Ackermann will mir in Gedanken nicht so recht zum Gesicht und zur Spielweise passen, Schürenberg auch nicht. Schumann habe ich noch nicht gehört, kann ihn mir aber gut vorstellen, da er und Hagen sich zeitweise sehr ähnelten.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14Wolfgang Lukschy in "Moby Dick" war natürlich zur Rolle passend sehr getragen und etwas steif. Hier stört mich, dass Lukschy nicht für Peck spricht und für Genn hätte ich hier besonders gerne Friedrich Joloff gehört. Eine Parallele zu James Masons besonnen-effektivem Kapitän in "Mörder an Bord".
Man muss natürlich bedenken, dass Peck ursprünglich als Starbuck vorgesehen war und man dann meinte, für Ahab einen "größeren" Namen zu brauchen. Joloff für Genn wäre auch meine Wunschbesetzung gewesen, gerade weil dies wieder eine Abweichung von seinem Image als "finstere" Stimme geworden wäre.
Ackermann oder Schürenberg hätte ich mir in "Quo Vadis" nicht gewünscht, obwohl sie in einer passenden Rolle sicher durchaus zu Genn gepasst hätten. Ich meinte vor allem, dass sie der von Genn gespielten Rolle damals besetzungstechnisch viel eher entsprachen als Joloff, weswegen diese Wahl geradezu fantastisch ist - eine der ganz großen Besetzungscoups der Synchrongeschichte.
Apropos "Besetzungscoup": Mir kam neulich der Gedanke, ob ein sich sehr zurücknehmender Heinz Petruo auch denkbar gewesen wäre, natürlich (so wie Joloff) in einer alles andere als bösen Rolle. Denn kultiviert zu klingen wäre für ihn kein Problem gewesen.
Zitat von Gast im Beitrag #14Mein Favorit unter allen wird aber Friedrich Joloff bleiben. (...) Holger Hagen war tatsächlich eine sehr gut passende Besetzung, das hätte ich gerne öfters gehört. Sehr gut fand ich allerdings auch Wolfgang Eichberger in "Die Schlangengrube", als sachlicher, aber warmherziger und gütiger Psychiater mit Hang zu modernen Behandlungsmethoden. Eine von Genns interessantesten Rollen und auch Eichberger war hier mal so ganz anders, als ihn viele einstufen.
Eichberger kenne ich noch nicht für ihn, aber deiner Beschreibung nach scheint er so geklungen zu haben, wie ich mir Heinz Gieses Wirkung vorstelle, wenn man ihn in einer solchen Rolle besetzt hätte. Hast du Giese aus seinem Mund schonmal gehört? Und wäre deine persönliche Nr. 3 Eichberger, oder eher jemand anders?
Giese funktioniert wie Eichberger - jetzt nicht unbedingt mit "britischem Touch" (das muss ja auch nicht sein), aber beide verleihen ihm eine Ernsthaftigkeit, Verlässlichkeit und eben Integrität. Das passt also sehr zu den Rollen, die Genn meistens spielte - selbst wenn sie negativ waren.
Joloff, Hagen und Eichberger würde ich jedenfalls definitiv meine Favoriten für diesen leider schon zu vergessenen Schauspieler nennen.
Übrigens: Dieter Borsche in Genns letzter Rolle fand ich alles andere als passend. Das war wohl ein Wunsch Artur Brauners, für einen besonderen Film einen besonderen Sprecher zu nehmen.
Inzwischen habe ich Leo Genn noch mit einigen weiteren Sprechern kennengelernt: Wolfgang Eichberger kam der Originalstimme eigentlich recht nahe, aber Genns Geschmeidigkeit ging ihm leider ab, so dass der Arzt nicht so einfühlsam und vertrauenserweckend wirkte, wie die Rolle im Film angelegt ist. Paul-Edwin Roth dagegen war eine sehr gelungene Besetzung, die ich (ebenso wie im Falle von Peter Cushing) gerne öfter gehabt hätte; Genn als Chinese wirkt zwar eigentlich grotesk, aber Roths Stimme und seine Spielweise harmonieren sehr gut miteinander. Alexander Allerson im "Mackintosh-Mann" ist nicht der Rede wert, da Genn dort nur kurz zu sehen und die Rolle absolut undankbar ist. Vielleicht hat die Synchronregie ihn nicht erkannt, da er weder im Vor- noch im Abspann genannt wird? Denn in einer "richtigen" Rolle wäre diese Besetzung kaum vorstellbar. Friedrich Schoenfelder in "Ich, die Nummer Eins" wirkt wirklich so, als wolle man die Figur betont "britisch" wirken lassen. Schoenfelder macht seine Sache wie nicht anders von ihm zu erwarten, allerdings wirkt der Schauspieler so ziemlich austauschbar. Eine Randnotiz: Im Original wird die "britische" Note dadurch erzeugt, dass Genn bei seiner ersten Dialogszene Englisch spricht, später wechselt er ins Französische (die Sprache des Films). Bei seinen französischen Sätzen war ich verblüfft, wie sehr er teilweise nach Gerd Martienzen klang. Sicher lag das daran, dass er "normalerweise" Friedrich Joloff ähnelte und Joloff und Martienzen wiederum manchmal eine gewisse Ähnlichkeit hatten. Trotzdem kann ich mir Martienzen als Synchronstimme für Genn nicht so recht vorstellen. Mal sehen, ob mir Wilhelm Borchert als Sprecher für ihn unterkommt! Kann vielleicht noch jemand etwas zu den verschiedenen Stimmen dieses leider nicht mehr so bekannten Schauspielers sagen?
Zitat von berti im Beitrag #22...war ich verblüfft, wie sehr er teilweise nach Gerd Martienzen klang. Sicher lag das daran, dass er "normalerweise" Friedrich Joloff ähnelte und Joloff und Martienzen wiederum manchmal eine gewisse Ähnlichkeit hatten.
So, und jetzt nochmal ganz langsam zum Mitschreiben.
Man sollte besser überlegen, was man schreibt. "Verblüfft" war ich deshalb, weil mir vorher gar nicht der Gedanke gekommen war, dass jemand, der Friedrich Joloff ähnelt, deshalb auch Gerd Martienzen ähneln könnte. Und weil Martienzen mir angesichts von Leo Genns Rollentyp gar nicht in den Sinn gekommen wäre.