Wieviele Synchronfassungen gibt es eigentlich von diesem Film? Der Film lief erstmals in den Kinos der DDR am 21.10.1955 an. Die westdeutsche Erstaufführung erfolgte erst ein halbes Jahr später am 13.04.1956 im Verleih "Neue Filmkunst Walter Kirchner" und zwar im Original mit deutschen Untertiteln! Am 01.12.1962 sendete die ARD den Film; schließlich lief er am 01.07.1982 auf DDR 2 im Ostfernsehen. Die ARD sendete gestern eine Ostfassung mit TV-Vor- und Abspann und folgenden Sprecherangaben im Abspann: Klaus Nietz, Roswitha Hirsch, Dieter Memel, Ingrid Schwienke, Karl-Heinz Oppel, Joachim Siebenschuh, Brigitte Frohriep, Trude Brentina. Das war nicht die Synchro von 1955 - also 1982? Hat die ARD den Film 1962 synchronisiert oder nur untertitelt ausgestrahlt?
Ein Sonntag im August (Domenica d’agosto) Regie: Luciano Emmer Erstaufführung: 21.10.1955 Kino DDR/13.04.1956 Kino BRD/01.12.1962 ARD/01.07.1982 DDR 2 Deutsche Bearbeitung: DEFA Studio für Synchronisation, Berlin Dialogbuch: Wolfgang Krüger Dialogregie: Johannes Knittel
Marcella Meloni (Anna Baldini) Sample Adriana (Vera Carmi) Sonja Deutsch Alberto Mantovani (Emilio Cigoli) Wolfgang Lohse Cesare Meloni (Andrea Compagnoni) Ernst Meincke Iolanda (Anna Di Leo) Marijam Agischewa Enrico (Franco Interlenghi) Joachim Kaps Vincenzo Perrone (Salvo Libassi) Horst Lampe Luciana (Elvi Lissiak) Roswitha Hirsch Ines (Pina Malgarini) Micaëla Kreißler Ercole (Marcello Mastroianni) Dieter Memel Rosetta (Anna Medici) Ingrid Schwienke Catone (Fernando Milani) Winfried Freudenreich Mesmè (Jone Morino) Trude Brentina Fernanda (Ave Ninchi) Evamaria Bath Nora (Nora Sangro) Birgit Frohriep Arnaldo Scalesi (Corrado Verga) Karl-Heinz Oppel Renato (Mario Vitale) Klaus Nietz Roberto (Massimo Serato) Joachim Siebenschuh Giulio (Giulio Macchi) Michael Narloch Pförtner (?) Joachim Konrad Bademeister (?) Kristof-Mathias Lau Mann am Strand (?) Franz Viehmann
Sehr schön gemachter Episodenfilm, die DDR-TV-Synchro ist eigentlich auch ganz ordentlich geraten, die Dialoge sind frisch und lebendig, so wie auch die Sprecher. Teilweise fühlte ich mich an Brunnemann/Brandt erinnert. Besonders Marijam Agischewa und die noch unbekannte Sprecherin von Anna Baldini sprechen schön frei Schnauze und flott.
Die Synchro macht wirklich einen tollen Eindruck. Sein Talent für spritzige Dialoge hatte Krüger ja auch beim "großen Blonden" unter Beweis stellen können. "Frei Schnauze" trifft es bei Baldini – das Berlinerische ("nischt?") ist hier selbst mir fast zu viel. ^^
Die DEFA-Stiftung gibt zur offenbar verschollenen DEFA-Kinosynchro von 1955 an:
Dialog: Hildegard Heyne Regie: Bodo Francke
Marcella Anna Baldini Brigitte Stroh Mantovani Emilio Cigoli Günther Simon Fernanda Ave Ninchi Lou Seitz Jolanda Anna di Leo Erika Solbrig Ines Pina Malgarini Ursula Braun Catone Fernando Milani Hans Horst Jochmann
Herbert Grünbaum (wahrscheinlich Verga) Jutta Plettenberg Kurt Mühlhardt Ingrid Ohlenschläger Werner Röwekamp Hans Behnke Norbert Christian (wahrscheinlich Libassi) Ursula Mundt Kurt Ullrich (würde ich ganz nach Klischee Mastroianni zuordnen) Hans-Joachim Martens
Hat schon seinen Witz, dass ausgerechnet die Sprecherinnen, die bei der TV-Synchro unbekannt sind, hier bei der unbekannten Synchro aufgeführt wurden.
Wenn es stimmt, dass Hitchcocks "Erpressung" 1962 von der ARD OmU ausgestrahlt und erst 1968 synchronisiert wurde, halte ich eine OmU-Ausstrahlung dieses Films für wahrscheinlicher als die Übernahme der DEFA-Fassung (gerade kurz nach dem Mauerbau).
Haben die Rollen von Anna Baldini, Pina Malgarini und Ave Ninchi eher wenig Text, oder deutet die Nichtnennung der Sprecherinnen evtl. wieder darauf hin, dass diese sich Richtung Westen verabschiedet hatten?
Ich glaube, ich habe die TV-Synchro vor einigen Jahren gesehen und staunte damals nicht schlecht, dass da diverse Songs aus der Elvis Presley-LP "Elvis Is Back" von 1960 recht prominent verwendet wurden. Abgesehen davon, dass es zeitlich nicht so ganz ins Jahr 1955 passte, fand ich es verrückt sowas in einer DDR-Synchro eines italienischen Films zu hören. Zur Stimmung des Films passte die Songauswahl aber gar nicht schlecht.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #4 Wenn es stimmt, dass Hitchcocks "Erpressung" 1962 von der ARD OmU ausgestrahlt und erst 1968 synchronisiert wurde, ...
Gibt's für die ARD-Ausstrahlung 1962 eigentlich eine andere Quelle als den Filmdienst? Im an sich recht zuverlässigen "Lexikon der britischen und amerikanischen Spielfilme im Fernsehprogramm der BRD" (Verlag Spiess 1989) taucht diese Ausstrahlung nicht auf und die ZDF-Ausstrahlung am 08.07.1968 wird als Erstaufführung geführt.
Anna Baldini hat recht viel Text, da kann man in Richtung Westen wirklich denken. Aber wer war das vor der Wende? Da hab ich leider so gut wie keine Kenntnis. Die anderen beiden haben mäßig viel Text. Pina Malgarini aber doch auch noch verhältnismäßig viel. Kann man schon als größere Nebenrolle sehen.
Was die Songs angeht: so ungewöhnlich würde ich das gar nicht sehen. In einem rumänischen Film lief mal "Miss You" von den Rolling Stones. Das war auch bizarr. In "Ruf des Herzens" mal "Down Under" von Men at Work, aber jut, das war auch eine Adlershofer Synchro für RTL nach der Wende.
Zitat von Silenzio im Beitrag #6In einem rumänischen Film lief mal "Miss You" von den Rolling Stones. Das war auch bizarr.
Die Rumänen waren da äußerst schmerzfrei. Nicolaescus Moldovan-Krimis sind voll von westlicher Musik von Alan Parsons bis Bernard Herrmann (!) und ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass hier keine Rechte gezahlt wurden.
Zitat von Silenzio im Beitrag #6Anna Baldini hat recht viel Text, da kann man in Richtung Westen wirklich denken.
Es sieht aber nicht so aus, als ob da Angaben heraus geschnitten wurden, sie fehlten wohl von Anfang an. Es müsste also (wenn es sich so verhält) eine Schauspielerin gewesen sein, die mit dem "Schwung" 1981/82 ausreiste. Vielleicht hilft das bei der Spurensuche (das und das Berlinern).
Bei Pina Malgarini höre ich irgendwie Micaela Kreißler raus - und bei der wäre eine Nichtnennung logisch.
Ach, ich war durch das Fitnesstraining total abgelenkt und habe gedacht, bei der Diskussion drehte es sich um die frühe DDR-Synchro, aber da sind ja genau die Sprecherinnen genannt. Es dreht sich aber um die vorliegende Synchro. Alles klar! Kreißler logge ich ein. An die habe ich nämlich auch schon gedacht, aber nachdem ich sie 12 Jahre später in "Halifax" nicht mehr erkannte, traute ich mir selbst nicht über den Weg. Bei Anna Baldini komme ich nicht weiter. Die Sprecherin müsste ja maximal erst um 1960 geboren sein, gut vielleicht auch ein paar Jahrgänge jünger, aber gar nicht so viel. Da fällt mir überhaupt keine ausreisende Sprecherin ein. Und da Marijam Agischewa und Ernst Meincke überhaupt nicht genannt wurden, kann es sich natürlich auch um eine Sprecherin handelt, die schlicht nicht genannt wurde und in der DDR blieb. Das erleichtert die Suche und Spekulationen natürlich null.
Oi, man sollte doch gleich reinhören. Daneben, das ist Evamaria Bath, wie sie leibt und lebt. Überrascht mich, dass du sie nicht erkannt hast.
Zitat von Silenzio im Beitrag #8Das erleichtert die Suche und Spekulationen natürlich null.
Aber dafür vielleicht, die Ohren aufzusperren in DDR-Filmen und -Schwänken, die um 1980 entstanden. Ich werd's tun und vielleicht fündig werden. Ganz uncharakteristisch ist die Stimme ja nicht. Wahrscheinlich höchstens 20.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #10Oi, man sollte doch gleich reinhören. Daneben, das ist Evamaria Bath, wie sie leibt und lebt. Überrascht mich, dass du sie nicht erkannt hast.
Was soll ich sagen? Diagnose: Schmalz im Ohr. Unter dem selben Problem litt offenbar Hase , der sie ja eigentlich auch drauf hat.