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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 918 mal aufgerufen
 Filme: Klassiker
Cesare


Beiträge: 109

07.03.2010 12:21
Verstümmelung von Filmen durch neue Musik Zitat · antworten

In vielen älteren Filmen konnte bei der Synchronisation leider nicht durchgehend die Originalmusik verwendet werden. Zum Teil wurde so die Atmosphäre und die Stimmung in einigen Szenen stark verändert. Mir fällt hier z.B. Gilda ein, wo anstelle der heißen südamerikanischen Rhythmen im Casino, die die erotisch aufgeladene Stimmung gut unterstreichen, zumindest in der Neusynchro recht billige und völlig unpassende Musik eingesetzt wurde. Dies ist leider an mehreren Stellen des Filmes so. Dasselbe gilt für Laura (1944), wo ich die Neukompositionen einfach zu modern und nervtötend fand.

Wie denkt ihr darüber?

Lammers


Beiträge: 4.155

07.03.2010 13:06
#2 RE: Verstümmelung von Filmen durch neue Musik Zitat · antworten

Ich finde es in den meisten Filmen, die ich bisher gesehen habe, unpassend bis ärgerlich, bei manchen wiederum stört es mich weniger. Zu dem Film "Gilda" (1946), den ich bisher nur auf deutsch kenne, kann ich aber sagen, dass dort an einer Stelle ein wichtiger Aspekt zerstört wurde. Die Big Band probt an einer Stelle den Titel "Put the blame on mame", den Gilda (Rita Hayworth) auch später im Film singt (siehe hier).
Sehr wichtige Beispiele sind auch die hier Forum schon erwähnten Filme "Die Spur des Falken" und "Citizen Kane".
Bei ersterem wurde die Originalmusik von Max Steiner durch Big-Band-Musik a la Edgar Wallace ersetzt (lt. Spekulationen im Forum evtl. von Raimund Rosenberger) wie es schlimmer nicht geht (siehe hier). Besonders in einer sehr wichtigen Szene wird durch die ersetzte Musik jegliche Spannung zerstört.
Bei "Citizen Kane" wird der tolle Soundtrack von Bernard Herrmann (übrigens seine erste Filmmusik) durch einen "Tritsch-Tratsch"-Verschnitt, durch heitere 60er-Jahre-Orchestermusik (Die Synchro ist von 1962) und andere unpassende Orchestermusik ersetzt. Leider wird auch der ersten Szene jegliche Spannung genommen, da die Filmmusik zu neutral klingt (hier das Original, hier die Synchronfassung).
Bei "Cocktail für eine Leiche" hätte man bei der Zweitsynchro aus den 80ern durchaus die Originalmusik verwenden können. Warum man es nicht getan hat ist mir schleierhaft, da der Film außer dem Vor- und Abspann keine Musik hat; mit Ausnahme des Musikstücks aus dem Radio.
Dann gibt es noch einen Film bei dem die deutsche Synchronfassung von der Musik her echt grauenerregend ist. Etwas schlimmeres habe ich wirklich noch nicht erlebt. Es handelt sich um den französischen Spielfilm "Die Damen vom Bois de Boulogne" von 1945. Die deutsche Fassung stammt von 1969. In diesem Film hat man es wirklich geschafft, den schönen Orchestersoundtrack durch eine billige E-Orgel zu ersetzen; wahrscheinlich eine Philicorda oder sowas (es war noch nicht mal eine Hammond !). Das Ergebnis schockt ungemein, was ich vor ein paar Jahren mal erleben konnte, als der Film auf Arte im Zweikanalton lief.

Bei manchen Filmen finde ich es nicht so schlimm, wie z.B. bei einigen Zweitsynchros der hier im Forum auch schon erwähnten Sherlock-Holmes-Reihe mit Basil Rathbone und Nigel Bruce. Hier kann ich z.B. positiv die Filme "Die Perle der Borgia" und "Das Spinnennest" erwähnen. Ansonsten würde mir noch der Film "Tote schlafen fest" einfallen. Hier gibt es sogar eine Szene, die ich von der Archivmusik her toll finde und zwar die als Philip Marlowe (Bogart) ein Büro durchsucht. Dort hat man ein "Tick-Tack"-Motiv genommen, was m.E. gut passt.

Bei den 1975er Bearbeitungen der Dick-und-Doof-Filme, die ich gesehen habe (und das waren nicht so viele), bin ich geteilter Meinung. Bei einigen Filmen, wie z.B. bei "Die Wunderpille" ist die Neuvertonung von Quirin Amper jr. und Fred Strittmatter gelungen und eine nette Ergänzung (der genannte Film enthält ursprünglich fast keine Musik), bei anderen nicht ("Die Stierkämpfer").

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.228

07.03.2010 18:24
#3 RE: Verstümmelung von Filmen durch neue Musik Zitat · antworten

Zitat von Cesare
Dasselbe gilt für Laura (1944), wo ich die Neukompositionen einfach zu modern und nervtötend fand.


Ich bin nicht sicher, ob es sich wirklich um NeuKOMPOSITIONEN handelt oder um (allerdings grauenhafte) Nacharrangierung der Originalmusik mit Synthesizer.

Zitat von Lammers
"Die Spur des Falken" Bei ersterem wurde die Originalmusik von Max Steiner durch Big-Band-Musik a la Edgar Wallace ersetzt (lt. Spekulationen im Forum evtl. von Raimund Rosenberger) wie es schlimmer nicht geht.


Es ist mindestens eine Passage von Antonio P. Olea aus "Das Geheimnis der schwarzen Witwe" mit dabei.

Zitat von Lammers
Bei manchen Filmen finde ich es nicht so schlimm, wie z.B. bei einigen Zweitsynchros der hier im Forum auch schon erwähnten Sherlock-Holmes-Reihe mit Basil Rathbone und Nigel Bruce.


Übel ist hierbei allerdings die immerhin komplett neu komponierte Musik für "Todbringende Spieldosen", die selbst für einen preiswerten TV-Krimi zu armselig gewesen wäre.
Positives Beispiel ist übrigens die komplett neu komponierte (aber am Original orientierte) Musik von Kurt Heus zu Hitchcocks "Saboteure".

Gruß
Stefan

Mücke ( gelöscht )
Beiträge:

11.03.2010 01:22
#4 RE: Verstümmelung von Filmen durch neue Musik Zitat · antworten

In "Maschinenpistolen" fand ich die neue Musik im Intro wiederum ziemlich cool. Gibt da durchaus auch positive Gegenbeispiele.
Ein gern gebrachter Abschrecker sind natürlich immer die ZDF-Musiken bei Stan & Ollie...

 Sprung  

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