls an Mangel an Zeit gelegen haben, daß er Pacino nicht mehr sprach.
Glaubrecht hingegen war ja (zumindest im TV), schon auf Stammrollen festgelegt (z.B.: als Starsky in STARSKY UND HUTCH, oder später als einer der Brüder in SIMON UND SIMON und natürlich als REMINGTON STEELE). Warum also ihn noch eine weitere "Stammrolle" geben, wo man seine Stimme doch schon mit so vielen Gesichtern verbunden hat?
Mackensy Stimme kannte man eigentlich nur im Zusammenhang mit Pacino (sie wurde einfach nicht so "inflationär" eingesetzt wie z.B. die Stimme von Glaubrecht).
Vielleicht ist Mackensy bei den Verantwortlichen in Ungnade gefallen und bekam deshalb keine Aufträge mehr in Top-Filmen? Denn es war ja viele Jahre recht ruhig um ihn, bis er dann später als MR.BEAN endlich mal wieder eine "Stammrolle" bekam (die leider seinen Fähigkeiten, auch ernste Rollen zu Spielen (zu sprechen), nicht gerecht wird).
Jedenfalls, habe ich mir immer gewünscht, daß Pacino und Mackensy eines Tages wieder zusammenfinden werden (es war eben eine ungewöhnliche und tolle Kombination). Doch dazu wird es wohl nie wieder kommen (ja ja, die inovativen Zeiten der Synchronbrache sind eben vorbei)!
Noch nebenbei: In den letzten Jahren ist mir aufgefallen, daß Pacino das Schauspielern immer weniger Spaß zu machen scheint. Seine Rollenauswahl und sein Spiel wirken oft seltsam unmotiviert und lustlos). Witziger Weise empfinde ich das Gleiche bei den diversen Einsätzen im Synchro-und HörspielBereich von Frank Glaubrecht. Vielleicht liegt es an der Häufigkeit seines Auftretens, aber oft agiert auch Sprecher Glaubrecht irgendwie lustlos und wenig inovativ (das hat man vielleicht als "Synchron-Star" auch nicht mehr so nötig und kann sich auf seinen Loorbeeren ausruhen?!. Na ja, Quantität ersetzt eben keine Qualität!
Vielleicht weiß ja jemand etwas Genaueres wie es nun zu diesem Wechsel kam und kann was dazu sagen?!
Zitat von JörnMackensy war meiner Meinung nach Ideal auf Pacino und brachte immer eine ganz besondere Note an Emotionen mit rüber. In allen Top-Filmen Pacinos in den 70ern (DER PATE I + II, SERPICO, HUNDSTAGE, BOBBY DEERFIELD, ect.), kam MACKENSY zum Einsatz und hat seine Sache sehr gut gemacht.
Hi, Jörn
Ich bin da voll und ganz deiner Meinung. Mackensy passte auf Pacino in den Filmen der 70er Jahre ideal. Filme wie DER PATE oder HUNDSTAGE gewinnen durch Mackensys Stimme ungemein und ich sehe sie auch deshalb sehr gerne an.
Für den Wechsel zu Glaubrecht kann ich mir mehrere Gründe vorstellen, z.B. - Mackensy lebte damals in Hamburg und Glaubrecht war für Berliner Synchronstudios näher und leichter verfügbar. - Mackensy passte mit seiner ewig jung bleibenden Stimme nicht mehr so ganz für den alternden Pacino. - Mackensys Stimme identifizierte man zu sehr mit Kinderhörspielen (wo er ja viel mitwirkte, besonders als Erzähler)
Ich finde Glaubrecht aber auch nicht schlecht.
Und zum Stichwort Stammschauspieler: Ich glaube, Mackensy ist jedenfalls die Stammstimme für Philip Michael Thomas gewesen, in Miami Vice und später in der Serie mit Bud Spencer, oder?
In Antwort auf:Gerade in der Kombination mit Bill Nighy in Hot Fuzz oder Tatsächlich... Lieber war Glaubrecht brillant, auch wenn die Rollen nicht groß waren.
100% Zustimmung! In den genannten Filmen war er einfach perfekt für Nighy und er ist für Pierce Brosnan immer wieder ebenso perfekt. Bei Pacino weiss ich nicht genau. Mir gefällt Glaubrecht auch hier - Mackensy war aber auch nicht übel. Dennoch würde ich Glaubrecht aber auch hier den Vorzug geben - ähnlich wie Brückner für DeNiro.
Mackensy ist für mich untrennbar mit "Tubbs" aus Miami Vice verbunden (Philip Michael Thomas) und auch ihn höre ich generell immer gerne - sei es in "Zurück in die Zukunft" oder auch in Hörspielen.
In den letzten Jahren ist mir aufgefallen, daß Pacino das Schauspielern immer weniger Spaß zu machen scheint. Seine Rollenauswahl und sein Spiel wirken oft seltsam unmotiviert und lustlos).
Wenn ich da an ENGEL IN AMERIKA denke, kann ich eigentlich nur völlig widersprechen. Al Pacino spielte da so intensiv, wie ich das selten von einem Schauspieler erlebt habe, und Frank Glaubrechts Synchronisation war schlichtweg brilliant - für mich sogar auch dank der guten Führung durch den Regisseur so etwas eine Sternstunde der Synchronisation.
Dass Lutz Mackensy ebenfalls ein brillianter Sprecher ist, will ich damit aber nicht bestreiten, wobei ich da aber mehr an andere Schauspieler denke, dessen Stammsprecher er aber kurioserweise auch nicht gerade ist: Auf William H. Macy in MAGNOLIA spielte er oscarreif und für Gregory Itzin als leicht paranoid-debiler US-Präsident in 24, der immer in der Öffentlichkeit als der große Held darstehen will, ist er einfach eine Freude. In der Hinsicht kann ich ihn mir auch als Cicero in ROM bestens vorstellen, ohne es bislang gehört zu haben.
Ich muß gestehen, daß ich wohl einige der guten Arbeiten von Glaubrecht bzw. Pacino nicht gesehen/gehört zu haben scheine. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren (und freue mich auch immer, wenn eine Rolle/Synchro doch gut gelungen ist).
Nochmal zu Mackensy: Stimmt, eine seiner bekannteren Rollen war Tubbs (Phillips) in MIAMI VICE. Allerdings muß ich dazu sagen, daß ich diese Besetzung immer etwas merkwürdig und unpassend fand (zu einem farbigen Acztion-Helden wie Tubbs einer war, will Mackensy`s recht hohe Stimmlage nicht so wirklich passen (nach meinem Empfinden).
Der Wohnort eines Synchronsprechers dürfte nicht wirklich ein Grund dafür sein, daß er nicht mehr besetzt wird (dafür gibt es ja genug Gegenbeispiele). Die Sache mit den Kinderhörspielen leuchtet auch nicht so recht ein (zumal das häufige Auftreten Mackensys in Hörspielen wohl eher eine Folge von ausbleibenden, anderen (Synchron) Angeboten sein dürfte/könnte). Das mit dem Alter des Schauspielers und der immer noch recht jung klingenden Stimme Mackensys ist da schon einleuchtender! Allerdings kann man Al Pacino mitte der 80er nicht wirklich als "zu alt" für Mackensys Stimme bezeichnen.
Na ja, man kann da wohl nur rumraten!
Das Mackensy auch in Einzelfällen oder in Serien gute Arbeit leistet steht außer Frage. Aber die Zusammensetzung Pacino/Mackensy war eben doch was ganz Besonderes (ähnlich wie John Wayne/Arnold Marquis, Charlton Heston/ Wilhelm Borchert, Gene Hackman/Horst Niendorf oder Walther Matthau/Wolfgang Luckschy, ect).
Als Beispiel will ich nochmal den Vergleich Matthau/Luckschy und Matthau/Wolgang Völz nehmen: Luckschy`s ungewöhnliche Stimme und Matthaus Knautsch-Visage ergaben eine einmalige Mischung und machten einen ganz eigenen und besonderen Eindruck. Durch Wolfgang Völz verliert Matthau einfach an Präsenz (so ging es mir auch schon mit Martin Hirthe, der mir aber noch lieber als Völz auf Matthau war). Es fehlt da das Ungewöhnliche, das Besondere!
So geht es mir bei Pacino/Glaubrecht. Letzterer leistet bestimmt gute Arbeit, aber das End-Resultat, diese Mischung, entbehrt eben das Ungewöhnliche, Herrausragende! Und das findet man eben bei Pacino/Mackensy!
Aber das ist natürlich nur meine subjektive Meinung und ich möchte hier auch keinen Glaubrecht-Fans auf die Füße treten. Aber Manche haben halt einen Hang zum Besonderen, Andere wiederum nicht!
Ich glaube, das Finale von IM AUFTRAG DES TEUFELS hätte Mackensy (den ich ebenfalls sehr schätze) nie so hinbekommen. Das ist für mich bis heute die beste Leistung Frank Glaubrechts.
Zitat von VanToby Wenn ich da an ENGEL IN AMERIKA denke, kann ich eigentlich nur völlig widersprechen. Al Pacino spielte da so intensiv, wie ich das selten von einem Schauspieler erlebt habe, und Frank Glaubrechts Synchronisation war schlichtweg brilliant
Gerade dort wirkte Glaubrecht so übertrieben und angestrengt. Mag aber auch sein, dass es an der schlechte Vorlage lag, denn wie Vorredner schon sagten, spielt Pacino in der Tat seit einem Jahrzehnt immer schlechter, völlig lustlos. Und es wirkt so, als würde man das in der Synchro mit Overacting übertünchen wollen. Lutz Mackensy hingegen würde allein stimmlich Pacino aufpeppen.
Totales Veto. Glaubrecht bringt das elegant Charismatische, latent Explosive an Pacino besser raus als jeder vorherige Sprecher. Kindler war auf Eastwood ein Gott, aber hier zu großväterlich. Und Mackensy klang mir zu dünn und zu, sorry, schwul. Seine Stimme senkt sich inzwischen, auf David Caruso passt er famos und ich gebe Van Toby Recht, dass er auf William H. Macy in "Magnolia" ein Gedicht war. ES IST LIEBE IN MIR! Gänsehaut.
ABER! Glaubrecht etwa in Heat: ICH KÖNNTE VOR FREUDE VOLL ABKOTZEN! HIER IN DEINER POSTMODERNISTISCHEN SCHWACHSINNSHÜTTE! SIE HAT EINEN MONSTRÖÖÖÖSEN ARSCH! UND DU STECKST BIS ZUM ANSCHLAG DRIN!
Wenn Al uns seine Gefühlslage förmlich auf den Sehnerv schreit, seine Augen fast rauspoppen, die Arme zum Himmel gestreckt sind und sich dazu Glaubrechts Stimme erhebt, der das SCH dabei so herrlich kaut ... DAS ist genial! In Heat, in Auftrag des Teufels, in An Jedem Verdammten Sonntag, überall!
Glaubrecht auf Costner - bueno. Glaubrecht auf Brosnan - stylisch. Glaubrecht auf Pacino - Schicksal.
Gerade dort wirkte Glaubrecht so übertrieben und angestrengt.
M.E. war das gerade Teil der Rolle, allerdings war die Miniserie wohl ohnehin nocht jedermanns Sache, weshalb sie als demonstratives Beispiel vielleicht doch nicht sooo gut ist. Ich fand die Verbindung Glaubrecht-Pacino hier jedoch meisterhaft und gab für mich ein stimmiges Bild. Aber das muss ja nicht heißen, dass er in allen Fällen der Idealsprecher ist. Dass jeder Schauspieler genau eine ideale Synchronstimme hat (haben muss), ist eine Illusion.
Wenn man Überlieferungen von Leuten liest, die Roy Cohn kannten, ist Pacinos Spiel extrem nah dran an Cohns wirklichem Selbst. Grätzig, bösartig, lustlos, distanziert. Pacino kontrolliert selbst den Fallwinkel seiner Haare. Der Mann ist Method. Manche wichst er halt für die Miete raus, etwa "Der Rekrut" oder Mist wie "Ocean's Thirteen". Aber "Angels in America" war famoses Spiel.