Zitat von fortinbras im Beitrag #12Paragraph 1 des Allgemeingültigenfilmgesetzbuches:
Wer sich einen Jess Franco-Film ansieht ist selber schuld.
Verstehe diese Aussage voll und ganz, bin da aber etwas gnädiger:
Zumindest seine Filme um 1970 mit Musik von Bruno Nicolai - und das sind immerhin 15 an der Zahl - gehören zu denen, die man sich ansehen kann. Einer davon ist sogar - jetzt hätte ich fast gesagt: beeindruckend: EUGENIE (der ohne Christopher Lee mit Soledad Miranda, den Titel gibt's nämlich zweimal). Die Marquis De Sade Philosophie habe ich noch nirgends sonst so erschreckend und überzeugend umgesetzt gesehen. Massgeblich unterstützt durch Bruno Nicolais hämmernde Musik! Das verbannt Francos Regie-Dilettantismus fast schon im den Hintergrund.
Ob Franco wirklich ein Dilettant ist oder das aufgrund anderer Prioritäten gar mutwillig so macht (wie etwa Herbert Achternbusch), ist auch nicht ganz klar. Wenn man nicht die kompletten Filme über sich ergehen lässt, sondern nur einzelne Szenen ansieht, stellt sich das nämlich - zumindest bei seinen Filmen um 1970 herum - manchmal doch anders dar. Mir ist er trotz zumeist quälend schlechter Filme jedenfalls nicht unsympathisch.
Zudem mag ich Leute, die schnell arbeiten - 10 Filme in einem Jahr statt 1 Film in 10 Jahren. Obwohl Franco hier später sicher übertreibt und Filme nur noch zusammenschustert aus dem, was an Material liegengeblieben ist. Vielleicht könnte man sagen: Für ihn ist die 'Ekstase beim Drehen' wichtiger als der fertige Film, der mehr ein Abfallprodukt ist.
Gruß, kogenta
PS: Hat zufällig jemand seinen Jules-Verne-Film 'Kapitän mit 15 Jahren', den habe ich noch nie gesehen.
Zitat von kogenta im Beitrag #16 Ob Franco wirklich ein Dilettant ist oder das aufgrund anderer Prioritäten gar mutwillig so macht (wie etwa Herbert Achternbusch), ist auch nicht ganz klar. Wenn man nicht die kompletten Filme über sich ergehen lässt, sondern nur einzelne Szenen ansieht, stellt sich das nämlich - zumindest bei seinen Filmen um 1970 herum - manchmal doch anders dar.
Genau deshalb mag ich seine Filme, glaub ich, wegen dieser Ambivalenz, die man letztlich nie wird auflösen können. Die Quintessenz des Franco'schen Stils ist für mich die berüchtigte "Zeitlupen"-Szene aus FRAUENGEFÄNGNIS (1976) - ist das nun Absicht oder Schludrigkeit?
Ich glaube aber tatsächlich, dass Franco Filme gemacht hat um des Filmens wegen (nicht: des Films wegen, wie manche "Kunstfilmer"). Der Prozess des Filmemachens war ihm wohl wichtiger als das Endresultat. Wenn ich mich recht erinnere, hat er mal auf die Frage, warum er nie (oder nicht öfter?) Western gemacht hat, geantwortet, er würde Western zu sehr lieben, um sich an ihnen auszutoben.
Jedenfalls: ein sehr interessaner Filmemacher mit überwiegend interessanten Filmen - für diejenigen, die sich daran erfreuen können.