Zitat von erschienen am 7. Januar 2005 Ein Richter liebt "Dick und Doof" Gerichtspräsident Norbert Aping hat ein Buch über das amerikanische Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy geschrieben. Von Karsten Wisser
Buxtehude - "Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, welche Resonanz das Buch hervorgerufen hat", sagt Norbert Aping. Der 52jährige ist Präsident des Amtsgerichts in Buxtehude, doch wenn der Richter seine Robe auszieht, ist er vor allem der Experte für das US-amerikanische Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy im deutschsprachigen Raum. Vor wenigen Wochen hat Aping "Das Dick und Doof Buch" veröffentlicht und die Beachtung, die sein Erstlingswerk erfuhr, war überwältigend. Es ist nach einhelliger Meinung von Kritikern und überregionalen Tageszeitungen das Standardwerk. Jetzt gibt es den Ritterschlag in Sachen öffentlicher Aufmerksamkeit: Johannes B. Kerner hat Aping zum Gespräch über sein fast 600 Seiten starkes Buch in seine Fernsehschau eingeladen.
Die Leidenschaft des Juristen für die zwei beliebten Anarchisten wurde früh gelegt. 1959 sah der sieben Jahre alte Norbert Aping in seiner Heimatstadt Lüneburg den ersten Film von Laurel und Hardy. "Them Thar Hills" hieß er. "Erwachsene, die sich nicht zu schade waren, sich der Lächerlichkeit Preis zu geben", erklärt Aping die Faszination der beiden. Auch während des Jurastudiums in Hamburg begleiteten die beiden Komiker Norbert Aping. Damals verschwanden sie zwar aus dem Kino. Dafür wurden ihre Filme zum ersten Mal im Fernsehen gezeigt. "Heute gucke ich die Filme natürlich ganz anders", sagt Norbert Aping, "aber ich kann noch immer über sie lachen."
Als der Jurist aus Buxtehude seine ersten Gehversuche in der Filmwissenschaft unternahm, wurde er von den Experten noch belächelt. Das änderte sich, als ihn 1993 ein Filmrechte-Händler aus München-Unterföhring holte. Die Kirch-Gruppe hatte ein Problem. Es gibt 107 Filme von Laurel und Hardy, aber über 500 unterschiedlich synchronisierte Versionen davon. Aping: "Die wußten gar nicht, was die da genau hatten."
1927 begann die Weltkarriere des unzertrennlichen Duos. Auch der Tonfilm unterbrach ihre Karriere nicht. Erst der Tod von Oliver Hardy 1957 beendete die einmalige Erfolgsgeschichte. Dick und Doof gelten als eines der berühmtesten Film-Duos aller Zeiten. Stan Laurel starb 1965.
Norbert Aping entschloß sich Ende 1997 aus einem Aufsatz zu dem Thema Dick und Doof ein Buch werden zu lassen. In zeitaufwendiger Recherche sammelte er das Material zusammen. Dabei mußte er ein Problem überwinden. "Es ist mir am Anfang schwergefallen, vom Juristendeutsch wegzukommen", gesteht Aping. Mit Hilfe einer Freundin fand der Amtsrichter dann aber schnell seinen Stil. Es ging Aping zwar vor allem darum, die deutsche Rezeptionsgeschichte der beiden Komiker von der Weimarer Republik über Nazizeit bis heute zu schreiben, was ihm auch wissenschaftlich perfekt gelang, doch ist sein Buch auch spannend und gut lesbar.
Apings Lieblingsfilm von Stan und Oli heißt Helpmates. "Wir sitzen in der Klemme", so der deutsche Titel, ist ein Slapstick-Feuerwerk allererster Güte: Nach einer wilden Party steht Oliver vor einer verwüsteten Wohnung, die es aufzuräumen gilt, bevor seine Frau zurückkehrt. Sein bester Freund Stan ist natürlich zur Hilfe bereit, beide packen tüchtig an. Am Ende ist das Chaos aber schlimmer als zuvor.
Das Hobby Film beschränkt sich bei Norbert Aping nicht nur auf Dick und Doof. Zu Hause hat er mehrere tausend Filme und mit seiner Frau Gabriele Scheel-Aping - Richterin in Stade - geht er gern ins Kino. Meistens geht es nach Stade oder Harburg. Bei seiner Frau und den beiden Söhnen Christoph und Marcus bedankte sich Norbert Aping in einem Vorwort auch noch einmal ausdrücklich dafür, "daß Laurel und Hardy nach all den Jahren bei uns zu Hause noch nicht mit einem Bannstrahl belegt worden sind".
Und an einem neuen Buch arbeitet der Amtsrichter auch schon wieder. Diesmal geht es um die deutsche Geschichte eines anderen bekannten Komikers - Charlie Chaplin.
Norbert Aping - "Das Dick und Doof Buch", Die Geschichte von Laurel & Hardy. 576 Seiten, gebunden, 2200 Abbildungen, über 600 Seiten als digitaler Anhang, 34 Euro, ISBN 3-89472-356-4
Zitat von Hamburger Abendblatt vom 8. August 2007 NORBERT APING AUS BUXTEHUDE HAT ÜBER DAS KOMIKER-DUO PROMOVIERT Warum ein Amtsrichter das Laurel-und-Hardy-Prinzip erforscht
Von Volker Behrens
Er war einer der größten Komiker der Filmgeschichte und zusammen mit seinem Partner so gut wie unschlagbar. Wenn Oliver Hardy und Stan Laurel loslegten, blieb meist kein Stein auf dem anderen. Gestern vor 50 Jahren ist der vollschlanke US-Schauspieler Hardy gestorben. Einem Amtsrichter aus Buxtehude hat das komische Duo erst viel Spaß, dann eine Menge Arbeit und jetzt auch noch akademische Ehren gebracht.
Norbert Aping, der vor drei Jahren schon "Das Dick und Doof Buch" geschrieben hatte, entdeckte danach noch einen weißen Fleck auf der Landkarte der Laurel-und-Hardy-Forschung, hat ihn ausgefüllt und nun über das Thema an der Universität Hamburg promoviert.
Der Name, unter dem die Komiker in Deutschland bekannt wurden, ist reichlich plump und außerdem zur Hälfte falsch, denn Hardy war zwar dick, aber Laurel keineswegs doof. "Stan war der Kopf des Teams", bestätigt Aping. Der Brite, der einst mit der Komikertruppe von Charlie Chaplin in die USA kam, sei der eigentliche Regisseur der meisten Filme gewesen und habe sich auch um den Schnitt gekümmert. Was für einen Kontrast bildete dazu sein Filmpartner. Oliver "Babe" Hardy war trotz seiner Leibesfülle ein ziemlich behender Typ. Er konnte hervorragend tanzen, war ein ausgezeichneter Golfspieler und hatte die Grandezza eines Südstaaten-Gentlemans. Das Laurel-und-Hardy-Prinzip basierte auf scheinbar harmlosen Alltagssituationen, die zuerst nur ein wenig außer Kontrolle gerieten, aber sich dank der tätigen Mithilfe der beiden so steigerten, dass sie bald nur noch in einem rauchenden Trümmerhaufen standen. Stan Laurel konnte - im Film - bei Bedarf aus seinem Daumen Feuer schlagen und behalf sich in höchster Not schon mal mit einem beherzten Zeigefingerstich ins Auge des Gegners. Hardys Markenzeichen war das verlegene Herumfummeln an seiner Krawatte, der "tie twiddle", den später Helmut Kohl wenig überzeugend imitierte. Außerdem blickte Hardy auf dem Höhepunkt der Zerstörungsorgien gern fassungslos direkt in die Kamera, so als wollte er den Zuschauern signalisieren: Ich weiß auch nicht, was ich jetzt noch machen soll.
All das hatte Norbert Aping in seinem Buch über die Komiker schon beschrieben. Längst wollte er sich um andere Dinge kümmern, da ging der Fall Laurel & Hardy bei ihm in die Revision. Der Grund war der letzte Film, den beide zusammen gedreht haben. "Laurel und Hardy auf dem Atoll" entstand 1951 in Frankreich und war zugleich der einzige Film, den sie im Ausland gedreht haben. Aber ausgerechnet über diesen jüngsten Film des Duos wusste man am wenigsten.
"Es gab eine französische Version des Films auf Video, aber die ist irgendwann verschwunden", erinnert sich Aping. Ein Freund gab ihm dann einen entscheidenden Tipp. Die Französin Sylvette Baudrot hatte bei diesem Film als Scriptgirl gearbeitet und das Drehbuch aufbewahrt. Bei Aping brach die Schatzgräbermentalität durch. Er reiste nach Paris, um die 81-Jährige zu treffen. Sie lud ihn nach Hause ein, und der Buxtehuder konnte sich Kopien der Unterlagen machen, forschte in den folgenden Monaten auch noch in Archiven in Frankreich und Italien und fand heraus, dass es von "Atoll K" eine französische, englische und eine italienische Version gegeben hat, die sich alle in ihrer Länge und der Art, welche Szenen herausgeschnitten worden waren, unterschieden. "Man kennt den Film nur dann genau, wenn man alle Fassungen miteinander vergleicht", sagt Aping. Besonders lieblos ist man übrigens ausgerechnet in den USA mit dem Material umgegangen. Dort kam der Film unter dem Titel "Robinson Crusoeland" auf den Markt. Laurel und Hardy sprachen englisch, der Rest des Ensembles französisch. Die Schauspieler wurden nicht einmal lippensynchron übersetzt.
Mehr als 100 Filme haben Stan und Olli seit "Duck Soup" aus dem Jahr 1927 bis "Laurel und Hardy auf dem Atoll" 1951 miteinander gedreht. 1940 trennten sie sich von ihrem langjährigen Produzenten Hal Roach. Danach ging die Qualität der Filme merklich zurück. Bei "Atoll K" ging es beiden gesundheitlich schon sehr schlecht. Laurel hat seinen Partner dann noch um acht Jahre überlebt. Aping hat einen weißen Fleck in der Forschung verschwinden lassen. Das macht den 55-Jährigen stolz, aber ist das für einen Filmforscher nicht auch entsetzlich? Was nun? Aping lächelt und sagt nur ein Wort: "Chaplin." Aber das ist eine andere Geschichte.
Norbert Aping: "Laurel & Hardy auf dem Atoll" , erscheint im Schüren-Verlag
Ich habe gerade Norbert Apings neuestes Werk hier. Wieder eine ganz grandiose, intelligente, vielschichtige, materialreiche Studie, für die Aping (im Vorwort) sogar ein grosses Lob von Kevin Brownlow erhalten hat. Spannend sind neben der detailliert geschilderten Rezeptionsgeschichte Apings Analysen von Chaplins Quellen für den "grossen Diktator": Porträtpostkarten bis zu Riefenstahl-Filmen. Höchst empfehlenswert!
In der Einleitung schreibt Aping übrigens, dass die vorgefundene Materialfülle und der Forschungsstand ihn überzeugt hätten, das Thema in mehreren Studien abzuhandeln. In Vorbereitung sei deshalb ein Band über die Chaplin-Rezeption der Zeit nach dem II. Weltkrieg!