Melissa Leo: Martina Treger Ravi Kapoor: Marius Clarén
Die Synchro ist wie ich finde wunderbar. Wunder ist klasse, wie immer. Passt auch perfekt. Boden ja sowieso. Braucht man nichts weiter zu sagen. Sonnenschein merkt man schon das Alter in der Stimme an. Aber passte klasse zur Rolle. Wilcke war auch mal wieder im Kino zu hören. Erfrischend. Hätte auch lieber Stritzel gehabt, weil ich die Stimme einfach mag. Aber Röth machte seine Sache auch sehr gut. Passte zudem. Bei James Badge Dale schwanke ich irgendwie zwischen Deffert und Lontzek. Sein Auftritt war eh sehr skuril.
Zu dem Film an sich ist es schwierig etwas zu sagen. Ich fand ihn okay. Nicht mehr und nicht weniger. Habe mir aber irgendwie schon erhofft. Das Thema "Alkoholimus" ist (leider) in vielen Berufsgruppen präsent. Natürlich auch bei Piloten. Aber rechtfertigt das einen kompletten (Spiel-)Film? Denzel Washington spielt wie immer authentisch, wandelbar. Aber dafür gleich eine Oscarnominierung? Naja. Dafür war seine Rolle in "Training Day" doch um einiges vielschichtiger. Und in diesem Jahr ist die Konkurrenz eh zu groß. Den Charakter Nicole fand ich auch eher überflüssig. Der Plot nahm so seinen Lauf. Flugszenen hin oder her. Hat einen schon gefesselt. Aber waren auch ein paar Logiklöcher dabei. Alles in allem ein "kann-man-sich-anschauen, muss-man-aber-nicht-Film".
So, habe den Film nun auch gesehen, James Badge Dale hat Robin Kahnmeyer.
Mir hat er eigentlich ganz gut gefallen, Washington wie gewohnt erste Sahne mit seinem schauspielerischen Können. Dazu noch Boden, der das i-Tüpfelchen ist. Grandios. Handlung sehr interessant, bei der Anfangsszene ist die Spannung, die in der Luft liegt (wortwörtlich), deutlich spürbar. Die Schlussszene (Anhörung) hat mir ebenfalls gefallen, emotional sehr ergreifend. Im Mittelteil gibts ein paar Längen, der Film hätte auch mit unter 2 Stunden Laufzeit funktioniert.
Was ich Herrn Zemeckis auf jeden Fall zugute halte, ist das gekonnte Hin-und-Her-Spiel mit dem Protagonisten: Mal findet man ihn als Zuschauer anziehend und gönnt ihm seinen Verdienst, dann wieder wird er zu einem richtigen Ekelpaket und man würde ihn am liebsten solange schütteln, bis er wieder zur Besinnung kommt.
John Goodman in Ehren, aber seine doch ziemlich skurrile Rolle empfand ich ein bisschen als Fremdkörper. Man hätte ihn entweder ganz weglassen oder aber die Hintergründe zwischen ihm und Whitaker besser ausleuchten sollen (Woher kennen sie sich überhaupt etc.). War für mich wie ein Querschläger der ansonsten gut gemachten und glaubhaften Geschichte. Nicole fand ich ebenfalls daneben - ihre Hintergrundgeschichte ist jenseits von Gut und Böse. Und das Gefassel über Religion und Glaube war auch eher ein Abturner für mich.
Trotzdem insgesamt ein ordentlicher Streifen mit Denzel, besser als sein letzter (Safe House).
"Und das Gefassel über Religion und Glaube war auch eher ein Abturner für mich."
SPOILER-WARNUNG!!!
Ähm, ich fürchte, dann hab ich eine schlechte Nachricht für dich: Ich glaube, es ging so ziemlich genau darum. GOTT! Da haben wir den kreuzgläubigen Kopiloten und seine noch gläubigerere Frau. Don Cheadle versucht das ganze, als "Akt Gottes" durchzubekommen und hat damit Erfolg. Wo zum Teufel landen sie? Auf ner Wiese vor ner Kirche, der sie noch den Kirchturm touchieren. Hinweise zu subtil? Und dann die Szene des größten Akts Gottes im ganzen Film: In der Nacht vor dern großen Gerichtsverhandlung ist - oh Wunder - die Zwischentür zum Nachbarzimmer nicht nur offen, sondern auch das Fenster ist es und sorgt dafür, daß Denzel es auch ja mitbekommt. In Denzels Kühlschrank sieht man NUR Softgetränke, im Kühlschrank des Nachbarzimmers NUR alkoholische und KEIN EINZIGES Softgetränk. Das ist Glaubwürdigkeit auf ganz hohem Niveau. Wahrscheinlich heißt der Mann vom Zimmerservice auch "Jesus"... aber das erfahren wir leider nicht.
Was Denzel angeht - warum findet den eigentlich jeder so toll? Ich halte ihn für einen Schauspieler, der fast nur mit einem Gesichtsausdruck auskommt und das ist nicht wirklich viel. Gut, in der Verhandlung am Schluß gibt er den Forest Whitaker - aber dann hätte man den auch direkt besetzen können. Dass das nicht geschehen ist, war wahrscheinlich auch ein Akt des Gottes... Mammon!
Erstmal kommt es bei einem Schauspieler nicht nur darauf an, wieviele Gesichter er machen kann, denn ansonsten hätten Leute wie Jim Carrey ja schon neunzehn Mal den Oscar gewonnen. Deine Gottes-Interpretation ist interessant. Wäre ich von mir aus nicht drauf gekommen, kann mich ihr aber auch nicht anschließen. Generell finde ich solches Tot-interpretieren nicht so sinnvoll, denn ich würde mal sagen von 100 Autoren schreiben vielleicht 15 mit irgendwelchen Hintergrundgedanken á la "Und das ist dann ein tolles Symbol für [xyz]". Die anderen denken in erster Linie an ihre Geschichte. Wenn man zu viel in Dinge interpretiert, landet man irgendwann schnell bei der These, dass Daniel Craig der Antichrist ist: http://www.youtube.com/watch?v=8vgBI5p_Tls
Für mich ging es im Film hauptsächlich um das Thema Alkoholismus und dessen Auswirkungen - das sehr gut porträtiert wurde. Religion und Gottesglaube spielen eine untergeordnete Rolle. Und der Film wäre noch besser geworden, hätte man diesen Punkt ganz oder zumindest noch mehr vernachlässigt. Ich denke mal, Zemeckis hat ihn jedoch bewusst in die Geschichte mit aufgenommen, um damit in erster Linie die heimischen, teils stark gläubigen Amis (Stichwort "Bibelgürtel") ein bisschen für sich gewinnen zu können.
Auch, dass das Flugzeug ausgerechnet in der Nähe einer Kirche abstürzt, hätte nicht unbedingt sein müssen.
Akt Gottes? Hugh Lang (Cheadle) spricht im Film von "höherer Gewalt" bzw. er versucht unter diesem Aspekt Whitaker freizubekommen.. Das hat für mich mit Unvorhersehbarkeit der Natur zu tun, aber nicht mit Gott oder Gottes Wille. Gläubige würden aber wohl das eine unmittelbar mit dem anderen assoziieren.
Letztlich ist es eine subjektive Interpretationsfrage, welche (moralischen) Themen der Film wie stark gewichtet. Für dich ist Deismus ein zentrales Element der Handlung, für mich eher weniger.
Warum ich Denzel so toll finde? Wie gesagt, er kann - muss aber nicht jedes Mal - unglaublich wandelbar sein. Mit ihm ist immer eine gewisse Unberechenbarkeit präsent. Genau das macht es für mich aus. Er hat ganz selten eine schubladisierbare Rolle.
Als ich das erste Mal Training Day gesehen habe, war ich der felsenfesten Überzeugung "Ne, der ist kein Bösewicht. Er ist zwar immer hart an der Grenze des Tolerierbaren, doch nur um damit dem Guten zu dienen." Bei Safe House wars dann genau umgekehrt.
Ich möchte in völliger Unkenntnis des Films auf Basis eurer interessanten Interpretationsspekulationen PeeWees alternativen Titelvorschlag optimieren zu "Das Blaue vom Himmel".
(Es ist natürlich reine Spekulation, ein Schuss ins Blaue gewissermaßen.)
Wenn jemand auf Englisch "That was an act of god" sagt, wage ich zu bezweifeln, dass er damit genau "Das war ein Akt Gottes" im Sinne von "Das war von Gott gewollt" meint. Zumindest der Figur Hugh Lang, der ein rechtschaffener, jedoch nicht unbedingt gläubiger Anwalt ist, würd ich sowas nicht zutrauen.
Wie auch immer, ich konnte den Film genug geniessen, ohne mir die Frage stellen zu müssen, inwieweit der Stempel der Glaubensfrage aufgedrückt wurde. Ich hab das ganz einfach ein wenig verdrängt.
Zitat von PeeWee im Beitrag #21 Was Denzel angeht - warum findet den eigentlich jeder so toll? Ich halte ihn für einen Schauspieler, der fast nur mit einem Gesichtsausdruck auskommt und das ist nicht wirklich viel.
Da muss ich entschieden widersprechen: er hat ganze DREI Gesichtsausdrücke: schmutzig-frech grinsen, abwesend-debil aus der Wäsche gucken und ganz böse-schnaufend dreinblicken. Er ist beileibe kein bemerkenswerter Schauspieler, aber ich mag ihn eigentlich ganz gerne. Wenn er aber passend besetzt wird, ist er ein verlässlicher Schauspieler, ohne große Qualitätsschwankungen, da gibt es wesentlich nervigere, z.B. Don Cheadle (wenn wir bei THE FLIGHT bleiben wollen): nach PICKET FENCES wurde er immer schlechter und schlechter (oder täuscht dieser Eindruck und er war immer schlecht, nur der großartige Frank Schröder ließ ihn so gut erscheinen? Hmmm...).