Flechtner ist weder ein Reibeisen, noch ein Eunuch, liegt eben genau in der Mitte.
Schau dir "Watchmen" und "Running Scared" an und behaupte nochmal, Flechtner hätte eine langweilige Stimme. Und eben beide Beispiele sollten auch zeigen, dass Flechtner hart und rau, sowie weich und melancholisch gut kann.
Ich überspitze das jetzt mal etwas, aber Sprecher wie ARNOLD MARQUIS oder GERT GÜNTHER HOFFMANN (oder WOLFGANG HESS oder HUGO SCHRADER oder KLAUS W. KRAUSE oder ANTON REIMER oder oder ...) würden heute vermutlich schon beim Vorsprechen nach Hause geschickt, da ihre Stimmen nicht der 'Norm' entsprechen.
Heute klingen doch (fast) alle Sprecher gleich (universell einsetzbar, nennt man das wohl). Bitte versteht mich nicht falsch: die sind nicht schlechter, aber weniger markant und austauschbarer als früher.
Ehe ich gesteinigt werde: es gibt natürlich Ausnahmen, aber das Gros der Sprecher, vor allem für die Nebenrollen ...
Früher nahm man z.B. Arnold Marquis für einen Satz am Telefon, nach 60 Minuten tauchte derselbe Charakter wieder auf, machte den Mund auf, und der Wiedererkennungs-Effekt war sofort da. Welcher Synchron-Regisseur achtet heute auf sowas?
Hitchcock sagt im Truffaut-Interview: Wenn 2 Schauspieler einen ähnlichen Anzug tragen, werden sie von den Zuschauern schnell verwechselt. Übersetzt: Wenn 2 Schauspieler eine 'austauschbare' Stimme haben, können viele Zuschauer (Forums-Mitglieder ausgenommen) sie oft schwer auseinanderhalten.
Nochmal: Das hat nichts mit der Qualität des einzelnen Sprechers zu tun! Aber das Gesamtergebnis ist wesentlich beliebiger ...
Also da muß ich Dir (leider) völlig recht geben! Die Auswahl an ungewöhnlichen Stimmen ist einfach viel geringer geworden. Es ist ja nicht allein die "Klangarbe" der Sprecher, sondern die ART UND WEISE, wie heute gesprochen wird. So jemand "schräges" wie z.B. HUGO SCHRADER oder EDUARD WANDREY oder EVA ERAS oder auch BRIGITTE MIRA ist heutzutage einfach nicht mehr zu finden. Sie sind buchstäblich ausgestorben, diese Typen (und wie Du zurecht schon angedeutet hast, wohl auch nicht mehr erwünscht).
So würde ich das nicht sehen. Die Zeiten haben sich halt einfach geändert sowie die Art der Synchronisation (positiv oder negativ lass ich jetzt mal aussen vor), aber ausstauschbar klingen die heutigen Stimmen wirklich nicht. Ich schiebe das auf Gewohnheit. Wenn ich mehr alte Schinken sehen würde, wüßt ich vielleicht irgendwann wer zB Hugo Schrader ist und genau so verhält es sich umgekehrt.
Zitat von MartinW.Zu ihren Lebzeiten hatten Arnold Marquis und später GGH diesen inoffiziellen Titel. Sie waren keineswegs stolz darauf, da sie nicht herausgehoben werden wollten. Aber sie waren es.
Bei GGH habe ich schon auf verschiedenen Seiten (und auch bei Bräutigam) gelesen, dass er diesen Titel nicht mochte. Weiß jemand eigentlich, wann und bei welcher Gelegenheit er das gesagt hat?
"Ich schiebe das auf Gewohnheit. Wenn ich mehr alte Schinken sehen würde, wüßt ich vielleicht irgendwann wer zB Hugo Schrader ist und genau so verhält es sich umgekehrt".
Wenn du wissen möchtest, wer HUGO SCHRADER ist, dann höre Dir einfach YODA in den beiden "alten Schinken" DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK und RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER an! Dann weißt Du`s.
Hey, das war keinesfalls abwertend gemeint. Und klar kenn ich den echten Yoda, aber vom Namen her hätt ich es nicht gewußt. Auch würd ich die Stimme nicht sofort wiedererkennen. War ja nur als Beispiel gedacht.
Ich überspitze das jetzt mal etwas, aber Sprecher wie ARNOLD MARQUIS oder GERT GÜNTHER HOFFMANN (oder WOLFGANG HESS oder HUGO SCHRADER oder KLAUS W. KRAUSE oder ANTON REIMER oder oder ...) würden heute vermutlich schon beim Vorsprechen nach Hause geschickt, da ihre Stimmen nicht der 'Norm' entsprechen. ______________________________________________________________________________________________________________ Ob sie heimgeschickt worden wären ...?!? Das sich gerade ihre Stimmen bei uns Zuschauern so ins Gedächtnis eingegraben haben, liegt vielleicht auch daran, das in den 50ern, 60ern und teilweise 70ern Abenteuerkino - Kintop- in den Kinos vorgeherrscht hat. Die Synchronrolle erforderten teilweise ein Overacting.
Die Synchronschauspielleistung von Arnold Marquis auf John Wayne musste ja immer den Rollencharakter von Wayne hervorheben als alter, energiegeladener Haudegen.
In die Grosse Schlacht des Don Camillos (1955) war Arnold Marquis in einer Nebenrolle als Richter zu hören. Er nahm sich da so zurück, dass ich zweimal hinhören musste, ob er es wirklich ist.
Bei den heutigen Filmen und Serien würden sie auch eingesetzt werden. Sie würden wohl anders, zurückgenommener synchronisieren. Sie würden wohl auch nicht so eindeutig herausstechen.
Zitat von Stefan der DEFA-FanEin nicht unwesentlicher Grund, weshalb sowohl GGH als auch Marquis dieser Titel zuerkannt wurde, war nicht nur ihre Omnipräsenz, sondern auch ihre universelle Einsetzbarkeit. Wie nur wenige andere (z.B. Curt Ackermann) waren sie für eine unglaubliche Menge von Schauspielern (gerade Stars und solche mit Starpotential) einsetzbar UND waren trotzdem absolut markant, wie es nur auf wenige andere zutrifft. Dieser scheinbare Widerspruch ist es in meinen Augen, der sie von anderen unterscheidet.
John Connor meinte mal, Heinz Engelmann sei nahezu "universal einsetzbar" gewesen und hätte auf mehr Sprecher seiner Generation gepasst als je ein anderer Sprecher. Auch Mücke nannte ihn als eines der Beispiele dafür, dass jemand trotz sehr vieler Synchronrollen nur selten wirklich fehlbesetzt gewesen sei. Siehst du das im Bezug auf diesen Sprecher ähnlich? (Bei Marquis ist Mücke in punkto "universelle Einsetzbarkeit" sicher nicht deiner Meinung.)
Das Paradoxe ist: Ich würde heute manchen Sprechern den Königstitel wegen ihrer inflationären Omnipräsenz gerade nicht geben. Bei GGH war das anders. Er machte jede Synchro zu seiner Rolle. Heute neigt man dazu das Original so zu kopieren oder zumindest indifferent zu interpretieren, dass ich keine besondere Leistung des Sprechers erkennen kann oder will. (Damit scheiden Räuker, Hemmo und Bodo Wolff sofort aus.)
Bodo Wolf würde ich da gar nicht mal unbedingt rausnehmen. Der ist an sich auch ziemlich variabel. Und ebenso, auch wenn man ihn jetzt nicht unbedingt als Viel-Sabbler auf dem Plan hat, aber ähnliche Richtung: Frank Otto Schenk
Bei den Frauen ist/war die hingebungsvollste Sprecherin der neueren Zeit wohl Regine Albrecht, bei deren großen Rollen man geradezu meinte, sie seien extra für sie geschrieben worden, obwohl sie durchaus ganz unterschiedlich waren.
Wer aber noch in mehrfacher Hinsicht für mich ein Kandidat als König der Synchronsprecher ist: Norman Matt! Führt (wie GGH) viel Regie, ist aber trotzdem noch, auch wenn hoffnungslos ausgebucht, viel als Sprecher zu hören. Er hat mMn eine ähnliche Stimmlage wie der 70er-GGH und Schiene von Rollen, die er spricht, und auch eine ähnliche "angeschnorrte" Art zu sprechen. Insbesondere diese selbstironisch leicht demütige Art zu sprechen, hat er drauf. Deshalb würde ich inzwischen sogar soweit gehen, ihn bei Nach-/Neusynchros von RAUMSCHIFF ENTERPRISE für Captain Kirk zu verwenden, sollten sie aus irgendeinem Grunde mal wieder nötig sein, und ihn somit, ich hoffe, das nimmt mir niemand böse, Andreas Neumann vorziehen. (Robin Kahnmeyer war spitze für den ganz jungen Shatner in BOSTON LEGAL, käme hier aber noch zu jung.)
...und genau deshalb haben mein alter Kumpel Ralph Ruthe und Dominik Kuhn (das ist DodoKay, der die monumental guten Schwäbischsynchros macht), professionell wie die zwei halt sind, offensichtlich mal eben Herrn Kerzel für ihren Buchwerbetrailer engagiert. Ist schon etwas älter, hab's aber selber eben erst entdeckt. Wer's noch nicht kennt: http://www.youtube.com/user/dodokay2#p/u/1/OKrR7aVdIaM
Da kann man Kerzel auch mal auf so einer Art Schwäbisch hören ;)