Deutscher Kinostart: 22.07.1949 (Omnium Film) als "Der Würger" (Titel in Österreich: "Die toten Augen von London")
1. deutsche Fassung: Rhythmoton, 1949 Alster-Film-Atelier (Hamburg-Ohlstedt) Buch: Dr. Hermann Gressieker & Karl-Peter Mösser Schnitt: Lothar Buhle Regie: Louis Agotay
2. deutsche Fassung: Hamburg, 1990er Jahre (fürs Fernsehen)
in [] die Sprecher der Kinosynchro (soweit bekannt)
Dr. Feodor Orloff (Bela Lugosi) Joachim Kerzel [Willy A. Kleinau] Prof. John Dearborn (Bela Lugosi; Stimme: O. B. Clarence) Joachim Kerzel [Willy A. Kleinau] Det. Insp. Larry Holt (Hugh Williams) Holger Mahlich [Dietrich Haugk] Diana Stuart (Greta Gynt) Gabriele Libbach [Dagmar Altrichter] Lieutenant Patrick O'Reilly (Edmond Ryan) Achim Schülke [Horst Beck] Jake (Wilfred Walter) ? [Benno Gellenbeck] Fred Grogan (Alexander Field) Peter Heinrich [Hans Freundt]
Polizeibeamtin Griggs (May Hallatt) ? [Luise Franke-Booch] Sergeant Walsh (Bryan Herbert) ? Der stumme Lou (Arthur E. Cowan) kein Text Morrison, der Undercover-Detektiv (Edmond Penrose) ? Henry Stuart (Gerald Pring) Henry König Orloffs Sekretärin (Julie Suedo) kein Text
Kommissar (?) ? [Rudolf Fenner] Pathologe (?) ? Tim Slaine, Braille-Experte (?) Günter Lüdke Blinder, der Diana beim Tippen hilft (?) Günter Lüdke
Kerzel ist an sich keine schlechte Wahl für Lugosi, aber an Kieling oder Marschall reicht er nicht ran. Die TV-Synchro ist recht ordentlich geraten, leider fehlt die Kinosynchro als Vergleichsmöglichkeit. Der O-Ton der DVD ist leider nahezu unbrauchbar, da sehr dumpf und kaum verständlich.
Wie clever der Twist mit den beiden Drahtziehern ist, darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich finde aber, man hätte immerhin den Einfall beibehalten können, Dearborne fremdsynchronisiert zu belassen. Kerzels Stimme ist halt doch zu prägnant, als dass man getäuscht wäre. Und da der nachsynchronisierte Lugosi in der Originalfassung heraussticht, wäre bei der deutschen Fassung die Chance gewesen, das offener zu lassen, weil es keinen Unterschied zwischen Direkt- und Synchronton gibt. Deinen Angaben nach war es in der Kinofassung genauso gelöst wie in der TV-Synchro. Ist das Spekulation, oder geht das aus dem Filmprogramm etc. hervor?
Da in allen verfügbaren Quellen immer nur Kleinau als Lugosis Sprecher genannt wird, bin ich einfach mal davon ausgegangen, daß er wie Kerzel beide Rollen gesprochen hat.
Die Sache mit der Fremd-Synchronisation ist allerdings so eine Sache. Es mag dem Überraschungseffekt zuträglich sein, dafür leidet die Glaubwürdigkeit und man kommt sich als Zuschauer ganz gezielt vera... vor. Ein ganz prägnantes Beispiel sind da diverse Wallace-Epigonen aus deutscher Produktion:
In "Der Henker von London" wird Hansjörg Felmy (in Maske) von Heinz Petruo und in "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" Werner Peters (ebenfalls maskiert) von Harry Wüstenhagen synchronisiert. Dies sind allerdings nur zwei von dutzenden Beispielen dieser Art, mit denen das Publikum seinerzeit verschaukelt werden sollte. Den Vogel abgeschossen hat dann "Die weiße Spinne", in dem nicht nur eine billige Puppe (die Joachim Fuchsbergers Identität verschleiern sollte) von Heinz Petruo gesprochen wurde, sondern Dieter Eppler in diversen (schlechten) Verkleidungen u. a. von Klaus Miedel, Richard Häussler und Gerd Duwner synchronisiert wurde.
Ich persönlich sehe darin einen unkreativen Weg, den weniger aufmerksamen Zuschauer an der Nase herumzuführen, als Stimmenkenner kommt man sich jedoch veralbert vor. Sicher, auch Hollywood ging gelegentlich ähnlich vor (so wurde Rathbone in einer Verkleidungsszene vom Darsteller eben dieses Charakters, den Holmes darstellen soll synchronisiert, was die deutsche Fassung in diesem Fall jedoch nicht übernahm), aber es ist und bleibt ein billiger Taschenspieler-Trick.
Zitat von Lord PeterSicher, auch Hollywood ging gelegentlich ähnlich vor (so wurde Rathbone in einer Verkleidungsszene vom Darsteller eben dieses Charakters, den Holmes darstellen soll synchronisiert, was die deutsche Fassung in diesem Fall jedoch nicht übernahm)...
Die Version der alten Synchro, Niklaus mit seiner normalen (!) Stimme sprechen zu lassen, ist allerdings auch keine Alternative. (In den Neufassungen hat er ja seine Stimme dann verstellt und ein recht ordentliches Ergebnis erzielt, das freilich einen Kenner auch nicht täuschen kann.)
Einer der größten Kritikpunkt des Wallace-Films "Das Rätsel der roten Orchidee" ist ja der, dass man den Oberschurken noch vor dem Vorspann klar an der Stimme erkennt. Technische Hilfsmittel gehen on vielen Fällen auch nicht, und Stimme verstellen klappt auch nicht immer.
Jedenfalls für mich nicht. Ich habe diese "Flüsterstimme" am Anfang von "Mörderischer Vorsprung" relativ schnell erkannt, ebenso konnte ich sehr gut heraushören, wer sich hinter dem "roten Kreis" aus dem gleichnamigen Wallace-Hörspiel von Europa verbirgt (obwohl sich Ekkehardt Belle und Claus Wilcke sehr viel Mühe gaben).
Am besten wäre es, wenn solche Figuren den ganzen Film/das ganze Hörspiel lang die Klappe halten würden.
Als Stimmenerkenner fühlte ich mich aber in einem Film wirklich veralbert. Ich glaub "Blutige Seide"). Zuerst erkannte ich die Stimme am Telefon sofort (ich glaub, Klaus Miedel). Ich hoffte da noch, dass dieser Sprecher einzig als Telefonstimme eigesetzt wird. Als dann doch aber eine Figur auftrat, die von diesem Sprecher synchronisiert wurde, hoffte ich wiederum, dass dies jetzt wirklich ein Ablenkungsmanöver ist. Aber als auch das nicht eintrat, fühlte ich mich wirklich an der Nase herumgeführt.
Ich bin einfach dagegen, dass man es mir bei einem Rätselkrimi so leicht macht. Und deswegen plädiere ich gern auch für Fremdsynchronisation in besonders schweren Fällen. Es ist zwar nicht elegant, ich will aber auch meinen Spaß haben, wie alle anderen auch.
@Lord Peter: Hättest du es bei der von dir kritisierten "weißen Spinne" denn vorgezogen, wenn man Falconettis (Epplers) verschiedene Rollen mit mehreren Schauspielern besetzt hätte, statt ihn zu schminken und nachzusynchronisieren? Hätte man ihn in Maske auch noch mit seiner eigenen Stimme sprechen lassen, müsste man Mrs. Irvine (Karin Dor) für blind und taub halten, weil sie ihren Vorgesetzten nicht sofort erkennt. Durch den Einsatz der Synchron-Profis Miedel und Duwner war natürlich andererseits klar, dass hier etwas kaschiert werden sollte. Hast du bei den "1000 Augen des Doktor Mabuse" wegen Curt Ackermanns Stimme auch Verdacht geschöpft, oder hattest du Wolfgang Preiss´ Gesicht ohnehin erkannt? (Ich war vor dem ersten Sehen durch einen Artikel über den Film vorgewarnt. Vielleicht wäre ich ansonsten auch reingefallen.) Durch den Namen Lupo Prezzo im Programmheft wurde dem Zuschauer dort immerhin eine Erklärung für die aus Synchronisationen bekannte Stimme gegeben.
Da ich den Roman von Louis Weinert-Wilton gelesen habe, bin ich eher der Meinung, daß man sich an die Vorlage hätte halten sollen.
Im Buch ist nämlich der (im Film von Werner Peters dargestellte) Sergeant Meals die "Weiße Spinne", das ganze alberne Theater um "Falconetti" gibt es dort gar nicht. Zudem hatte Eppler einfach ein zu markantes Gesicht, um als "Mann der 1000 Gesichter" durchzugehen - man erkennt ihn, zumindest als "Mr. Corner" und "der Inder", einfach sofort. Ein zusätzliches Problem ist auch die Auswahl der Synchronstimmen (Duwner, Miedel, etc.), die sind einfach zu bekannt, als daß man sich täuschen ließe. Eppler die Stimme verstellen zu lassen, wäre zumindest fair gewesen, und angesichts der "Künste" der Schminkabteilung hätte das auch nichts mehr ausgemacht.
"Falconetti" gefiel den Machern allerdings scheinbar so gut, daß er auch in "Das 7. Opfer" wieder in Erscheinung trat, diesmal von Hans Nielsen gespielt - und nicht synchronisiert. Zugegebenermaßen ist diese Variante ebensowenig überzeugend wie die Nachsynchro bei der "Weißen Spinne", aber sie ist wenigstens fair. Wobei man in diesem Fall die "Falconetti"-Szenen in dessen Versteck besser weggelassen und ihn erst im Finale enttarnt hätte.
Wenn allerdings Eppler mit verstellter Stimme gesprochen hätte, wäre es dem Zuschauer komplett unverständlich geblieben, warum "der große Falconetti" auf der Bühne glaubhaft mehrere Rollen im selben Stück verkörpern konnte, ohne vom Publikum erkannt zu werden (wie es an einer Stelle über ihn heißt). Allerdings wären so gesehen mehrere Schauspieler noch eher vertretbar gewesen. Zum "7. Opfer": Ob man glaubte, Hans Nielsens Stimme würde bei den Szenen in seinem Versteck nicht erkannt werden, weil er seine Sätze aus dem Off betont aggressiv knurrt?
Den Weg mit mehreren Schauspielern ging man ja bei "Der Hexer" - und da funktionierte es. Sofern die Körpergröße nicht zu stark differiert, ist das auch durchaus ein gangbarer Weg. Sicher, auch das ist im Grunde unelegantes Mogeln - aber besser als der Stimmenzirkus ist es allemal.
Ist alles Geschmackssache. Aber in solchen Filmen, die eben nicht als gutes Whodunit versteckte Fährten legen, um Tathergang und Mörder zu rekonstruieren, sondern auf Storyumschwünge und Überraschungen bauen, ist es für mich stimmiger, wenn man mich mit solchen Tricks hinters Licht führt.
Ich betrachte die Fremdsynchronisation der maskierten Schurken etc. als legitimes Stilmittel. Ja, ich erwarte sie sogar.
In solchen Fällen habe nichts dagegen, an der Nase herumgeführt zu werden. Hauptsache, man macht es mir nicht zu leicht. Besonders gefiel mir hier "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse", da man dort Wolfgang Preiss in seiner Maske relativ schnell erkennt, er wird dazu auch noch von Curt Ackermann synchronisiert (Man meinte also schon zu wissen, wer Dr. Mabuse ist), als er dann aber niedergeschossen wird, und Mabuse dann doch jemand anders war... Diese Lösung fand ich sehr pfiffig.
"Die weiße Spinne" gehört übrigens zu meinen Lieblingsepigonen und ich kann mit der Fremdsynchronisation hier sehr gut leben. Eine der wenigen Fremdsynchros in einem Weinert-Wilton-Film, mit der ich nicht leben kann, ist die von Karin Dor in "Der Teppich des Grauens". Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Schurken der Wallace-Filme und Epigonen sind eben Verwandlungskünstler, nicht nur optisch, sondern auch stimmlich. René Deltgen schaffte es wie Siegfried Lowitz zu klingen, und Dieter Eppler wie Dean Martin. Das unterstreicht für mich den unwirklichen Charakter der Filme.
Dass Dr. Krone nicht Mabuse, sondern "nur" einer von dessen Leuten ist, dürfte bereits vor seinem Tod klar sein. Dass durch Preiss´ Maskierung und Ackermanns Stimme die Zuschauer hinters Licht geführt werden sollten, hatte ich auch mal vermutet. Apropos "Die weiße Spinne": Wäre es nicht wahrscheinlicher, dass Dieter Eppler nicht wie Dean Martin, sondern wie Yul Brynner klingen sollte?
Grade in einem anderen Forum gefunden: Anolis veröffentlicht 13.11.2015 den Film "Der Würger" in 2 auf jeweils 222 Stück limitierten kleinen Hartboxen. Interessant ist folgendes:
„Edition Hände Weg! präsentiert diesen atmosphärischen Gruselkrimi in der verschollen geglaubten Kino-Synchronfassung aus dem Jahre 1949 als Abtastung von der original Nitro-Filmkopie.“
Also, wenn man die nicht gerade preiswerte Dvd nicht sofort kauft, wird sie ein Jahr später den fünffachen Preis haben.
Habe mit Interesse die Diskussion hier zum Film gelesen und war teilweise erstaunt.
Der Film ist für mich kein "Whodunit" und wie man der zeitgenössischen Reaktion entnehmen kann, war das damalige Publikum auch nicht so erstaunt. Um einen neuen(?) Begriff zu konstruieren: "Howdunit" trifft es wohl besser.
Auch wenn man Lugosi für seine Zweitrolle eine fremde Stimme gab, dürften das die meisten Kinobesucher rasch durchschaut haben. Einerseits finde ich es schade, dass man in der deutschen Fassung das nicht auch machte, andererseits wäre es ja kein großer Unterschied im Spannungsbogen, da man den Braten so oder so riechen kann.
Dem heutigen Publikum fällt es ja noch viel schwerer, die Charaktere zu trennen. Ob in Fernsehzeitschriften, in einschlägiger Literatur oder auf den Covers: es wird überall Lugosi in einer Doppelrolle erwähnt.
Dennoch macht der Film Spaß und diese alten Taschenspielertricks, die gehören einfach dazu und sie zu durchschauen ist wohl teil des Spaßes. Mich störten die nie, auch nicht bei "Die weisse Spinne".
Vieles ist in Romanen deutlich einfacher umsetzbar, als es im Film der Fall ist. Die Ergebnisse mögen nicht immer perfekt sein, aber das tut der Unterhaltung im Normalfall keinen Abbruch.
Was mich am "Dark Eyes of London" persönlich stört ist das Übermaß an plumpem Humor. Offenbar ein Zugeständnis an das amerikanische Publikum, denn man wollte den Film ja auch über den großen Teich vermarkten. Wenn der Film lustig ist, gruselts mich immer ganz besonders...